Bedeutet eine mit 3 Saiten be- zogene und Qvintenweise gestimm- te Violin, womit man ehemals nebst einer kleine Paucke Braut und Bräutigam zur Kirchen be- gleitet. Jnsgemein verstehet man eine Leyer oder Bauern-Geige darunter.
Ricercare,
Mit Fleiß suchen, untersuchen, ob z. E. ein Jnstrument gestim- met sey.
Ricercata,
Eine Praeludien- oder Fantaisie- Art, so auf der Orgel, Clavicym- bel, Theorbe etc. gespielet wird, wobey es scheinet, ob suche der Componist die Harmonischen Gänge oder Entwürfe, die er her- nach in den einzurichtenden Piecen anwenden wolle: Und solches ge- schehe ordentlicher Weise ex tem- pose und ohne Vorbereitung, er- fodert demnach einen starcken ha- bitum.
Ride, la Peau ride,
Heißt runtzelichte Haut, welche sich befindet an einem alten Pfer- de auf beyden Seiten der Kinn- backen; wenn nun solche Haut angezogen wird, und lange run- tzelicht bleibet, bis es sich wieder verziehet und eben wird, so ist es ein gewiß Zeichen eines hohen Alters.
Ridicule,
Jst ein fingirter Nahme eines Marstalls-Pferds, welches im- mer allart und gewohnt starck zu wiehern und gleichsam zu lachen, so auch von Beschellern öffters geschieht.
[Spaltenumbruch]
Rig
Riga,
Heißt bey den Jtalienern eine Horizontal-Linie, worauf man die musicalischen Noten schrei- bet.
Rigabellum,
War bey den Jtalienern ein in Kirchen gebräuchliches musicali- sches Jnstrument, ehe die Orgeln bekandt worden.
Rigaudon,
Ein aus gerader Mensur und 3 oder 4 Reprisen bestehender lu- stiger Tantz, welcher im Aufschlag anhebt, und dessen 3te Reprise gantz kurtz und spashaft zu seyn pfleget, auch gleichsam eine Pa- renthesin vorstellen muß, als ob dieser Absatz gar nicht zum Haupt- Vortrage gehöre, sondern nur so ohngefehr darzwischen komme; weßwegen er auch die Tieffe des Klanges und keinen rechten Schluß liebet, damit das folgen- de desto frischer ins Gehör falle. Er wird nicht nur zum Tantzen, sondern auch zum Spielen und Singen gebraucht. Seine Me- lodie ist die artigste unter allen, und bestehet in einem angenehmen und etwas tändelnden Schertze. Von den Jtalienern wird er oft zu Schluß-Chören in Dramati- schen Sachen; von den Frantzo- sen aber zu absonderlichen Oden und ergötzlichen Arietten ge- braucht. Diese Tantz-Melodie hieß ehemals bey den Jtalienern nur Rigo, welches einen Fluß oder Strom bedeutet, und ist bey den Seeleuten nicht fremde. Der Rigaudon kömmt, wie Ri- chelet meldet, aus der Provence her. Er ist ein Zwitter, aus der Gavote und Bourree zusammen-
gesetzt,
[Spaltenumbruch]
Rib
Ribeca, Rebec,
Bedeutet eine mit 3 Saiten be- zogene und Qvintenweiſe geſtimm- te Violin, womit man ehemals nebſt einer kleine Paucke Braut und Braͤutigam zur Kirchen be- gleitet. Jnsgemein verſtehet man eine Leyer oder Bauern-Geige darunter.
Ricercare,
Mit Fleiß ſuchen, unterſuchen, ob z. E. ein Jnſtrument geſtim- met ſey.
Ricercata,
Eine Præludien- oder Fantaiſie- Art, ſo auf der Orgel, Clavicym- bel, Theorbe ꝛc. geſpielet wird, wobey es ſcheinet, ob ſuche der Componiſt die Harmoniſchen Gaͤnge oder Entwuͤrfe, die er her- nach in den einzurichtenden Piecen anwenden wolle: Und ſolches ge- ſchehe ordentlicher Weiſe ex tem- poſe und ohne Vorbereitung, er- fodert demnach einen ſtarcken ha- bitum.
Ride, la Peau ride,
Heißt runtzelichte Haut, welche ſich befindet an einem alten Pfer- de auf beyden Seiten der Kinn- backen; wenn nun ſolche Haut angezogen wird, und lange run- tzelicht bleibet, bis es ſich wieder verziehet und eben wird, ſo iſt es ein gewiß Zeichen eines hohen Alters.
Ridicule,
Jſt ein fingirter Nahme eines Marſtalls-Pferds, welches im- mer allart und gewohnt ſtarck zu wiehern und gleichſam zu lachen, ſo auch von Beſchellern oͤffters geſchieht.
[Spaltenumbruch]
Rig
Riga,
Heißt bey den Jtalienern eine Horizontal-Linie, worauf man die muſicaliſchen Noten ſchrei- bet.
Rigabellum,
War bey den Jtalienern ein in Kirchen gebraͤuchliches muſicali- ſches Jnſtrument, ehe die Orgeln bekandt worden.
Rigaudon,
Ein aus gerader Menſur und 3 oder 4 Repriſen beſtehender lu- ſtiger Tantz, welcher im Aufſchlag anhebt, und deſſen 3te Repriſe gantz kurtz und ſpashaft zu ſeyn pfleget, auch gleichſam eine Pa- rentheſin vorſtellen muß, als ob dieſer Abſatz gar nicht zum Haupt- Vortrage gehoͤre, ſondern nur ſo ohngefehr darzwiſchen komme; weßwegen er auch die Tieffe des Klanges und keinen rechten Schluß liebet, damit das folgen- de deſto friſcher ins Gehoͤr falle. Er wird nicht nur zum Tantzen, ſondern auch zum Spielen und Singen gebraucht. Seine Me- lodie iſt die artigſte unter allen, und beſtehet in einem angenehmen und etwas taͤndelnden Schertze. Von den Jtalienern wird er oft zu Schluß-Choͤren in Dramati- ſchen Sachen; von den Frantzo- ſen aber zu abſonderlichen Oden und ergoͤtzlichen Arietten ge- braucht. Dieſe Tantz-Melodie hieß ehemals bey den Jtalienern nur Rigo, welches einen Fluß oder Strom bedeutet, und iſt bey den Seeleuten nicht fremde. Der Rigaudon koͤmmt, wie Ri- chelet meldet, aus der Provence her. Er iſt ein Zwitter, aus der Gavote und Bourrée zuſammen-
geſetzt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0994"/><cbn="1947"/></div><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Rib</hi></hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ribeca, Rebec,</hi></hi></head><lb/><p>Bedeutet eine mit 3 Saiten be-<lb/>
zogene und Qvintenweiſe geſtimm-<lb/>
te Violin, womit man ehemals<lb/>
nebſt einer kleine Paucke Braut<lb/>
und Braͤutigam zur Kirchen be-<lb/>
gleitet. Jnsgemein verſtehet man<lb/>
eine Leyer oder Bauern-Geige<lb/>
darunter.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ricercare,</hi></hi></head><lb/><p>Mit Fleiß ſuchen, unterſuchen,<lb/>
ob z. E. ein Jnſtrument geſtim-<lb/>
met ſey.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ricercata,</hi></hi></head><lb/><p>Eine <hirendition="#aq">Præludien</hi>- oder <hirendition="#aq">Fantaiſie</hi>-<lb/>
Art, ſo auf der Orgel, Clavicym-<lb/>
bel, Theorbe ꝛc. geſpielet wird,<lb/>
wobey es ſcheinet, ob ſuche der<lb/>
Componiſt die Harmoniſchen<lb/>
Gaͤnge oder Entwuͤrfe, die er her-<lb/>
nach in den einzurichtenden <hirendition="#aq">Piec</hi>en<lb/>
anwenden wolle: Und ſolches ge-<lb/>ſchehe ordentlicher Weiſe <hirendition="#aq">ex tem-<lb/>
poſe</hi> und ohne Vorbereitung, er-<lb/>
fodert demnach einen ſtarcken <hirendition="#aq">ha-<lb/>
bitum.</hi></p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ride, la Peau ride,</hi></hi></head><lb/><p>Heißt runtzelichte Haut, welche<lb/>ſich befindet an einem alten Pfer-<lb/>
de auf beyden Seiten der Kinn-<lb/>
backen; wenn nun ſolche Haut<lb/>
angezogen wird, und lange run-<lb/>
tzelicht bleibet, bis es ſich wieder<lb/>
verziehet und eben wird, ſo iſt es<lb/>
ein gewiß Zeichen eines hohen<lb/>
Alters.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ridicule,</hi></hi></head><lb/><p>Jſt ein <hirendition="#aq">fingi</hi>rter Nahme eines<lb/>
Marſtalls-Pferds, welches im-<lb/>
mer allart und gewohnt ſtarck zu<lb/>
wiehern und gleichſam zu lachen,<lb/>ſo auch von Beſchellern oͤffters<lb/>
geſchieht.</p><lb/><cbn="1948"/></div><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Rig</hi></hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Riga,</hi></hi></head><lb/><p>Heißt bey den Jtalienern eine<lb/>
Horizontal-Linie, worauf man<lb/>
die muſicaliſchen Noten ſchrei-<lb/>
bet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Rigabellum,</hi></hi></head><lb/><p>War bey den Jtalienern ein in<lb/>
Kirchen gebraͤuchliches muſicali-<lb/>ſches Jnſtrument, ehe die Orgeln<lb/>
bekandt worden.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Rigaudon,</hi></hi></head><lb/><p>Ein aus gerader Menſur und<lb/>
3 oder 4 Repriſen beſtehender lu-<lb/>ſtiger Tantz, welcher im Aufſchlag<lb/>
anhebt, und deſſen 3te Repriſe<lb/>
gantz kurtz und ſpashaft zu ſeyn<lb/>
pfleget, auch gleichſam eine <hirendition="#aq">Pa-<lb/>
rentheſin</hi> vorſtellen muß, als ob<lb/>
dieſer Abſatz gar nicht zum Haupt-<lb/>
Vortrage gehoͤre, ſondern nur ſo<lb/>
ohngefehr darzwiſchen komme;<lb/>
weßwegen er auch die Tieffe des<lb/>
Klanges und keinen rechten<lb/>
Schluß liebet, damit das folgen-<lb/>
de deſto friſcher ins Gehoͤr falle.<lb/>
Er wird nicht nur zum Tantzen,<lb/>ſondern auch zum Spielen und<lb/>
Singen gebraucht. Seine Me-<lb/>
lodie iſt die artigſte unter allen,<lb/>
und beſtehet in einem angenehmen<lb/>
und etwas taͤndelnden Schertze.<lb/>
Von den Jtalienern wird er oft<lb/>
zu Schluß-Choͤren in Dramati-<lb/>ſchen Sachen; von den Frantzo-<lb/>ſen aber zu abſonderlichen Oden<lb/>
und ergoͤtzlichen Arietten ge-<lb/>
braucht. Dieſe Tantz-Melodie<lb/>
hieß ehemals bey den Jtalienern<lb/>
nur <hirendition="#aq">Rigo,</hi> welches einen Fluß<lb/>
oder Strom bedeutet, und iſt<lb/>
bey den Seeleuten nicht fremde.<lb/>
Der <hirendition="#aq">Rigaudon</hi> koͤmmt, wie <hirendition="#aq">Ri-<lb/>
chelet</hi> meldet, aus der <hirendition="#aq">Provence</hi><lb/>
her. Er iſt ein Zwitter, aus der<lb/><hirendition="#aq">Gavote</hi> und <hirendition="#aq">Bourrée</hi> zuſammen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">geſetzt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[0994]
Rib
Rig
Ribeca, Rebec,
Bedeutet eine mit 3 Saiten be-
zogene und Qvintenweiſe geſtimm-
te Violin, womit man ehemals
nebſt einer kleine Paucke Braut
und Braͤutigam zur Kirchen be-
gleitet. Jnsgemein verſtehet man
eine Leyer oder Bauern-Geige
darunter.
Ricercare,
Mit Fleiß ſuchen, unterſuchen,
ob z. E. ein Jnſtrument geſtim-
met ſey.
Ricercata,
Eine Præludien- oder Fantaiſie-
Art, ſo auf der Orgel, Clavicym-
bel, Theorbe ꝛc. geſpielet wird,
wobey es ſcheinet, ob ſuche der
Componiſt die Harmoniſchen
Gaͤnge oder Entwuͤrfe, die er her-
nach in den einzurichtenden Piecen
anwenden wolle: Und ſolches ge-
ſchehe ordentlicher Weiſe ex tem-
poſe und ohne Vorbereitung, er-
fodert demnach einen ſtarcken ha-
bitum.
Ride, la Peau ride,
Heißt runtzelichte Haut, welche
ſich befindet an einem alten Pfer-
de auf beyden Seiten der Kinn-
backen; wenn nun ſolche Haut
angezogen wird, und lange run-
tzelicht bleibet, bis es ſich wieder
verziehet und eben wird, ſo iſt es
ein gewiß Zeichen eines hohen
Alters.
Ridicule,
Jſt ein fingirter Nahme eines
Marſtalls-Pferds, welches im-
mer allart und gewohnt ſtarck zu
wiehern und gleichſam zu lachen,
ſo auch von Beſchellern oͤffters
geſchieht.
Riga,
Heißt bey den Jtalienern eine
Horizontal-Linie, worauf man
die muſicaliſchen Noten ſchrei-
bet.
Rigabellum,
War bey den Jtalienern ein in
Kirchen gebraͤuchliches muſicali-
ſches Jnſtrument, ehe die Orgeln
bekandt worden.
Rigaudon,
Ein aus gerader Menſur und
3 oder 4 Repriſen beſtehender lu-
ſtiger Tantz, welcher im Aufſchlag
anhebt, und deſſen 3te Repriſe
gantz kurtz und ſpashaft zu ſeyn
pfleget, auch gleichſam eine Pa-
rentheſin vorſtellen muß, als ob
dieſer Abſatz gar nicht zum Haupt-
Vortrage gehoͤre, ſondern nur ſo
ohngefehr darzwiſchen komme;
weßwegen er auch die Tieffe des
Klanges und keinen rechten
Schluß liebet, damit das folgen-
de deſto friſcher ins Gehoͤr falle.
Er wird nicht nur zum Tantzen,
ſondern auch zum Spielen und
Singen gebraucht. Seine Me-
lodie iſt die artigſte unter allen,
und beſtehet in einem angenehmen
und etwas taͤndelnden Schertze.
Von den Jtalienern wird er oft
zu Schluß-Choͤren in Dramati-
ſchen Sachen; von den Frantzo-
ſen aber zu abſonderlichen Oden
und ergoͤtzlichen Arietten ge-
braucht. Dieſe Tantz-Melodie
hieß ehemals bey den Jtalienern
nur Rigo, welches einen Fluß
oder Strom bedeutet, und iſt
bey den Seeleuten nicht fremde.
Der Rigaudon koͤmmt, wie Ri-
chelet meldet, aus der Provence
her. Er iſt ein Zwitter, aus der
Gavote und Bourrée zuſammen-
geſetzt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/994>, abgerufen am 28.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.