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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
bläschen frei und isolirt zu sehen. d. Durch lang anhaltende
Maceration stellen sich die Lungenbläschen besonders nach ihrer
Tiefe dar, wenn man aus den macerirten Stücken kleine, zarte
Querschnitte betrachtet. e. An kleinen Querschnitten aufgebla-
sener und getrockneter Lungen kann man das gegenseitige Ver-
hältniss der Lungenbläschen vorzüglich in Bezug auf ihre Conti-
guität anschaulich darstellen. Diese Methode ist besonders für
die letzten Stadien der Ausbildung die vorzüglichste. -- 2. Die
Bildung und Verästelung der Bronchien bis zu ihren letzten bläs-
chenförmigen Enden geht der Form nach, wie Joh. Müller (de
glandulis
p. 99.) schon bemerkt und aus Rathkes Beobachtun-
gen (Burdachs Physiol. II. S. 557.) auch ersichtlich ist, genau so
vor sich, als in den ausführenden Drüsen. Es finden sich zuerst
einige Ramificationen der Luftröhre in jedem Lungenflügel, welche
mit bläschenförmigen Enden gegen die Oberfläche hin sich endi-
gen und durch eine sehr grosse Quantität von Bildungsmasse
umgeben werden. Während diese sich vermindert, vermehren
sich die Verästelungen und ihre rundlichen Enden (s. die Abbil-
dung in Joh. Müllers Drüsenwerk tab. XVII. fig. 7.) und stellen
so allmählig das Gewebe der erwachsenen Lunge dar. Doch
findet hier die wesentliche Verschiedenheit von den wahren aus-
führenden Drüsen Statt, dass die letzten Stämmchen der Bron-
chien im Verhältniss zu den Lungenbläschen um so stärker sind,
je jünger der Fötus ist. Auch zeigt sich hier die Vermehrung
durch einfache Bifurcation deutlicher. -- 3. Je mehr sich diese
Ramificationen ausbilden, desto grösser wird auch die Anzahl der
sie durchziehenden Blutgefässe. Dies folgt schon zum Theil aus
den Veränderungen ihres Hauptstammes, welche wir oben bei dem
Gefässblatte S. 210--16. dargestellt haben. Schon in der letzten
Hälfte des Fruchtlebens und bei dem Neugeborenen, welcher noch
nicht geathmet, gelingt nicht selten eine feine Injection der Lungen.
Die feinsten Blutgefässnetze verästeln sich dann schon so vielfach
in den Lungenbläschen, dass ihre Zwischenräume meistentheils
kleiner sind, als die sie umgebenden und einschliessenden Netze.
Die micrometrischen Messungen der Lungenbläschen und Bron-
chien siehe unten bei den Speicheldrüsen.

Von dem Embryo.
bläschen frei und isolirt zu sehen. d. Durch lang anhaltende
Maceration stellen sich die Lungenbläschen besonders nach ihrer
Tiefe dar, wenn man aus den macerirten Stücken kleine, zarte
Querschnitte betrachtet. e. An kleinen Querschnitten aufgebla-
sener und getrockneter Lungen kann man das gegenseitige Ver-
hältniſs der Lungenbläschen vorzüglich in Bezug auf ihre Conti-
guität anschaulich darstellen. Diese Methode ist besonders für
die letzten Stadien der Ausbildung die vorzüglichste. — 2. Die
Bildung und Verästelung der Bronchien bis zu ihren letzten bläs-
chenförmigen Enden geht der Form nach, wie Joh. Müller (de
glandulis
p. 99.) schon bemerkt und aus Rathkes Beobachtun-
gen (Burdachs Physiol. II. S. 557.) auch ersichtlich ist, genau so
vor sich, als in den ausführenden Drüsen. Es finden sich zuerst
einige Ramificationen der Luftröhre in jedem Lungenflügel, welche
mit bläschenförmigen Enden gegen die Oberfläche hin sich endi-
gen und durch eine sehr groſse Quantität von Bildungsmasse
umgeben werden. Während diese sich vermindert, vermehren
sich die Verästelungen und ihre rundlichen Enden (s. die Abbil-
dung in Joh. Müllers Drüsenwerk tab. XVII. fig. 7.) und stellen
so allmählig das Gewebe der erwachsenen Lunge dar. Doch
findet hier die wesentliche Verschiedenheit von den wahren aus-
führenden Drüsen Statt, daſs die letzten Stämmchen der Bron-
chien im Verhältniſs zu den Lungenbläschen um so stärker sind,
je jünger der Fötus ist. Auch zeigt sich hier die Vermehrung
durch einfache Bifurcation deutlicher. — 3. Je mehr sich diese
Ramificationen ausbilden, desto gröſser wird auch die Anzahl der
sie durchziehenden Blutgefäſse. Dies folgt schon zum Theil aus
den Veränderungen ihres Hauptstammes, welche wir oben bei dem
Gefäſsblatte S. 210—16. dargestellt haben. Schon in der letzten
Hälfte des Fruchtlebens und bei dem Neugeborenen, welcher noch
nicht geathmet, gelingt nicht selten eine feine Injection der Lungen.
Die feinsten Blutgefäſsnetze verästeln sich dann schon so vielfach
in den Lungenbläschen, daſs ihre Zwischenräume meistentheils
kleiner sind, als die sie umgebenden und einschlieſsenden Netze.
Die micrometrischen Messungen der Lungenbläschen und Bron-
chien siehe unten bei den Speicheldrüsen.

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[504/0532] Von dem Embryo. bläschen frei und isolirt zu sehen. d. Durch lang anhaltende Maceration stellen sich die Lungenbläschen besonders nach ihrer Tiefe dar, wenn man aus den macerirten Stücken kleine, zarte Querschnitte betrachtet. e. An kleinen Querschnitten aufgebla- sener und getrockneter Lungen kann man das gegenseitige Ver- hältniſs der Lungenbläschen vorzüglich in Bezug auf ihre Conti- guität anschaulich darstellen. Diese Methode ist besonders für die letzten Stadien der Ausbildung die vorzüglichste. — 2. Die Bildung und Verästelung der Bronchien bis zu ihren letzten bläs- chenförmigen Enden geht der Form nach, wie Joh. Müller (de glandulis p. 99.) schon bemerkt und aus Rathkes Beobachtun- gen (Burdachs Physiol. II. S. 557.) auch ersichtlich ist, genau so vor sich, als in den ausführenden Drüsen. Es finden sich zuerst einige Ramificationen der Luftröhre in jedem Lungenflügel, welche mit bläschenförmigen Enden gegen die Oberfläche hin sich endi- gen und durch eine sehr groſse Quantität von Bildungsmasse umgeben werden. Während diese sich vermindert, vermehren sich die Verästelungen und ihre rundlichen Enden (s. die Abbil- dung in Joh. Müllers Drüsenwerk tab. XVII. fig. 7.) und stellen so allmählig das Gewebe der erwachsenen Lunge dar. Doch findet hier die wesentliche Verschiedenheit von den wahren aus- führenden Drüsen Statt, daſs die letzten Stämmchen der Bron- chien im Verhältniſs zu den Lungenbläschen um so stärker sind, je jünger der Fötus ist. Auch zeigt sich hier die Vermehrung durch einfache Bifurcation deutlicher. — 3. Je mehr sich diese Ramificationen ausbilden, desto gröſser wird auch die Anzahl der sie durchziehenden Blutgefäſse. Dies folgt schon zum Theil aus den Veränderungen ihres Hauptstammes, welche wir oben bei dem Gefäſsblatte S. 210—16. dargestellt haben. Schon in der letzten Hälfte des Fruchtlebens und bei dem Neugeborenen, welcher noch nicht geathmet, gelingt nicht selten eine feine Injection der Lungen. Die feinsten Blutgefäſsnetze verästeln sich dann schon so vielfach in den Lungenbläschen, daſs ihre Zwischenräume meistentheils kleiner sind, als die sie umgebenden und einschlieſsenden Netze. Die micrometrischen Messungen der Lungenbläschen und Bron- chien siehe unten bei den Speicheldrüsen.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/532>, abgerufen am 28.03.2024.