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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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der äußern Empfindungen.
weil sie durch die Muskelfaser und Muskeln geschieht, in
einem Zusammenziehen derselben, §. 204. welches sich bey
krampfhaften Zufällen deutlich genug äußert, und bald
Stockungen, bald Anhäufungen des Bluts in andern vom
Krampfe nicht mit betroffenen Theilen veranlasset. Viel-
leicht haben auch die Nerven selbst, wenn sie sinnlich gerüh-
ret werden, eine Kraft, die Adern, und besonders die klei-
nen Endungen derselben, unmittelbar zusammenzuziehen,
wie schon §. 160. erinnert worden. So gern der vortreff-
liche Herr v. Haller von dieser nun einmal verworfenen
Meynung sich immer lossagen möchte, so kann er doch oft
der Macht der Beobachtungen nicht widerstehen, sie wie-
der für wahrscheinlich zu halten. "Aliquid autem in mini-
"mis vasis esse, quod laqueorum nerveorum similitudi-
"nem certe in effectu habeat, adparet ex suppresso san-
"guinis venosi motu in pene, analogo effectui vinculo-
"rum, et ex tuberculis cutaneis, quae perinde a terrore,
"vt ex frigore nascuntur." v. Hall. Element. Physiol.
Tom. V. pag.
590.

§. 206.

Jn den musculösen Schläuchen, wie der Schlund
und die Gedärme sind, wirken die äußern Empfindungen
ebenfalls ein Zusammenziehen, §. 204. wodurch ihre na-
türliche Verrichtung, die Speisen weiter zu treiben, beför-
dert wird. §. 170. Ein Schmerz verursachet in diesen
Theilen Krämpfe, welche ihre natürliche Verrichtung hin-
dern. §. 204.

§. 207.

Von allen kleinen Canälen, worinn Säfte vom Her-
zen abwärts fließen, sie mögen Blut oder andre Säfte füh-
ren, lehret die beständigste Erfahrung, daß jeder starker
äußerer sinnlicher Eindruck in ihre Endungen, der empfun-
den wird, (auch oft einer, der nicht empfunden werden
kann, wie im zweyten Theile zu beweisen ist,) die in ihnen

enthal-
N

der aͤußern Empfindungen.
weil ſie durch die Muskelfaſer und Muskeln geſchieht, in
einem Zuſammenziehen derſelben, §. 204. welches ſich bey
krampfhaften Zufaͤllen deutlich genug aͤußert, und bald
Stockungen, bald Anhaͤufungen des Bluts in andern vom
Krampfe nicht mit betroffenen Theilen veranlaſſet. Viel-
leicht haben auch die Nerven ſelbſt, wenn ſie ſinnlich geruͤh-
ret werden, eine Kraft, die Adern, und beſonders die klei-
nen Endungen derſelben, unmittelbar zuſammenzuziehen,
wie ſchon §. 160. erinnert worden. So gern der vortreff-
liche Herr v. Haller von dieſer nun einmal verworfenen
Meynung ſich immer losſagen moͤchte, ſo kann er doch oft
der Macht der Beobachtungen nicht widerſtehen, ſie wie-
der fuͤr wahrſcheinlich zu halten. „Aliquid autem in mini-
„mis vaſis eſſe, quod laqueorum nerveorum ſimilitudi-
„nem certe in effectu habeat, adparet ex ſuppreſſo ſan-
„guinis venoſi motu in pene, analogo effectui vinculo-
„rum, et ex tuberculis cutaneis, quae perinde a terrore,
„vt ex frigore naſcuntur.“ v. Hall. Element. Phyſiol.
Tom. V. pag.
590.

§. 206.

Jn den musculoͤſen Schlaͤuchen, wie der Schlund
und die Gedaͤrme ſind, wirken die aͤußern Empfindungen
ebenfalls ein Zuſammenziehen, §. 204. wodurch ihre na-
tuͤrliche Verrichtung, die Speiſen weiter zu treiben, befoͤr-
dert wird. §. 170. Ein Schmerz verurſachet in dieſen
Theilen Kraͤmpfe, welche ihre natuͤrliche Verrichtung hin-
dern. §. 204.

§. 207.

Von allen kleinen Canaͤlen, worinn Saͤfte vom Her-
zen abwaͤrts fließen, ſie moͤgen Blut oder andre Saͤfte fuͤh-
ren, lehret die beſtaͤndigſte Erfahrung, daß jeder ſtarker
aͤußerer ſinnlicher Eindruck in ihre Endungen, der empfun-
den wird, (auch oft einer, der nicht empfunden werden
kann, wie im zweyten Theile zu beweiſen iſt,) die in ihnen

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[193/0217] der aͤußern Empfindungen. weil ſie durch die Muskelfaſer und Muskeln geſchieht, in einem Zuſammenziehen derſelben, §. 204. welches ſich bey krampfhaften Zufaͤllen deutlich genug aͤußert, und bald Stockungen, bald Anhaͤufungen des Bluts in andern vom Krampfe nicht mit betroffenen Theilen veranlaſſet. Viel- leicht haben auch die Nerven ſelbſt, wenn ſie ſinnlich geruͤh- ret werden, eine Kraft, die Adern, und beſonders die klei- nen Endungen derſelben, unmittelbar zuſammenzuziehen, wie ſchon §. 160. erinnert worden. So gern der vortreff- liche Herr v. Haller von dieſer nun einmal verworfenen Meynung ſich immer losſagen moͤchte, ſo kann er doch oft der Macht der Beobachtungen nicht widerſtehen, ſie wie- der fuͤr wahrſcheinlich zu halten. „Aliquid autem in mini- „mis vaſis eſſe, quod laqueorum nerveorum ſimilitudi- „nem certe in effectu habeat, adparet ex ſuppreſſo ſan- „guinis venoſi motu in pene, analogo effectui vinculo- „rum, et ex tuberculis cutaneis, quae perinde a terrore, „vt ex frigore naſcuntur.“ v. Hall. Element. Phyſiol. Tom. V. pag. 590. §. 206. Jn den musculoͤſen Schlaͤuchen, wie der Schlund und die Gedaͤrme ſind, wirken die aͤußern Empfindungen ebenfalls ein Zuſammenziehen, §. 204. wodurch ihre na- tuͤrliche Verrichtung, die Speiſen weiter zu treiben, befoͤr- dert wird. §. 170. Ein Schmerz verurſachet in dieſen Theilen Kraͤmpfe, welche ihre natuͤrliche Verrichtung hin- dern. §. 204. §. 207. Von allen kleinen Canaͤlen, worinn Saͤfte vom Her- zen abwaͤrts fließen, ſie moͤgen Blut oder andre Saͤfte fuͤh- ren, lehret die beſtaͤndigſte Erfahrung, daß jeder ſtarker aͤußerer ſinnlicher Eindruck in ihre Endungen, der empfun- den wird, (auch oft einer, der nicht empfunden werden kann, wie im zweyten Theile zu beweiſen iſt,) die in ihnen enthal- N

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/217>, abgerufen am 25.04.2024.