Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf Karl Gangloffs Tod.

(+ am 16. Mai 1814, 24 Jahre alt, zu Merklingen im
Würtembergischen, an einer Nervenkrankheit. Die nach-
stehenden Sonette beziehen sich auf die letzten Zeich-
nungen und Entwürfe des genialen jungen Künstlers
.)

1.
In dieser Zeit, so reich an schönem Sterben,
An Heldentod in frühen Jugendtagen,
Ward dir's nicht, auf dem Siegesfeld erschlagen,
Den heil'gen Eichenkranz dir zu erwerben.
Beschleichend Fieber brachte dir Verderben,
Du wurdest bei der Eltern Weheklagen
Aus deinem Heimathhause hingetragen
Zur Stätte, die nicht Blut, nur Blumen färben.
Doch nein! auch dich ergriff die Zeit des Ruhmes,
Dich drängt' es, eine Hermannsschlacht zu schaffen,
Ein sinnig Denkmal deutschen Heldenthumes.
Wohl hörtest du noch scheidend Kampfruf schallen,
Es wogt' um dich von Männern, Rossen, Waffen:
So bist du in der Hermannsschlacht gefallen.

Auf Karl Gangloffs Tod.

(† am 16. Mai 1814, 24 Jahre alt, zu Merklingen im
Würtembergiſchen, an einer Nervenkrankheit. Die nach-
ſtehenden Sonette beziehen ſich auf die letzten Zeich-
nungen und Entwürfe des genialen jungen Künſtlers
.)

1.
In dieſer Zeit, ſo reich an ſchönem Sterben,
An Heldentod in frühen Jugendtagen,
Ward dir’s nicht, auf dem Siegesfeld erſchlagen,
Den heil’gen Eichenkranz dir zu erwerben.
Beſchleichend Fieber brachte dir Verderben,
Du wurdeſt bei der Eltern Weheklagen
Aus deinem Heimathhauſe hingetragen
Zur Stätte, die nicht Blut, nur Blumen färben.
Doch nein! auch dich ergriff die Zeit des Ruhmes,
Dich drängt’ es, eine Hermannsſchlacht zu ſchaffen,
Ein ſinnig Denkmal deutſchen Heldenthumes.
Wohl hörteſt du noch ſcheidend Kampfruf ſchallen,
Es wogt’ um dich von Männern, Roſſen, Waffen:
So biſt du in der Hermannsſchlacht gefallen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0107" n="101"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Auf Karl Gangloffs Tod</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>(&#x2020; am <hi rendition="#g">16. Mai 1814, 24 Jahre alt, zu Merklingen im<lb/>
Würtembergi&#x017F;chen, an einer Nervenkrankheit. Die nach-<lb/>
&#x017F;tehenden Sonette beziehen &#x017F;ich auf die letzten Zeich-<lb/>
nungen und Entwürfe des genialen jungen Kün&#x017F;tlers</hi>.)</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>1.</head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>In die&#x017F;er Zeit, &#x017F;o reich an &#x017F;chönem Sterben,</l><lb/>
                <l>An Heldentod in frühen Jugendtagen,</l><lb/>
                <l>Ward dir&#x2019;s nicht, auf dem Siegesfeld er&#x017F;chlagen,</l><lb/>
                <l>Den heil&#x2019;gen Eichenkranz dir zu erwerben.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Be&#x017F;chleichend Fieber brachte dir Verderben,</l><lb/>
                <l>Du wurde&#x017F;t bei der Eltern Weheklagen</l><lb/>
                <l>Aus deinem Heimathhau&#x017F;e hingetragen</l><lb/>
                <l>Zur Stätte, die nicht Blut, nur Blumen färben.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Doch nein! auch dich ergriff die Zeit des Ruhmes,</l><lb/>
                <l>Dich drängt&#x2019; es, eine Hermanns&#x017F;chlacht zu &#x017F;chaffen,</l><lb/>
                <l>Ein &#x017F;innig Denkmal deut&#x017F;chen Heldenthumes.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Wohl hörte&#x017F;t du noch &#x017F;cheidend Kampfruf &#x017F;challen,</l><lb/>
                <l>Es wogt&#x2019; um dich von Männern, Ro&#x017F;&#x017F;en, Waffen:</l><lb/>
                <l>So bi&#x017F;t du in der Hermanns&#x017F;chlacht gefallen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0107] Auf Karl Gangloffs Tod. († am 16. Mai 1814, 24 Jahre alt, zu Merklingen im Würtembergiſchen, an einer Nervenkrankheit. Die nach- ſtehenden Sonette beziehen ſich auf die letzten Zeich- nungen und Entwürfe des genialen jungen Künſtlers.) 1. In dieſer Zeit, ſo reich an ſchönem Sterben, An Heldentod in frühen Jugendtagen, Ward dir’s nicht, auf dem Siegesfeld erſchlagen, Den heil’gen Eichenkranz dir zu erwerben. Beſchleichend Fieber brachte dir Verderben, Du wurdeſt bei der Eltern Weheklagen Aus deinem Heimathhauſe hingetragen Zur Stätte, die nicht Blut, nur Blumen färben. Doch nein! auch dich ergriff die Zeit des Ruhmes, Dich drängt’ es, eine Hermannsſchlacht zu ſchaffen, Ein ſinnig Denkmal deutſchen Heldenthumes. Wohl hörteſt du noch ſcheidend Kampfruf ſchallen, Es wogt’ um dich von Männern, Roſſen, Waffen: So biſt du in der Hermannsſchlacht gefallen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/107
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/107>, abgerufen am 28.03.2024.