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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
Empfindungen, die mit jenen zum Theil übereinstimmen,
dazu genöthiget, und wirket also doch alle ihre sinnlichen
Einbildungen und Vorhersehungen etc. unter dem Zwange
der Sinne. Es lassen sich demnach die Seelenwirkungen
derselben doch immer aus äußern sinnlichen Eindrücken ge-
wisser Empfindungen herleiten, und sie entstehen und ent-
wickeln sich nach den Gesetzen der Wirkung der äußern sinn-
lichen Eindrücke in die thierischen Seelenkräfte des Gehirns,
nur nicht so unmittelbar, wie die äußern Empfindungen
selbst. §. 67. 73. 99.

§. 107.

Die Seelenwirkungen der sinnlichen Reizungen folgen
aus den angenehmen oder unangenehmen sinnlichen Vor-
stellungen, so wie diese der Seele gefallen oder misfallen.
§. 80. 88. 101. Es gilt also von den Seelenwirkungen
der sinnlichen Reizungen eben dasselbe, was von den sinn-
lichen Vorstellungen überhaupt gesaget worden. §. 106.
105. Das Gefallen und Misfallen der sinnlichen Vor-
stellungen gründet sich auf verschiedene Beschaffenheiten,
(Merkmale) ihrer selbst, §. 80. und hängt in so fern blos
von der Sinnlichkeit ab.

§. 108.

Die Seelenwirkungen der sinnlichen Begierden, Ver-
abscheuungen, Triebe und Leidenschaften, §. 81. 90. 91.
folgen aus allen diesen sinnlichen Vorstellungen so, wie die
sinnlichen Reizungen, nämlich die gefälligen oder misfälli-
gen äußern Empfindungen oder sinnlichen Vorstellungen,
die Erwartung und das Bestreben zu ihrer Befriedigung
hervorbringen. §. 92. 103. Die sinnlichen Reizungen
der ganz sinnlichen Begierden und Verabscheuungen, wo-
hin besonders die Triebe gehören, §. 90. bringen diese
Zwischenvorstellungen (das Erwarten und Bestreben) bloß
nach den Gesetzen der Wirkung des äußern sinnlichen Ein-
drucks in die thierischen Seelenkräfte des Gehirns, hinge-

gen

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
Empfindungen, die mit jenen zum Theil uͤbereinſtimmen,
dazu genoͤthiget, und wirket alſo doch alle ihre ſinnlichen
Einbildungen und Vorherſehungen ꝛc. unter dem Zwange
der Sinne. Es laſſen ſich demnach die Seelenwirkungen
derſelben doch immer aus aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken ge-
wiſſer Empfindungen herleiten, und ſie entſtehen und ent-
wickeln ſich nach den Geſetzen der Wirkung der aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcke in die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns,
nur nicht ſo unmittelbar, wie die aͤußern Empfindungen
ſelbſt. §. 67. 73. 99.

§. 107.

Die Seelenwirkungen der ſinnlichen Reizungen folgen
aus den angenehmen oder unangenehmen ſinnlichen Vor-
ſtellungen, ſo wie dieſe der Seele gefallen oder misfallen.
§. 80. 88. 101. Es gilt alſo von den Seelenwirkungen
der ſinnlichen Reizungen eben daſſelbe, was von den ſinn-
lichen Vorſtellungen uͤberhaupt geſaget worden. §. 106.
105. Das Gefallen und Misfallen der ſinnlichen Vor-
ſtellungen gruͤndet ſich auf verſchiedene Beſchaffenheiten,
(Merkmale) ihrer ſelbſt, §. 80. und haͤngt in ſo fern blos
von der Sinnlichkeit ab.

§. 108.

Die Seelenwirkungen der ſinnlichen Begierden, Ver-
abſcheuungen, Triebe und Leidenſchaften, §. 81. 90. 91.
folgen aus allen dieſen ſinnlichen Vorſtellungen ſo, wie die
ſinnlichen Reizungen, naͤmlich die gefaͤlligen oder misfaͤlli-
gen aͤußern Empfindungen oder ſinnlichen Vorſtellungen,
die Erwartung und das Beſtreben zu ihrer Befriedigung
hervorbringen. §. 92. 103. Die ſinnlichen Reizungen
der ganz ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen, wo-
hin beſonders die Triebe gehoͤren, §. 90. bringen dieſe
Zwiſchenvorſtellungen (das Erwarten und Beſtreben) bloß
nach den Geſetzen der Wirkung des aͤußern ſinnlichen Ein-
drucks in die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, hinge-

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[108/0132] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. Empfindungen, die mit jenen zum Theil uͤbereinſtimmen, dazu genoͤthiget, und wirket alſo doch alle ihre ſinnlichen Einbildungen und Vorherſehungen ꝛc. unter dem Zwange der Sinne. Es laſſen ſich demnach die Seelenwirkungen derſelben doch immer aus aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken ge- wiſſer Empfindungen herleiten, und ſie entſtehen und ent- wickeln ſich nach den Geſetzen der Wirkung der aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcke in die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, nur nicht ſo unmittelbar, wie die aͤußern Empfindungen ſelbſt. §. 67. 73. 99. §. 107. Die Seelenwirkungen der ſinnlichen Reizungen folgen aus den angenehmen oder unangenehmen ſinnlichen Vor- ſtellungen, ſo wie dieſe der Seele gefallen oder misfallen. §. 80. 88. 101. Es gilt alſo von den Seelenwirkungen der ſinnlichen Reizungen eben daſſelbe, was von den ſinn- lichen Vorſtellungen uͤberhaupt geſaget worden. §. 106. 105. Das Gefallen und Misfallen der ſinnlichen Vor- ſtellungen gruͤndet ſich auf verſchiedene Beſchaffenheiten, (Merkmale) ihrer ſelbſt, §. 80. und haͤngt in ſo fern blos von der Sinnlichkeit ab. §. 108. Die Seelenwirkungen der ſinnlichen Begierden, Ver- abſcheuungen, Triebe und Leidenſchaften, §. 81. 90. 91. folgen aus allen dieſen ſinnlichen Vorſtellungen ſo, wie die ſinnlichen Reizungen, naͤmlich die gefaͤlligen oder misfaͤlli- gen aͤußern Empfindungen oder ſinnlichen Vorſtellungen, die Erwartung und das Beſtreben zu ihrer Befriedigung hervorbringen. §. 92. 103. Die ſinnlichen Reizungen der ganz ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen, wo- hin beſonders die Triebe gehoͤren, §. 90. bringen dieſe Zwiſchenvorſtellungen (das Erwarten und Beſtreben) bloß nach den Geſetzen der Wirkung des aͤußern ſinnlichen Ein- drucks in die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, hinge- gen

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/132>, abgerufen am 28.03.2024.