Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Da der Magnetismus nur bis zu einer gewissen Tiefe in den Magnet ein-
dringt, kann man durch Vergrößerung seiner Dicke über eine bestimmte Grenze
hinaus die Kraft des Magnetes nicht mehr steigern. Man erreicht dies aber
dadurch, daß man eine Anzahl von Magneten aufeinanderlegt und auf diese Weise
ein sogenanntes magnetisches Magazin bildet, wie ein solches die Fig. 24
darstellt. Hierbei ergiebt sich aber, daß die Tragkraft des magnetischen Magazines
allerdings größer ist als jene eines seiner Magnete, aber nicht der Summe der
Tragkräfte aller Magnete gleichkommt. Es erklärt sich dieses Verhalten aus der
gegenseitigen Einwirkung je zweier benachbarter Magnete oder Lamellen. Betrachten
wir z. B. den Nordpol einer Lamelle, so wird dieser die Moleküle des auf ihm
liegenden Nordpoles der benachbarten Lamelle anziehen und sie so richten, daß sie

[Abbildung] Fig. 24.

Magnetisches Magazin.

[Abbildung] Fig. 25.

Jamin's Blättermagnet.

ihre Südenden gegen den Nordpol der ersten Lamelle kehren; diese Molecular-
magnete werden also eine Stellung senkrecht zur Ebene der Magnetschenkeln ein-
nehmen, somit für die Wirkung nach außen verloren gehen. P. Reis erläutert in
seinem Lehrbuche der Physik*) dieses Verhalten einzelner Magnete in einem magneti-
schen Magazine recht gut durch folgendes Beispiel: "Als Jamin sechs gleiche Magnete
von 3 Kilo Gewicht und 18 Kilo Tragkraft aufeinanderlegte, hatte das Magazin
nicht die Tragkraft von 6 x 18 = 108 Kilo, sondern nur von 64 Kilo; nach
dem Zerlegen des Magazines hatte jeder Magnet nur noch 9 bis 10 Kilo Trag-
kraft." Jamin ist es auch gelungen, durch verschiedene Anordnungen und Formen der

*) Prof. Dr. Paul Reis' Lehrbuch der Physik für Gymnasien Realschulen und
andere höhere Lehranstalten ist überhaupt in der angegebenen Bestimmung eines der empfehlens-
werthesten Lehrbücher. Verfasser vorliegenden Buches folgt auch wiederholt dem dort ein-
geschlagenen Lehrgange.

Da der Magnetismus nur bis zu einer gewiſſen Tiefe in den Magnet ein-
dringt, kann man durch Vergrößerung ſeiner Dicke über eine beſtimmte Grenze
hinaus die Kraft des Magnetes nicht mehr ſteigern. Man erreicht dies aber
dadurch, daß man eine Anzahl von Magneten aufeinanderlegt und auf dieſe Weiſe
ein ſogenanntes magnetiſches Magazin bildet, wie ein ſolches die Fig. 24
darſtellt. Hierbei ergiebt ſich aber, daß die Tragkraft des magnetiſchen Magazines
allerdings größer iſt als jene eines ſeiner Magnete, aber nicht der Summe der
Tragkräfte aller Magnete gleichkommt. Es erklärt ſich dieſes Verhalten aus der
gegenſeitigen Einwirkung je zweier benachbarter Magnete oder Lamellen. Betrachten
wir z. B. den Nordpol einer Lamelle, ſo wird dieſer die Moleküle des auf ihm
liegenden Nordpoles der benachbarten Lamelle anziehen und ſie ſo richten, daß ſie

[Abbildung] Fig. 24.

Magnetiſches Magazin.

[Abbildung] Fig. 25.

Jamin’s Blättermagnet.

ihre Südenden gegen den Nordpol der erſten Lamelle kehren; dieſe Molecular-
magnete werden alſo eine Stellung ſenkrecht zur Ebene der Magnetſchenkeln ein-
nehmen, ſomit für die Wirkung nach außen verloren gehen. P. Reis erläutert in
ſeinem Lehrbuche der Phyſik*) dieſes Verhalten einzelner Magnete in einem magneti-
ſchen Magazine recht gut durch folgendes Beiſpiel: „Als Jamin ſechs gleiche Magnete
von 3 Kilo Gewicht und 18 Kilo Tragkraft aufeinanderlegte, hatte das Magazin
nicht die Tragkraft von 6 × 18 = 108 Kilo, ſondern nur von 64 Kilo; nach
dem Zerlegen des Magazines hatte jeder Magnet nur noch 9 bis 10 Kilo Trag-
kraft.“ Jamin iſt es auch gelungen, durch verſchiedene Anordnungen und Formen der

*) Prof. Dr. Paul Reis’ Lehrbuch der Phyſik für Gymnaſien Realſchulen und
andere höhere Lehranſtalten iſt überhaupt in der angegebenen Beſtimmung eines der empfehlens-
wertheſten Lehrbücher. Verfaſſer vorliegenden Buches folgt auch wiederholt dem dort ein-
geſchlagenen Lehrgange.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0064" n="50"/>
            <p>Da der Magnetismus nur bis zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en Tiefe in den Magnet ein-<lb/>
dringt, kann man durch Vergrößerung &#x017F;einer Dicke über eine be&#x017F;timmte Grenze<lb/>
hinaus die Kraft des Magnetes nicht mehr &#x017F;teigern. Man erreicht dies aber<lb/>
dadurch, daß man eine Anzahl von Magneten aufeinanderlegt und auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
ein &#x017F;ogenanntes <hi rendition="#g">magneti&#x017F;ches Magazin</hi> bildet, wie ein &#x017F;olches die Fig. 24<lb/>
dar&#x017F;tellt. Hierbei ergiebt &#x017F;ich aber, daß die Tragkraft des magneti&#x017F;chen Magazines<lb/>
allerdings größer i&#x017F;t als jene <hi rendition="#g">eines</hi> &#x017F;einer Magnete, aber nicht der Summe der<lb/>
Tragkräfte aller Magnete gleichkommt. Es erklärt &#x017F;ich die&#x017F;es Verhalten aus der<lb/>
gegen&#x017F;eitigen Einwirkung je zweier benachbarter Magnete oder Lamellen. Betrachten<lb/>
wir z. B. den Nordpol einer Lamelle, &#x017F;o wird die&#x017F;er die Moleküle des auf ihm<lb/>
liegenden Nordpoles der benachbarten Lamelle anziehen und &#x017F;ie &#x017F;o richten, daß &#x017F;ie<lb/><figure><head>Fig. 24.</head><lb/><p>Magneti&#x017F;ches Magazin.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 25.</head><lb/><p>Jamin&#x2019;s Blättermagnet.</p></figure><lb/>
ihre Südenden gegen den Nordpol der er&#x017F;ten Lamelle kehren; die&#x017F;e Molecular-<lb/>
magnete werden al&#x017F;o eine Stellung &#x017F;enkrecht zur Ebene der Magnet&#x017F;chenkeln ein-<lb/>
nehmen, &#x017F;omit für die Wirkung nach außen verloren gehen. P. <hi rendition="#g">Reis</hi> erläutert in<lb/>
&#x017F;einem Lehrbuche der Phy&#x017F;ik<note place="foot" n="*)">Prof. Dr. <hi rendition="#g">Paul Reis</hi>&#x2019; Lehrbuch der Phy&#x017F;ik für Gymna&#x017F;ien Real&#x017F;chulen und<lb/>
andere höhere Lehran&#x017F;talten i&#x017F;t überhaupt in der angegebenen Be&#x017F;timmung eines der empfehlens-<lb/>
werthe&#x017F;ten Lehrbücher. Verfa&#x017F;&#x017F;er vorliegenden Buches folgt auch wiederholt dem dort ein-<lb/>
ge&#x017F;chlagenen Lehrgange.</note> die&#x017F;es Verhalten einzelner Magnete in einem magneti-<lb/>
&#x017F;chen Magazine recht gut durch folgendes Bei&#x017F;piel: &#x201E;Als Jamin &#x017F;echs gleiche Magnete<lb/>
von 3 Kilo Gewicht und 18 Kilo Tragkraft aufeinanderlegte, hatte das Magazin<lb/>
nicht die Tragkraft von 6 × 18 = 108 Kilo, &#x017F;ondern nur von 64 Kilo; nach<lb/>
dem Zerlegen des Magazines hatte jeder Magnet nur noch 9 bis 10 Kilo Trag-<lb/>
kraft.&#x201C; Jamin i&#x017F;t es auch gelungen, durch ver&#x017F;chiedene Anordnungen und Formen der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0064] Da der Magnetismus nur bis zu einer gewiſſen Tiefe in den Magnet ein- dringt, kann man durch Vergrößerung ſeiner Dicke über eine beſtimmte Grenze hinaus die Kraft des Magnetes nicht mehr ſteigern. Man erreicht dies aber dadurch, daß man eine Anzahl von Magneten aufeinanderlegt und auf dieſe Weiſe ein ſogenanntes magnetiſches Magazin bildet, wie ein ſolches die Fig. 24 darſtellt. Hierbei ergiebt ſich aber, daß die Tragkraft des magnetiſchen Magazines allerdings größer iſt als jene eines ſeiner Magnete, aber nicht der Summe der Tragkräfte aller Magnete gleichkommt. Es erklärt ſich dieſes Verhalten aus der gegenſeitigen Einwirkung je zweier benachbarter Magnete oder Lamellen. Betrachten wir z. B. den Nordpol einer Lamelle, ſo wird dieſer die Moleküle des auf ihm liegenden Nordpoles der benachbarten Lamelle anziehen und ſie ſo richten, daß ſie [Abbildung Fig. 24. Magnetiſches Magazin.] [Abbildung Fig. 25. Jamin’s Blättermagnet.] ihre Südenden gegen den Nordpol der erſten Lamelle kehren; dieſe Molecular- magnete werden alſo eine Stellung ſenkrecht zur Ebene der Magnetſchenkeln ein- nehmen, ſomit für die Wirkung nach außen verloren gehen. P. Reis erläutert in ſeinem Lehrbuche der Phyſik *) dieſes Verhalten einzelner Magnete in einem magneti- ſchen Magazine recht gut durch folgendes Beiſpiel: „Als Jamin ſechs gleiche Magnete von 3 Kilo Gewicht und 18 Kilo Tragkraft aufeinanderlegte, hatte das Magazin nicht die Tragkraft von 6 × 18 = 108 Kilo, ſondern nur von 64 Kilo; nach dem Zerlegen des Magazines hatte jeder Magnet nur noch 9 bis 10 Kilo Trag- kraft.“ Jamin iſt es auch gelungen, durch verſchiedene Anordnungen und Formen der *) Prof. Dr. Paul Reis’ Lehrbuch der Phyſik für Gymnaſien Realſchulen und andere höhere Lehranſtalten iſt überhaupt in der angegebenen Beſtimmung eines der empfehlens- wertheſten Lehrbücher. Verfaſſer vorliegenden Buches folgt auch wiederholt dem dort ein- geſchlagenen Lehrgange.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/64
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/64>, abgerufen am 25.04.2024.