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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
dass sich aus der Gebärmutter eine Menge Flüssigkeit ergiesst,
ohne dass das Amnion durchrissen ist, dass dieses daher erst später
berstet und seine Flüssigkeit entleert. Die Geburtshelfer und man-
che Anatomen sehen dieses Wasser für ein Contentum der Harn-
haut an und nennen es geradezu liquor Allantoidis. Abgesehen
davon, dass man dieses Gebilde und dessen Inhalt bei dem Men-
schen noch nicht genau kennt, dürfte es kaum, wenn es selbst
auf abnorme Weise bis zur Geburt verharrte, in solcher Quan-
tität vorhanden seyn, in welcher die sogenannten falschen Wäs-
ser oder der liquor Allantoidis erscheinen. Vielmehr glauben
wir, dass zwei krankhafte Zustände das Erscheinen der falschen
Wässer vor dem Sprunge der Eihäute und des Amnion insbeson-
dere bedingen können. 1. Wasseransammlung zwischen der Ge-
bärmutterhöhle und dem Eie und 2. Wasseransammlung zwischen
Chorion und Amnion. Unter die letztere Rubrik muss der von
Diemerbroek (S. E. H. Weber in Hildebrandts Anat. IV. S. 508.)
beschriebene Fall gehören. Wie leicht aber abnorme Wasser-
anhäufungen innerhalb des Eies entstehen können, werden wir
bald anzumerken Gelegenheit haben.

Nach der Ausschliessung der Frucht werden Placenta, Nabel-
strang und Eihäute als sogenannte Nachgeburt entfernt. Nur in
den ersten drei bis vier Schwangerschaftsmonaten wird das über-
all unverletzte Ei mit dem Embryo zugleich in der Regel ausge-
stossen. Die Theile, welche in einer solchen Nachgeburt enthal-
ten sind, sind folgende: 1. Mehr oder minder vollständige Reste
der decidua vera, reflexa und serotina. 2. Chorion. 3. Die
mittlere Schicht, der Ueberrest des glasförmigen Körpers, des Ei-
weisses. 4. Das Amnion. 5. Das Nabelbläschen (meistens) und 6. Pla-
centa und Nabelstrang. Ueber diese alle Theile ist in dem Obigen
schon hinlänglich gesprochen worden. Wir wollen hier nur noch Ei-
niges über die Gewichtsverhältnisse der Nachgeburt nach Wrisbergs
Erfahrungen (Commentat. Vol. I. p. 20--22.) nachholen. Er fand:

[Tabelle]

Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
daſs sich aus der Gebärmutter eine Menge Flüssigkeit ergieſst,
ohne daſs das Amnion durchrissen ist, daſs dieses daher erst später
berstet und seine Flüssigkeit entleert. Die Geburtshelfer und man-
che Anatomen sehen dieses Wasser für ein Contentum der Harn-
haut an und nennen es geradezu liquor Allantoidis. Abgesehen
davon, daſs man dieses Gebilde und dessen Inhalt bei dem Men-
schen noch nicht genau kennt, dürfte es kaum, wenn es selbst
auf abnorme Weise bis zur Geburt verharrte, in solcher Quan-
tität vorhanden seyn, in welcher die sogenannten falschen Wäs-
ser oder der liquor Allantoidis erscheinen. Vielmehr glauben
wir, daſs zwei krankhafte Zustände das Erscheinen der falschen
Wässer vor dem Sprunge der Eihäute und des Amnion insbeson-
dere bedingen können. 1. Wasseransammlung zwischen der Ge-
bärmutterhöhle und dem Eie und 2. Wasseransammlung zwischen
Chorion und Amnion. Unter die letztere Rubrik muſs der von
Diemerbroek (S. E. H. Weber in Hildebrandts Anat. IV. S. 508.)
beschriebene Fall gehören. Wie leicht aber abnorme Wasser-
anhäufungen innerhalb des Eies entstehen können, werden wir
bald anzumerken Gelegenheit haben.

Nach der Ausschlieſsung der Frucht werden Placenta, Nabel-
strang und Eihäute als sogenannte Nachgeburt entfernt. Nur in
den ersten drei bis vier Schwangerschaftsmonaten wird das über-
all unverletzte Ei mit dem Embryo zugleich in der Regel ausge-
stoſsen. Die Theile, welche in einer solchen Nachgeburt enthal-
ten sind, sind folgende: 1. Mehr oder minder vollständige Reste
der decidua vera, reflexa und serotina. 2. Chorion. 3. Die
mittlere Schicht, der Ueberrest des glasförmigen Körpers, des Ei-
weiſses. 4. Das Amnion. 5. Das Nabelbläschen (meistens) und 6. Pla-
centa und Nabelstrang. Ueber diese alle Theile ist in dem Obigen
schon hinlänglich gesprochen worden. Wir wollen hier nur noch Ei-
niges über die Gewichtsverhältnisse der Nachgeburt nach Wrisbergs
Erfahrungen (Commentat. Vol. I. p. 20—22.) nachholen. Er fand:

[Tabelle]

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[133/0161] Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen. daſs sich aus der Gebärmutter eine Menge Flüssigkeit ergieſst, ohne daſs das Amnion durchrissen ist, daſs dieses daher erst später berstet und seine Flüssigkeit entleert. Die Geburtshelfer und man- che Anatomen sehen dieses Wasser für ein Contentum der Harn- haut an und nennen es geradezu liquor Allantoidis. Abgesehen davon, daſs man dieses Gebilde und dessen Inhalt bei dem Men- schen noch nicht genau kennt, dürfte es kaum, wenn es selbst auf abnorme Weise bis zur Geburt verharrte, in solcher Quan- tität vorhanden seyn, in welcher die sogenannten falschen Wäs- ser oder der liquor Allantoidis erscheinen. Vielmehr glauben wir, daſs zwei krankhafte Zustände das Erscheinen der falschen Wässer vor dem Sprunge der Eihäute und des Amnion insbeson- dere bedingen können. 1. Wasseransammlung zwischen der Ge- bärmutterhöhle und dem Eie und 2. Wasseransammlung zwischen Chorion und Amnion. Unter die letztere Rubrik muſs der von Diemerbroek (S. E. H. Weber in Hildebrandts Anat. IV. S. 508.) beschriebene Fall gehören. Wie leicht aber abnorme Wasser- anhäufungen innerhalb des Eies entstehen können, werden wir bald anzumerken Gelegenheit haben. Nach der Ausschlieſsung der Frucht werden Placenta, Nabel- strang und Eihäute als sogenannte Nachgeburt entfernt. Nur in den ersten drei bis vier Schwangerschaftsmonaten wird das über- all unverletzte Ei mit dem Embryo zugleich in der Regel ausge- stoſsen. Die Theile, welche in einer solchen Nachgeburt enthal- ten sind, sind folgende: 1. Mehr oder minder vollständige Reste der decidua vera, reflexa und serotina. 2. Chorion. 3. Die mittlere Schicht, der Ueberrest des glasförmigen Körpers, des Ei- weiſses. 4. Das Amnion. 5. Das Nabelbläschen (meistens) und 6. Pla- centa und Nabelstrang. Ueber diese alle Theile ist in dem Obigen schon hinlänglich gesprochen worden. Wir wollen hier nur noch Ei- niges über die Gewichtsverhältnisse der Nachgeburt nach Wrisbergs Erfahrungen (Commentat. Vol. I. p. 20—22.) nachholen. Er fand:

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/161>, abgerufen am 29.03.2024.