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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
3. Wenn ein Nerve zwischen dem Muskel und dem
Gehirne zusammengedrücket, oder zerschnitten wird, so
kann der Muskel, in den er sich vertheilet, durch keinen
sinnlichen Eindruck vom Gehirne her, thierisch gereget wer-
den, und ist also keiner Seelenwirkungen mehr fähig, bis
sein Nerve wieder befreyet ist. §. 128. H. P. §. 403.
367.
4. Wenn das Gehirn ganz zusammengedrücket wird,
so hören alle Seelenwirkungen in den Muskeln, und alle,
die durch sie geschehen, auf. §. 128. H. P. §. 368. Wird
aber nur ein Theil des Gehirns gedrücket, so hören die See-
lenwirkungen derjenigen Muskeln auf, deren Ursprünge
im Gehirne so gehindert sind, daß sie die sinnlichen Ein-
drücke der Vorstellungen nicht annehmen können. §. 128.
5. Ein allgemeiner, oder doch ein solcher Reiz des Ge-
hirns, woran die Ursprünge aller Bewegungsnerven, oder
der meisten Theil nehmen, muß alle, oder die meisten Mus-
keln des Körpers in Aufruhr bringen. §. 128. H. P. §.
367. 368. 568.
§. 165.
1. Wenn ein Muskel unmittelbar durch äußere Em-
pfindungen beweget wird; so muß ihn derselbe Nerve, der
empfunden hat, bewegen, §. 129. 131. ob es gleich durch
ganz andre und weit entfernte Zweige geschehen kann. §.
127. Dieß ist die Mitleidenheit, (Sympathie) der
Seelenwirkungen in den Muskeln.
Dergleichen un-
mittelbare Seelenwirkungen von äußern Empfindungen
giebt es häufig in den Muskeln, z. E. wenn sie durch eine
schmerzhafte Verletzung in einen Krampf, oder in Zuckun-
gen gerathen, da sie dann oft andre mitleidende zu gleichen
Bewegungen reizen.
2. Wenn das Mark des Gehirns gereizet wird, so
können daraus, vermittelst des Schmerzens, heftige Be-
wegungen in den Muskeln entstehen, §. 132. H. P. 368.
die Seelenwirkungen sind, und auf gleiche Weise, wie
die,
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
3. Wenn ein Nerve zwiſchen dem Muskel und dem
Gehirne zuſammengedruͤcket, oder zerſchnitten wird, ſo
kann der Muskel, in den er ſich vertheilet, durch keinen
ſinnlichen Eindruck vom Gehirne her, thieriſch gereget wer-
den, und iſt alſo keiner Seelenwirkungen mehr faͤhig, bis
ſein Nerve wieder befreyet iſt. §. 128. H. P. §. 403.
367.
4. Wenn das Gehirn ganz zuſammengedruͤcket wird,
ſo hoͤren alle Seelenwirkungen in den Muskeln, und alle,
die durch ſie geſchehen, auf. §. 128. H. P. §. 368. Wird
aber nur ein Theil des Gehirns gedruͤcket, ſo hoͤren die See-
lenwirkungen derjenigen Muskeln auf, deren Urſpruͤnge
im Gehirne ſo gehindert ſind, daß ſie die ſinnlichen Ein-
druͤcke der Vorſtellungen nicht annehmen koͤnnen. §. 128.
5. Ein allgemeiner, oder doch ein ſolcher Reiz des Ge-
hirns, woran die Urſpruͤnge aller Bewegungsnerven, oder
der meiſten Theil nehmen, muß alle, oder die meiſten Mus-
keln des Koͤrpers in Aufruhr bringen. §. 128. H. P. §.
367. 368. 568.
§. 165.
1. Wenn ein Muskel unmittelbar durch aͤußere Em-
pfindungen beweget wird; ſo muß ihn derſelbe Nerve, der
empfunden hat, bewegen, §. 129. 131. ob es gleich durch
ganz andre und weit entfernte Zweige geſchehen kann. §.
127. Dieß iſt die Mitleidenheit, (Sympathie) der
Seelenwirkungen in den Muskeln.
Dergleichen un-
mittelbare Seelenwirkungen von aͤußern Empfindungen
giebt es haͤufig in den Muskeln, z. E. wenn ſie durch eine
ſchmerzhafte Verletzung in einen Krampf, oder in Zuckun-
gen gerathen, da ſie dann oft andre mitleidende zu gleichen
Bewegungen reizen.
2. Wenn das Mark des Gehirns gereizet wird, ſo
koͤnnen daraus, vermittelſt des Schmerzens, heftige Be-
wegungen in den Muskeln entſtehen, §. 132. H. P. 368.
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[162/0186] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. 3. Wenn ein Nerve zwiſchen dem Muskel und dem Gehirne zuſammengedruͤcket, oder zerſchnitten wird, ſo kann der Muskel, in den er ſich vertheilet, durch keinen ſinnlichen Eindruck vom Gehirne her, thieriſch gereget wer- den, und iſt alſo keiner Seelenwirkungen mehr faͤhig, bis ſein Nerve wieder befreyet iſt. §. 128. H. P. §. 403. 367. 4. Wenn das Gehirn ganz zuſammengedruͤcket wird, ſo hoͤren alle Seelenwirkungen in den Muskeln, und alle, die durch ſie geſchehen, auf. §. 128. H. P. §. 368. Wird aber nur ein Theil des Gehirns gedruͤcket, ſo hoͤren die See- lenwirkungen derjenigen Muskeln auf, deren Urſpruͤnge im Gehirne ſo gehindert ſind, daß ſie die ſinnlichen Ein- druͤcke der Vorſtellungen nicht annehmen koͤnnen. §. 128. 5. Ein allgemeiner, oder doch ein ſolcher Reiz des Ge- hirns, woran die Urſpruͤnge aller Bewegungsnerven, oder der meiſten Theil nehmen, muß alle, oder die meiſten Mus- keln des Koͤrpers in Aufruhr bringen. §. 128. H. P. §. 367. 368. 568. §. 165. 1. Wenn ein Muskel unmittelbar durch aͤußere Em- pfindungen beweget wird; ſo muß ihn derſelbe Nerve, der empfunden hat, bewegen, §. 129. 131. ob es gleich durch ganz andre und weit entfernte Zweige geſchehen kann. §. 127. Dieß iſt die Mitleidenheit, (Sympathie) der Seelenwirkungen in den Muskeln. Dergleichen un- mittelbare Seelenwirkungen von aͤußern Empfindungen giebt es haͤufig in den Muskeln, z. E. wenn ſie durch eine ſchmerzhafte Verletzung in einen Krampf, oder in Zuckun- gen gerathen, da ſie dann oft andre mitleidende zu gleichen Bewegungen reizen. 2. Wenn das Mark des Gehirns gereizet wird, ſo koͤnnen daraus, vermittelſt des Schmerzens, heftige Be- wegungen in den Muskeln entſtehen, §. 132. H. P. 368. die Seelenwirkungen ſind, und auf gleiche Weiſe, wie die,

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/186>, abgerufen am 29.03.2024.