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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Breiten sieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in
der Art, wie sie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth sich
in diesen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um
5 Grade schwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die
Form wechselnde Lichterscheinung, welche die langen Nächte theilweise erhellt. Am
nördlichen Himmel zeigt sich zunächst ein durch einen hellen Saum eingefaßtes
Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger
Zeit tauchen aus demselben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form
dieser Strahlen sind sehr wandelbar; in den höchsten Breiten, wo sich die Er-
scheinung in ihrer schönsten Form zeigt, vereinigen sich diese Strahlen nach oben
zu und bilden die sogenannte Corona. Gerland macht darauf aufmerksam, daß
diese Nordlichterscheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha-

[Abbildung] Fig. 82.

Das Nordlicht.

rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieselbe scharf begrenzte Stelle des
Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenso beobachtete er
ein regelmäßig pulsirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die
Corona erscheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer
Inclinationsnadel zeigt.

Das Nordlicht gehört der Atmosphäre an; hiefür spricht sowohl der Um-
stand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, sowie
auch zum Theile die spectroskopische Untersuchung desselben. Diese ergab nämlich
der Hauptsache nach Anzeigen, welche gleich sind jenen, die glühendes und leuch-
tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes sind äußerst
schwankend; sie variiren zwischen 20 und 100 Meilen.

Ist auch die Natur und die Entstehung des Nordlichtes noch ziemlich
unerforscht, so steht doch dessen Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus außer

Breiten ſieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in
der Art, wie ſie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth ſich
in dieſen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um
5 Grade ſchwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die
Form wechſelnde Lichterſcheinung, welche die langen Nächte theilweiſe erhellt. Am
nördlichen Himmel zeigt ſich zunächſt ein durch einen hellen Saum eingefaßtes
Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger
Zeit tauchen aus demſelben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form
dieſer Strahlen ſind ſehr wandelbar; in den höchſten Breiten, wo ſich die Er-
ſcheinung in ihrer ſchönſten Form zeigt, vereinigen ſich dieſe Strahlen nach oben
zu und bilden die ſogenannte Corona. Gerland macht darauf aufmerkſam, daß
dieſe Nordlichterſcheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha-

[Abbildung] Fig. 82.

Das Nordlicht.

rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieſelbe ſcharf begrenzte Stelle des
Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenſo beobachtete er
ein regelmäßig pulſirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die
Corona erſcheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer
Inclinationsnadel zeigt.

Das Nordlicht gehört der Atmoſphäre an; hiefür ſpricht ſowohl der Um-
ſtand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, ſowie
auch zum Theile die ſpectroſkopiſche Unterſuchung desſelben. Dieſe ergab nämlich
der Hauptſache nach Anzeigen, welche gleich ſind jenen, die glühendes und leuch-
tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes ſind äußerſt
ſchwankend; ſie variiren zwiſchen 20 und 100 Meilen.

Iſt auch die Natur und die Entſtehung des Nordlichtes noch ziemlich
unerforſcht, ſo ſteht doch deſſen Zuſammenhang mit dem Erdmagnetismus außer

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[159/0173] Breiten ſieht man kaum mehr als eine Röthung des nördlichen Abendhimmels, in der Art, wie ſie von großen Bränden bewirkt wird. Das Nordlicht verräth ſich in dieſen Gegenden jedoch durch Störungen der Magnetnadel, die oft bis um 5 Grade ſchwankt. In den Polargegenden bildet es eine prächtige, häufig die Form wechſelnde Lichterſcheinung, welche die langen Nächte theilweiſe erhellt. Am nördlichen Himmel zeigt ſich zunächſt ein durch einen hellen Saum eingefaßtes Segment; dann nimmt der Saum an Breite zu, wird glänzender und nach einiger Zeit tauchen aus demſelben hellleuchtende Strahlen auf. Länge, Glanz und Form dieſer Strahlen ſind ſehr wandelbar; in den höchſten Breiten, wo ſich die Er- ſcheinung in ihrer ſchönſten Form zeigt, vereinigen ſich dieſe Strahlen nach oben zu und bilden die ſogenannte Corona. Gerland macht darauf aufmerkſam, daß dieſe Nordlichterſcheinungen häufig von Blitzen begleitet werden, welche den Cha- [Abbildung Fig. 82. Das Nordlicht.] rakter der Flächenblitze haben und oft eine und dieſelbe ſcharf begrenzte Stelle des Himmels innerhalb des Nordlichtes momentan erleuchten. Ebenſo beobachtete er ein regelmäßig pulſirendes Aufleuchten einer der Corona benachbarten Stelle. Die Corona erſcheint an jener Stelle des Himmels, nach welcher der Südpol einer Inclinationsnadel zeigt. Das Nordlicht gehört der Atmoſphäre an; hiefür ſpricht ſowohl der Um- ſtand, daß es an der Bewegung der Sternenwelt keinen Antheil nimmt, ſowie auch zum Theile die ſpectroſkopiſche Unterſuchung desſelben. Dieſe ergab nämlich der Hauptſache nach Anzeigen, welche gleich ſind jenen, die glühendes und leuch- tendes Stickgas giebt. Die Angaben über die Höhe des Nordlichtes ſind äußerſt ſchwankend; ſie variiren zwiſchen 20 und 100 Meilen. Iſt auch die Natur und die Entſtehung des Nordlichtes noch ziemlich unerforſcht, ſo ſteht doch deſſen Zuſammenhang mit dem Erdmagnetismus außer

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/173>, abgerufen am 24.04.2024.