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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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in Verbindung. Während hier durch Einschaltung der beiden Condensatoren für
Telegraphirströme die Verbindung zwischen L1 und L2 unterbrochen ist, hindern
diese Condensatoren keineswegs die Fortpflanzung der telephonischen Impulse. Es
ist auch einleuchtend, daß die durch die Spule B3 verlaufenden telephonischen
Impulse einander entgegengesetzte Inductionswirkungen auf die Spulen B1 und B2
ausüben müssen, daher sich zueinander wie + und -- verhalten werden und
folglich mit L1 L2 eine geschlossene Telephonleitung darstellen.

Die ersten Versuche mit diesem Systeme fanden im Januar 1882 in Brüssel
statt; dann wurden solche zwischen Brüssel und Paris (Entfernung 335 Kilometer)
angestellt; hierbei sandte Banneux eine telephonische Depesche an Cochery (den
Minister des Post- und Telegraphenwesens in Paris) ab, und gleichzeitig wurde
durch denselben Draht eine telegraphische Depesche an Cael, gleichfalls in Paris,
befördert. Van Rysselberghe erzielte mit seinem Systeme so günstige Erfolge, daß

[Abbildung] Fig. 718.

Van Rysselberghe's Schaltung.

man gegenwärtig daran geht, das ganze Telegraphennetz Belgiens (d. h. 29.122 Kilo-
meter Telegraphendrähte) der Verwendung zur telephonischen Correspondenz zuzu-
führen.

C. Telephonische Musikübertragung.

Bei allen Ausstellungen für Elektricität erfreuen sich namentlich jene Räume
eines besonderen Andranges von Seite des Publicums, welche behufs Uebertragung
von Musik mit Theatern oder Concertsälen in telephonische Verbindung gesetzt
werden. Wie bereits erwähnt (Seite 890), wurden die ersten öffentlichen und
gelungenen Versuche in Europa an der Wiener technischen Hochschule durch
F. Nissl und den Verfasser vorliegenden Werkes im Jahre 1877 durchgeführt.
Natürlich dienten damals Bell'sche Telephone sowohl als Sender, als auch als
Empfänger. Als hierauf das Mikrophon eine praktisch verwerthbare Form er-
halten hatte, konnten derartige Musikübertragungen in größerem Umfange
inscenirt werden. So hatte man auch bei der Pariser Ausstellung (1881) in

in Verbindung. Während hier durch Einſchaltung der beiden Condenſatoren für
Telegraphirſtröme die Verbindung zwiſchen L1 und L2 unterbrochen iſt, hindern
dieſe Condenſatoren keineswegs die Fortpflanzung der telephoniſchen Impulſe. Es
iſt auch einleuchtend, daß die durch die Spule B3 verlaufenden telephoniſchen
Impulſe einander entgegengeſetzte Inductionswirkungen auf die Spulen B1 und B2
ausüben müſſen, daher ſich zueinander wie + und — verhalten werden und
folglich mit L1 L2 eine geſchloſſene Telephonleitung darſtellen.

Die erſten Verſuche mit dieſem Syſteme fanden im Januar 1882 in Brüſſel
ſtatt; dann wurden ſolche zwiſchen Brüſſel und Paris (Entfernung 335 Kilometer)
angeſtellt; hierbei ſandte Banneux eine telephoniſche Depeſche an Cochéry (den
Miniſter des Poſt- und Telegraphenweſens in Paris) ab, und gleichzeitig wurde
durch denſelben Draht eine telegraphiſche Depeſche an Caël, gleichfalls in Paris,
befördert. Van Ryſſelberghe erzielte mit ſeinem Syſteme ſo günſtige Erfolge, daß

[Abbildung] Fig. 718.

Van Ryſſelberghe’s Schaltung.

man gegenwärtig daran geht, das ganze Telegraphennetz Belgiens (d. h. 29.122 Kilo-
meter Telegraphendrähte) der Verwendung zur telephoniſchen Correſpondenz zuzu-
führen.

C. Telephoniſche Muſikübertragung.

Bei allen Ausſtellungen für Elektricität erfreuen ſich namentlich jene Räume
eines beſonderen Andranges von Seite des Publicums, welche behufs Uebertragung
von Muſik mit Theatern oder Concertſälen in telephoniſche Verbindung geſetzt
werden. Wie bereits erwähnt (Seite 890), wurden die erſten öffentlichen und
gelungenen Verſuche in Europa an der Wiener techniſchen Hochſchule durch
F. Niſſl und den Verfaſſer vorliegenden Werkes im Jahre 1877 durchgeführt.
Natürlich dienten damals Bell’ſche Telephone ſowohl als Sender, als auch als
Empfänger. Als hierauf das Mikrophon eine praktiſch verwerthbare Form er-
halten hatte, konnten derartige Muſikübertragungen in größerem Umfange
inſcenirt werden. So hatte man auch bei der Pariſer Ausſtellung (1881) in

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[956/0970] in Verbindung. Während hier durch Einſchaltung der beiden Condenſatoren für Telegraphirſtröme die Verbindung zwiſchen L1 und L2 unterbrochen iſt, hindern dieſe Condenſatoren keineswegs die Fortpflanzung der telephoniſchen Impulſe. Es iſt auch einleuchtend, daß die durch die Spule B3 verlaufenden telephoniſchen Impulſe einander entgegengeſetzte Inductionswirkungen auf die Spulen B1 und B2 ausüben müſſen, daher ſich zueinander wie + und — verhalten werden und folglich mit L1 L2 eine geſchloſſene Telephonleitung darſtellen. Die erſten Verſuche mit dieſem Syſteme fanden im Januar 1882 in Brüſſel ſtatt; dann wurden ſolche zwiſchen Brüſſel und Paris (Entfernung 335 Kilometer) angeſtellt; hierbei ſandte Banneux eine telephoniſche Depeſche an Cochéry (den Miniſter des Poſt- und Telegraphenweſens in Paris) ab, und gleichzeitig wurde durch denſelben Draht eine telegraphiſche Depeſche an Caël, gleichfalls in Paris, befördert. Van Ryſſelberghe erzielte mit ſeinem Syſteme ſo günſtige Erfolge, daß [Abbildung Fig. 718. Van Ryſſelberghe’s Schaltung.] man gegenwärtig daran geht, das ganze Telegraphennetz Belgiens (d. h. 29.122 Kilo- meter Telegraphendrähte) der Verwendung zur telephoniſchen Correſpondenz zuzu- führen. C. Telephoniſche Muſikübertragung. Bei allen Ausſtellungen für Elektricität erfreuen ſich namentlich jene Räume eines beſonderen Andranges von Seite des Publicums, welche behufs Uebertragung von Muſik mit Theatern oder Concertſälen in telephoniſche Verbindung geſetzt werden. Wie bereits erwähnt (Seite 890), wurden die erſten öffentlichen und gelungenen Verſuche in Europa an der Wiener techniſchen Hochſchule durch F. Niſſl und den Verfaſſer vorliegenden Werkes im Jahre 1877 durchgeführt. Natürlich dienten damals Bell’ſche Telephone ſowohl als Sender, als auch als Empfänger. Als hierauf das Mikrophon eine praktiſch verwerthbare Form er- halten hatte, konnten derartige Muſikübertragungen in größerem Umfange inſcenirt werden. So hatte man auch bei der Pariſer Ausſtellung (1881) in

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 956. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/970>, abgerufen am 19.04.2024.