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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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In sehr anschaulicher Weise kann die Wirkung feststehender Magnete auf
bewegte Metallmassen durch den in Fig. 191 abgebildeten Foucaulit'schen Apparat
gezeigt werden. Der Elektromagnet E ist an seinen Polen N S mit derartig
geformten Halbankern n s versehen, daß die um die horizontale Axe A X beweg-
liche Kupferscheibe C mit geringem Spielraume durchrotiren kann. Die Rotation
erfolgt in der äquatorialen Ebene und wird durch die Kurbel K und eine entsprechende
Zahnradübersetzung bewirkt. Ist die Bewegung durch einige rasche Drehungen der
Kurbel eingeleitet, so dauert sie noch einige Zeit fort, wenn der Elektromagnet
nicht erregt ist, sie hört aber fast momentan auf, wenn man den Elektromagnet
in Thätigkeit setzt. Versucht man nun die Scheibe abermals in Rotation zu ver-
setzen, so verspürt man hierbei einen so bedeutenden Widerstand, als ob die Kupfer-
scheibe zwischen beiden Halbankern eingeklemmt wäre. Gleichzeitig erwärmt sich die
Scheibe, und zwar häufig so stark, daß man die Temperaturerhöhung sogar schon
durch Berühren mit der Hand fühlen kann.

Sämmtliche hier betrachteten Erscheinungen des Rotations-Magnetismus rühren
daher, daß durch Magnete in den Leitern Ströme inducirt werden. Diese indu-

[Abbildung] Fig. 192.

Unipolare Induction.

cirten Ströme wirken dann auf den Magnet. So werden z. B. die Schwingungen
einer Magnetnadel durch eine Kupferscheibe gedämpft, weil durch die Bewegung
der Nadel in der Scheibe Ströme inducirt werden, die vermöge ihrer Richtung
die Nadel stets in entgegengesetzter Richtung zu drehen suchen. Rotirt hingegen die
Kupferscheibe, so entstehen in jenen Theilen derselben, welche sich von der Nadel
weg bewegen, Ströme, die anziehend, und in jenen Theilen, welche sich heran
bewegen, Ströme, die abstoßend auf die Nadel wirken; folglich muß sich diese in
der Rotationsvorrichtung der Kupferscheibe drehen.

Schließlich haben wir noch einer Art der Induction, nämlich der unipolaren
Induction
zu gedenken. Bei allen früher besprochenen Magneto-Inductions-
erscheinungen kamen Inductionsströme dadurch zu Stande, daß der Magnetismus
eine Veränderung erfuhr, sei es durch Veränderung der Entfernung oder sei es
durch Stärker- oder Schwächerwerden, Entstehen oder Vergehen desselben. Nun
kommen aber auch Inductionserscheinungen dann zu Stande, wenn dies nicht der
Fall ist, sondern der Magnet in der Nähe eines Leiters überhaupt nur eine
Bewegung macht. Solche Inductionserscheinungen wurden von Faraday, Weber
und Plücker durch verschiedene Experimente gezeigt.

In ſehr anſchaulicher Weiſe kann die Wirkung feſtſtehender Magnete auf
bewegte Metallmaſſen durch den in Fig. 191 abgebildeten Foucaulit’ſchen Apparat
gezeigt werden. Der Elektromagnet E iſt an ſeinen Polen N S mit derartig
geformten Halbankern n s verſehen, daß die um die horizontale Axe A X beweg-
liche Kupferſcheibe C mit geringem Spielraume durchrotiren kann. Die Rotation
erfolgt in der äquatorialen Ebene und wird durch die Kurbel K und eine entſprechende
Zahnradüberſetzung bewirkt. Iſt die Bewegung durch einige raſche Drehungen der
Kurbel eingeleitet, ſo dauert ſie noch einige Zeit fort, wenn der Elektromagnet
nicht erregt iſt, ſie hört aber faſt momentan auf, wenn man den Elektromagnet
in Thätigkeit ſetzt. Verſucht man nun die Scheibe abermals in Rotation zu ver-
ſetzen, ſo verſpürt man hierbei einen ſo bedeutenden Widerſtand, als ob die Kupfer-
ſcheibe zwiſchen beiden Halbankern eingeklemmt wäre. Gleichzeitig erwärmt ſich die
Scheibe, und zwar häufig ſo ſtark, daß man die Temperaturerhöhung ſogar ſchon
durch Berühren mit der Hand fühlen kann.

Sämmtliche hier betrachteten Erſcheinungen des Rotations-Magnetismus rühren
daher, daß durch Magnete in den Leitern Ströme inducirt werden. Dieſe indu-

[Abbildung] Fig. 192.

Unipolare Induction.

cirten Ströme wirken dann auf den Magnet. So werden z. B. die Schwingungen
einer Magnetnadel durch eine Kupferſcheibe gedämpft, weil durch die Bewegung
der Nadel in der Scheibe Ströme inducirt werden, die vermöge ihrer Richtung
die Nadel ſtets in entgegengeſetzter Richtung zu drehen ſuchen. Rotirt hingegen die
Kupferſcheibe, ſo entſtehen in jenen Theilen derſelben, welche ſich von der Nadel
weg bewegen, Ströme, die anziehend, und in jenen Theilen, welche ſich heran
bewegen, Ströme, die abſtoßend auf die Nadel wirken; folglich muß ſich dieſe in
der Rotationsvorrichtung der Kupferſcheibe drehen.

Schließlich haben wir noch einer Art der Induction, nämlich der unipolaren
Induction
zu gedenken. Bei allen früher beſprochenen Magneto-Inductions-
erſcheinungen kamen Inductionsſtröme dadurch zu Stande, daß der Magnetismus
eine Veränderung erfuhr, ſei es durch Veränderung der Entfernung oder ſei es
durch Stärker- oder Schwächerwerden, Entſtehen oder Vergehen desſelben. Nun
kommen aber auch Inductionserſcheinungen dann zu Stande, wenn dies nicht der
Fall iſt, ſondern der Magnet in der Nähe eines Leiters überhaupt nur eine
Bewegung macht. Solche Inductionserſcheinungen wurden von Faraday, Weber
und Plücker durch verſchiedene Experimente gezeigt.

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[297/0311] In ſehr anſchaulicher Weiſe kann die Wirkung feſtſtehender Magnete auf bewegte Metallmaſſen durch den in Fig. 191 abgebildeten Foucaulit’ſchen Apparat gezeigt werden. Der Elektromagnet E iſt an ſeinen Polen N S mit derartig geformten Halbankern n s verſehen, daß die um die horizontale Axe A X beweg- liche Kupferſcheibe C mit geringem Spielraume durchrotiren kann. Die Rotation erfolgt in der äquatorialen Ebene und wird durch die Kurbel K und eine entſprechende Zahnradüberſetzung bewirkt. Iſt die Bewegung durch einige raſche Drehungen der Kurbel eingeleitet, ſo dauert ſie noch einige Zeit fort, wenn der Elektromagnet nicht erregt iſt, ſie hört aber faſt momentan auf, wenn man den Elektromagnet in Thätigkeit ſetzt. Verſucht man nun die Scheibe abermals in Rotation zu ver- ſetzen, ſo verſpürt man hierbei einen ſo bedeutenden Widerſtand, als ob die Kupfer- ſcheibe zwiſchen beiden Halbankern eingeklemmt wäre. Gleichzeitig erwärmt ſich die Scheibe, und zwar häufig ſo ſtark, daß man die Temperaturerhöhung ſogar ſchon durch Berühren mit der Hand fühlen kann. Sämmtliche hier betrachteten Erſcheinungen des Rotations-Magnetismus rühren daher, daß durch Magnete in den Leitern Ströme inducirt werden. Dieſe indu- [Abbildung Fig. 192. Unipolare Induction.] cirten Ströme wirken dann auf den Magnet. So werden z. B. die Schwingungen einer Magnetnadel durch eine Kupferſcheibe gedämpft, weil durch die Bewegung der Nadel in der Scheibe Ströme inducirt werden, die vermöge ihrer Richtung die Nadel ſtets in entgegengeſetzter Richtung zu drehen ſuchen. Rotirt hingegen die Kupferſcheibe, ſo entſtehen in jenen Theilen derſelben, welche ſich von der Nadel weg bewegen, Ströme, die anziehend, und in jenen Theilen, welche ſich heran bewegen, Ströme, die abſtoßend auf die Nadel wirken; folglich muß ſich dieſe in der Rotationsvorrichtung der Kupferſcheibe drehen. Schließlich haben wir noch einer Art der Induction, nämlich der unipolaren Induction zu gedenken. Bei allen früher beſprochenen Magneto-Inductions- erſcheinungen kamen Inductionsſtröme dadurch zu Stande, daß der Magnetismus eine Veränderung erfuhr, ſei es durch Veränderung der Entfernung oder ſei es durch Stärker- oder Schwächerwerden, Entſtehen oder Vergehen desſelben. Nun kommen aber auch Inductionserſcheinungen dann zu Stande, wenn dies nicht der Fall iſt, ſondern der Magnet in der Nähe eines Leiters überhaupt nur eine Bewegung macht. Solche Inductionserſcheinungen wurden von Faraday, Weber und Plücker durch verſchiedene Experimente gezeigt.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/311>, abgerufen am 29.03.2024.