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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das IV. Capitul
Doch denck ich stets bey mir,
Wer weiß, wielang' es währt,
Daß sich die Lust bey dir,
Die Noth bey mir verkehrt.
IV. Zehn Zeilen:

Also ward auf Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg
Friderici III. Geburts-Tag A. 1694. bey der Inaugura-
tion
der Hällischen Universität folgendes gemacht. vid.
Neu-eröffnetes Musen-Cabinet p. 604. und 789.

Befremdets euch, ihr schönen Himmels-Lichter,
Daß unser Volck mit tausend Lichtern geht?
Der aufgeweckte Thon? Die Freude der Gesichter?
So kommt, und ehrt mit uns des Brennus Majestät;
Treibt die Schatten weit zurücke,
Denn dergleichen Stern und Glücke
Geht den Musen selten auf:
Jst uns wohl in dreyßig Jahren
Solche Ehre, solche Gunst, solche Gnäde widerfahren,
Als in dreyer Tage Lauf?
13. Was vor Genera nehmen die Oden an?

Man kan alle gewöhnliche Genera der Verse in den
Oden anbringen, und zwar solches auf zweyerley Art,
entweder so, daß nur ein Genus in einer Strophe ist, oder
so, daß mehr, als eines, darinnen ist. Jene könte man
die ungemischten, diese aber die gemischten Oden
nennen.

14. Wie sehen denn die ungemischten
Oden aus?

Wir wollen dabey die vornehmsten Genera durch-
lauffen: Denn da haben wir

I. Jambische Oden, welche lange und kurtze Zeilen
ha-
Das IV. Capitul
Doch denck ich ſtets bey mir,
Wer weiß, wielang’ es waͤhrt,
Daß ſich die Luſt bey dir,
Die Noth bey mir verkehrt.
IV. Zehn Zeilen:

Alſo ward auf Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg
Friderici III. Geburts-Tag A. 1694. bey der Inaugura-
tion
der Haͤlliſchen Univerſitaͤt folgendes gemacht. vid.
Neu-eroͤffnetes Muſen-Cabinet p. 604. und 789.

Befremdets euch, ihr ſchoͤnen Himmels-Lichter,
Daß unſer Volck mit tauſend Lichtern geht?
Der aufgeweckte Thon? Die Freude der Geſichter?
So kommt, und ehrt mit uns des Brennus Majeſtaͤt;
Treibt die Schatten weit zuruͤcke,
Denn dergleichen Stern und Gluͤcke
Geht den Muſen ſelten auf:
Jſt uns wohl in dreyßig Jahren
Solche Ehre, ſolche Gunſt, ſolche Gnaͤde widerfahren,
Als in dreyer Tage Lauf?
13. Was vor Genera nehmen die Oden an?

Man kan alle gewoͤhnliche Genera der Verſe in den
Oden anbringen, und zwar ſolches auf zweyerley Art,
entweder ſo, daß nur ein Genus in einer Strophe iſt, oder
ſo, daß mehr, als eines, darinnen iſt. Jene koͤnte man
die ungemiſchten, dieſe aber die gemiſchten Oden
nennen.

14. Wie ſehen denn die ungemiſchten
Oden aus?

Wir wollen dabey die vornehmſten Genera durch-
lauffen: Denn da haben wir

I. Jambiſche Oden, welche lange und kurtze Zeilen
ha-
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[54/0058] Das IV. Capitul Doch denck ich ſtets bey mir, Wer weiß, wielang’ es waͤhrt, Daß ſich die Luſt bey dir, Die Noth bey mir verkehrt. IV. Zehn Zeilen: Alſo ward auf Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Friderici III. Geburts-Tag A. 1694. bey der Inaugura- tion der Haͤlliſchen Univerſitaͤt folgendes gemacht. vid. Neu-eroͤffnetes Muſen-Cabinet p. 604. und 789. Befremdets euch, ihr ſchoͤnen Himmels-Lichter, Daß unſer Volck mit tauſend Lichtern geht? Der aufgeweckte Thon? Die Freude der Geſichter? So kommt, und ehrt mit uns des Brennus Majeſtaͤt; Treibt die Schatten weit zuruͤcke, Denn dergleichen Stern und Gluͤcke Geht den Muſen ſelten auf: Jſt uns wohl in dreyßig Jahren Solche Ehre, ſolche Gunſt, ſolche Gnaͤde widerfahren, Als in dreyer Tage Lauf? 13. Was vor Genera nehmen die Oden an? Man kan alle gewoͤhnliche Genera der Verſe in den Oden anbringen, und zwar ſolches auf zweyerley Art, entweder ſo, daß nur ein Genus in einer Strophe iſt, oder ſo, daß mehr, als eines, darinnen iſt. Jene koͤnte man die ungemiſchten, dieſe aber die gemiſchten Oden nennen. 14. Wie ſehen denn die ungemiſchten Oden aus? Wir wollen dabey die vornehmſten Genera durch- lauffen: Denn da haben wir I. Jambiſche Oden, welche lange und kurtze Zeilen ha-

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/58>, abgerufen am 29.03.2024.