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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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Hat jene Voraussetzung die Erfahrung auf
ihrer Seite? Man wird die Antwort auf diese
Frage im folgenden Buche finden. Es wird dort
gezeigt werden, das der lebende Körper das
Vermögen besitzt, Wärme, und mit Einem Wor-
te, die formellen Bedingungen seines Lebens bis
auf einen gewissen Grad selber zu erzeugen.

§. 8.

Jenes unaufhörliche Wirken und Gegenwir-
ken der Reitze, jene beständige Herabstimmung
und Erhöhung der Receptivität ist nicht ohne
einen beständigen Wechsel der Stoffe möglich,
woraus der lebende Körper zusammengesetzt ist.
Alles Leben besteht also in beständigen Zerset-
zungen und Zusammensetzungen; alles Leben-
dige ist ein unaufhörlich erlöschendes, und un-
aufhörlich sich wieder entzündendes Meteor.
Etwas muss aber allerdings in diesem beständi-
gen Wechsel bleibend seyn: denn wodurch wür-
de der lebende Organismus sonst bestimmt, in
derselben Gestalt, worin er unterging, sich wie-
der zu erneuern? Jenes Bleibende ist nun ohne
Zweifel kein anderes, als dasjenige Organ, wo-
durch die einzelnen Theile des lebenden Körpers
zu einem einzigen Ganzen verbunden werden,
als das Organ der Sympathie. Doch absolut un-
veränderlich kann dieser Theil eben so wenig,

wie
P p 3

Hat jene Voraussetzung die Erfahrung auf
ihrer Seite? Man wird die Antwort auf diese
Frage im folgenden Buche finden. Es wird dort
gezeigt werden, das der lebende Körper das
Vermögen besitzt, Wärme, und mit Einem Wor-
te, die formellen Bedingungen seines Lebens bis
auf einen gewissen Grad selber zu erzeugen.

§. 8.

Jenes unaufhörliche Wirken und Gegenwir-
ken der Reitze, jene beständige Herabstimmung
und Erhöhung der Receptivität ist nicht ohne
einen beständigen Wechsel der Stoffe möglich,
woraus der lebende Körper zusammengesetzt ist.
Alles Leben besteht also in beständigen Zerset-
zungen und Zusammensetzungen; alles Leben-
dige ist ein unaufhörlich erlöschendes, und un-
aufhörlich sich wieder entzündendes Meteor.
Etwas muſs aber allerdings in diesem beständi-
gen Wechsel bleibend seyn: denn wodurch wür-
de der lebende Organismus sonst bestimmt, in
derselben Gestalt, worin er unterging, sich wie-
der zu erneuern? Jenes Bleibende ist nun ohne
Zweifel kein anderes, als dasjenige Organ, wo-
durch die einzelnen Theile des lebenden Körpers
zu einem einzigen Ganzen verbunden werden,
als das Organ der Sympathie. Doch absolut un-
veränderlich kann dieser Theil eben so wenig,

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[591/0601] Hat jene Voraussetzung die Erfahrung auf ihrer Seite? Man wird die Antwort auf diese Frage im folgenden Buche finden. Es wird dort gezeigt werden, das der lebende Körper das Vermögen besitzt, Wärme, und mit Einem Wor- te, die formellen Bedingungen seines Lebens bis auf einen gewissen Grad selber zu erzeugen. §. 8. Jenes unaufhörliche Wirken und Gegenwir- ken der Reitze, jene beständige Herabstimmung und Erhöhung der Receptivität ist nicht ohne einen beständigen Wechsel der Stoffe möglich, woraus der lebende Körper zusammengesetzt ist. Alles Leben besteht also in beständigen Zerset- zungen und Zusammensetzungen; alles Leben- dige ist ein unaufhörlich erlöschendes, und un- aufhörlich sich wieder entzündendes Meteor. Etwas muſs aber allerdings in diesem beständi- gen Wechsel bleibend seyn: denn wodurch wür- de der lebende Organismus sonst bestimmt, in derselben Gestalt, worin er unterging, sich wie- der zu erneuern? Jenes Bleibende ist nun ohne Zweifel kein anderes, als dasjenige Organ, wo- durch die einzelnen Theile des lebenden Körpers zu einem einzigen Ganzen verbunden werden, als das Organ der Sympathie. Doch absolut un- veränderlich kann dieser Theil eben so wenig, wie P p 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/601>, abgerufen am 29.03.2024.