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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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einer Feuerungsanlage für Coaks aufgebaut, von welcher aus die Feuergase durch
die von den Cylindern T, O und P gebildeten Flammenzüge streichen müssen, bevor
sie durch die Esse A entweichen. Um den äußersten Cylinder P sind von diesem
isolirt die Elemente C angeordnet, deren Eisenbleche noch mit vertical stehenden
Kupferblechen D ausgerüstet sind; letztere dienen dazu, um die Abkühlung der äußeren
Löthstellen zu befördern.

Ein erstes cylindrisches Modell dieser Säule hatte nach Cazin eine Höhe von
2·5 Meter bei einem Durchmesser von 1 Meter und setzte sich aus zwei getrennten
Säulen zusammen, deren jede 30 Ketten zu 100 Elementen umfaßte. Jede dieser
Säulen lieferte einen Strom, der im Voltabogen 40 Carcelbrenner Lichtstärke
besaß. Die elektromotorische Kraft einer Säule dieses Modells beträgt 109 Volts

[Abbildung] Fig. 389.

Clamond's Säule.

und ihr Widerstand 15·5 Ohms.
Beide Säulen zusammen sind etwa
121 frisch gefüllten Bunsen-Elemen-
ten gleichwerthig und verbrauchen
10 Kilogramm Coaks per Stunde.

Fr. Noe in Wien construirte
seine Thermosäulen mit Umgehung
einer Zusammenlöthung oder Ver-
schraubung beider Metalle an jenen
Stellen, welche erhitzt werden sollen,
und ließ die Hitze auch nicht direct,
sondern unter Vermittlung von
Heizstiften auf diese Stellen wirken.
Um dies zu erreichen, wird bei der
Anfertigung der Elemente folgendes
Verfahren eingeschlagen: Man setzt
eine Messingkapsel in eine geeignete
Form ein, versieht diese in ihrer
Mitte mit einem Kupferstifte oder
einem mit Kupfer überzogenen Eisen-
stifte, dessen oberer konischer Theil
aus der Kapsel herausragt. Seit-
lich werden in die letztere mehrere
Neusilberdrähte eingehängt und
dann die Metalllegirung, deren
Zusammensetzung geheim gehalten wird, eingegossen. Hierdurch bildet sich die zu
erhitzende Verbindungsstelle zwischen dem Neusilber und der Legirung durch den
Guß, ohne ein Verschrauben oder Verlöthen zu erfordern.

Die abzukühlende Löthstelle wird durch einen auf das cylindrische Element
senkrecht aufgelötheten Kupfer- oder Messingstreifen gebildet, an welchem man
mehrere Neusilberdrähte anlöthet. Ein derartiges Element und die Zusammenstellung
von 12 Elementen zu einer Säule zeigt die Fig. 390. Die zur Abkühlung dienenden
Metallbleche sind an einem Papierringe angeschraubt und bilden mit diesem das
Gestelle der Säule. Die Heizstiften der radial gestellten Elemente tragen eine
Glimmerscheibe, welche die Ausbreitung der darunter befindlichen Flamme des
Brenners besorgt. Die von der zu erhitzenden Verbindungsstelle ausgehenden Neu-
silberdrähte sind immer an das Kühlblech des darauffolgenden Elementes angelöthet.

einer Feuerungsanlage für Coaks aufgebaut, von welcher aus die Feuergaſe durch
die von den Cylindern T, O und P gebildeten Flammenzüge ſtreichen müſſen, bevor
ſie durch die Eſſe A entweichen. Um den äußerſten Cylinder P ſind von dieſem
iſolirt die Elemente C angeordnet, deren Eiſenbleche noch mit vertical ſtehenden
Kupferblechen D ausgerüſtet ſind; letztere dienen dazu, um die Abkühlung der äußeren
Löthſtellen zu befördern.

Ein erſtes cylindriſches Modell dieſer Säule hatte nach Cazin eine Höhe von
2·5 Meter bei einem Durchmeſſer von 1 Meter und ſetzte ſich aus zwei getrennten
Säulen zuſammen, deren jede 30 Ketten zu 100 Elementen umfaßte. Jede dieſer
Säulen lieferte einen Strom, der im Voltabogen 40 Carcelbrenner Lichtſtärke
beſaß. Die elektromotoriſche Kraft einer Säule dieſes Modells beträgt 109 Volts

[Abbildung] Fig. 389.

Clamond’s Säule.

und ihr Widerſtand 15·5 Ohms.
Beide Säulen zuſammen ſind etwa
121 friſch gefüllten Bunſen-Elemen-
ten gleichwerthig und verbrauchen
10 Kilogramm Coaks per Stunde.

Fr. Noe in Wien conſtruirte
ſeine Thermoſäulen mit Umgehung
einer Zuſammenlöthung oder Ver-
ſchraubung beider Metalle an jenen
Stellen, welche erhitzt werden ſollen,
und ließ die Hitze auch nicht direct,
ſondern unter Vermittlung von
Heizſtiften auf dieſe Stellen wirken.
Um dies zu erreichen, wird bei der
Anfertigung der Elemente folgendes
Verfahren eingeſchlagen: Man ſetzt
eine Meſſingkapſel in eine geeignete
Form ein, verſieht dieſe in ihrer
Mitte mit einem Kupferſtifte oder
einem mit Kupfer überzogenen Eiſen-
ſtifte, deſſen oberer koniſcher Theil
aus der Kapſel herausragt. Seit-
lich werden in die letztere mehrere
Neuſilberdrähte eingehängt und
dann die Metalllegirung, deren
Zuſammenſetzung geheim gehalten wird, eingegoſſen. Hierdurch bildet ſich die zu
erhitzende Verbindungsſtelle zwiſchen dem Neuſilber und der Legirung durch den
Guß, ohne ein Verſchrauben oder Verlöthen zu erfordern.

Die abzukühlende Löthſtelle wird durch einen auf das cylindriſche Element
ſenkrecht aufgelötheten Kupfer- oder Meſſingſtreifen gebildet, an welchem man
mehrere Neuſilberdrähte anlöthet. Ein derartiges Element und die Zuſammenſtellung
von 12 Elementen zu einer Säule zeigt die Fig. 390. Die zur Abkühlung dienenden
Metallbleche ſind an einem Papierringe angeſchraubt und bilden mit dieſem das
Geſtelle der Säule. Die Heizſtiften der radial geſtellten Elemente tragen eine
Glimmerſcheibe, welche die Ausbreitung der darunter befindlichen Flamme des
Brenners beſorgt. Die von der zu erhitzenden Verbindungsſtelle ausgehenden Neu-
ſilberdrähte ſind immer an das Kühlblech des darauffolgenden Elementes angelöthet.

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[554/0568] einer Feuerungsanlage für Coaks aufgebaut, von welcher aus die Feuergaſe durch die von den Cylindern T, O und P gebildeten Flammenzüge ſtreichen müſſen, bevor ſie durch die Eſſe A entweichen. Um den äußerſten Cylinder P ſind von dieſem iſolirt die Elemente C angeordnet, deren Eiſenbleche noch mit vertical ſtehenden Kupferblechen D ausgerüſtet ſind; letztere dienen dazu, um die Abkühlung der äußeren Löthſtellen zu befördern. Ein erſtes cylindriſches Modell dieſer Säule hatte nach Cazin eine Höhe von 2·5 Meter bei einem Durchmeſſer von 1 Meter und ſetzte ſich aus zwei getrennten Säulen zuſammen, deren jede 30 Ketten zu 100 Elementen umfaßte. Jede dieſer Säulen lieferte einen Strom, der im Voltabogen 40 Carcelbrenner Lichtſtärke beſaß. Die elektromotoriſche Kraft einer Säule dieſes Modells beträgt 109 Volts [Abbildung Fig. 389. Clamond’s Säule.] und ihr Widerſtand 15·5 Ohms. Beide Säulen zuſammen ſind etwa 121 friſch gefüllten Bunſen-Elemen- ten gleichwerthig und verbrauchen 10 Kilogramm Coaks per Stunde. Fr. Noe in Wien conſtruirte ſeine Thermoſäulen mit Umgehung einer Zuſammenlöthung oder Ver- ſchraubung beider Metalle an jenen Stellen, welche erhitzt werden ſollen, und ließ die Hitze auch nicht direct, ſondern unter Vermittlung von Heizſtiften auf dieſe Stellen wirken. Um dies zu erreichen, wird bei der Anfertigung der Elemente folgendes Verfahren eingeſchlagen: Man ſetzt eine Meſſingkapſel in eine geeignete Form ein, verſieht dieſe in ihrer Mitte mit einem Kupferſtifte oder einem mit Kupfer überzogenen Eiſen- ſtifte, deſſen oberer koniſcher Theil aus der Kapſel herausragt. Seit- lich werden in die letztere mehrere Neuſilberdrähte eingehängt und dann die Metalllegirung, deren Zuſammenſetzung geheim gehalten wird, eingegoſſen. Hierdurch bildet ſich die zu erhitzende Verbindungsſtelle zwiſchen dem Neuſilber und der Legirung durch den Guß, ohne ein Verſchrauben oder Verlöthen zu erfordern. Die abzukühlende Löthſtelle wird durch einen auf das cylindriſche Element ſenkrecht aufgelötheten Kupfer- oder Meſſingſtreifen gebildet, an welchem man mehrere Neuſilberdrähte anlöthet. Ein derartiges Element und die Zuſammenſtellung von 12 Elementen zu einer Säule zeigt die Fig. 390. Die zur Abkühlung dienenden Metallbleche ſind an einem Papierringe angeſchraubt und bilden mit dieſem das Geſtelle der Säule. Die Heizſtiften der radial geſtellten Elemente tragen eine Glimmerſcheibe, welche die Ausbreitung der darunter befindlichen Flamme des Brenners beſorgt. Die von der zu erhitzenden Verbindungsſtelle ausgehenden Neu- ſilberdrähte ſind immer an das Kühlblech des darauffolgenden Elementes angelöthet.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/568>, abgerufen am 28.03.2024.