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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
rischen Oeconomie haben, beruhet auf sehr verschiedenen
Gründen, §. 331. und kann ebenfalls nur in so fern durch
die Nervenkräfte ersetzet werden, als er entweder in See-
lenwirkungen von sinnlichen Vorstellungen durch die Ner-
ven in die mechanischen Maschinen, oder in solchen von
Lust oder Unlust und Begierden oder Verabscheuungen be-
steht, sie mögen sinnlich oder verständig seyn. §. 574.
Jn so fern aber die Anstrengung der Verstandeskräfte die
ganze thierische Natur in ihrem ersten Grunde angreift und
zerrüttet, § 331. 332. und ein Misbrauch der sinnli-
chen Seelenkräfte nothwendig eben dasselbe thun muß;
dieser aber durch den Misbrauch der Nervenkräfte vermit-
telt wird, oder werden kann, §. 356. und dann die Er-
folge einerley sind, es mögen die Nervenkräfte mit den
thierischen Seelenkräften gemeinschaftlich wirken, oder
nicht; §. 358. 360. so kann auch hier eine Ersetzung der
zufälligen Folgen der Anstrengung der Verstandeskräfte
in der thierischen Oeconomie durch die Nervenkräfte allein
wohl Statt finden. So wie z. E. das Studieren den Kör-
per schwächet, abzehret und seine natürliche thierische Ver-
richtung störet, §. 332. und so wie eben dasselbe ein gro-
ßer Misbrauch der sinnlichen Triebe thut, §. 261. N. 4.
die Erfolge der Triebe aber in der ganzen thierischen Oe-
conomie blos durch Nervenwirkungen ersetzet werden kön-
nen; §. 551. so kann auch ein großer Misbrauch der
Nervenkräfte allein die thierische Natur eben so verderben,
als der Verstandeskräfte. Eine unmäßige Wollust hat
alle die verderblichen Folgen eines unmäßigen Studierens
im Körper, und da die ganze Ausübung der Wollust nur
eine bloße Nervenwirkung seyn kann, §. 560. so kann
auch durch den Misbrauch der Nervenkräfte ein gleicher
Zustand verursachet werden, u. s. w.

§. 576.

Der sanfte Einfluß, welchen die verständigen Vorstel-
lungen, in so fern sie angenehm oder unangenehm sind,

unmit-

II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr.
riſchen Oeconomie haben, beruhet auf ſehr verſchiedenen
Gruͤnden, §. 331. und kann ebenfalls nur in ſo fern durch
die Nervenkraͤfte erſetzet werden, als er entweder in See-
lenwirkungen von ſinnlichen Vorſtellungen durch die Ner-
ven in die mechaniſchen Maſchinen, oder in ſolchen von
Luſt oder Unluſt und Begierden oder Verabſcheuungen be-
ſteht, ſie moͤgen ſinnlich oder verſtaͤndig ſeyn. §. 574.
Jn ſo fern aber die Anſtrengung der Verſtandeskraͤfte die
ganze thieriſche Natur in ihrem erſten Grunde angreift und
zerruͤttet, § 331. 332. und ein Misbrauch der ſinnli-
chen Seelenkraͤfte nothwendig eben daſſelbe thun muß;
dieſer aber durch den Misbrauch der Nervenkraͤfte vermit-
telt wird, oder werden kann, §. 356. und dann die Er-
folge einerley ſind, es moͤgen die Nervenkraͤfte mit den
thieriſchen Seelenkraͤften gemeinſchaftlich wirken, oder
nicht; §. 358. 360. ſo kann auch hier eine Erſetzung der
zufaͤlligen Folgen der Anſtrengung der Verſtandeskraͤfte
in der thieriſchen Oeconomie durch die Nervenkraͤfte allein
wohl Statt finden. So wie z. E. das Studieren den Koͤr-
per ſchwaͤchet, abzehret und ſeine natuͤrliche thieriſche Ver-
richtung ſtoͤret, §. 332. und ſo wie eben daſſelbe ein gro-
ßer Misbrauch der ſinnlichen Triebe thut, §. 261. N. 4.
die Erfolge der Triebe aber in der ganzen thieriſchen Oe-
conomie blos durch Nervenwirkungen erſetzet werden koͤn-
nen; §. 551. ſo kann auch ein großer Misbrauch der
Nervenkraͤfte allein die thieriſche Natur eben ſo verderben,
als der Verſtandeskraͤfte. Eine unmaͤßige Wolluſt hat
alle die verderblichen Folgen eines unmaͤßigen Studierens
im Koͤrper, und da die ganze Ausuͤbung der Wolluſt nur
eine bloße Nervenwirkung ſeyn kann, §. 560. ſo kann
auch durch den Misbrauch der Nervenkraͤfte ein gleicher
Zuſtand verurſachet werden, u. ſ. w.

§. 576.

Der ſanfte Einfluß, welchen die verſtaͤndigen Vorſtel-
lungen, in ſo fern ſie angenehm oder unangenehm ſind,

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[580/0604] II Th. Nervenkr. 4 K. Verh. zu den th. Seelenkr. riſchen Oeconomie haben, beruhet auf ſehr verſchiedenen Gruͤnden, §. 331. und kann ebenfalls nur in ſo fern durch die Nervenkraͤfte erſetzet werden, als er entweder in See- lenwirkungen von ſinnlichen Vorſtellungen durch die Ner- ven in die mechaniſchen Maſchinen, oder in ſolchen von Luſt oder Unluſt und Begierden oder Verabſcheuungen be- ſteht, ſie moͤgen ſinnlich oder verſtaͤndig ſeyn. §. 574. Jn ſo fern aber die Anſtrengung der Verſtandeskraͤfte die ganze thieriſche Natur in ihrem erſten Grunde angreift und zerruͤttet, § 331. 332. und ein Misbrauch der ſinnli- chen Seelenkraͤfte nothwendig eben daſſelbe thun muß; dieſer aber durch den Misbrauch der Nervenkraͤfte vermit- telt wird, oder werden kann, §. 356. und dann die Er- folge einerley ſind, es moͤgen die Nervenkraͤfte mit den thieriſchen Seelenkraͤften gemeinſchaftlich wirken, oder nicht; §. 358. 360. ſo kann auch hier eine Erſetzung der zufaͤlligen Folgen der Anſtrengung der Verſtandeskraͤfte in der thieriſchen Oeconomie durch die Nervenkraͤfte allein wohl Statt finden. So wie z. E. das Studieren den Koͤr- per ſchwaͤchet, abzehret und ſeine natuͤrliche thieriſche Ver- richtung ſtoͤret, §. 332. und ſo wie eben daſſelbe ein gro- ßer Misbrauch der ſinnlichen Triebe thut, §. 261. N. 4. die Erfolge der Triebe aber in der ganzen thieriſchen Oe- conomie blos durch Nervenwirkungen erſetzet werden koͤn- nen; §. 551. ſo kann auch ein großer Misbrauch der Nervenkraͤfte allein die thieriſche Natur eben ſo verderben, als der Verſtandeskraͤfte. Eine unmaͤßige Wolluſt hat alle die verderblichen Folgen eines unmaͤßigen Studierens im Koͤrper, und da die ganze Ausuͤbung der Wolluſt nur eine bloße Nervenwirkung ſeyn kann, §. 560. ſo kann auch durch den Misbrauch der Nervenkraͤfte ein gleicher Zuſtand verurſachet werden, u. ſ. w. §. 576. Der ſanfte Einfluß, welchen die verſtaͤndigen Vorſtel- lungen, in ſo fern ſie angenehm oder unangenehm ſind, unmit-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/604>, abgerufen am 23.04.2024.