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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 Abschn. Der Nerven. Die Begehrungskräfte.
die vorhergesehen wird, §. 84. und je stärker alle diese
sind, desto stärker sind ihre Wirkungen. §. 26.

§. 86.

Wer etwas verabscheuet, der sieht eine künftige
(Sache) Vorstellung vorher, die ihm misfällt, und bemü-
het sich, das Gegentheil davon wirklich zu machen. (zu em-
pfinden.) §. 81. Man hat also in jeder Verabscheuung
zu unterscheiden:

1. Eine Vorhersehung und Erwartung einer künftigen,
einer andern entgegengesetzten Empfindung, die also aus
Merkmalen derselben besteht, §. 73. und solche materielle
Jdeen im Gehirne erzeuget, welche Theile der von der
künftigen, der vorhergesehenen entgegengesetzten Empfin-
dung, mithin eine unvollständige materielle Empfindung
sind. §. 73.
2. Die Triebfeder des Gemüths, Unlust, Misver-
gnügen, welche der unvollständigen materiellen Empfin-
dung im Gehirne den Eindruck der Unlust mittheilet.
§. 80.
3. Die eigenmächtige Anstrengung der Seele zur Her-
vorbringung des ganzen Gegentheils der vorhergesehenen
Empfindung, die mit dem Bestreben der Kräfte des Ge-
hirns verbunden ist, um die unvollständige materielle Em-
pfindung (das Gegentheil der vorhergesehenen,) zu ergän-
zen, das ist, vollständig hervorzubringen. §. 82. 83.
§. 87.

Wenn also eine Verabscheuung durch ihren Einfluß
ins Gehirn Wirkungen in der thierischen Oekonomie äu-
ßert, so sind diese Wirkungen zusammengesetzet, aus denen,
der materiellen Jdeen einer Vorhersehung und Erwartung,
aus denen vom Eindrucke der Unlust ins Gehirn, und aus
denen, von der Bestrebung der thierischen Seelenkraft des
Gehirns, zur Hervorbringung der ganzen materiellen Em-
pfindung, die das Gegentheil der vorhergesehenen ist; §.

86.

3 Abſchn. Der Nerven. Die Begehrungskraͤfte.
die vorhergeſehen wird, §. 84. und je ſtaͤrker alle dieſe
ſind, deſto ſtaͤrker ſind ihre Wirkungen. §. 26.

§. 86.

Wer etwas verabſcheuet, der ſieht eine kuͤnftige
(Sache) Vorſtellung vorher, die ihm misfaͤllt, und bemuͤ-
het ſich, das Gegentheil davon wirklich zu machen. (zu em-
pfinden.) §. 81. Man hat alſo in jeder Verabſcheuung
zu unterſcheiden:

1. Eine Vorherſehung und Erwartung einer kuͤnftigen,
einer andern entgegengeſetzten Empfindung, die alſo aus
Merkmalen derſelben beſteht, §. 73. und ſolche materielle
Jdeen im Gehirne erzeuget, welche Theile der von der
kuͤnftigen, der vorhergeſehenen entgegengeſetzten Empfin-
dung, mithin eine unvollſtaͤndige materielle Empfindung
ſind. §. 73.
2. Die Triebfeder des Gemuͤths, Unluſt, Misver-
gnuͤgen, welche der unvollſtaͤndigen materiellen Empfin-
dung im Gehirne den Eindruck der Unluſt mittheilet.
§. 80.
3. Die eigenmaͤchtige Anſtrengung der Seele zur Her-
vorbringung des ganzen Gegentheils der vorhergeſehenen
Empfindung, die mit dem Beſtreben der Kraͤfte des Ge-
hirns verbunden iſt, um die unvollſtaͤndige materielle Em-
pfindung (das Gegentheil der vorhergeſehenen,) zu ergaͤn-
zen, das iſt, vollſtaͤndig hervorzubringen. §. 82. 83.
§. 87.

Wenn alſo eine Verabſcheuung durch ihren Einfluß
ins Gehirn Wirkungen in der thieriſchen Oekonomie aͤu-
ßert, ſo ſind dieſe Wirkungen zuſammengeſetzet, aus denen,
der materiellen Jdeen einer Vorherſehung und Erwartung,
aus denen vom Eindrucke der Unluſt ins Gehirn, und aus
denen, von der Beſtrebung der thieriſchen Seelenkraft des
Gehirns, zur Hervorbringung der ganzen materiellen Em-
pfindung, die das Gegentheil der vorhergeſehenen iſt; §.

86.
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[93/0117] 3 Abſchn. Der Nerven. Die Begehrungskraͤfte. die vorhergeſehen wird, §. 84. und je ſtaͤrker alle dieſe ſind, deſto ſtaͤrker ſind ihre Wirkungen. §. 26. §. 86. Wer etwas verabſcheuet, der ſieht eine kuͤnftige (Sache) Vorſtellung vorher, die ihm misfaͤllt, und bemuͤ- het ſich, das Gegentheil davon wirklich zu machen. (zu em- pfinden.) §. 81. Man hat alſo in jeder Verabſcheuung zu unterſcheiden: 1. Eine Vorherſehung und Erwartung einer kuͤnftigen, einer andern entgegengeſetzten Empfindung, die alſo aus Merkmalen derſelben beſteht, §. 73. und ſolche materielle Jdeen im Gehirne erzeuget, welche Theile der von der kuͤnftigen, der vorhergeſehenen entgegengeſetzten Empfin- dung, mithin eine unvollſtaͤndige materielle Empfindung ſind. §. 73. 2. Die Triebfeder des Gemuͤths, Unluſt, Misver- gnuͤgen, welche der unvollſtaͤndigen materiellen Empfin- dung im Gehirne den Eindruck der Unluſt mittheilet. §. 80. 3. Die eigenmaͤchtige Anſtrengung der Seele zur Her- vorbringung des ganzen Gegentheils der vorhergeſehenen Empfindung, die mit dem Beſtreben der Kraͤfte des Ge- hirns verbunden iſt, um die unvollſtaͤndige materielle Em- pfindung (das Gegentheil der vorhergeſehenen,) zu ergaͤn- zen, das iſt, vollſtaͤndig hervorzubringen. §. 82. 83. §. 87. Wenn alſo eine Verabſcheuung durch ihren Einfluß ins Gehirn Wirkungen in der thieriſchen Oekonomie aͤu- ßert, ſo ſind dieſe Wirkungen zuſammengeſetzet, aus denen, der materiellen Jdeen einer Vorherſehung und Erwartung, aus denen vom Eindrucke der Unluſt ins Gehirn, und aus denen, von der Beſtrebung der thieriſchen Seelenkraft des Gehirns, zur Hervorbringung der ganzen materiellen Em- pfindung, die das Gegentheil der vorhergeſehenen iſt; §. 86.

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/117>, abgerufen am 25.04.2024.