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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Peripherischer Theil des serösen Blattes.
als Scheidung zwischen helix und antitragus und kurz darauf
der tragus als eigene Hervorragung. Vom sechsten Monate an
entfernt sich das äussere Ohr immer mehr von dem Schädel und
bildet allmählig eine wahre Muschel. Der Knorpel in ihr fängt
schon im dritten Monate an sich zu entwickeln.

B. Peripherischer Theil des serösen Blattes.

Der peripherische Theil des serösen Blattes geht im Laufe
seiner Entwickelung in die verschiedensten Organe und Organ-
theile über, so dass es bei dem ersten Anblicke den Anschein
hat, als ob hier morphologische und histiologische Sonderung ohne
Ordnung neben einander erfolgten, ja sogar als ob, ganz abwei-
chend von dem centralen Theile desselben Blattes und den beiden
folgenden Blättern, der Zeit nach die histiologische Trennung der
morphologischen voranginge. Allein die genauere Betrachtung
lässt auch hier das Verhältniss auf die allgemeinen Gesetze redu-
ciren. Wir müssen nämlich als die Uranlage des peripherischen
Theiles des serösen Blattes die Rückenplatten ansehen, welche
nach innen sich scharf begrenzen, nach aussen dagegen mit dem
Ende des serösen Blattes überhaupt, also ohne besondere Schei-
dung zwischen Embryonal- und Hüllentheil, aufhören. Die Vor-
bereitung zur speciellen Organbildung geschieht durch die Schlie-
ssung der Rückenplatten, welche Pander, Döllinger und d'Alton
(hist. metamorphoseos etc. p. 35.) in die dreissigste Stunde, von
Bär dagegen (üb. Entwgesch. S. 18. bei Burdach S. 247.) in das
Ende des ersten Tages bei dem Hühnchen setzen. Hierdurch wird
1. ein Rohr gebildet, welches das centrale Nervensystem unmit-
telbar umgiebt, aus der Rückensaite und den beiden geschlosse-
nen Rückenplatten besteht und das Rudiment des künftigen Schä-
dels und der Wirbelsäule darstellt, während 2. oberhalb dieses
Rohres eine dünne durchsichtige und zarte Schicht von Bildungs-
gewebe liegen bleibt, welches sich längs des ganzen Umkreises
des serösen Blattes fortsetzt. Fassen wir nun dieses, wie die bald
folgenden Veränderungen schematisch auf, so erhalten wir folgende
allgemeine Resultate:

1. Der äussere Theil des serösen Blattes spaltet sich in eine
obere, dünnere und eine untere, dickere Schicht. Die erstere
schliesst den ganzen Embryo kreisförmig ein und geht noch über
ihn hinaus, indem der nicht embryonale Theil zur Hülle sich um-

Peripherischer Theil des serösen Blattes.
als Scheidung zwischen helix und antitragus und kurz darauf
der tragus als eigene Hervorragung. Vom sechsten Monate an
entfernt sich das äuſsere Ohr immer mehr von dem Schädel und
bildet allmählig eine wahre Muschel. Der Knorpel in ihr fängt
schon im dritten Monate an sich zu entwickeln.

B. Peripherischer Theil des serösen Blattes.

Der peripherische Theil des serösen Blattes geht im Laufe
seiner Entwickelung in die verschiedensten Organe und Organ-
theile über, so daſs es bei dem ersten Anblicke den Anschein
hat, als ob hier morphologische und histiologische Sonderung ohne
Ordnung neben einander erfolgten, ja sogar als ob, ganz abwei-
chend von dem centralen Theile desselben Blattes und den beiden
folgenden Blättern, der Zeit nach die histiologische Trennung der
morphologischen voranginge. Allein die genauere Betrachtung
läſst auch hier das Verhältniſs auf die allgemeinen Gesetze redu-
ciren. Wir müssen nämlich als die Uranlage des peripherischen
Theiles des serösen Blattes die Rückenplatten ansehen, welche
nach innen sich scharf begrenzen, nach auſsen dagegen mit dem
Ende des serösen Blattes überhaupt, also ohne besondere Schei-
dung zwischen Embryonal- und Hüllentheil, aufhören. Die Vor-
bereitung zur speciellen Organbildung geschieht durch die Schlie-
ſsung der Rückenplatten, welche Pander, Döllinger und d’Alton
(hist. metamorphoseos etc. p. 35.) in die dreiſsigste Stunde, von
Bär dagegen (üb. Entwgesch. S. 18. bei Burdach S. 247.) in das
Ende des ersten Tages bei dem Hühnchen setzen. Hierdurch wird
1. ein Rohr gebildet, welches das centrale Nervensystem unmit-
telbar umgiebt, aus der Rückensaite und den beiden geschlosse-
nen Rückenplatten besteht und das Rudiment des künftigen Schä-
dels und der Wirbelsäule darstellt, während 2. oberhalb dieses
Rohres eine dünne durchsichtige und zarte Schicht von Bildungs-
gewebe liegen bleibt, welches sich längs des ganzen Umkreises
des serösen Blattes fortsetzt. Fassen wir nun dieses, wie die bald
folgenden Veränderungen schematisch auf, so erhalten wir folgende
allgemeine Resultate:

1. Der äuſsere Theil des serösen Blattes spaltet sich in eine
obere, dünnere und eine untere, dickere Schicht. Die erstere
schlieſst den ganzen Embryo kreisförmig ein und geht noch über
ihn hinaus, indem der nicht embryonale Theil zur Hülle sich um-

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[217/0245] Peripherischer Theil des serösen Blattes. als Scheidung zwischen helix und antitragus und kurz darauf der tragus als eigene Hervorragung. Vom sechsten Monate an entfernt sich das äuſsere Ohr immer mehr von dem Schädel und bildet allmählig eine wahre Muschel. Der Knorpel in ihr fängt schon im dritten Monate an sich zu entwickeln. B. Peripherischer Theil des serösen Blattes. Der peripherische Theil des serösen Blattes geht im Laufe seiner Entwickelung in die verschiedensten Organe und Organ- theile über, so daſs es bei dem ersten Anblicke den Anschein hat, als ob hier morphologische und histiologische Sonderung ohne Ordnung neben einander erfolgten, ja sogar als ob, ganz abwei- chend von dem centralen Theile desselben Blattes und den beiden folgenden Blättern, der Zeit nach die histiologische Trennung der morphologischen voranginge. Allein die genauere Betrachtung läſst auch hier das Verhältniſs auf die allgemeinen Gesetze redu- ciren. Wir müssen nämlich als die Uranlage des peripherischen Theiles des serösen Blattes die Rückenplatten ansehen, welche nach innen sich scharf begrenzen, nach auſsen dagegen mit dem Ende des serösen Blattes überhaupt, also ohne besondere Schei- dung zwischen Embryonal- und Hüllentheil, aufhören. Die Vor- bereitung zur speciellen Organbildung geschieht durch die Schlie- ſsung der Rückenplatten, welche Pander, Döllinger und d’Alton (hist. metamorphoseos etc. p. 35.) in die dreiſsigste Stunde, von Bär dagegen (üb. Entwgesch. S. 18. bei Burdach S. 247.) in das Ende des ersten Tages bei dem Hühnchen setzen. Hierdurch wird 1. ein Rohr gebildet, welches das centrale Nervensystem unmit- telbar umgiebt, aus der Rückensaite und den beiden geschlosse- nen Rückenplatten besteht und das Rudiment des künftigen Schä- dels und der Wirbelsäule darstellt, während 2. oberhalb dieses Rohres eine dünne durchsichtige und zarte Schicht von Bildungs- gewebe liegen bleibt, welches sich längs des ganzen Umkreises des serösen Blattes fortsetzt. Fassen wir nun dieses, wie die bald folgenden Veränderungen schematisch auf, so erhalten wir folgende allgemeine Resultate: 1. Der äuſsere Theil des serösen Blattes spaltet sich in eine obere, dünnere und eine untere, dickere Schicht. Die erstere schlieſst den ganzen Embryo kreisförmig ein und geht noch über ihn hinaus, indem der nicht embryonale Theil zur Hülle sich um-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/245>, abgerufen am 19.04.2024.