Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Das VIII. Cap. von der Imitation.
XIV. Die Amplificationes setzet man bald ausser der
Thesi, bald stecket man sie in die Thesin. z. e.
Simile
1) expresse positum:
Gleich wie ein glatter Aal, bald aus den Händen
weichet,
So sieht man, daß das Glück auch bald vorüber strei-
chet.
2) tecte positum:
Das Glück ist nur ein Aal, so durch die Hände strei-
chet,
Drum wund're man sich nicht, wenn es von dannen
weichet.
Exemplum
1) clare positum:
Die Brüder pflegen sich nicht allemahl zu lieben,
Der Esau kunte ja den Jacob sehr betrüben.
2) occulte positum:
Wie mancher Esau stellt jetzt seinem Jacob nach,
Er neidet, hasset ihn, und schonet keiner Schmach.

Es wird unter diesen Exempeln noch eines und das an-
dere dunckel aussehen, alleine man ziehe nur die Orato-
rie
zu Rathe, so wird alles deutlich werden.

Das VIII. Capitul
Von der Imitation.
1. Was ist in diesem Capitul zu lernen?

Wir werden darinnen kürtzlich sehen, wie man an-
dern Poeten ihre Künste ablernen und nachmachen
solle.

2. Was muß ich aber bey andern Poeten zu
meiner Imitation bemercken?
Jch
J 5
Das VIII. Cap. von der Imitation.
XIV. Die Amplificationes ſetzet man bald auſſer der
Theſi, bald ſtecket man ſie in die Theſin. z. e.
Simile
1) expreſſe poſitum:
Gleich wie ein glatter Aal, bald aus den Haͤnden
weichet,
So ſieht man, daß das Gluͤck auch bald voruͤber ſtrei-
chet.
2) tecte poſitum:
Das Gluͤck iſt nur ein Aal, ſo durch die Haͤnde ſtrei-
chet,
Drum wund’re man ſich nicht, wenn es von dannen
weichet.
Exemplum
1) clare poſitum:
Die Bruͤder pflegen ſich nicht allemahl zu lieben,
Der Eſau kunte ja den Jacob ſehr betruͤben.
2) occulte poſitum:
Wie mancher Eſau ſtellt jetzt ſeinem Jacob nach,
Er neidet, haſſet ihn, und ſchonet keiner Schmach.

Es wird unter dieſen Exempeln noch eines und das an-
dere dunckel ausſehen, alleine man ziehe nur die Orato-
rie
zu Rathe, ſo wird alles deutlich werden.

Das VIII. Capitul
Von der Imitation.
1. Was iſt in dieſem Capitul zu lernen?

Wir werden darinnen kuͤrtzlich ſehen, wie man an-
dern Poëten ihre Kuͤnſte ablernen und nachmachen
ſolle.

2. Was muß ich aber bey andern Poëten zu
meiner Imitation bemercken?
Jch
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0139" n="135"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Cap. von der <hi rendition="#aq">Imitation.</hi></hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">XIV.</hi> Die <hi rendition="#aq">Amplificationes</hi> &#x017F;etzet man bald au&#x017F;&#x017F;er der<lb/><hi rendition="#aq">The&#x017F;i,</hi> bald &#x017F;tecket man &#x017F;ie in die <hi rendition="#aq">The&#x017F;in.</hi> z. e.<lb/><list><item><hi rendition="#aq">Simile</hi><list><item>1) <hi rendition="#aq">expre&#x017F;&#x017F;e po&#x017F;itum:</hi><lb/><lg type="poem"><l>Gleich wie ein glatter Aal, bald aus den Ha&#x0364;nden</l><lb/><l><hi rendition="#et">weichet,</hi></l><lb/><l>So &#x017F;ieht man, daß das Glu&#x0364;ck auch bald voru&#x0364;ber &#x017F;trei-</l><lb/><l><hi rendition="#et">chet.</hi></l></lg></item><lb/><item>2) <hi rendition="#aq">tecte po&#x017F;itum:</hi><lb/><lg type="poem"><l>Das Glu&#x0364;ck i&#x017F;t nur ein Aal, &#x017F;o durch die Ha&#x0364;nde &#x017F;trei-</l><lb/><l><hi rendition="#et">chet,</hi></l><lb/><l>Drum wund&#x2019;re man &#x017F;ich nicht, wenn es von dannen</l><lb/><l><hi rendition="#et">weichet.</hi></l></lg></item></list></item><lb/><item><hi rendition="#aq">Exemplum</hi><list><item>1) <hi rendition="#aq">clare po&#x017F;itum:</hi><lb/><lg type="poem"><l>Die Bru&#x0364;der pflegen &#x017F;ich nicht allemahl zu lieben,</l><lb/><l>Der E&#x017F;au kunte ja den Jacob &#x017F;ehr betru&#x0364;ben.</l></lg></item><lb/><item>2) <hi rendition="#aq">occulte po&#x017F;itum:</hi><lb/><lg type="poem"><l>Wie mancher E&#x017F;au &#x017F;tellt jetzt &#x017F;einem Jacob nach,</l><lb/><l>Er neidet, ha&#x017F;&#x017F;et ihn, und &#x017F;chonet keiner Schmach.</l></lg></item></list></item></list></item>
          </list><lb/>
          <p>Es wird unter die&#x017F;en Exempeln noch eines und das an-<lb/>
dere dunckel aus&#x017F;ehen, alleine man ziehe nur die <hi rendition="#aq">Orato-<lb/>
rie</hi> zu Rathe, &#x017F;o wird alles deutlich werden.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Capitul<lb/>
Von der <hi rendition="#aq">Imitation.</hi></hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">1. Was i&#x017F;t in die&#x017F;em Capitul zu lernen?</hi> </head><lb/>
          <p>Wir werden darinnen ku&#x0364;rtzlich &#x017F;ehen, wie man an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Poët</hi>en ihre Ku&#x0364;n&#x017F;te ablernen und nachmachen<lb/>
&#x017F;olle.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">2. Was muß ich aber bey andern <hi rendition="#aq">Poët</hi>en zu<lb/>
meiner <hi rendition="#aq">Imitation</hi> bemercken?</hi> </head><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0139] Das VIII. Cap. von der Imitation. XIV. Die Amplificationes ſetzet man bald auſſer der Theſi, bald ſtecket man ſie in die Theſin. z. e. Simile 1) expreſſe poſitum: Gleich wie ein glatter Aal, bald aus den Haͤnden weichet, So ſieht man, daß das Gluͤck auch bald voruͤber ſtrei- chet. 2) tecte poſitum: Das Gluͤck iſt nur ein Aal, ſo durch die Haͤnde ſtrei- chet, Drum wund’re man ſich nicht, wenn es von dannen weichet. Exemplum 1) clare poſitum: Die Bruͤder pflegen ſich nicht allemahl zu lieben, Der Eſau kunte ja den Jacob ſehr betruͤben. 2) occulte poſitum: Wie mancher Eſau ſtellt jetzt ſeinem Jacob nach, Er neidet, haſſet ihn, und ſchonet keiner Schmach. Es wird unter dieſen Exempeln noch eines und das an- dere dunckel ausſehen, alleine man ziehe nur die Orato- rie zu Rathe, ſo wird alles deutlich werden. Das VIII. Capitul Von der Imitation. 1. Was iſt in dieſem Capitul zu lernen? Wir werden darinnen kuͤrtzlich ſehen, wie man an- dern Poëten ihre Kuͤnſte ablernen und nachmachen ſolle. 2. Was muß ich aber bey andern Poëten zu meiner Imitation bemercken? Jch J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/139
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/139>, abgerufen am 18.04.2024.