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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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2 Abschn. insbesondre.
kung entweder in den Zwerchfellsnerven, oder in andre wir-
ket, die mit ihm außer dem Gehirne, oder auch im Ge-
hirne selbst, aber in solchen Punkten mit seinen Urstäm-
men zusammenstoßen, daß daselbst gleichwohl keine mate-
rielle Jdee daraus entstehen kann. Ein Hund, dem das
Rückmark völlig durchschnitten worden, hat nach Athem
geschöpfet. v. Hall. op. min. T. 1. S. 355. Exp. 108.

§. 525.

Ob also gleich äußere Empfindungen und andre, ja so-
gar willkührliche Vorstellungen die Bewegung des Zwerch-
felles verändern, §. 171. 208. so ist doch die natürliche
stets währende thierische Wirkung desselben beym Athem-
holen gewöhnlichermaßen eine wahre Nervenwirkung, zu
deren ununterbrochener Fortdauer sicherlich innere sinnliche
Eindrücke ohne Vorstellungen in den Zwerchfellsnerven,
es sey durch Veranlassung äußerer, oder durch ursprüngli-
che innere mitwirken, §. 524. und in so fern kann bey die-
ser seiner natürlichen Bewegung der Zusammenhang des
Gehirns mit seinen Nerven, obgleich nicht die Mitwirkung
der thierischen Seelenkräfte desselben erfoderlich seyn. §.
494. N. 2. Da nun das Athemholen größtentheils auf
dieser natürlichen thierischen Bewegung des Zwerchfelles
beruhet, §. 475. H. P. 263. so ist auch dieses, ob es gleich
oft sowohl eine Seelenwirkung, §. 285. als eine unmittel-
bare Nervenwirkung äußerer sinnlicher Eindrücke zu seyn
pflegt, §. 475. doch immer zugleich mit eine Nervenwir-
kung innerer sinnlicher Eindrücke ohne Vorstellungen; §.
364. 524. und die, außer der Bewegung des Zwerchfel-
les auch dazu erfoderliche Bewegung vieler Muskeln, §.
475. machet hierwider um so weniger eine Schwierigkeit,
da auch die Muskeln durch innere sinnliche Eindrücke ohne
Vorstellungen die Glieder bewegen. §. 508. Aus so vie-
len Fehlern des Athemholens, die von widernatürlichen
Nervenwirkungen in entfernten Theilen, besonders im Un-
terleibe entstehen, kann man diesen Einfluß der Nerven-

kraft
K k 4

2 Abſchn. insbeſondre.
kung entweder in den Zwerchfellsnerven, oder in andre wir-
ket, die mit ihm außer dem Gehirne, oder auch im Ge-
hirne ſelbſt, aber in ſolchen Punkten mit ſeinen Urſtaͤm-
men zuſammenſtoßen, daß daſelbſt gleichwohl keine mate-
rielle Jdee daraus entſtehen kann. Ein Hund, dem das
Ruͤckmark voͤllig durchſchnitten worden, hat nach Athem
geſchoͤpfet. v. Hall. op. min. T. 1. S. 355. Exp. 108.

§. 525.

Ob alſo gleich aͤußere Empfindungen und andre, ja ſo-
gar willkuͤhrliche Vorſtellungen die Bewegung des Zwerch-
felles veraͤndern, §. 171. 208. ſo iſt doch die natuͤrliche
ſtets waͤhrende thieriſche Wirkung deſſelben beym Athem-
holen gewoͤhnlichermaßen eine wahre Nervenwirkung, zu
deren ununterbrochener Fortdauer ſicherlich innere ſinnliche
Eindruͤcke ohne Vorſtellungen in den Zwerchfellsnerven,
es ſey durch Veranlaſſung aͤußerer, oder durch urſpruͤngli-
che innere mitwirken, §. 524. und in ſo fern kann bey die-
ſer ſeiner natuͤrlichen Bewegung der Zuſammenhang des
Gehirns mit ſeinen Nerven, obgleich nicht die Mitwirkung
der thieriſchen Seelenkraͤfte deſſelben erfoderlich ſeyn. §.
494. N. 2. Da nun das Athemholen groͤßtentheils auf
dieſer natuͤrlichen thieriſchen Bewegung des Zwerchfelles
beruhet, §. 475. H. P. 263. ſo iſt auch dieſes, ob es gleich
oft ſowohl eine Seelenwirkung, §. 285. als eine unmittel-
bare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke zu ſeyn
pflegt, §. 475. doch immer zugleich mit eine Nervenwir-
kung innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen; §.
364. 524. und die, außer der Bewegung des Zwerchfel-
les auch dazu erfoderliche Bewegung vieler Muskeln, §.
475. machet hierwider um ſo weniger eine Schwierigkeit,
da auch die Muskeln durch innere ſinnliche Eindruͤcke ohne
Vorſtellungen die Glieder bewegen. §. 508. Aus ſo vie-
len Fehlern des Athemholens, die von widernatuͤrlichen
Nervenwirkungen in entfernten Theilen, beſonders im Un-
terleibe entſtehen, kann man dieſen Einfluß der Nerven-

kraft
K k 4
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[519/0543] 2 Abſchn. insbeſondre. kung entweder in den Zwerchfellsnerven, oder in andre wir- ket, die mit ihm außer dem Gehirne, oder auch im Ge- hirne ſelbſt, aber in ſolchen Punkten mit ſeinen Urſtaͤm- men zuſammenſtoßen, daß daſelbſt gleichwohl keine mate- rielle Jdee daraus entſtehen kann. Ein Hund, dem das Ruͤckmark voͤllig durchſchnitten worden, hat nach Athem geſchoͤpfet. v. Hall. op. min. T. 1. S. 355. Exp. 108. §. 525. Ob alſo gleich aͤußere Empfindungen und andre, ja ſo- gar willkuͤhrliche Vorſtellungen die Bewegung des Zwerch- felles veraͤndern, §. 171. 208. ſo iſt doch die natuͤrliche ſtets waͤhrende thieriſche Wirkung deſſelben beym Athem- holen gewoͤhnlichermaßen eine wahre Nervenwirkung, zu deren ununterbrochener Fortdauer ſicherlich innere ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtellungen in den Zwerchfellsnerven, es ſey durch Veranlaſſung aͤußerer, oder durch urſpruͤngli- che innere mitwirken, §. 524. und in ſo fern kann bey die- ſer ſeiner natuͤrlichen Bewegung der Zuſammenhang des Gehirns mit ſeinen Nerven, obgleich nicht die Mitwirkung der thieriſchen Seelenkraͤfte deſſelben erfoderlich ſeyn. §. 494. N. 2. Da nun das Athemholen groͤßtentheils auf dieſer natuͤrlichen thieriſchen Bewegung des Zwerchfelles beruhet, §. 475. H. P. 263. ſo iſt auch dieſes, ob es gleich oft ſowohl eine Seelenwirkung, §. 285. als eine unmittel- bare Nervenwirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke zu ſeyn pflegt, §. 475. doch immer zugleich mit eine Nervenwir- kung innerer ſinnlicher Eindruͤcke ohne Vorſtellungen; §. 364. 524. und die, außer der Bewegung des Zwerchfel- les auch dazu erfoderliche Bewegung vieler Muskeln, §. 475. machet hierwider um ſo weniger eine Schwierigkeit, da auch die Muskeln durch innere ſinnliche Eindruͤcke ohne Vorſtellungen die Glieder bewegen. §. 508. Aus ſo vie- len Fehlern des Athemholens, die von widernatuͤrlichen Nervenwirkungen in entfernten Theilen, beſonders im Un- terleibe entſtehen, kann man dieſen Einfluß der Nerven- kraft K k 4

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/543>, abgerufen am 29.03.2024.