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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Abschn. überhaupt.
zu fassen, und wir wollen sie um deswillen der Reihe
nach durchgehen.

§. 427.

Alle die natürlichen Hindernisse, welche den äußern
sinnlichen Eindruck nicht entstehen lassen, wenn er empfun-
den werden soll, §. 47. N. 1. 2. 3. können auch die un-
mittelbaren Nervenwirkungen desselben unmöglich ma-
chen. §. 418.

1. Wenn also die Natur gewisse Theile mit gar keinen
Nerven versehen hat, so können durch sie gar keine Ner-
venwirkungen bewerkstelliget werden. Daher sind die Kno-
chen, Knorpel, Sehnen, Bänder, etc. davon gänzlich
ausgeschlossen, in so fern sie keine Nerven haben. §. 424.
N. 1. §. 417.

2. Wenn die Nerven einiger Theile so bedecket, oder
mit Häuten, Schleim etc. von Natur überzogen sind, daß
sie von vielen Berührungen dieser Theile keinen äußern
sinnlichen Eindruck empfangen können, so sind sie auch kei-
ner, weder mittelbaren noch unmittelbaren Nervenwirkun-
gen von einem äußern sinnlichen Eindrucke solcher äußerer
Berührungen fähig, §. 424. N. 2. §. 47. N. 1. ob sie
gleich innere sinnliche Eindrücke mit oder ohne Vorstellun-
gen thierisch bewegen können, §. 361. und sie also sowohl
Seelen- als Nervenwirkungen von innern sinnlichen Ein-
drücken zu verrichten im Stande sind. §. 364. N. 1. So
kann ein tief in Fett gehüllter Muskel nur sehr selten und
von ungemein wenigen Berührungen äußerlich sinnlich ge-
rühret werden, der doch dem Willen der Seele alle Augen-
blicke zu Gebote steht, oder wenn das Mark seines Nerven-
stammes von einer physischen Berührung von oben her ge-
reizet wird, die lebhaftesten Nervenwirkungen von diesem
innern sinnlichen Eindrucke ohne Vorstellungen hervor-
bringt.

3. Wenn ein Nerve von Natur nur gewisse Arten der
Berührung sinnlich annimmt, so kann er nur durch diese
allein beyderley Nervenwirkungen vom äußern sinnlichen

Eindrucke

1 Abſchn. uͤberhaupt.
zu faſſen, und wir wollen ſie um deswillen der Reihe
nach durchgehen.

§. 427.

Alle die natuͤrlichen Hinderniſſe, welche den aͤußern
ſinnlichen Eindruck nicht entſtehen laſſen, wenn er empfun-
den werden ſoll, §. 47. N. 1. 2. 3. koͤnnen auch die un-
mittelbaren Nervenwirkungen deſſelben unmoͤglich ma-
chen. §. 418.

1. Wenn alſo die Natur gewiſſe Theile mit gar keinen
Nerven verſehen hat, ſo koͤnnen durch ſie gar keine Ner-
venwirkungen bewerkſtelliget werden. Daher ſind die Kno-
chen, Knorpel, Sehnen, Baͤnder, ꝛc. davon gaͤnzlich
ausgeſchloſſen, in ſo fern ſie keine Nerven haben. §. 424.
N. 1. §. 417.

2. Wenn die Nerven einiger Theile ſo bedecket, oder
mit Haͤuten, Schleim ꝛc. von Natur uͤberzogen ſind, daß
ſie von vielen Beruͤhrungen dieſer Theile keinen aͤußern
ſinnlichen Eindruck empfangen koͤnnen, ſo ſind ſie auch kei-
ner, weder mittelbaren noch unmittelbaren Nervenwirkun-
gen von einem aͤußern ſinnlichen Eindrucke ſolcher aͤußerer
Beruͤhrungen faͤhig, §. 424. N. 2. §. 47. N. 1. ob ſie
gleich innere ſinnliche Eindruͤcke mit oder ohne Vorſtellun-
gen thieriſch bewegen koͤnnen, §. 361. und ſie alſo ſowohl
Seelen- als Nervenwirkungen von innern ſinnlichen Ein-
druͤcken zu verrichten im Stande ſind. §. 364. N. 1. So
kann ein tief in Fett gehuͤllter Muskel nur ſehr ſelten und
von ungemein wenigen Beruͤhrungen aͤußerlich ſinnlich ge-
ruͤhret werden, der doch dem Willen der Seele alle Augen-
blicke zu Gebote ſteht, oder wenn das Mark ſeines Nerven-
ſtammes von einer phyſiſchen Beruͤhrung von oben her ge-
reizet wird, die lebhafteſten Nervenwirkungen von dieſem
innern ſinnlichen Eindrucke ohne Vorſtellungen hervor-
bringt.

3. Wenn ein Nerve von Natur nur gewiſſe Arten der
Beruͤhrung ſinnlich annimmt, ſo kann er nur durch dieſe
allein beyderley Nervenwirkungen vom aͤußern ſinnlichen

Eindrucke
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[427/0451] 1 Abſchn. uͤberhaupt. zu faſſen, und wir wollen ſie um deswillen der Reihe nach durchgehen. §. 427. Alle die natuͤrlichen Hinderniſſe, welche den aͤußern ſinnlichen Eindruck nicht entſtehen laſſen, wenn er empfun- den werden ſoll, §. 47. N. 1. 2. 3. koͤnnen auch die un- mittelbaren Nervenwirkungen deſſelben unmoͤglich ma- chen. §. 418. 1. Wenn alſo die Natur gewiſſe Theile mit gar keinen Nerven verſehen hat, ſo koͤnnen durch ſie gar keine Ner- venwirkungen bewerkſtelliget werden. Daher ſind die Kno- chen, Knorpel, Sehnen, Baͤnder, ꝛc. davon gaͤnzlich ausgeſchloſſen, in ſo fern ſie keine Nerven haben. §. 424. N. 1. §. 417. 2. Wenn die Nerven einiger Theile ſo bedecket, oder mit Haͤuten, Schleim ꝛc. von Natur uͤberzogen ſind, daß ſie von vielen Beruͤhrungen dieſer Theile keinen aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen koͤnnen, ſo ſind ſie auch kei- ner, weder mittelbaren noch unmittelbaren Nervenwirkun- gen von einem aͤußern ſinnlichen Eindrucke ſolcher aͤußerer Beruͤhrungen faͤhig, §. 424. N. 2. §. 47. N. 1. ob ſie gleich innere ſinnliche Eindruͤcke mit oder ohne Vorſtellun- gen thieriſch bewegen koͤnnen, §. 361. und ſie alſo ſowohl Seelen- als Nervenwirkungen von innern ſinnlichen Ein- druͤcken zu verrichten im Stande ſind. §. 364. N. 1. So kann ein tief in Fett gehuͤllter Muskel nur ſehr ſelten und von ungemein wenigen Beruͤhrungen aͤußerlich ſinnlich ge- ruͤhret werden, der doch dem Willen der Seele alle Augen- blicke zu Gebote ſteht, oder wenn das Mark ſeines Nerven- ſtammes von einer phyſiſchen Beruͤhrung von oben her ge- reizet wird, die lebhafteſten Nervenwirkungen von dieſem innern ſinnlichen Eindrucke ohne Vorſtellungen hervor- bringt. 3. Wenn ein Nerve von Natur nur gewiſſe Arten der Beruͤhrung ſinnlich annimmt, ſo kann er nur durch dieſe allein beyderley Nervenwirkungen vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/451>, abgerufen am 25.04.2024.