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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Briefe.
Seht ihr den Zephyr? Seht ihr Floren,
Auf Bluhmen, die sie selbst gebohren?
Soviele nackende Najaden,
Die sich in kühlen Fluthen baden?
Dryaden und Hamadryaden?
Seht ihr den Gott verliebter Pein
Auf schönen Wangen, schönen Busen?
Die Grazien beym Mondenschein?
Den Pegasus und unsre Musen
Und ihren grünen Lorbeerhayn?
Gebt Antwort meiner kühnen Frage:
Seht ihr sie? Nein!
Wir Dichter sehn sie alle Tage.

Jch schließe unter der angenemen Hoffnung, werthe-
ster Freund, daß ich nun bald das Vergnügen haben
werde, sie wieder zu umarmen. Sie werden es mit
mir wünschen, wenigstens aus Furcht, daß Sie bey mei-
ner längern Abwesenheit leichte noch einmal mit einem
poetischen Brief heimgesuchet werden möchten. Absit
Omen!
Jch bin etc.



An
O 5
Briefe.
Seht ihr den Zephyr? Seht ihr Floren,
Auf Bluhmen, die ſie ſelbſt gebohren?
Soviele nackende Najaden,
Die ſich in kuͤhlen Fluthen baden?
Dryaden und Hamadryaden?
Seht ihr den Gott verliebter Pein
Auf ſchoͤnen Wangen, ſchoͤnen Buſen?
Die Grazien beym Mondenſchein?
Den Pegaſus und unſre Muſen
Und ihren gruͤnen Lorbeerhayn?
Gebt Antwort meiner kuͤhnen Frage:
Seht ihr ſie? Nein!
Wir Dichter ſehn ſie alle Tage.

Jch ſchließe unter der angenemen Hoffnung, werthe-
ſter Freund, daß ich nun bald das Vergnuͤgen haben
werde, ſie wieder zu umarmen. Sie werden es mit
mir wuͤnſchen, wenigſtens aus Furcht, daß Sie bey mei-
ner laͤngern Abweſenheit leichte noch einmal mit einem
poetiſchen Brief heimgeſuchet werden moͤchten. Abſit
Omen!
Jch bin ꝛc.



An
O 5
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[217/0231] Briefe. Seht ihr den Zephyr? Seht ihr Floren, Auf Bluhmen, die ſie ſelbſt gebohren? Soviele nackende Najaden, Die ſich in kuͤhlen Fluthen baden? Dryaden und Hamadryaden? Seht ihr den Gott verliebter Pein Auf ſchoͤnen Wangen, ſchoͤnen Buſen? Die Grazien beym Mondenſchein? Den Pegaſus und unſre Muſen Und ihren gruͤnen Lorbeerhayn? Gebt Antwort meiner kuͤhnen Frage: Seht ihr ſie? Nein! Wir Dichter ſehn ſie alle Tage. Jch ſchließe unter der angenemen Hoffnung, werthe- ſter Freund, daß ich nun bald das Vergnuͤgen haben werde, ſie wieder zu umarmen. Sie werden es mit mir wuͤnſchen, wenigſtens aus Furcht, daß Sie bey mei- ner laͤngern Abweſenheit leichte noch einmal mit einem poetiſchen Brief heimgeſuchet werden moͤchten. Abſit Omen! Jch bin ꝛc. Roͤmhild 1753. An O 5

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/231>, abgerufen am 28.03.2024.