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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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rate gezeigt werden. Diese Anordnung des Apparates rührt von Ruhmkorff her.
Die Elektromagnetschenkel N S sind hierbei horizontal und mit ihren beiden Polen
einander gegenübergestellt. Die Eisenkerne der Magnetschenkel sind der Länge nach
durchbohrt. Die eiserne Grundplatte, welche die beiden Kerne verbindet, setzt sich
aus drei Stücken zusammen. Auf dem horizontalen Stücke H derselben lassen sich

aufeinander polarisirte Lichtstrahlen zerlegt. Polarisirtes Licht kann z. B. in der Art erhalten
werden, daß man einen gewöhnlichen Lichtstrahl durch einen Wasserspiegel, eine Glastafel,
einen Spiegel etc. reflectiren läßt; Licht wird auch polarisirt, wenn man es durch gewisse
Krystalle, z. B. Turmalin, in bestimmter Richtung gehen läßt. Man wendet an dessen Stelle auch
häufig einen eigenthümlich präparirten Doppelspathkrystall, das sogenante Nicol'sche Prisma,
an. Läßt man auf ein derartiges Prisma einen gewöhnlichen Lichtstrahl auffallen, so kommt
nur einer der polarisirten Lichtstrahlen auf der entgegengesetzten Seite heraus. In diesem Licht-
strahle erfolgen die Aetherschwingungen nach der obigen Erklärung nur in einer Ebene. Diese
Ebene oder, wie andere annehmen, die darauf senkrechte Ebene nennt man die Polarisa-
tionsebene
. (Ob man die eine oder die andere Ebene als Polarisationsebene annimmt,
bleibt bei consequenter Durchführung gleichgiltig.) Trifft nun ein derartig polarisirter
Lichtstrahl auf einen zweiten Nicol, so wird er je nach der Stellung des letzteren ganz,
theilweise oder gar nicht durchgelassen. Er wird ganz durchgelassen, wenn der zweite Nicol
so steht, daß er einen unpolarisirten Lichtstrahl in derselben Ebene polarisiren würde,
wie der erste Nicol es gethan hat. Man sagt dann, die beiden Nicols stehen parallel.
Je weiter sie von dieser Lage gegeneinander abweichen, desto weniger Licht wird durch-
gelassen. Stehen sie endlich so, daß der zweite Nicol in Ebenen polarisiren würde, welche
senkrecht stehen auf jenen, in welchen der erste polarisirt hat, so geht durch den zweiten Nicol
gar kein Licht durch; die beiden Nicols sind gekreuzt. Man wird daher, durch beide Nicols
gegen eine Lichtquelle blickend, einen helles Gesichtsfeld haben, wenn sie parallel stehen, ein
dunkles, wenn sie gekreuzte sind. Nehmen sie Zwischenstellungen ein, so hat man dem entspre-
chend Gesichtsfelder verschiedener Helligkeiten.
Man kann sich die Vorgänge durch nachstehendes Bild klar machen: Eine Blechscheibe
ist mit lauter parallelen Schlitzen versehen; auf dieselbe fallen Stahlnadeln in allen möglichen
Lagen zu den Schlitzen (der unpolarisirte Lichtstrahl). Diejenigen Nadeln, welche parallel zu
den Schlitzen auffallen und auf solche treffen, gehen durch die Scheibe. Letztere wird also
nur von lauter unter sich parallelen Nadeln durchdrungen werden (der in einer bestimmten
Ebene polarisirte Lichtrahl). Fallen diese Nadeln nun auf ein zweites Blech, welches mit
ebensolchen Schlitzen in gleicher Vertheilung angeordnet ist, so werden die Nadeln auch durch
dieses Blech gehen, wenn die Schlitze desselben parallel zu jenen des ersten Bleches stehen.
(parallele Nicols, der Lichtstrahl geht durch, helles Gesichtsfeld). Stehen die Schlitze des
zweiten Bleches senkrecht auf jene des ersten, so geht gar keine Nadel durch, weil sich alle
quer über der Schlitze legen (gekreuzte Nicols, dunkles Gesichtsfeld). Bei schiefer Stellung
der Schlitze beider Bleche gegeneinander wird ein Theil der Nadeln auch durch das zweite
Blech gehen (theilweises Durchlassen des Lichtstrahles, verschieden helles Gesichtsfeld).
Man nennt jenen Nicol, durch welchen das gewöhnliche Licht in polarisirtes verwandelt
wird, den Polariseur, den zweiten Nicol, durch welchen man den polarisirten Lichtstrahl
betrachtet, Analyseur. Sind Polariseur und Analyseur gekreuzt, so erscheint, wie bereits erwähnt,
das Gesichtsfeld dunkel. Bringt man nun zwischen Polariseur und Analyseur gewisse Körper,
z. B. eine Zuckerlösung, so wird das vorhin dunkle Gesichtsfeld mehr oder weniger aufgehellt. Die
Zuckerlösung besitzt eben die Eigenschaft, die Polarisationsebene zu drehen. (Die durch das
erste Sieb gegangenen Nadeln fallen nicht mehr quer auf die Schlitze des zweiten Siebes
auf, sondern schief; es wird daher ein Theil der Nadeln auch durch das zweite Sieb gehen.)
Will man nun abermals ein dunkles Gesichtsfeld erhalten, so muß man den Analyseur drehen
(das zweite Sieb in eine Lage bringen, daß die Schlitze abermals zu den auffallenden
Nadeln senkrecht stehen.) Die Größe dieser Drehung wird an der Kreistheilung, welche der
Analyseur besitzt, abgelesen. Die Polarisationsebene hat also beim Durchgange des Lichtes
durch die Zuckerlösung eine Drehung im Kreise erlitten; man nennt dies die Circular-
oder Kreispolarisation. Die Drehung des Analyseurs, durch welche nach Einschaltung
des circular polarisirenden Körpers die Dunkelheit wieder hergestellt wird, muß nach rechts
oder links (in der Uhrzeiger- oder gegen die Uhrzeigerbewegung) erfolgen, je nachdem der
Körper ein rechts- oder linksdrehender ist.

rate gezeigt werden. Dieſe Anordnung des Apparates rührt von Ruhmkorff her.
Die Elektromagnetſchenkel N S ſind hierbei horizontal und mit ihren beiden Polen
einander gegenübergeſtellt. Die Eiſenkerne der Magnetſchenkel ſind der Länge nach
durchbohrt. Die eiſerne Grundplatte, welche die beiden Kerne verbindet, ſetzt ſich
aus drei Stücken zuſammen. Auf dem horizontalen Stücke H derſelben laſſen ſich

aufeinander polariſirte Lichtſtrahlen zerlegt. Polariſirtes Licht kann z. B. in der Art erhalten
werden, daß man einen gewöhnlichen Lichtſtrahl durch einen Waſſerſpiegel, eine Glastafel,
einen Spiegel ꝛc. reflectiren läßt; Licht wird auch polariſirt, wenn man es durch gewiſſe
Kryſtalle, z. B. Turmalin, in beſtimmter Richtung gehen läßt. Man wendet an deſſen Stelle auch
häufig einen eigenthümlich präparirten Doppelſpathkryſtall, das ſogenante Nicol’ſche Prisma,
an. Läßt man auf ein derartiges Prisma einen gewöhnlichen Lichtſtrahl auffallen, ſo kommt
nur einer der polariſirten Lichtſtrahlen auf der entgegengeſetzten Seite heraus. In dieſem Licht-
ſtrahle erfolgen die Aetherſchwingungen nach der obigen Erklärung nur in einer Ebene. Dieſe
Ebene oder, wie andere annehmen, die darauf ſenkrechte Ebene nennt man die Polariſa-
tionsebene
. (Ob man die eine oder die andere Ebene als Polariſationsebene annimmt,
bleibt bei conſequenter Durchführung gleichgiltig.) Trifft nun ein derartig polariſirter
Lichtſtrahl auf einen zweiten Nicol, ſo wird er je nach der Stellung des letzteren ganz,
theilweiſe oder gar nicht durchgelaſſen. Er wird ganz durchgelaſſen, wenn der zweite Nicol
ſo ſteht, daß er einen unpolariſirten Lichtſtrahl in derſelben Ebene polariſiren würde,
wie der erſte Nicol es gethan hat. Man ſagt dann, die beiden Nicols ſtehen parallel.
Je weiter ſie von dieſer Lage gegeneinander abweichen, deſto weniger Licht wird durch-
gelaſſen. Stehen ſie endlich ſo, daß der zweite Nicol in Ebenen polariſiren würde, welche
ſenkrecht ſtehen auf jenen, in welchen der erſte polariſirt hat, ſo geht durch den zweiten Nicol
gar kein Licht durch; die beiden Nicols ſind gekreuzt. Man wird daher, durch beide Nicols
gegen eine Lichtquelle blickend, einen helles Geſichtsfeld haben, wenn ſie parallel ſtehen, ein
dunkles, wenn ſie gekreuzte ſind. Nehmen ſie Zwiſchenſtellungen ein, ſo hat man dem entſpre-
chend Geſichtsfelder verſchiedener Helligkeiten.
Man kann ſich die Vorgänge durch nachſtehendes Bild klar machen: Eine Blechſcheibe
iſt mit lauter parallelen Schlitzen verſehen; auf dieſelbe fallen Stahlnadeln in allen möglichen
Lagen zu den Schlitzen (der unpolariſirte Lichtſtrahl). Diejenigen Nadeln, welche parallel zu
den Schlitzen auffallen und auf ſolche treffen, gehen durch die Scheibe. Letztere wird alſo
nur von lauter unter ſich parallelen Nadeln durchdrungen werden (der in einer beſtimmten
Ebene polariſirte Lichtrahl). Fallen dieſe Nadeln nun auf ein zweites Blech, welches mit
ebenſolchen Schlitzen in gleicher Vertheilung angeordnet iſt, ſo werden die Nadeln auch durch
dieſes Blech gehen, wenn die Schlitze desſelben parallel zu jenen des erſten Bleches ſtehen.
(parallele Nicols, der Lichtſtrahl geht durch, helles Geſichtsfeld). Stehen die Schlitze des
zweiten Bleches ſenkrecht auf jene des erſten, ſo geht gar keine Nadel durch, weil ſich alle
quer über der Schlitze legen (gekreuzte Nicols, dunkles Geſichtsfeld). Bei ſchiefer Stellung
der Schlitze beider Bleche gegeneinander wird ein Theil der Nadeln auch durch das zweite
Blech gehen (theilweiſes Durchlaſſen des Lichtſtrahles, verſchieden helles Geſichtsfeld).
Man nennt jenen Nicol, durch welchen das gewöhnliche Licht in polariſirtes verwandelt
wird, den Polariſeur, den zweiten Nicol, durch welchen man den polariſirten Lichtſtrahl
betrachtet, Analyſeur. Sind Polariſeur und Analyſeur gekreuzt, ſo erſcheint, wie bereits erwähnt,
das Geſichtsfeld dunkel. Bringt man nun zwiſchen Polariſeur und Analyſeur gewiſſe Körper,
z. B. eine Zuckerlöſung, ſo wird das vorhin dunkle Geſichtsfeld mehr oder weniger aufgehellt. Die
Zuckerlöſung beſitzt eben die Eigenſchaft, die Polariſationsebene zu drehen. (Die durch das
erſte Sieb gegangenen Nadeln fallen nicht mehr quer auf die Schlitze des zweiten Siebes
auf, ſondern ſchief; es wird daher ein Theil der Nadeln auch durch das zweite Sieb gehen.)
Will man nun abermals ein dunkles Geſichtsfeld erhalten, ſo muß man den Analyſeur drehen
(das zweite Sieb in eine Lage bringen, daß die Schlitze abermals zu den auffallenden
Nadeln ſenkrecht ſtehen.) Die Größe dieſer Drehung wird an der Kreistheilung, welche der
Analyſeur beſitzt, abgeleſen. Die Polariſationsebene hat alſo beim Durchgange des Lichtes
durch die Zuckerlöſung eine Drehung im Kreiſe erlitten; man nennt dies die Circular-
oder Kreispolariſation. Die Drehung des Analyſeurs, durch welche nach Einſchaltung
des circular polariſirenden Körpers die Dunkelheit wieder hergeſtellt wird, muß nach rechts
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Körper ein rechts- oder linksdrehender iſt.
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[284/0298] rate gezeigt werden. Dieſe Anordnung des Apparates rührt von Ruhmkorff her. Die Elektromagnetſchenkel N S ſind hierbei horizontal und mit ihren beiden Polen einander gegenübergeſtellt. Die Eiſenkerne der Magnetſchenkel ſind der Länge nach durchbohrt. Die eiſerne Grundplatte, welche die beiden Kerne verbindet, ſetzt ſich aus drei Stücken zuſammen. Auf dem horizontalen Stücke H derſelben laſſen ſich *) *) aufeinander polariſirte Lichtſtrahlen zerlegt. Polariſirtes Licht kann z. B. in der Art erhalten werden, daß man einen gewöhnlichen Lichtſtrahl durch einen Waſſerſpiegel, eine Glastafel, einen Spiegel ꝛc. reflectiren läßt; Licht wird auch polariſirt, wenn man es durch gewiſſe Kryſtalle, z. B. Turmalin, in beſtimmter Richtung gehen läßt. Man wendet an deſſen Stelle auch häufig einen eigenthümlich präparirten Doppelſpathkryſtall, das ſogenante Nicol’ſche Prisma, an. Läßt man auf ein derartiges Prisma einen gewöhnlichen Lichtſtrahl auffallen, ſo kommt nur einer der polariſirten Lichtſtrahlen auf der entgegengeſetzten Seite heraus. In dieſem Licht- ſtrahle erfolgen die Aetherſchwingungen nach der obigen Erklärung nur in einer Ebene. Dieſe Ebene oder, wie andere annehmen, die darauf ſenkrechte Ebene nennt man die Polariſa- tionsebene. (Ob man die eine oder die andere Ebene als Polariſationsebene annimmt, bleibt bei conſequenter Durchführung gleichgiltig.) Trifft nun ein derartig polariſirter Lichtſtrahl auf einen zweiten Nicol, ſo wird er je nach der Stellung des letzteren ganz, theilweiſe oder gar nicht durchgelaſſen. Er wird ganz durchgelaſſen, wenn der zweite Nicol ſo ſteht, daß er einen unpolariſirten Lichtſtrahl in derſelben Ebene polariſiren würde, wie der erſte Nicol es gethan hat. Man ſagt dann, die beiden Nicols ſtehen parallel. Je weiter ſie von dieſer Lage gegeneinander abweichen, deſto weniger Licht wird durch- gelaſſen. Stehen ſie endlich ſo, daß der zweite Nicol in Ebenen polariſiren würde, welche ſenkrecht ſtehen auf jenen, in welchen der erſte polariſirt hat, ſo geht durch den zweiten Nicol gar kein Licht durch; die beiden Nicols ſind gekreuzt. Man wird daher, durch beide Nicols gegen eine Lichtquelle blickend, einen helles Geſichtsfeld haben, wenn ſie parallel ſtehen, ein dunkles, wenn ſie gekreuzte ſind. Nehmen ſie Zwiſchenſtellungen ein, ſo hat man dem entſpre- chend Geſichtsfelder verſchiedener Helligkeiten. Man kann ſich die Vorgänge durch nachſtehendes Bild klar machen: Eine Blechſcheibe iſt mit lauter parallelen Schlitzen verſehen; auf dieſelbe fallen Stahlnadeln in allen möglichen Lagen zu den Schlitzen (der unpolariſirte Lichtſtrahl). Diejenigen Nadeln, welche parallel zu den Schlitzen auffallen und auf ſolche treffen, gehen durch die Scheibe. Letztere wird alſo nur von lauter unter ſich parallelen Nadeln durchdrungen werden (der in einer beſtimmten Ebene polariſirte Lichtrahl). 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Sind Polariſeur und Analyſeur gekreuzt, ſo erſcheint, wie bereits erwähnt, das Geſichtsfeld dunkel. Bringt man nun zwiſchen Polariſeur und Analyſeur gewiſſe Körper, z. B. eine Zuckerlöſung, ſo wird das vorhin dunkle Geſichtsfeld mehr oder weniger aufgehellt. Die Zuckerlöſung beſitzt eben die Eigenſchaft, die Polariſationsebene zu drehen. (Die durch das erſte Sieb gegangenen Nadeln fallen nicht mehr quer auf die Schlitze des zweiten Siebes auf, ſondern ſchief; es wird daher ein Theil der Nadeln auch durch das zweite Sieb gehen.) Will man nun abermals ein dunkles Geſichtsfeld erhalten, ſo muß man den Analyſeur drehen (das zweite Sieb in eine Lage bringen, daß die Schlitze abermals zu den auffallenden Nadeln ſenkrecht ſtehen.) Die Größe dieſer Drehung wird an der Kreistheilung, welche der Analyſeur beſitzt, abgeleſen. Die Polariſationsebene hat alſo beim Durchgange des Lichtes durch die Zuckerlöſung eine Drehung im Kreiſe erlitten; man nennt dies die Circular- oder Kreispolariſation. Die Drehung des Analyſeurs, durch welche nach Einſchaltung des circular polariſirenden Körpers die Dunkelheit wieder hergeſtellt wird, muß nach rechts oder links (in der Uhrzeiger- oder gegen die Uhrzeigerbewegung) erfolgen, je nachdem der Körper ein rechts- oder linksdrehender iſt.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/298>, abgerufen am 24.04.2024.