Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

blieb der chemischen Wirkung des galvanischen Stromes vorbehalten; warum
gerade dieser oder der ihm in seinem Verhalten ähnliche unserer modernen elek-
trischen Maschinen für chemische Wirkungen geeignet ist, wurde bereits erörtert.
(vergl. Seite 110). Die Versuche, welche Carlisle im Jahre 1800, die Zer-
setzung des Wassers durch den galvanischen Strom betreffend, ausführte, wurden
bereits mitgetheilt*) (Seite 241). Auch wurde Davy's Arbeiten gedacht, welche
im Jahre 1807 zur Zerlegung der Alkalien führten (Seite 36 und 244). Von
jenen Männern, welche sich elektrochemischen Studien widmeten, dürfen auch Bunsen
und Matthießen nicht unerwähnt bleiben. Faraday danken wir überdies noch
die auch gegenwärtig übliche Nomenclatur (Seite 242). Im Jahre 1805 zeigte
Brugnatelli, Professor an der Universität zu Pavia, daß man silberne Münzen
unter Vermittlung des Stromes einer Voltasäule mit einer festhaftenden Gold-
schichte überziehen könne. Er bediente sich hierzu einer ammoniakalischen Goldchlorid-
lösung, in welche er die zu vergoldenden Silbermünzen einhängte und durch einen
Silberdraht mit dem negativen Pole der Voltasäule verband, indeß der positive
Pol direct mit dem Vergoldungsbade in leitende Verbindung gesetzt wurde. Diese
Methode der galvanischen Vergoldung blieb bis 1836 unbeachtet, in welchem Jahre
de la Rive in Genf seine Versuche begann. Zur Erfindung der eigentlichen Galvano-
plastik gelangten fast gleichzeitig Jacobi in Dorpat und Spencer in Liverpool.
Jacobi beobachtete im Februar 1837 bei Experimenten mit einer galvanischen
Batterie die Abscheidung von zusammenhängenden, leicht ablösbaren Kupferschichten
aus einer Kupfervitriollösung an den negativen Elektroden. Da ihm sofort die
Genauigkeit auffiel, mit welcher dieser Kupferniederschlag die Formen der Elektrode
nachgebildet hatte, so dachte er auch allsogleich auf Verwerthung dieses Experimentes
zur Herstellung von Copien auf galvanischem Wege und führte für dieses neue
Verfahren die "Galvanoplastik" ein. Im Jahre 1838 konnte Jacobi der Peters-
burger Akademie bereits Kupferplatten vorlegen, welche vollkommen gelungene
Abdrücke tief gravirter Zeichnungen auf anderen Platten darstellten. Kaiser Nico-
laus
gewährte dem Erfinder (1840) die nöthigen Mittel, um das Verfahren aus-
zubilden und einer allgemeinen Anwendung fähig zu machen.**) Spencer hatte im
Jahre 1840 gleichfalls schon gute Resultate erzielt. Die günstigen Ergebnisse, zu
welchen Jacobi und Spencer gelangt waren, lenkten auch neuerdings wieder die
Aufmerksamkeit auf die älteren Versuche, bei welchen Gegenstände mit anhaftenden
metallischen Ueberzügen versehen wurden. De la Rive gelang es auch in der That
zuerst (1840), die galvanische Versilberung und Vergoldung in die Praxis einzu-
führen. Boettger stellte im Jahre 1846 galvanische Eisenniederschläge her und
Jacquin erfand 1859 das Verstählen der Kupferstichplatten. In neuerer Zeit
wurde die Eisengalvanoplastik namentlich von Klein in Petersburg zu einer hohen
Stufe der Vervollkommnung gebracht. Bei der Wiener elektrischen Ausstellung (1883)
erregten besonders die von der Fabrik der kaiserl. russischen Staatspapiere aus-
gestellten, zum Theil mit Eisen bedeckten Basreliefs allgemeine Bewunderung. Vom

*) Dr. Asch zu Oxford beobachtete 1795, daß beim Eintauchen von Silber- und
Zinkplatten letztere sich Oxydirt, und zwar durch Aufnahme von Sauerstoff aus dem Wasser.
Humboldt wiederholte diesen Versuch und sah, während die Oxydation des Zinkes vor sich
ging, an Silber Gasblasen aufsteigen, in welchen er Wasserstoff erkannte.
**) Das für die Erfindung gewöhnlich angegebene Datum Juni 1839 gründet sich auf
einen Brief, welchen Jacobi um diese Zeit an Faraday richtete und in welchem er seine Methode
ziemlich ausführlich auseinandersetzte.

blieb der chemiſchen Wirkung des galvaniſchen Stromes vorbehalten; warum
gerade dieſer oder der ihm in ſeinem Verhalten ähnliche unſerer modernen elek-
triſchen Maſchinen für chemiſche Wirkungen geeignet iſt, wurde bereits erörtert.
(vergl. Seite 110). Die Verſuche, welche Carlisle im Jahre 1800, die Zer-
ſetzung des Waſſers durch den galvaniſchen Strom betreffend, ausführte, wurden
bereits mitgetheilt*) (Seite 241). Auch wurde Davy’s Arbeiten gedacht, welche
im Jahre 1807 zur Zerlegung der Alkalien führten (Seite 36 und 244). Von
jenen Männern, welche ſich elektrochemiſchen Studien widmeten, dürfen auch Bunſen
und Matthießen nicht unerwähnt bleiben. Faraday danken wir überdies noch
die auch gegenwärtig übliche Nomenclatur (Seite 242). Im Jahre 1805 zeigte
Brugnatelli, Profeſſor an der Univerſität zu Pavia, daß man ſilberne Münzen
unter Vermittlung des Stromes einer Voltaſäule mit einer feſthaftenden Gold-
ſchichte überziehen könne. Er bediente ſich hierzu einer ammoniakaliſchen Goldchlorid-
löſung, in welche er die zu vergoldenden Silbermünzen einhängte und durch einen
Silberdraht mit dem negativen Pole der Voltaſäule verband, indeß der poſitive
Pol direct mit dem Vergoldungsbade in leitende Verbindung geſetzt wurde. Dieſe
Methode der galvaniſchen Vergoldung blieb bis 1836 unbeachtet, in welchem Jahre
de la Rive in Genf ſeine Verſuche begann. Zur Erfindung der eigentlichen Galvano-
plaſtik gelangten faſt gleichzeitig Jacobi in Dorpat und Spencer in Liverpool.
Jacobi beobachtete im Februar 1837 bei Experimenten mit einer galvaniſchen
Batterie die Abſcheidung von zuſammenhängenden, leicht ablösbaren Kupferſchichten
aus einer Kupfervitriollöſung an den negativen Elektroden. Da ihm ſofort die
Genauigkeit auffiel, mit welcher dieſer Kupferniederſchlag die Formen der Elektrode
nachgebildet hatte, ſo dachte er auch allſogleich auf Verwerthung dieſes Experimentes
zur Herſtellung von Copien auf galvaniſchem Wege und führte für dieſes neue
Verfahren die „Galvanoplaſtik“ ein. Im Jahre 1838 konnte Jacobi der Peters-
burger Akademie bereits Kupferplatten vorlegen, welche vollkommen gelungene
Abdrücke tief gravirter Zeichnungen auf anderen Platten darſtellten. Kaiſer Nico-
laus
gewährte dem Erfinder (1840) die nöthigen Mittel, um das Verfahren aus-
zubilden und einer allgemeinen Anwendung fähig zu machen.**) Spencer hatte im
Jahre 1840 gleichfalls ſchon gute Reſultate erzielt. Die günſtigen Ergebniſſe, zu
welchen Jacobi und Spencer gelangt waren, lenkten auch neuerdings wieder die
Aufmerkſamkeit auf die älteren Verſuche, bei welchen Gegenſtände mit anhaftenden
metalliſchen Ueberzügen verſehen wurden. De la Rive gelang es auch in der That
zuerſt (1840), die galvaniſche Verſilberung und Vergoldung in die Praxis einzu-
führen. Boettger ſtellte im Jahre 1846 galvaniſche Eiſenniederſchläge her und
Jacquin erfand 1859 das Verſtählen der Kupferſtichplatten. In neuerer Zeit
wurde die Eiſengalvanoplaſtik namentlich von Klein in Petersburg zu einer hohen
Stufe der Vervollkommnung gebracht. Bei der Wiener elektriſchen Ausſtellung (1883)
erregten beſonders die von der Fabrik der kaiſerl. ruſſiſchen Staatspapiere aus-
geſtellten, zum Theil mit Eiſen bedeckten Basreliefs allgemeine Bewunderung. Vom

*) Dr. Aſch zu Oxford beobachtete 1795, daß beim Eintauchen von Silber- und
Zinkplatten letztere ſich Oxydirt, und zwar durch Aufnahme von Sauerſtoff aus dem Waſſer.
Humboldt wiederholte dieſen Verſuch und ſah, während die Oxydation des Zinkes vor ſich
ging, an Silber Gasblaſen aufſteigen, in welchen er Waſſerſtoff erkannte.
**) Das für die Erfindung gewöhnlich angegebene Datum Juni 1839 gründet ſich auf
einen Brief, welchen Jacobi um dieſe Zeit an Faraday richtete und in welchem er ſeine Methode
ziemlich ausführlich auseinanderſetzte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0789" n="775"/>
blieb der chemi&#x017F;chen Wirkung des <hi rendition="#g">galvani&#x017F;chen</hi> Stromes vorbehalten; warum<lb/>
gerade die&#x017F;er oder der ihm in &#x017F;einem Verhalten ähnliche un&#x017F;erer modernen elek-<lb/>
tri&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen für chemi&#x017F;che Wirkungen geeignet i&#x017F;t, wurde bereits erörtert.<lb/>
(vergl. Seite 110). Die Ver&#x017F;uche, welche <hi rendition="#g">Carlisle</hi> im Jahre 1800, die Zer-<lb/>
&#x017F;etzung des Wa&#x017F;&#x017F;ers durch den galvani&#x017F;chen Strom betreffend, ausführte, wurden<lb/>
bereits mitgetheilt<note place="foot" n="*)">Dr. <hi rendition="#g">A&#x017F;ch</hi> zu Oxford beobachtete 1795, daß beim Eintauchen von Silber- und<lb/>
Zinkplatten letztere &#x017F;ich Oxydirt, und zwar durch Aufnahme von Sauer&#x017F;toff aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er.<lb/><hi rendition="#g">Humboldt</hi> wiederholte die&#x017F;en Ver&#x017F;uch und &#x017F;ah, während die Oxydation des Zinkes vor &#x017F;ich<lb/>
ging, an Silber Gasbla&#x017F;en auf&#x017F;teigen, in welchen er Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff erkannte.</note> (Seite 241). Auch wurde <hi rendition="#g">Davy&#x2019;s</hi> Arbeiten gedacht, welche<lb/>
im Jahre 1807 zur Zerlegung der Alkalien führten (Seite 36 und 244). Von<lb/>
jenen Männern, welche &#x017F;ich elektrochemi&#x017F;chen Studien widmeten, dürfen auch <hi rendition="#g">Bun&#x017F;en</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Matthießen</hi> nicht unerwähnt bleiben. <hi rendition="#g">Faraday</hi> danken wir überdies noch<lb/>
die auch gegenwärtig übliche Nomenclatur (Seite 242). Im Jahre 1805 zeigte<lb/><hi rendition="#g">Brugnatelli</hi>, Profe&#x017F;&#x017F;or an der Univer&#x017F;ität zu Pavia, daß man &#x017F;ilberne Münzen<lb/>
unter Vermittlung des Stromes einer Volta&#x017F;äule mit einer fe&#x017F;thaftenden Gold-<lb/>
&#x017F;chichte überziehen könne. Er bediente &#x017F;ich hierzu einer ammoniakali&#x017F;chen Goldchlorid-<lb/>&#x017F;ung, in welche er die zu vergoldenden Silbermünzen einhängte und durch einen<lb/>
Silberdraht mit dem negativen Pole der Volta&#x017F;äule verband, indeß der po&#x017F;itive<lb/>
Pol direct mit dem Vergoldungsbade in leitende Verbindung ge&#x017F;etzt wurde. Die&#x017F;e<lb/>
Methode der galvani&#x017F;chen Vergoldung blieb bis 1836 unbeachtet, in welchem Jahre<lb/><hi rendition="#g">de la Rive</hi> in Genf &#x017F;eine Ver&#x017F;uche begann. Zur Erfindung der eigentlichen Galvano-<lb/>
pla&#x017F;tik gelangten fa&#x017F;t gleichzeitig <hi rendition="#g">Jacobi</hi> in Dorpat und <hi rendition="#g">Spencer</hi> in Liverpool.<lb/>
Jacobi beobachtete im Februar 1837 bei Experimenten mit einer galvani&#x017F;chen<lb/>
Batterie die Ab&#x017F;cheidung von zu&#x017F;ammenhängenden, leicht ablösbaren Kupfer&#x017F;chichten<lb/>
aus einer Kupfervitriollö&#x017F;ung an den negativen Elektroden. Da ihm &#x017F;ofort die<lb/>
Genauigkeit auffiel, mit welcher die&#x017F;er Kupfernieder&#x017F;chlag die Formen der Elektrode<lb/>
nachgebildet hatte, &#x017F;o dachte er auch all&#x017F;ogleich auf Verwerthung die&#x017F;es Experimentes<lb/>
zur Her&#x017F;tellung von Copien auf galvani&#x017F;chem Wege und führte für die&#x017F;es neue<lb/>
Verfahren die &#x201E;Galvanopla&#x017F;tik&#x201C; ein. Im Jahre 1838 konnte Jacobi der Peters-<lb/>
burger Akademie bereits Kupferplatten vorlegen, welche vollkommen gelungene<lb/>
Abdrücke tief gravirter Zeichnungen auf anderen Platten dar&#x017F;tellten. Kai&#x017F;er <hi rendition="#g">Nico-<lb/>
laus</hi> gewährte dem Erfinder (1840) die nöthigen Mittel, um das Verfahren aus-<lb/>
zubilden und einer allgemeinen Anwendung fähig zu machen.<note place="foot" n="**)">Das für die Erfindung gewöhnlich angegebene Datum Juni 1839 gründet &#x017F;ich auf<lb/>
einen Brief, welchen Jacobi um die&#x017F;e Zeit an Faraday richtete und in welchem er &#x017F;eine Methode<lb/>
ziemlich ausführlich auseinander&#x017F;etzte.</note> Spencer hatte im<lb/>
Jahre 1840 gleichfalls &#x017F;chon gute Re&#x017F;ultate erzielt. Die gün&#x017F;tigen Ergebni&#x017F;&#x017F;e, zu<lb/>
welchen Jacobi und Spencer gelangt waren, lenkten auch neuerdings wieder die<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit auf die älteren Ver&#x017F;uche, bei welchen Gegen&#x017F;tände mit anhaftenden<lb/>
metalli&#x017F;chen Ueberzügen ver&#x017F;ehen wurden. <hi rendition="#g">De la Rive</hi> gelang es auch in der That<lb/>
zuer&#x017F;t (1840), die galvani&#x017F;che Ver&#x017F;ilberung und Vergoldung in die Praxis einzu-<lb/>
führen. <hi rendition="#g">Boettger</hi> &#x017F;tellte im Jahre 1846 galvani&#x017F;che Ei&#x017F;ennieder&#x017F;chläge her und<lb/><hi rendition="#g">Jacquin</hi> erfand 1859 das Ver&#x017F;tählen der Kupfer&#x017F;tichplatten. In neuerer Zeit<lb/>
wurde die Ei&#x017F;engalvanopla&#x017F;tik namentlich von <hi rendition="#g">Klein</hi> in Petersburg zu einer hohen<lb/>
Stufe der Vervollkommnung gebracht. Bei der Wiener elektri&#x017F;chen Aus&#x017F;tellung (1883)<lb/>
erregten be&#x017F;onders die von der Fabrik der kai&#x017F;erl. ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Staatspapiere aus-<lb/>
ge&#x017F;tellten, zum Theil mit Ei&#x017F;en bedeckten Basreliefs allgemeine Bewunderung. Vom<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[775/0789] blieb der chemiſchen Wirkung des galvaniſchen Stromes vorbehalten; warum gerade dieſer oder der ihm in ſeinem Verhalten ähnliche unſerer modernen elek- triſchen Maſchinen für chemiſche Wirkungen geeignet iſt, wurde bereits erörtert. (vergl. Seite 110). Die Verſuche, welche Carlisle im Jahre 1800, die Zer- ſetzung des Waſſers durch den galvaniſchen Strom betreffend, ausführte, wurden bereits mitgetheilt *) (Seite 241). Auch wurde Davy’s Arbeiten gedacht, welche im Jahre 1807 zur Zerlegung der Alkalien führten (Seite 36 und 244). Von jenen Männern, welche ſich elektrochemiſchen Studien widmeten, dürfen auch Bunſen und Matthießen nicht unerwähnt bleiben. Faraday danken wir überdies noch die auch gegenwärtig übliche Nomenclatur (Seite 242). Im Jahre 1805 zeigte Brugnatelli, Profeſſor an der Univerſität zu Pavia, daß man ſilberne Münzen unter Vermittlung des Stromes einer Voltaſäule mit einer feſthaftenden Gold- ſchichte überziehen könne. Er bediente ſich hierzu einer ammoniakaliſchen Goldchlorid- löſung, in welche er die zu vergoldenden Silbermünzen einhängte und durch einen Silberdraht mit dem negativen Pole der Voltaſäule verband, indeß der poſitive Pol direct mit dem Vergoldungsbade in leitende Verbindung geſetzt wurde. Dieſe Methode der galvaniſchen Vergoldung blieb bis 1836 unbeachtet, in welchem Jahre de la Rive in Genf ſeine Verſuche begann. Zur Erfindung der eigentlichen Galvano- plaſtik gelangten faſt gleichzeitig Jacobi in Dorpat und Spencer in Liverpool. Jacobi beobachtete im Februar 1837 bei Experimenten mit einer galvaniſchen Batterie die Abſcheidung von zuſammenhängenden, leicht ablösbaren Kupferſchichten aus einer Kupfervitriollöſung an den negativen Elektroden. Da ihm ſofort die Genauigkeit auffiel, mit welcher dieſer Kupferniederſchlag die Formen der Elektrode nachgebildet hatte, ſo dachte er auch allſogleich auf Verwerthung dieſes Experimentes zur Herſtellung von Copien auf galvaniſchem Wege und führte für dieſes neue Verfahren die „Galvanoplaſtik“ ein. Im Jahre 1838 konnte Jacobi der Peters- burger Akademie bereits Kupferplatten vorlegen, welche vollkommen gelungene Abdrücke tief gravirter Zeichnungen auf anderen Platten darſtellten. Kaiſer Nico- laus gewährte dem Erfinder (1840) die nöthigen Mittel, um das Verfahren aus- zubilden und einer allgemeinen Anwendung fähig zu machen. **) Spencer hatte im Jahre 1840 gleichfalls ſchon gute Reſultate erzielt. Die günſtigen Ergebniſſe, zu welchen Jacobi und Spencer gelangt waren, lenkten auch neuerdings wieder die Aufmerkſamkeit auf die älteren Verſuche, bei welchen Gegenſtände mit anhaftenden metalliſchen Ueberzügen verſehen wurden. De la Rive gelang es auch in der That zuerſt (1840), die galvaniſche Verſilberung und Vergoldung in die Praxis einzu- führen. Boettger ſtellte im Jahre 1846 galvaniſche Eiſenniederſchläge her und Jacquin erfand 1859 das Verſtählen der Kupferſtichplatten. In neuerer Zeit wurde die Eiſengalvanoplaſtik namentlich von Klein in Petersburg zu einer hohen Stufe der Vervollkommnung gebracht. Bei der Wiener elektriſchen Ausſtellung (1883) erregten beſonders die von der Fabrik der kaiſerl. ruſſiſchen Staatspapiere aus- geſtellten, zum Theil mit Eiſen bedeckten Basreliefs allgemeine Bewunderung. Vom *) Dr. Aſch zu Oxford beobachtete 1795, daß beim Eintauchen von Silber- und Zinkplatten letztere ſich Oxydirt, und zwar durch Aufnahme von Sauerſtoff aus dem Waſſer. Humboldt wiederholte dieſen Verſuch und ſah, während die Oxydation des Zinkes vor ſich ging, an Silber Gasblaſen aufſteigen, in welchen er Waſſerſtoff erkannte. **) Das für die Erfindung gewöhnlich angegebene Datum Juni 1839 gründet ſich auf einen Brief, welchen Jacobi um dieſe Zeit an Faraday richtete und in welchem er ſeine Methode ziemlich ausführlich auseinanderſetzte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/789
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/789>, abgerufen am 19.04.2024.