Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Extremitätengürtel.
bald die unteren (l. c. p. 249.). Nesbitt (l. c. S. 72.) setzt noch
hinzu, dass vor dem zweiten Monate die Articulation des oberen
und unteren Endes schon deutlich seyn solle. Nach Mayer (l. c.
S. 203.) verknöchert es selten vor dem sechsten Monate; nach
Danz (l. c. S. 227.) am Ende des vierten. Ersterem treten Be-
clard und Meckel (l. c. S. 67 -- 71.) bei. Nicolai bemerkte im
siebenten Monate im Manubrium einen ovalen Knochenkern und
im Körper 3 -- 4 Knochenpunkte (l. c. S. 43.). Man findet über-
haupt keinen Knochen des Körpers, der in Hinsicht der Ossifica-
tion so unbestimmt wäre, als dieser und es dürfte schwer seyn,
mehrere gleich alte Fötusskelette zu erhalten, in welchen der
Verknöcherungsprocess des Brustbeines auf gleiche Weise vorge-
schritten ist. Bei der Geburt hat, wie Sömmering (p. 265.) angiebt,
der obere Theil einen, der mittlere meist vier und der untere
einen Kern. Vgl. Kerkring p. 248 -- 50., Nesbitt S. 71. 72., Söm-
mering p. 265., Danz S. 227. 228., Nicolai S. 43. 60., E. H. We-
ber in Meck. Arch. 1827. S. 232. und in Hildebr. Anat. II. S.
174., Ritgen S. 229 -- 131.

Anhang. C. Extremitätengürtel.

Wenn der peripherische Theil des serösen Blattes sich in
obere (Haut-) und untere (Fleisch-) Schicht gesondert und die
letztere ein oberes, das centrale Nervensystem umfassendes und ein
unteres, die Organproductionen des Gefäss- und Schleimblattes
einschliessendes Rohr gebildet hat, ist die Bedingung zur Entste-
hung der Extremitäten und deren gürtelförmigen Anhängen gege-
ben. Diese beide liegen unter der Hautschicht, an der obersten und
äussersten Stelle der Knochen- und Fleischschicht. Wir müssen
aber offen bekennen, dass wir hier nur aus Mangel an den nothwen-
digen, bestimmten Datis von dem systematischen Wege abzuwei-
chen uns genöthigt sehen. Wollten wir nämlich consequent ver-
fahren, so müssten wir zuerst, wie wir es eben gethan haben,
das obere und untere Knochenrohr durchgehen, dann die über
ihm liegende Fleischschicht, dann die Extremitäten in ihrem ei-
genen Knochengerüste nebst dem ihrer Gürtel sowohl, als auch
in der auf ihnen gelagerten Fleischschicht und zuletzt die Haut
abhandeln. Da aber eine Anordnung der Art ohne Hypothesen
zur Zeit noch nicht durchgeführt werden kann, so ziehen wir es vor,
die Knochenschicht zuerst in ihrer Vollständigkeit zu betrachten

16*

Extremitätengürtel.
bald die unteren (l. c. p. 249.). Nesbitt (l. c. S. 72.) setzt noch
hinzu, daſs vor dem zweiten Monate die Articulation des oberen
und unteren Endes schon deutlich seyn solle. Nach Mayer (l. c.
S. 203.) verknöchert es selten vor dem sechsten Monate; nach
Danz (l. c. S. 227.) am Ende des vierten. Ersterem treten Bè-
clard und Meckel (l. c. S. 67 — 71.) bei. Nicolai bemerkte im
siebenten Monate im Manubrium einen ovalen Knochenkern und
im Körper 3 — 4 Knochenpunkte (l. c. S. 43.). Man findet über-
haupt keinen Knochen des Körpers, der in Hinsicht der Ossifica-
tion so unbestimmt wäre, als dieser und es dürfte schwer seyn,
mehrere gleich alte Fötusskelette zu erhalten, in welchen der
Verknöcherungsproceſs des Brustbeines auf gleiche Weise vorge-
schritten ist. Bei der Geburt hat, wie Sömmering (p. 265.) angiebt,
der obere Theil einen, der mittlere meist vier und der untere
einen Kern. Vgl. Kerkring p. 248 — 50., Nesbitt S. 71. 72., Söm-
mering p. 265., Danz S. 227. 228., Nicolai S. 43. 60., E. H. We-
ber in Meck. Arch. 1827. S. 232. und in Hildebr. Anat. II. S.
174., Ritgen S. 229 — 131.

Anhang. C. Extremitätengürtel.

Wenn der peripherische Theil des serösen Blattes sich in
obere (Haut-) und untere (Fleisch-) Schicht gesondert und die
letztere ein oberes, das centrale Nervensystem umfassendes und ein
unteres, die Organproductionen des Gefäſs- und Schleimblattes
einschlieſsendes Rohr gebildet hat, ist die Bedingung zur Entste-
hung der Extremitäten und deren gürtelförmigen Anhängen gege-
ben. Diese beide liegen unter der Hautschicht, an der obersten und
äuſsersten Stelle der Knochen- und Fleischschicht. Wir müssen
aber offen bekennen, daſs wir hier nur aus Mangel an den nothwen-
digen, bestimmten Datis von dem systematischen Wege abzuwei-
chen uns genöthigt sehen. Wollten wir nämlich consequent ver-
fahren, so müſsten wir zuerst, wie wir es eben gethan haben,
das obere und untere Knochenrohr durchgehen, dann die über
ihm liegende Fleischschicht, dann die Extremitäten in ihrem ei-
genen Knochengerüste nebst dem ihrer Gürtel sowohl, als auch
in der auf ihnen gelagerten Fleischschicht und zuletzt die Haut
abhandeln. Da aber eine Anordnung der Art ohne Hypothesen
zur Zeit noch nicht durchgeführt werden kann, so ziehen wir es vor,
die Knochenschicht zuerst in ihrer Vollständigkeit zu betrachten

16*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0271" n="243"/><fw place="top" type="header">Extremitätengürtel.</fw><lb/>
bald die unteren (l. c. p. 249.). Nesbitt (l. c. S. 72.) setzt noch<lb/>
hinzu, da&#x017F;s vor dem zweiten Monate die Articulation des oberen<lb/>
und unteren Endes schon deutlich seyn solle. Nach Mayer (l. c.<lb/>
S. 203.) verknöchert es selten vor dem sechsten Monate; nach<lb/>
Danz (l. c. S. 227.) am Ende des vierten. Ersterem treten Bè-<lb/>
clard und Meckel (l. c. S. 67 &#x2014; 71.) bei. Nicolai bemerkte im<lb/>
siebenten Monate im Manubrium einen ovalen Knochenkern und<lb/>
im Körper 3 &#x2014; 4 Knochenpunkte (l. c. S. 43.). Man findet über-<lb/>
haupt keinen Knochen des Körpers, der in Hinsicht der Ossifica-<lb/>
tion so unbestimmt wäre, als dieser und es dürfte schwer seyn,<lb/>
mehrere gleich alte Fötusskelette zu erhalten, in welchen der<lb/>
Verknöcherungsproce&#x017F;s des Brustbeines auf gleiche Weise vorge-<lb/>
schritten ist. Bei der Geburt hat, wie Sömmering (p. 265.) angiebt,<lb/>
der obere Theil einen, der mittlere meist vier und der untere<lb/>
einen Kern. Vgl. Kerkring p. 248 &#x2014; 50., Nesbitt S. 71. 72., Söm-<lb/>
mering p. 265., Danz S. 227. 228., Nicolai S. 43. 60., E. H. We-<lb/>
ber in Meck. Arch. 1827. S. 232. und in Hildebr. Anat. II. S.<lb/>
174., Ritgen S. 229 &#x2014; 131.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Anhang. <hi rendition="#fr">C.</hi> Extremitätengürtel.</head><lb/>
              <p>Wenn der peripherische Theil des serösen Blattes sich in<lb/>
obere (Haut-) und untere (Fleisch-) Schicht gesondert und die<lb/>
letztere ein oberes, das centrale Nervensystem umfassendes und ein<lb/>
unteres, die Organproductionen des Gefä&#x017F;s- und Schleimblattes<lb/>
einschlie&#x017F;sendes Rohr gebildet hat, ist die Bedingung zur Entste-<lb/>
hung der Extremitäten und deren gürtelförmigen Anhängen gege-<lb/>
ben. Diese beide liegen unter der Hautschicht, an der obersten und<lb/>
äu&#x017F;sersten Stelle der Knochen- und Fleischschicht. Wir müssen<lb/>
aber offen bekennen, da&#x017F;s wir hier nur aus Mangel an den nothwen-<lb/>
digen, bestimmten Datis von dem systematischen Wege abzuwei-<lb/>
chen uns genöthigt sehen. Wollten wir nämlich consequent ver-<lb/>
fahren, so mü&#x017F;sten wir zuerst, wie wir es eben gethan haben,<lb/>
das obere und untere Knochenrohr durchgehen, dann die über<lb/>
ihm liegende Fleischschicht, dann die Extremitäten in ihrem ei-<lb/>
genen Knochengerüste nebst dem ihrer Gürtel sowohl, als auch<lb/>
in der auf ihnen gelagerten Fleischschicht und zuletzt die Haut<lb/>
abhandeln. Da aber eine Anordnung der Art ohne Hypothesen<lb/>
zur Zeit noch nicht durchgeführt werden kann, so ziehen wir es vor,<lb/>
die Knochenschicht zuerst in ihrer Vollständigkeit zu betrachten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">16*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0271] Extremitätengürtel. bald die unteren (l. c. p. 249.). Nesbitt (l. c. S. 72.) setzt noch hinzu, daſs vor dem zweiten Monate die Articulation des oberen und unteren Endes schon deutlich seyn solle. Nach Mayer (l. c. S. 203.) verknöchert es selten vor dem sechsten Monate; nach Danz (l. c. S. 227.) am Ende des vierten. Ersterem treten Bè- clard und Meckel (l. c. S. 67 — 71.) bei. Nicolai bemerkte im siebenten Monate im Manubrium einen ovalen Knochenkern und im Körper 3 — 4 Knochenpunkte (l. c. S. 43.). Man findet über- haupt keinen Knochen des Körpers, der in Hinsicht der Ossifica- tion so unbestimmt wäre, als dieser und es dürfte schwer seyn, mehrere gleich alte Fötusskelette zu erhalten, in welchen der Verknöcherungsproceſs des Brustbeines auf gleiche Weise vorge- schritten ist. Bei der Geburt hat, wie Sömmering (p. 265.) angiebt, der obere Theil einen, der mittlere meist vier und der untere einen Kern. Vgl. Kerkring p. 248 — 50., Nesbitt S. 71. 72., Söm- mering p. 265., Danz S. 227. 228., Nicolai S. 43. 60., E. H. We- ber in Meck. Arch. 1827. S. 232. und in Hildebr. Anat. II. S. 174., Ritgen S. 229 — 131. Anhang. C. Extremitätengürtel. Wenn der peripherische Theil des serösen Blattes sich in obere (Haut-) und untere (Fleisch-) Schicht gesondert und die letztere ein oberes, das centrale Nervensystem umfassendes und ein unteres, die Organproductionen des Gefäſs- und Schleimblattes einschlieſsendes Rohr gebildet hat, ist die Bedingung zur Entste- hung der Extremitäten und deren gürtelförmigen Anhängen gege- ben. Diese beide liegen unter der Hautschicht, an der obersten und äuſsersten Stelle der Knochen- und Fleischschicht. Wir müssen aber offen bekennen, daſs wir hier nur aus Mangel an den nothwen- digen, bestimmten Datis von dem systematischen Wege abzuwei- chen uns genöthigt sehen. Wollten wir nämlich consequent ver- fahren, so müſsten wir zuerst, wie wir es eben gethan haben, das obere und untere Knochenrohr durchgehen, dann die über ihm liegende Fleischschicht, dann die Extremitäten in ihrem ei- genen Knochengerüste nebst dem ihrer Gürtel sowohl, als auch in der auf ihnen gelagerten Fleischschicht und zuletzt die Haut abhandeln. Da aber eine Anordnung der Art ohne Hypothesen zur Zeit noch nicht durchgeführt werden kann, so ziehen wir es vor, die Knochenschicht zuerst in ihrer Vollständigkeit zu betrachten 16*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/271
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/271>, abgerufen am 19.04.2024.