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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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mehrerer voneinander unabhängiger Membranen. Dieser Gedanke lag nahe, denn wenn durch
die Schwingungen einer Membrane eine Gehörswahrnehmung gewisser Intensität ermöglicht
wird, so wird durch das gleichzeitige und gleichartige Schwingen zweier oder mehrerer Mem-
branen die Schallerregung offenbar eine kräftigere werden müssen. Der kräftigeren Wirkung
zweier oder mehrerer Membranen wirken jedoch die durch die Combinirung derselben zu
einem Instrumente unvermeidlichen Nebenumstände
entgegen. Hierbei muß nämlich nothwendiger-
weise auch der Raum vergrößert werden, welcher
zwischen dem Schallbecher und den Membranen
liegt, und dies kann, wie bereits angegeben wurde,
leicht zu Schallreflexionen führen, welche dann die
Wirksamkeit eines solchen combinirten Telephons
stören. Die Berichte über Versuche mit derartigen
Telephonen lauten daher auch in der That nicht
ganz übereinstimmend.

Ein Telephon mit zwei Membranen wurde
unter Anderem auch von Elisha Gray construirt.
Es besteht, wie Fig. 661 erkennen läßt, aus zwei
unter spitzem Winkel miteinander vereinigten Tele-
phonen. Der Hufeisenmagnet N m S ist an jedem
seiner Pole mit einem cylindrischen Polschuhe A
versehen, welchen die Inductionsspule b b umgiebt.
Jedem dieser Polschuhe ist eine Membrane in
darauf senkrechter Lage gegenübergestellt. Für beide
Membranen ist nur ein Schallbecher e vorhanden,
von dessen unterer Oeffnung die gleichfalls normal
gegen die Membrane gerichteten Rohre a ausgehen.
An diese können die beiden Telephone durch ihre
Deckel L L angeschraubt werden. Die Verbindung
der Drähte beider Inductionsrollen ist bei d er-
sichtlich.

[Abbildung] Fig. 661.

Telephon von E. Gray.

Phelps' Kronentelephon als einfachesInstrument ist in Fig. 662 dargestellt. Dieses
besitzt nur eine Membrane, welcher alle Pole eines Vorzeichens von sechs ringförmig
gekrümmten Magneten gegenüberstehen. Die Pole des entgegengesetzten Vorzeichens sind gegen
den Rand der kreisförmigen Membrane geführt. Phelps' Doppelkronen-Telephon besteht

[Abbildung] Fig. 662.
[Abbildung] Fig. 663.

Phelp's Telephone.

aus zwei Telephonen der eben beschriebenen Art, welche so miteinander vereinigt sind, daß
beide Membranen einander parallel gegenüberstehen und die ringförmigen Magnete zu beiden
Seiten nach außen gerichtet sind Der Schallbecher mündet dann in den Raum zwischen beiden
Membranen ein. Da aber die Praxis lehrte, daß mit einfacheren Telephonen dasselbe Resultat
zu erreichen sei, kehrte Phelps zu diesen zurück und construirte ein Telephon von der in
Fig. 663 dargestellten Form, welches als Ponny-Telephon bezeichnet wird und wohl
keiner weiteren Erklärung bedarf.

mehrerer voneinander unabhängiger Membranen. Dieſer Gedanke lag nahe, denn wenn durch
die Schwingungen einer Membrane eine Gehörswahrnehmung gewiſſer Intenſität ermöglicht
wird, ſo wird durch das gleichzeitige und gleichartige Schwingen zweier oder mehrerer Mem-
branen die Schallerregung offenbar eine kräftigere werden müſſen. Der kräftigeren Wirkung
zweier oder mehrerer Membranen wirken jedoch die durch die Combinirung derſelben zu
einem Inſtrumente unvermeidlichen Nebenumſtände
entgegen. Hierbei muß nämlich nothwendiger-
weiſe auch der Raum vergrößert werden, welcher
zwiſchen dem Schallbecher und den Membranen
liegt, und dies kann, wie bereits angegeben wurde,
leicht zu Schallreflexionen führen, welche dann die
Wirkſamkeit eines ſolchen combinirten Telephons
ſtören. Die Berichte über Verſuche mit derartigen
Telephonen lauten daher auch in der That nicht
ganz übereinſtimmend.

Ein Telephon mit zwei Membranen wurde
unter Anderem auch von Eliſha Gray conſtruirt.
Es beſteht, wie Fig. 661 erkennen läßt, aus zwei
unter ſpitzem Winkel miteinander vereinigten Tele-
phonen. Der Hufeiſenmagnet N m S iſt an jedem
ſeiner Pole mit einem cylindriſchen Polſchuhe A
verſehen, welchen die Inductionsſpule b b umgiebt.
Jedem dieſer Polſchuhe iſt eine Membrane in
darauf ſenkrechter Lage gegenübergeſtellt. Für beide
Membranen iſt nur ein Schallbecher e vorhanden,
von deſſen unterer Oeffnung die gleichfalls normal
gegen die Membrane gerichteten Rohre a ausgehen.
An dieſe können die beiden Telephone durch ihre
Deckel L L angeſchraubt werden. Die Verbindung
der Drähte beider Inductionsrollen iſt bei d er-
ſichtlich.

[Abbildung] Fig. 661.

Telephon von E. Gray.

Phelps’ Kronentelephon als einfachesInſtrument iſt in Fig. 662 dargeſtellt. Dieſes
beſitzt nur eine Membrane, welcher alle Pole eines Vorzeichens von ſechs ringförmig
gekrümmten Magneten gegenüberſtehen. Die Pole des entgegengeſetzten Vorzeichens ſind gegen
den Rand der kreisförmigen Membrane geführt. Phelps’ Doppelkronen-Telephon beſteht

[Abbildung] Fig. 662.
[Abbildung] Fig. 663.

Phelp’s Telephone.

aus zwei Telephonen der eben beſchriebenen Art, welche ſo miteinander vereinigt ſind, daß
beide Membranen einander parallel gegenüberſtehen und die ringförmigen Magnete zu beiden
Seiten nach außen gerichtet ſind Der Schallbecher mündet dann in den Raum zwiſchen beiden
Membranen ein. Da aber die Praxis lehrte, daß mit einfacheren Telephonen dasſelbe Reſultat
zu erreichen ſei, kehrte Phelps zu dieſen zurück und conſtruirte ein Telephon von der in
Fig. 663 dargeſtellten Form, welches als Ponny-Telephon bezeichnet wird und wohl
keiner weiteren Erklärung bedarf.

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[903/0917] mehrerer voneinander unabhängiger Membranen. Dieſer Gedanke lag nahe, denn wenn durch die Schwingungen einer Membrane eine Gehörswahrnehmung gewiſſer Intenſität ermöglicht wird, ſo wird durch das gleichzeitige und gleichartige Schwingen zweier oder mehrerer Mem- branen die Schallerregung offenbar eine kräftigere werden müſſen. Der kräftigeren Wirkung zweier oder mehrerer Membranen wirken jedoch die durch die Combinirung derſelben zu einem Inſtrumente unvermeidlichen Nebenumſtände entgegen. Hierbei muß nämlich nothwendiger- weiſe auch der Raum vergrößert werden, welcher zwiſchen dem Schallbecher und den Membranen liegt, und dies kann, wie bereits angegeben wurde, leicht zu Schallreflexionen führen, welche dann die Wirkſamkeit eines ſolchen combinirten Telephons ſtören. Die Berichte über Verſuche mit derartigen Telephonen lauten daher auch in der That nicht ganz übereinſtimmend. Ein Telephon mit zwei Membranen wurde unter Anderem auch von Eliſha Gray conſtruirt. Es beſteht, wie Fig. 661 erkennen läßt, aus zwei unter ſpitzem Winkel miteinander vereinigten Tele- phonen. Der Hufeiſenmagnet N m S iſt an jedem ſeiner Pole mit einem cylindriſchen Polſchuhe A verſehen, welchen die Inductionsſpule b b umgiebt. Jedem dieſer Polſchuhe iſt eine Membrane in darauf ſenkrechter Lage gegenübergeſtellt. Für beide Membranen iſt nur ein Schallbecher e vorhanden, von deſſen unterer Oeffnung die gleichfalls normal gegen die Membrane gerichteten Rohre a ausgehen. An dieſe können die beiden Telephone durch ihre Deckel L L angeſchraubt werden. Die Verbindung der Drähte beider Inductionsrollen iſt bei d er- ſichtlich. [Abbildung Fig. 661. Telephon von E. Gray.] Phelps’ Kronentelephon als einfachesInſtrument iſt in Fig. 662 dargeſtellt. Dieſes beſitzt nur eine Membrane, welcher alle Pole eines Vorzeichens von ſechs ringförmig gekrümmten Magneten gegenüberſtehen. Die Pole des entgegengeſetzten Vorzeichens ſind gegen den Rand der kreisförmigen Membrane geführt. Phelps’ Doppelkronen-Telephon beſteht [Abbildung Fig. 662.] [Abbildung Fig. 663. Phelp’s Telephone.] aus zwei Telephonen der eben beſchriebenen Art, welche ſo miteinander vereinigt ſind, daß beide Membranen einander parallel gegenüberſtehen und die ringförmigen Magnete zu beiden Seiten nach außen gerichtet ſind Der Schallbecher mündet dann in den Raum zwiſchen beiden Membranen ein. Da aber die Praxis lehrte, daß mit einfacheren Telephonen dasſelbe Reſultat zu erreichen ſei, kehrte Phelps zu dieſen zurück und conſtruirte ein Telephon von der in Fig. 663 dargeſtellten Form, welches als Ponny-Telephon bezeichnet wird und wohl keiner weiteren Erklärung bedarf.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/917>, abgerufen am 28.03.2024.