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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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sich dem ihm ungleichnamigen Pole des Elektromagnetes nähert und von dem ihm
gleichnamigen entfernt. Sorgt man nun dafür, daß die Pole des Elektromagnetes
fortwährend wechseln, so wird auch der Magnet A in dauernde Schwingungen
versetzt. Den Wechsel der Stromrichtung besorgt der Commutator C, welcher durch
die Stange t und die Gabel F vom Magnete A selbst in Bewegung gesetzt wird.
Dieser mit dem Elektromagnete in denselben Stromkreis geschaltete Commutator
kehrt die Stromrichtung immer im selben Momente um, als sich der permanente
Magnet gegen den einen oder anderen
Elektromagnetpol genähert hat.

Durch den zweiten Apparat
(Fig. 593) wird schon eine conti-
nuirliche Rotation hervorgerufen.
Hier wirkt der Elektromagnet E auf
einen Anker, der an dem horizon-
talen Hebel L angebracht ist; durch
diesen Hebel wird auch wieder die
Bewegung des Commutators C
vermittelt. Der bei M an dem
Hebel befestigte hammerartige Ansatz
wirkt durch eine Stange auf eine
Sperrklinke, die in das gezahnte
Rad eingreift und dieses stoßweise
in Bewegung setzt. Diese Rotation
wird dadurch zu einer gleichmäßi-
geren, daß auf der Welle des
Zahnrades an radialen Stäben eine
Anzahl von Schwungkugeln be-
festigt ist.

Im Jahre 1834 veröffent-
lichte Jacobi, der Erfinder der
Galvanoplastik, die Construction
eines Elektromotors, der nach mehr-
fachen Abänderungen und Verbesse-
rungen in den Jahren 1838 und
1839 zum Betriebe eines Schiffes auf
der Newa benützt wurde. Fig 594
stellt diesen Motor dar. Er besteht
aus zwei Serien von Elektromagneten
in Hufeisenform, welche auf zwei

[Abbildung] Fig. 592.

Dal Negro's erster Elektromotor.

verticalen sternförmigen Ständern befestigt sind. Zwischen diesen Ständern befindet
sich, auf einer horizontalen Axe aufgesetzt, ein sechszackiges Sternrad. Jeder dieser
Zacken trägt ein Paar gerader, zur Axe paralleler Elektromagnete. Auf derselben Axe
ist auch ein vierscheibiger Commutator angebracht, welcher die Stromrichtung in den
Drahtwindungen der Elektromagnete immer in dem Momente ändert, in welchem
die geraden Elektromagnete den Polen der Hufeisenmagnete gegenüberstehen. Befinden
sich die geraden Magnete zwischen zwei aufeinanderfolgenden Hufeisenmagneten, so
wirkt immer einer der letzteren anziehend, der andere abstoßend auf die geraden
Elektromagnete. Sobald daher die Klemmschrauben des Motors mit den Polen einer

ſich dem ihm ungleichnamigen Pole des Elektromagnetes nähert und von dem ihm
gleichnamigen entfernt. Sorgt man nun dafür, daß die Pole des Elektromagnetes
fortwährend wechſeln, ſo wird auch der Magnet A in dauernde Schwingungen
verſetzt. Den Wechſel der Stromrichtung beſorgt der Commutator C, welcher durch
die Stange t und die Gabel F vom Magnete A ſelbſt in Bewegung geſetzt wird.
Dieſer mit dem Elektromagnete in denſelben Stromkreis geſchaltete Commutator
kehrt die Stromrichtung immer im ſelben Momente um, als ſich der permanente
Magnet gegen den einen oder anderen
Elektromagnetpol genähert hat.

Durch den zweiten Apparat
(Fig. 593) wird ſchon eine conti-
nuirliche Rotation hervorgerufen.
Hier wirkt der Elektromagnet E auf
einen Anker, der an dem horizon-
talen Hebel L angebracht iſt; durch
dieſen Hebel wird auch wieder die
Bewegung des Commutators C
vermittelt. Der bei M an dem
Hebel befeſtigte hammerartige Anſatz
wirkt durch eine Stange auf eine
Sperrklinke, die in das gezahnte
Rad eingreift und dieſes ſtoßweiſe
in Bewegung ſetzt. Dieſe Rotation
wird dadurch zu einer gleichmäßi-
geren, daß auf der Welle des
Zahnrades an radialen Stäben eine
Anzahl von Schwungkugeln be-
feſtigt iſt.

Im Jahre 1834 veröffent-
lichte Jacobi, der Erfinder der
Galvanoplaſtik, die Conſtruction
eines Elektromotors, der nach mehr-
fachen Abänderungen und Verbeſſe-
rungen in den Jahren 1838 und
1839 zum Betriebe eines Schiffes auf
der Newa benützt wurde. Fig 594
ſtellt dieſen Motor dar. Er beſteht
aus zwei Serien von Elektromagneten
in Hufeiſenform, welche auf zwei

[Abbildung] Fig. 592.

Dal Negro’s erſter Elektromotor.

verticalen ſternförmigen Ständern befeſtigt ſind. Zwiſchen dieſen Ständern befindet
ſich, auf einer horizontalen Axe aufgeſetzt, ein ſechszackiges Sternrad. Jeder dieſer
Zacken trägt ein Paar gerader, zur Axe paralleler Elektromagnete. Auf derſelben Axe
iſt auch ein vierſcheibiger Commutator angebracht, welcher die Stromrichtung in den
Drahtwindungen der Elektromagnete immer in dem Momente ändert, in welchem
die geraden Elektromagnete den Polen der Hufeiſenmagnete gegenüberſtehen. Befinden
ſich die geraden Magnete zwiſchen zwei aufeinanderfolgenden Hufeiſenmagneten, ſo
wirkt immer einer der letzteren anziehend, der andere abſtoßend auf die geraden
Elektromagnete. Sobald daher die Klemmſchrauben des Motors mit den Polen einer

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[827/0841] ſich dem ihm ungleichnamigen Pole des Elektromagnetes nähert und von dem ihm gleichnamigen entfernt. Sorgt man nun dafür, daß die Pole des Elektromagnetes fortwährend wechſeln, ſo wird auch der Magnet A in dauernde Schwingungen verſetzt. Den Wechſel der Stromrichtung beſorgt der Commutator C, welcher durch die Stange t und die Gabel F vom Magnete A ſelbſt in Bewegung geſetzt wird. Dieſer mit dem Elektromagnete in denſelben Stromkreis geſchaltete Commutator kehrt die Stromrichtung immer im ſelben Momente um, als ſich der permanente Magnet gegen den einen oder anderen Elektromagnetpol genähert hat. Durch den zweiten Apparat (Fig. 593) wird ſchon eine conti- nuirliche Rotation hervorgerufen. Hier wirkt der Elektromagnet E auf einen Anker, der an dem horizon- talen Hebel L angebracht iſt; durch dieſen Hebel wird auch wieder die Bewegung des Commutators C vermittelt. Der bei M an dem Hebel befeſtigte hammerartige Anſatz wirkt durch eine Stange auf eine Sperrklinke, die in das gezahnte Rad eingreift und dieſes ſtoßweiſe in Bewegung ſetzt. Dieſe Rotation wird dadurch zu einer gleichmäßi- geren, daß auf der Welle des Zahnrades an radialen Stäben eine Anzahl von Schwungkugeln be- feſtigt iſt. Im Jahre 1834 veröffent- lichte Jacobi, der Erfinder der Galvanoplaſtik, die Conſtruction eines Elektromotors, der nach mehr- fachen Abänderungen und Verbeſſe- rungen in den Jahren 1838 und 1839 zum Betriebe eines Schiffes auf der Newa benützt wurde. Fig 594 ſtellt dieſen Motor dar. Er beſteht aus zwei Serien von Elektromagneten in Hufeiſenform, welche auf zwei [Abbildung Fig. 592. Dal Negro’s erſter Elektromotor.] verticalen ſternförmigen Ständern befeſtigt ſind. Zwiſchen dieſen Ständern befindet ſich, auf einer horizontalen Axe aufgeſetzt, ein ſechszackiges Sternrad. Jeder dieſer Zacken trägt ein Paar gerader, zur Axe paralleler Elektromagnete. Auf derſelben Axe iſt auch ein vierſcheibiger Commutator angebracht, welcher die Stromrichtung in den Drahtwindungen der Elektromagnete immer in dem Momente ändert, in welchem die geraden Elektromagnete den Polen der Hufeiſenmagnete gegenüberſtehen. Befinden ſich die geraden Magnete zwiſchen zwei aufeinanderfolgenden Hufeiſenmagneten, ſo wirkt immer einer der letzteren anziehend, der andere abſtoßend auf die geraden Elektromagnete. Sobald daher die Klemmſchrauben des Motors mit den Polen einer

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/841>, abgerufen am 25.04.2024.