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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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zu ihnen gehenden Arterien und Venen. Bey ei-
nigen sind jene diesen gleich, bey andern aber
weit kleiner als diese, Bey den letztern scheint
die Absorbtion des Nahrungssafts vorzüglich durch
die Venen, bey den erstern hingegen durch die
einsaugenden Gefässe zu geschehen.

Eine Frage lässt sich aber noch aufwerfen,
nehmlich aus welchen Theilen jene Organe die
zu assimilirenden Säfte erhalten? In Betreff der
Milz ist diese Frage schon oben beantwortet. Bey
den übrigen fehlt es an Versuchen. Doch ist so
viel einleuchtend, dass die Schilddrüse und die
Thymus gerade an den Stellen liegen, wo sich
das Zellgewebe der obern Extremitäten mit dem
des Kopfs und des Halses verbindet, und wo
der Zusammenfluss aller, durch die Hautabsor-
btion in dasselbe gelangten Säfte statt finden
muss. Die Schilddrüse hat ausserdem eine solche
Lage, dass ihr alle Flüssigkeit, die sich in den
Ventrikeln des Kehlkopfs beym Athemholen sam-
melt, auf dem kürzesten Wege zugeführt wer-
den kann. Es ist auch noch nicht ausgemacht,
ob es nicht, wie viele der vorzüglichsten unter
den ältern Anatomen gefunden zu haben glaub-
ten o), und wie noch in neuern Zeiten Uttini p)

behaup-
o) Haller l. c. T. III. L. 9. S. 1. §. 22. p. 398.
p) Commentar. Bononiens. T. VII. p. 27.

zu ihnen gehenden Arterien und Venen. Bey ei-
nigen sind jene diesen gleich, bey andern aber
weit kleiner als diese, Bey den letztern scheint
die Absorbtion des Nahrungssafts vorzüglich durch
die Venen, bey den erstern hingegen durch die
einsaugenden Gefäſse zu geschehen.

Eine Frage läſst sich aber noch aufwerfen,
nehmlich aus welchen Theilen jene Organe die
zu assimilirenden Säfte erhalten? In Betreff der
Milz ist diese Frage schon oben beantwortet. Bey
den übrigen fehlt es an Versuchen. Doch ist so
viel einleuchtend, daſs die Schilddrüse und die
Thymus gerade an den Stellen liegen, wo sich
das Zellgewebe der obern Extremitäten mit dem
des Kopfs und des Halses verbindet, und wo
der Zusammenfluſs aller, durch die Hautabsor-
btion in dasselbe gelangten Säfte statt finden
muſs. Die Schilddrüse hat ausserdem eine solche
Lage, daſs ihr alle Flüssigkeit, die sich in den
Ventrikeln des Kehlkopfs beym Athemholen sam-
melt, auf dem kürzesten Wege zugeführt wer-
den kann. Es ist auch noch nicht ausgemacht,
ob es nicht, wie viele der vorzüglichsten unter
den ältern Anatomen gefunden zu haben glaub-
ten o), und wie noch in neuern Zeiten Uttini p)

behaup-
o) Haller l. c. T. III. L. 9. S. 1. §. 22. p. 398.
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[544/0560] zu ihnen gehenden Arterien und Venen. Bey ei- nigen sind jene diesen gleich, bey andern aber weit kleiner als diese, Bey den letztern scheint die Absorbtion des Nahrungssafts vorzüglich durch die Venen, bey den erstern hingegen durch die einsaugenden Gefäſse zu geschehen. Eine Frage läſst sich aber noch aufwerfen, nehmlich aus welchen Theilen jene Organe die zu assimilirenden Säfte erhalten? In Betreff der Milz ist diese Frage schon oben beantwortet. Bey den übrigen fehlt es an Versuchen. Doch ist so viel einleuchtend, daſs die Schilddrüse und die Thymus gerade an den Stellen liegen, wo sich das Zellgewebe der obern Extremitäten mit dem des Kopfs und des Halses verbindet, und wo der Zusammenfluſs aller, durch die Hautabsor- btion in dasselbe gelangten Säfte statt finden muſs. Die Schilddrüse hat ausserdem eine solche Lage, daſs ihr alle Flüssigkeit, die sich in den Ventrikeln des Kehlkopfs beym Athemholen sam- melt, auf dem kürzesten Wege zugeführt wer- den kann. Es ist auch noch nicht ausgemacht, ob es nicht, wie viele der vorzüglichsten unter den ältern Anatomen gefunden zu haben glaub- ten o), und wie noch in neuern Zeiten Uttini p) behaup- o) Haller l. c. T. III. L. 9. S. 1. §. 22. p. 398. p) Commentar. Bononiens. T. VII. p. 27.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/560>, abgerufen am 29.03.2024.