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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Sängerliebe.

Seit der hohe Gott der Lieder
Mußt' in Liebesschmerz erbleichen,
Seit der Lorbeer seiner Schläfe
Unglücksel'ger Liebe Zeichen:
Wundert's wen daß ird'schen Sängern,
Die dasselbe Zeichen kranzet,
Selten in der Liebe Leben
Ein beglückter Stern erglänzet?
Daß sie ernst und düster blicken,
Ihre Saiten traurig tönen,
Daß von Lust sie wenig singen,
Aber viel von Schmerz und Sehnen?
Sängerliebe, tief und schmerzlich,
Laßt euch denn in ernsten Bildern
Aus den Tagen des Gesanges,
Aus der Zeit der Minne, schildern!

1. Rudello.
In den Thalen der Provence
Ist der Minnesang entsprossen,
Kind des Frühlings und der Minne,
Holder, inniger Genossen.
Blüthenglanz und süße Stimme
Konnt' an ihm den Vater zeigen,
Herzensglut und tiefes Schmachten
War ihm von der Mutter eigen.
Sängerliebe.

Seit der hohe Gott der Lieder
Mußt’ in Liebesſchmerz erbleichen,
Seit der Lorbeer ſeiner Schläfe
Unglückſel’ger Liebe Zeichen:
Wundert’s wen daß ird’ſchen Sängern,
Die daſſelbe Zeichen kranzet,
Selten in der Liebe Leben
Ein beglückter Stern erglänzet?
Daß ſie ernſt und düſter blicken,
Ihre Saiten traurig tönen,
Daß von Luſt ſie wenig ſingen,
Aber viel von Schmerz und Sehnen?
Sängerliebe, tief und ſchmerzlich,
Laßt euch denn in ernſten Bildern
Aus den Tagen des Geſanges,
Aus der Zeit der Minne, ſchildern!

1. Rudello.
In den Thalen der Provence
Iſt der Minneſang entſproſſen,
Kind des Frühlings und der Minne,
Holder, inniger Genoſſen.
Blüthenglanz und ſüße Stimme
Konnt’ an ihm den Vater zeigen,
Herzensglut und tiefes Schmachten
War ihm von der Mutter eigen.
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[239/0245] Sängerliebe. Seit der hohe Gott der Lieder Mußt’ in Liebesſchmerz erbleichen, Seit der Lorbeer ſeiner Schläfe Unglückſel’ger Liebe Zeichen: Wundert’s wen daß ird’ſchen Sängern, Die daſſelbe Zeichen kranzet, Selten in der Liebe Leben Ein beglückter Stern erglänzet? Daß ſie ernſt und düſter blicken, Ihre Saiten traurig tönen, Daß von Luſt ſie wenig ſingen, Aber viel von Schmerz und Sehnen? Sängerliebe, tief und ſchmerzlich, Laßt euch denn in ernſten Bildern Aus den Tagen des Geſanges, Aus der Zeit der Minne, ſchildern! 1. Rudello. In den Thalen der Provence Iſt der Minneſang entſproſſen, Kind des Frühlings und der Minne, Holder, inniger Genoſſen. Blüthenglanz und ſüße Stimme Konnt’ an ihm den Vater zeigen, Herzensglut und tiefes Schmachten War ihm von der Mutter eigen.

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/245>, abgerufen am 28.03.2024.