Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Roland Schildträger.

Der König Karl saß einst zu Tisch
Zu Aachen mit den Fürsten,
Man stellte Wildbrät auf und Fisch
Und ließ auch Keinen dürsten.
Viel Goldgeschirr von klarem Schein,
Manch rothen, grünen Edelstein
Sah man im Saale leuchten.
Da sprach Herr Karl, der starke Held:
"Was soll der eitle Schimmer?
Das beste Kleinod dieser Welt,
Das fehlet uns noch immer.
Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein,
Ein Riese trägt's im Schilde sein,
Tief im Ardennerwalde."
Graf Richard, Erzbischof Turpin,
Herr Heimon, Naims von Baiern,
Milon von Anglant, Graf Garin,
Die wollten da nicht feiern.
Sie haben Stahlgewand begehrt
Und hießen satteln ihre Pferd',
Zu reiten nach dem Riesen.
Roland Schildträger.

Der König Karl ſaß einſt zu Tiſch
Zu Aachen mit den Fürſten,
Man ſtellte Wildbrät auf und Fiſch
Und ließ auch Keinen dürſten.
Viel Goldgeſchirr von klarem Schein,
Manch rothen, grünen Edelſtein
Sah man im Saale leuchten.
Da ſprach Herr Karl, der ſtarke Held:
„Was ſoll der eitle Schimmer?
Das beſte Kleinod dieſer Welt,
Das fehlet uns noch immer.
Dies Kleinod, hell wie Sonnenſchein,
Ein Rieſe trägt’s im Schilde ſein,
Tief im Ardennerwalde.“
Graf Richard, Erzbiſchof Turpin,
Herr Heimon, Naims von Baiern,
Milon von Anglant, Graf Garin,
Die wollten da nicht feiern.
Sie haben Stahlgewand begehrt
Und hießen ſatteln ihre Pferd’,
Zu reiten nach dem Rieſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0305" n="299"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Roland Schildträger</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der König Karl &#x017F;aß ein&#x017F;t zu Ti&#x017F;ch</l><lb/>
              <l>Zu Aachen mit den Für&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>Man &#x017F;tellte Wildbrät auf und Fi&#x017F;ch</l><lb/>
              <l>Und ließ auch Keinen dür&#x017F;ten.</l><lb/>
              <l>Viel Goldge&#x017F;chirr von klarem Schein,</l><lb/>
              <l>Manch rothen, grünen Edel&#x017F;tein</l><lb/>
              <l>Sah man im Saale leuchten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Da &#x017F;prach Herr Karl, der &#x017F;tarke Held:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was &#x017F;oll der eitle Schimmer?</l><lb/>
              <l>Das be&#x017F;te Kleinod die&#x017F;er Welt,</l><lb/>
              <l>Das fehlet uns noch immer.</l><lb/>
              <l>Dies Kleinod, hell wie Sonnen&#x017F;chein,</l><lb/>
              <l>Ein Rie&#x017F;e trägt&#x2019;s im Schilde &#x017F;ein,</l><lb/>
              <l>Tief im Ardennerwalde.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Graf Richard, Erzbi&#x017F;chof Turpin,</l><lb/>
              <l>Herr Heimon, Naims von Baiern,</l><lb/>
              <l>Milon von Anglant, Graf Garin,</l><lb/>
              <l>Die wollten da nicht feiern.</l><lb/>
              <l>Sie haben Stahlgewand begehrt</l><lb/>
              <l>Und hießen &#x017F;atteln ihre Pferd&#x2019;,</l><lb/>
              <l>Zu reiten nach dem Rie&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0305] Roland Schildträger. Der König Karl ſaß einſt zu Tiſch Zu Aachen mit den Fürſten, Man ſtellte Wildbrät auf und Fiſch Und ließ auch Keinen dürſten. Viel Goldgeſchirr von klarem Schein, Manch rothen, grünen Edelſtein Sah man im Saale leuchten. Da ſprach Herr Karl, der ſtarke Held: „Was ſoll der eitle Schimmer? Das beſte Kleinod dieſer Welt, Das fehlet uns noch immer. Dies Kleinod, hell wie Sonnenſchein, Ein Rieſe trägt’s im Schilde ſein, Tief im Ardennerwalde.“ Graf Richard, Erzbiſchof Turpin, Herr Heimon, Naims von Baiern, Milon von Anglant, Graf Garin, Die wollten da nicht feiern. Sie haben Stahlgewand begehrt Und hießen ſatteln ihre Pferd’, Zu reiten nach dem Rieſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/305
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/305>, abgerufen am 20.04.2024.