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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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der sinnlichen Begehrungskräfte.
unangenehmen künftigen Empfindung enthalten ist. §. 80.
Mithin sind die Seelenwirkungen der sinnlichen Begierden
und Verabscheuungen zusammengesetzet, aus den Seelen-
wirkungen

1. einer sinnlichen Vorhersehung einer künftigen Em-
pfindung oder ihres Gegentheils, deren Hervorbringung
die Seele durch ihre Kräfte erwartet;
2. aus denen, eben dieser Erwartung, und
3. aus denen, vom Eindrucke der sinnlichen Lust oder
Unlust, welche die thierischen Seelenkräfte anstrengen, um
die materielle Jdee der vorhergesehenen Empfindung voll-
ständig zu machen; §. 85. 87. das ist, die in der mate-
riellen Vorhersehung liegenden unvollständigen Theile der
künftigen Empfindung theils stärker auszubilden, theils
vollends zu ergänzen. §. 103. N. 1. Wenn man dem-
nach die Seelenwirkungen der sinnlichen Begierden und
Verabscheuungen durch die Nerven in die thierische Oeco-
nomie bestimmen will, so muß man dieselben herleiten,
1. aus denen, einer sinnlichen Vorhersehung. §. 239-
247.
2. aus denen, einer Erwartung, welche aber eigent-
lich, als solche, keine Seelenwirkungen durch die Nerven,
außerhalb dem Gehirne, äußert, §. 249.
3. aus denen, einer sinnlichen Lust oder Unlust. §.
250 -- 254.
Diese zusammengenommen machen die Seelenwirkun-
gen der sinnlichen Begierden und Verabscheuungen durch
die Nerven, oder das Bestreben der thierischen Seelen-
kräfte zur Hervorbringung der vollständigen materiellen
Empfindung aus, die vorhergesehen wird. (Vergl. §. 94.)
§. 256.

Eben dieses gilt auch von den Seelenwirkungen durch
die Nerven, welche die sinnlichen Triebe und Leidenschaf-
ten hervorbringen: denn da diese nur stärkere Begierden
und Verabscheuungen aus dunkeln oder verworrenen sinnli-

chen
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der ſinnlichen Begehrungskraͤfte.
unangenehmen kuͤnftigen Empfindung enthalten iſt. §. 80.
Mithin ſind die Seelenwirkungen der ſinnlichen Begierden
und Verabſcheuungen zuſammengeſetzet, aus den Seelen-
wirkungen

1. einer ſinnlichen Vorherſehung einer kuͤnftigen Em-
pfindung oder ihres Gegentheils, deren Hervorbringung
die Seele durch ihre Kraͤfte erwartet;
2. aus denen, eben dieſer Erwartung, und
3. aus denen, vom Eindrucke der ſinnlichen Luſt oder
Unluſt, welche die thieriſchen Seelenkraͤfte anſtrengen, um
die materielle Jdee der vorhergeſehenen Empfindung voll-
ſtaͤndig zu machen; §. 85. 87. das iſt, die in der mate-
riellen Vorherſehung liegenden unvollſtaͤndigen Theile der
kuͤnftigen Empfindung theils ſtaͤrker auszubilden, theils
vollends zu ergaͤnzen. §. 103. N. 1. Wenn man dem-
nach die Seelenwirkungen der ſinnlichen Begierden und
Verabſcheuungen durch die Nerven in die thieriſche Oeco-
nomie beſtimmen will, ſo muß man dieſelben herleiten,
1. aus denen, einer ſinnlichen Vorherſehung. §. 239-
247.
2. aus denen, einer Erwartung, welche aber eigent-
lich, als ſolche, keine Seelenwirkungen durch die Nerven,
außerhalb dem Gehirne, aͤußert, §. 249.
3. aus denen, einer ſinnlichen Luſt oder Unluſt. §.
250 — 254.
Dieſe zuſammengenommen machen die Seelenwirkun-
gen der ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen durch
die Nerven, oder das Beſtreben der thieriſchen Seelen-
kraͤfte zur Hervorbringung der vollſtaͤndigen materiellen
Empfindung aus, die vorhergeſehen wird. (Vergl. §. 94.)
§. 256.

Eben dieſes gilt auch von den Seelenwirkungen durch
die Nerven, welche die ſinnlichen Triebe und Leidenſchaf-
ten hervorbringen: denn da dieſe nur ſtaͤrkere Begierden
und Verabſcheuungen aus dunkeln oder verworrenen ſinnli-

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[233/0257] der ſinnlichen Begehrungskraͤfte. unangenehmen kuͤnftigen Empfindung enthalten iſt. §. 80. Mithin ſind die Seelenwirkungen der ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen zuſammengeſetzet, aus den Seelen- wirkungen 1. einer ſinnlichen Vorherſehung einer kuͤnftigen Em- pfindung oder ihres Gegentheils, deren Hervorbringung die Seele durch ihre Kraͤfte erwartet; 2. aus denen, eben dieſer Erwartung, und 3. aus denen, vom Eindrucke der ſinnlichen Luſt oder Unluſt, welche die thieriſchen Seelenkraͤfte anſtrengen, um die materielle Jdee der vorhergeſehenen Empfindung voll- ſtaͤndig zu machen; §. 85. 87. das iſt, die in der mate- riellen Vorherſehung liegenden unvollſtaͤndigen Theile der kuͤnftigen Empfindung theils ſtaͤrker auszubilden, theils vollends zu ergaͤnzen. §. 103. N. 1. Wenn man dem- nach die Seelenwirkungen der ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen durch die Nerven in die thieriſche Oeco- nomie beſtimmen will, ſo muß man dieſelben herleiten, 1. aus denen, einer ſinnlichen Vorherſehung. §. 239- 247. 2. aus denen, einer Erwartung, welche aber eigent- lich, als ſolche, keine Seelenwirkungen durch die Nerven, außerhalb dem Gehirne, aͤußert, §. 249. 3. aus denen, einer ſinnlichen Luſt oder Unluſt. §. 250 — 254. Dieſe zuſammengenommen machen die Seelenwirkun- gen der ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen durch die Nerven, oder das Beſtreben der thieriſchen Seelen- kraͤfte zur Hervorbringung der vollſtaͤndigen materiellen Empfindung aus, die vorhergeſehen wird. (Vergl. §. 94.) §. 256. Eben dieſes gilt auch von den Seelenwirkungen durch die Nerven, welche die ſinnlichen Triebe und Leidenſchaf- ten hervorbringen: denn da dieſe nur ſtaͤrkere Begierden und Verabſcheuungen aus dunkeln oder verworrenen ſinnli- chen P 5

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/257>, abgerufen am 25.04.2024.