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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
denen Schriftstellern so verschieden aus, dass sich Facta nur mit
einigem Grade von Wahrscheinlichkeit annehmen, nicht mit Ge-
wissheit bestimmen lassen. Nach W. Hunter (anatomische Be-
schreibung des schwangeren Uterus S. 73.) ist der Theil der de-
cidua
, welcher sich in der Nähe des Gebärmutterhalses befindet,
sehr dünn und mit wenigen sichtbaren Gefässen versehen. Gegen
die placenta zu wird sie dicker und trennt sich in zwei Lamel-
len, welche beide Flächen des mütterlichen Antheiles der Pla-
centa überziehen. An jungen Eiern von einigen Wochen (S. 77.)
erstreckt sich die wahre decidua bis zu dem Anfange des Gebär-
mutterhalses und eine kleine Strecke in den Anfang der fallopi-
schen Röhren hinein. Nach Lobstein aber (l. c. S. 5.) sitzt sie
im fünften Monate der Schwangerschaft fester an der inneren
Mündung des Halses der Gebärmutter an. Nach Sandifort dage-
gen soll die decidua an den Mündungen der Trompeten und dem
Muttermunde fehlen. (Bei Breschet p. 22.), worin Krummacher
(Diss. sist. observ. quasdam anat. circa velamenta ovi hu-
mani. Duisb
. 1790. bei Breschet p. 24.) mit ihm übereinkommt.
Nach Meckel (menschliche Anatomie IV. S. 701.) reicht sie nie
bis über den inneren Muttermund. Der Hals der Gebärmutter
aber wird durch einen gallertartigen Pfropfen verschlossen. Sie
soll sich nach J. Hunters Angabe besonders in die Trompete der
Seite fortsetzen, in deren Eierstock der gelbe Körper sich finde,
während Tiedemann (Anatomie der kopflosen Missgeburten 1814.
Fol. p. IV.) die Fortsätze in die Tuben überhaupt bestätigt. Ca-
rus (Zur Schwangerschaft und Geburt 2. Bdchen S. 6.) glaubt, dass
sie in den Muttermund und die fallopischen Röhren eindringe,
während sie nach Burdach (Physiol. II. S. 73.) an den Tuben
oder in den Hals des Uterus sich eine kleine Strecke fortsetzt,
an der letzteren Stelle aber überhaupt dünner, lockerer und mit
weniger Gefässen versehen ist. Auch Adelon nimmt (Phyolsiogie
de l'homme. Vol. IV. Paris
. 1824. 8. p. 136.), wie er angiebt,
nach den bestätigenden Erfahrungen von Krummacher und Du-
trochet diese Fortsätze an. Das von Heusinger (Zeitschr. für org.
Physik II. S. 514.) untersuchte Ei zeigte die Fortsätze in die
Tuben, wie sie Carus (l. c. tab. I. Fig. II.) abgebildet hatte; am
Gebärmutterhalse aber fand sich hier sowohl, als auch in anderen
Fällen die Substanz der hinfälligen Haut zwar zarter und wei-
cher, doch ohne Spur von wahren Oeffnungen. R. Wagner (Meck.

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
denen Schriftstellern so verschieden aus, daſs sich Facta nur mit
einigem Grade von Wahrscheinlichkeit annehmen, nicht mit Ge-
wiſsheit bestimmen lassen. Nach W. Hunter (anatomische Be-
schreibung des schwangeren Uterus S. 73.) ist der Theil der de-
cidua
, welcher sich in der Nähe des Gebärmutterhalses befindet,
sehr dünn und mit wenigen sichtbaren Gefäſsen versehen. Gegen
die placenta zu wird sie dicker und trennt sich in zwei Lamel-
len, welche beide Flächen des mütterlichen Antheiles der Pla-
centa überziehen. An jungen Eiern von einigen Wochen (S. 77.)
erstreckt sich die wahre decidua bis zu dem Anfange des Gebär-
mutterhalses und eine kleine Strecke in den Anfang der fallopi-
schen Röhren hinein. Nach Lobstein aber (l. c. S. 5.) sitzt sie
im fünften Monate der Schwangerschaft fester an der inneren
Mündung des Halses der Gebärmutter an. Nach Sandifort dage-
gen soll die decidua an den Mündungen der Trompeten und dem
Muttermunde fehlen. (Bei Breschet p. 22.), worin Krummacher
(Diss. sist. observ. quasdam anat. circa velamenta ovi hu-
mani. Duisb
. 1790. bei Breschet p. 24.) mit ihm übereinkommt.
Nach Meckel (menschliche Anatomie IV. S. 701.) reicht sie nie
bis über den inneren Muttermund. Der Hals der Gebärmutter
aber wird durch einen gallertartigen Pfropfen verschlossen. Sie
soll sich nach J. Hunters Angabe besonders in die Trompete der
Seite fortsetzen, in deren Eierstock der gelbe Körper sich finde,
während Tiedemann (Anatomie der kopflosen Miſsgeburten 1814.
Fol. p. IV.) die Fortsätze in die Tuben überhaupt bestätigt. Ca-
rus (Zur Schwangerschaft und Geburt 2. Bdchen S. 6.) glaubt, daſs
sie in den Muttermund und die fallopischen Röhren eindringe,
während sie nach Burdach (Physiol. II. S. 73.) an den Tuben
oder in den Hals des Uterus sich eine kleine Strecke fortsetzt,
an der letzteren Stelle aber überhaupt dünner, lockerer und mit
weniger Gefäſsen versehen ist. Auch Adelon nimmt (Phyolsiogie
de l’homme. Vol. IV. Paris
. 1824. 8. p. 136.), wie er angiebt,
nach den bestätigenden Erfahrungen von Krummacher und Du-
trochet diese Fortsätze an. Das von Heusinger (Zeitschr. für org.
Physik II. S. 514.) untersuchte Ei zeigte die Fortsätze in die
Tuben, wie sie Carus (l. c. tab. I. Fig. II.) abgebildet hatte; am
Gebärmutterhalse aber fand sich hier sowohl, als auch in anderen
Fällen die Substanz der hinfälligen Haut zwar zarter und wei-
cher, doch ohne Spur von wahren Oeffnungen. R. Wagner (Meck.

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[54/0082] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. denen Schriftstellern so verschieden aus, daſs sich Facta nur mit einigem Grade von Wahrscheinlichkeit annehmen, nicht mit Ge- wiſsheit bestimmen lassen. Nach W. Hunter (anatomische Be- schreibung des schwangeren Uterus S. 73.) ist der Theil der de- cidua, welcher sich in der Nähe des Gebärmutterhalses befindet, sehr dünn und mit wenigen sichtbaren Gefäſsen versehen. Gegen die placenta zu wird sie dicker und trennt sich in zwei Lamel- len, welche beide Flächen des mütterlichen Antheiles der Pla- centa überziehen. An jungen Eiern von einigen Wochen (S. 77.) erstreckt sich die wahre decidua bis zu dem Anfange des Gebär- mutterhalses und eine kleine Strecke in den Anfang der fallopi- schen Röhren hinein. Nach Lobstein aber (l. c. S. 5.) sitzt sie im fünften Monate der Schwangerschaft fester an der inneren Mündung des Halses der Gebärmutter an. Nach Sandifort dage- gen soll die decidua an den Mündungen der Trompeten und dem Muttermunde fehlen. (Bei Breschet p. 22.), worin Krummacher (Diss. sist. observ. quasdam anat. circa velamenta ovi hu- mani. Duisb. 1790. bei Breschet p. 24.) mit ihm übereinkommt. Nach Meckel (menschliche Anatomie IV. S. 701.) reicht sie nie bis über den inneren Muttermund. Der Hals der Gebärmutter aber wird durch einen gallertartigen Pfropfen verschlossen. Sie soll sich nach J. Hunters Angabe besonders in die Trompete der Seite fortsetzen, in deren Eierstock der gelbe Körper sich finde, während Tiedemann (Anatomie der kopflosen Miſsgeburten 1814. Fol. p. IV.) die Fortsätze in die Tuben überhaupt bestätigt. Ca- rus (Zur Schwangerschaft und Geburt 2. Bdchen S. 6.) glaubt, daſs sie in den Muttermund und die fallopischen Röhren eindringe, während sie nach Burdach (Physiol. II. S. 73.) an den Tuben oder in den Hals des Uterus sich eine kleine Strecke fortsetzt, an der letzteren Stelle aber überhaupt dünner, lockerer und mit weniger Gefäſsen versehen ist. Auch Adelon nimmt (Phyolsiogie de l’homme. Vol. IV. Paris. 1824. 8. p. 136.), wie er angiebt, nach den bestätigenden Erfahrungen von Krummacher und Du- trochet diese Fortsätze an. Das von Heusinger (Zeitschr. für org. Physik II. S. 514.) untersuchte Ei zeigte die Fortsätze in die Tuben, wie sie Carus (l. c. tab. I. Fig. II.) abgebildet hatte; am Gebärmutterhalse aber fand sich hier sowohl, als auch in anderen Fällen die Substanz der hinfälligen Haut zwar zarter und wei- cher, doch ohne Spur von wahren Oeffnungen. R. Wagner (Meck.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/82>, abgerufen am 19.04.2024.