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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Cav
Zierlichkeit und Reinlichkeit einem
Staats-Manne eine nicht geringe
Zierde: Daß er aber eben Cicero-
nianisch Latein schreiben müsse, ist
nicht nöthig, genug wenn er seine
Gedancken zierlich, nett und deut-
lich auszudrucken weiß, und sich
vor Soloecismis, Barbarismis und
Germanismis hütet. Die Fran-
tzösische und Jtalienische Spra-
chen, als die gewöhnliche Hof-
Sprachen an den mehresten Höfen
in Deutschland, sind einem Cava-
lier
gleichfalls unentbehrlich, zu-
mal da auch in der Frantzösischen
die schönsten und gelehrtesten Bü-
cher geschrieben sind. Hat er Zeit
und Gelegenheit die übrigen Spra-
chen der gesitteten Europäer zu er-
lernen, so ist solche nicht zu ver-
säumen; doch wird ein ieder hier-
bey auf seine eigene Umstände se-
hen. Und da er in ausländischen
Sprachen versiret seyn soll, so ver-
stehet sich von selbsten dabey, daß
er vor allen Dingen seine Mutter-
Sprache vollkommen in seiner
Gewalt haben müsse. Von der
Griechischen und Ebräischen Spra-
che, darinnen Gottes Wort ur-
sprünglich geschrieben ist, haben
wir hier nichts zu erinnern, weil
wir vermuthen, er werde als ein
Christ auch in denen Sprachen,
deren sich der Heilige Geist bedie-
net, nicht unerfahren seyn wollen.
Ob dem, der cavalierement studi-
ren will, die Philosophie, und de-
ren Theile die Logic oder Ver-
nunft-Kunst, die Oratorie oder
Beredtsamkeit, das jus Naturae,
die Ethic, Moral, Physic, Poli-
tic &c.
die Mathesis, die Rechte,
als das jus civile, Publicum, Feu-
dale, Ecclesiasticum &c.
nöthig
seyn, davon wird unter iedem Arti-
ekel gedacht werden.

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Cav
Cavalierement tantzen,

Heisset, wenn ein Cavalier nach
allen Tantz-Regeln sauber und
sehr wohl tantzet, und zwar so
naturellement, daß es scheinet, als
hätte er es nicht gelernet, sondern
sey ihm als eine noble Operation
von dem adelichen Geblüte gleich-
sam angebohren. Cavalierement
tantzen ist die höchste Vollkommen-
heit im Tantzen, und kan ein
Tantzmeister in der Execution nicht
höher steigen, als daß er seine
Dinge cavalierement machet, das
ist, Regelrecht, als wäre es ihm
angebohren. Da die Ritterlichen
Exercitia hauptsächlich für die
Noblesse und Standes-Personen
erfunden sind, um sie von andern
zu distinguiren: So können die
Actiones dessen, welcher den Vor-
zug vor andern haben soll und
auch haben will, nicht schlechter
und übler reguliret seyn, als ande-
rer Leute ihre.

Cavalquet,

Jst eine gewisse Art, die Trom-
peten im Kriege zu blasen, wenn
eine Armee sich einer Stadt nahet,
oder in selbige hinein marschiret.

Cavata,

Deren Beschreibung ist aus dem
Herrn Mattheson in dem Musica-
lischen Lexico also abgefasset:
Cavata ist ein Adjectivum, das pro
Substantivo,
mit Auslassung des-
selben, gesetzt wird, und heisset: 1)
Wenn eines weitläuftigen Reci-
tativs gantzer Jnhalt gemeiniglich
am Ende in gar wenig Worten
gleichsam concentriret, und derge-
stalt heraus geholet wird, daß es
(um einen Unterschied zu machen)
nöthig, solche sententiösen Worte
nach dem Tact und arioso zu se-

tzen.

[Spaltenumbruch]

Cav
Zierlichkeit und Reinlichkeit einem
Staats-Manne eine nicht geringe
Zierde: Daß er aber eben Cicero-
nianiſch Latein ſchreiben muͤſſe, iſt
nicht noͤthig, genug wenn er ſeine
Gedancken zierlich, nett und deut-
lich auszudrucken weiß, und ſich
vor Solœciſmis, Barbariſmis und
Germaniſmis huͤtet. Die Fran-
tzoͤſiſche und Jtalieniſche Spra-
chen, als die gewoͤhnliche Hof-
Sprachen an den mehreſten Hoͤfen
in Deutſchland, ſind einem Cava-
lier
gleichfalls unentbehrlich, zu-
mal da auch in der Frantzoͤſiſchen
die ſchoͤnſten und gelehrteſten Buͤ-
cher geſchrieben ſind. Hat er Zeit
und Gelegenheit die uͤbrigen Spra-
chen der geſitteten Europaͤer zu er-
lernen, ſo iſt ſolche nicht zu ver-
ſaͤumen; doch wird ein ieder hier-
bey auf ſeine eigene Umſtaͤnde ſe-
hen. Und da er in auslaͤndiſchen
Sprachen verſiret ſeyn ſoll, ſo ver-
ſtehet ſich von ſelbſten dabey, daß
er vor allen Dingen ſeine Mutter-
Sprache vollkommen in ſeiner
Gewalt haben muͤſſe. Von der
Griechiſchen und Ebraͤiſchen Spra-
che, darinnen Gottes Wort ur-
ſpruͤnglich geſchrieben iſt, haben
wir hier nichts zu erinnern, weil
wir vermuthen, er werde als ein
Chriſt auch in denen Sprachen,
deren ſich der Heilige Geiſt bedie-
net, nicht unerfahren ſeyn wollen.
Ob dem, der cavalierement ſtudi-
ren will, die Philoſophie, und de-
ren Theile die Logic oder Ver-
nunft-Kunſt, die Oratorie oder
Beredtſamkeit, das jus Naturæ,
die Ethic, Moral, Phyſic, Poli-
tic &c.
die Matheſis, die Rechte,
als das jus civile, Publicum, Feu-
dale, Eccleſiaſticum &c.
noͤthig
ſeyn, davon wird unter iedem Arti-
ekel gedacht werden.

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Cav
Cavalierement tantzen,

Heiſſet, wenn ein Cavalier nach
allen Tantz-Regeln ſauber und
ſehr wohl tantzet, und zwar ſo
naturellement, daß es ſcheinet, als
haͤtte er es nicht gelernet, ſondern
ſey ihm als eine noble Operation
von dem adelichen Gebluͤte gleich-
ſam angebohren. Cavalierement
tantzen iſt die hoͤchſte Vollkommen-
heit im Tantzen, und kan ein
Tantzmeiſter in der Execution nicht
hoͤher ſteigen, als daß er ſeine
Dinge cavalierement machet, das
iſt, Regelrecht, als waͤre es ihm
angebohren. Da die Ritterlichen
Exercitia hauptſaͤchlich fuͤr die
Nobleſſe und Standes-Perſonen
erfunden ſind, um ſie von andern
zu diſtinguiren: So koͤnnen die
Actiones deſſen, welcher den Vor-
zug vor andern haben ſoll und
auch haben will, nicht ſchlechter
und uͤbler reguliret ſeyn, als ande-
rer Leute ihre.

Cavalquet,

Jſt eine gewiſſe Art, die Trom-
peten im Kriege zu blaſen, wenn
eine Armee ſich einer Stadt nahet,
oder in ſelbige hinein marſchiret.

Cavata,

Deren Beſchreibung iſt aus dem
Herrn Mattheſon in dem Muſica-
liſchen Lexico alſo abgefaſſet:
Cavata iſt ein Adjectivum, das pro
Subſtantivo,
mit Auslaſſung deſ-
ſelben, geſetzt wird, und heiſſet: 1)
Wenn eines weitlaͤuftigen Reci-
tativs gantzer Jnhalt gemeiniglich
am Ende in gar wenig Worten
gleichſam concentriret, und derge-
ſtalt heraus geholet wird, daß es
(um einen Unterſchied zu machen)
noͤthig, ſolche ſententioͤſen Worte
nach dem Tact und arioſo zu ſe-

tzen.
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[0174] Cav Cav Zierlichkeit und Reinlichkeit einem Staats-Manne eine nicht geringe Zierde: Daß er aber eben Cicero- nianiſch Latein ſchreiben muͤſſe, iſt nicht noͤthig, genug wenn er ſeine Gedancken zierlich, nett und deut- lich auszudrucken weiß, und ſich vor Solœciſmis, Barbariſmis und Germaniſmis huͤtet. Die Fran- tzoͤſiſche und Jtalieniſche Spra- chen, als die gewoͤhnliche Hof- Sprachen an den mehreſten Hoͤfen in Deutſchland, ſind einem Cava- lier gleichfalls unentbehrlich, zu- mal da auch in der Frantzoͤſiſchen die ſchoͤnſten und gelehrteſten Buͤ- cher geſchrieben ſind. Hat er Zeit und Gelegenheit die uͤbrigen Spra- chen der geſitteten Europaͤer zu er- lernen, ſo iſt ſolche nicht zu ver- ſaͤumen; doch wird ein ieder hier- bey auf ſeine eigene Umſtaͤnde ſe- hen. Und da er in auslaͤndiſchen Sprachen verſiret ſeyn ſoll, ſo ver- ſtehet ſich von ſelbſten dabey, daß er vor allen Dingen ſeine Mutter- Sprache vollkommen in ſeiner Gewalt haben muͤſſe. Von der Griechiſchen und Ebraͤiſchen Spra- che, darinnen Gottes Wort ur- ſpruͤnglich geſchrieben iſt, haben wir hier nichts zu erinnern, weil wir vermuthen, er werde als ein Chriſt auch in denen Sprachen, deren ſich der Heilige Geiſt bedie- net, nicht unerfahren ſeyn wollen. Ob dem, der cavalierement ſtudi- ren will, die Philoſophie, und de- ren Theile die Logic oder Ver- nunft-Kunſt, die Oratorie oder Beredtſamkeit, das jus Naturæ, die Ethic, Moral, Phyſic, Poli- tic &c. die Matheſis, die Rechte, als das jus civile, Publicum, Feu- dale, Eccleſiaſticum &c. noͤthig ſeyn, davon wird unter iedem Arti- ekel gedacht werden. Cavalierement tantzen, Heiſſet, wenn ein Cavalier nach allen Tantz-Regeln ſauber und ſehr wohl tantzet, und zwar ſo naturellement, daß es ſcheinet, als haͤtte er es nicht gelernet, ſondern ſey ihm als eine noble Operation von dem adelichen Gebluͤte gleich- ſam angebohren. Cavalierement tantzen iſt die hoͤchſte Vollkommen- heit im Tantzen, und kan ein Tantzmeiſter in der Execution nicht hoͤher ſteigen, als daß er ſeine Dinge cavalierement machet, das iſt, Regelrecht, als waͤre es ihm angebohren. Da die Ritterlichen Exercitia hauptſaͤchlich fuͤr die Nobleſſe und Standes-Perſonen erfunden ſind, um ſie von andern zu diſtinguiren: So koͤnnen die Actiones deſſen, welcher den Vor- zug vor andern haben ſoll und auch haben will, nicht ſchlechter und uͤbler reguliret ſeyn, als ande- rer Leute ihre. Cavalquet, Jſt eine gewiſſe Art, die Trom- peten im Kriege zu blaſen, wenn eine Armee ſich einer Stadt nahet, oder in ſelbige hinein marſchiret. Cavata, Deren Beſchreibung iſt aus dem Herrn Mattheſon in dem Muſica- liſchen Lexico alſo abgefaſſet: Cavata iſt ein Adjectivum, das pro Subſtantivo, mit Auslaſſung deſ- ſelben, geſetzt wird, und heiſſet: 1) Wenn eines weitlaͤuftigen Reci- tativs gantzer Jnhalt gemeiniglich am Ende in gar wenig Worten gleichſam concentriret, und derge- ſtalt heraus geholet wird, daß es (um einen Unterſchied zu machen) noͤthig, ſolche ſententioͤſen Worte nach dem Tact und arioſo zu ſe- tzen.

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/174>, abgerufen am 29.03.2024.