Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XXIV. Capitel
Von den Natter-Zünglein und andern figurirten Steinen.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Natter-Zünglein oder

GLOSSOPETRAE

sind dreyeckicht-zugespitzte Aschen-farbichte Steine/ oben glatt und unten mit einem rauhen Satz versehen/ so am meisten in der Insul Maltha gefunden und deßwegen von denen gelährten Linguae Melitenses oder Malthesische Otter-Zungen/ von den Teutschen aber Stein-Zungen genandt worden/ obwolen sie mehr der Zungen einer Alster oder Azel/ als Schlangen-Zungen gleich sehen / indem bekandt/ daß die Nattern und Schlangen keine breite und einfache/ wie diese/ sondern sehr spitzige und gespaltene Zungen haben. So findet man auch dergleichen anderstwo/ und in Teutschland/ umb Lüneburg und Hildesheim/ in Ungaren und in der Schweiß/ wie nicht allein Lachmundus in [fremdsprachliches Material] Hildesheimensi, sondern auch Reiskius in einem besondern Tractat de Glossopetr. Lunaeburg. Geierus de Glossopetris Alzeiensibus und Misc. Germ. Cur. Dec. II. A. VIII. p. 303. lehren.

§. 2.

Beydes nun machet gleich Anfangs dem gemeinen Wahn einen grossen Verdacht/ in welchem diejenige stecken/ welche diese so genandte Malthesische Natter-Zünglein vor rechte und in Stein verwandelte Schlangen-Zungen halten/ welches man demjenigen Wunder-Werck/ so der Apostel Paulus/ als er die Otter/ so ihm an die Hand geschossen/ ohne Schaden von sich geschlenckert/ zuschreiben und zugleich vorgeben will/ es wäre dazumahlen allen Schlangen in dieser Insul das Gifft genommen/ als wann sie gleichsam zu Steine verwandelt wären/ wie nicht allein die Einwohner solches in Italiänischen und Frantzöischen Zettuln und Beschreibungen / (dergleichen Herr Niederstet in seinem alt- und neuen Maltha, und auß demselben Reiskius von den Lüneburgischen Otter-Zungen wiederhohlet /) sondern auch einige vornehme Theologi, als Cornelius a Lapide in Comm. ad Acta, Sam. Bochartus in Hieroz. und andere fast glauben wollen. Allein/ weilen die H. Schrifft hiervon nichts bezeuget/ auch keine Folgerung machet: Paulus hat eine Schlange vom Finger geschleudert/ deßhalben hat er alle Schlangen verflucht / deßhalben sind sie zu Stein worden sc. wie Herr D. Major in seiner Vorstellung etlicher Kunst- und Naturalien-Kammern in Africa und an Gräntzen Euro-

Das XXIV. Capitel
Von den Natter-Zünglein und andern figurirten Steinen.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Natter-Zünglein oder

GLOSSOPETRAE

sind dreyeckicht-zugespitzte Aschen-farbichte Steine/ oben glatt und unten mit einem rauhen Satz versehen/ so am meisten in der Insul Maltha gefunden und deßwegen von denen gelährten Linguae Melitenses oder Malthesische Otter-Zungen/ von den Teutschen aber Stein-Zungen genandt worden/ obwolen sie mehr der Zungen einer Alster oder Azel/ als Schlangen-Zungen gleich sehen / indem bekandt/ daß die Nattern und Schlangen keine breite und einfache/ wie diese/ sondern sehr spitzige und gespaltene Zungen haben. So findet man auch dergleichen anderstwo/ und in Teutschland/ umb Lüneburg und Hildesheim/ in Ungaren und in der Schweiß/ wie nicht allein Lachmundus in [fremdsprachliches Material] Hildesheimensi, sondern auch Reiskius in einem besondern Tractat de Glossopetr. Lunaeburg. Geierus de Glossopetris Alzeiensibus und Misc. Germ. Cur. Dec. II. A. VIII. p. 303. lehren.

§. 2.

Beydes nun machet gleich Anfangs dem gemeinen Wahn einen grossen Verdacht/ in welchem diejenige stecken/ welche diese so genandte Malthesische Natter-Zünglein vor rechte und in Stein verwandelte Schlangen-Zungen halten/ welches man demjenigen Wunder-Werck/ so der Apostel Paulus/ als er die Otter/ so ihm an die Hand geschossen/ ohne Schaden von sich geschlenckert/ zuschreiben und zugleich vorgeben will/ es wäre dazumahlen allen Schlangen in dieser Insul das Gifft genommen/ als wann sie gleichsam zu Steine verwandelt wären/ wie nicht allein die Einwohner solches in Italiänischen und Frantzöischen Zettuln und Beschreibungen / (dergleichen Herr Niederstet in seinem alt- und neuen Maltha, und auß demselben Reiskius von den Lüneburgischen Otter-Zungen wiederhohlet /) sondern auch einige vornehme Theologi, als Cornelius à Lapide in Comm. ad Acta, Sam. Bochartus in Hieroz. und andere fast glauben wollen. Allein/ weilen die H. Schrifft hiervon nichts bezeuget/ auch keine Folgerung machet: Paulus hat eine Schlange vom Finger geschleudert/ deßhalben hat er alle Schlangen verflucht / deßhalben sind sie zu Stein worden sc. wie Herr D. Major in seiner Vorstellung etlicher Kunst- und Naturalien-Kammern in Africa und an Gräntzen Euro-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0109" n="65"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XXIV. Capitel<lb/>
Von den Natter-Zünglein und andern figurirten Steinen.</head>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DIe Natter-Zünglein oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">GLOSSOPETRAE</hi> </p>
        <p>sind dreyeckicht-zugespitzte Aschen-farbichte Steine/ oben glatt und unten mit einem rauhen       Satz versehen/ so am meisten in der Insul Maltha gefunden und deßwegen von denen gelährten       Linguae Melitenses oder Malthesische Otter-Zungen/ von den Teutschen aber Stein-Zungen genandt       worden/ obwolen sie mehr der Zungen einer Alster oder Azel/ als Schlangen-Zungen gleich sehen      / indem bekandt/ daß die Nattern und Schlangen keine breite und einfache/ wie diese/ sondern       sehr spitzige und gespaltene Zungen haben. So findet man auch dergleichen anderstwo/ und in       Teutschland/ umb Lüneburg und Hildesheim/ in Ungaren und in der Schweiß/ wie nicht allein       Lachmundus in <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> Hildesheimensi, sondern auch Reiskius in einem besondern       Tractat de Glossopetr. Lunaeburg. Geierus de Glossopetris Alzeiensibus und Misc. Germ. Cur.       Dec. II. A. VIII. p. 303. lehren.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Beydes nun machet gleich Anfangs dem gemeinen Wahn einen grossen Verdacht/ in welchem       diejenige stecken/ welche diese so genandte Malthesische Natter-Zünglein vor rechte und in       Stein verwandelte Schlangen-Zungen halten/ welches man demjenigen Wunder-Werck/ so der       Apostel Paulus/ als er die Otter/ so ihm an die Hand geschossen/ ohne Schaden von sich       geschlenckert/ zuschreiben und zugleich vorgeben will/ es wäre dazumahlen allen Schlangen in       dieser Insul das Gifft genommen/ als wann sie gleichsam zu Steine verwandelt wären/ wie nicht       allein die Einwohner solches in Italiänischen und Frantzöischen Zettuln und Beschreibungen /       (dergleichen Herr Niederstet in seinem alt- und neuen Maltha, und auß demselben Reiskius von       den Lüneburgischen Otter-Zungen wiederhohlet /) sondern auch einige vornehme Theologi, als       Cornelius à Lapide in Comm. ad Acta, Sam. Bochartus in Hieroz. und andere fast glauben wollen.       Allein/ weilen die H. Schrifft hiervon nichts bezeuget/ auch keine Folgerung machet: Paulus       hat eine Schlange vom Finger geschleudert/ deßhalben hat er alle Schlangen verflucht /       deßhalben sind sie zu Stein worden sc. wie Herr D. Major in seiner Vorstellung etlicher Kunst-       und Naturalien-Kammern in Africa und an Gräntzen Euro-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0109] Das XXIV. Capitel Von den Natter-Zünglein und andern figurirten Steinen. [Abbildung] §. 1. DIe Natter-Zünglein oder GLOSSOPETRAE sind dreyeckicht-zugespitzte Aschen-farbichte Steine/ oben glatt und unten mit einem rauhen Satz versehen/ so am meisten in der Insul Maltha gefunden und deßwegen von denen gelährten Linguae Melitenses oder Malthesische Otter-Zungen/ von den Teutschen aber Stein-Zungen genandt worden/ obwolen sie mehr der Zungen einer Alster oder Azel/ als Schlangen-Zungen gleich sehen / indem bekandt/ daß die Nattern und Schlangen keine breite und einfache/ wie diese/ sondern sehr spitzige und gespaltene Zungen haben. So findet man auch dergleichen anderstwo/ und in Teutschland/ umb Lüneburg und Hildesheim/ in Ungaren und in der Schweiß/ wie nicht allein Lachmundus in _ Hildesheimensi, sondern auch Reiskius in einem besondern Tractat de Glossopetr. Lunaeburg. Geierus de Glossopetris Alzeiensibus und Misc. Germ. Cur. Dec. II. A. VIII. p. 303. lehren. §. 2. Beydes nun machet gleich Anfangs dem gemeinen Wahn einen grossen Verdacht/ in welchem diejenige stecken/ welche diese so genandte Malthesische Natter-Zünglein vor rechte und in Stein verwandelte Schlangen-Zungen halten/ welches man demjenigen Wunder-Werck/ so der Apostel Paulus/ als er die Otter/ so ihm an die Hand geschossen/ ohne Schaden von sich geschlenckert/ zuschreiben und zugleich vorgeben will/ es wäre dazumahlen allen Schlangen in dieser Insul das Gifft genommen/ als wann sie gleichsam zu Steine verwandelt wären/ wie nicht allein die Einwohner solches in Italiänischen und Frantzöischen Zettuln und Beschreibungen / (dergleichen Herr Niederstet in seinem alt- und neuen Maltha, und auß demselben Reiskius von den Lüneburgischen Otter-Zungen wiederhohlet /) sondern auch einige vornehme Theologi, als Cornelius à Lapide in Comm. ad Acta, Sam. Bochartus in Hieroz. und andere fast glauben wollen. Allein/ weilen die H. Schrifft hiervon nichts bezeuget/ auch keine Folgerung machet: Paulus hat eine Schlange vom Finger geschleudert/ deßhalben hat er alle Schlangen verflucht / deßhalben sind sie zu Stein worden sc. wie Herr D. Major in seiner Vorstellung etlicher Kunst- und Naturalien-Kammern in Africa und an Gräntzen Euro-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/109
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/109>, abgerufen am 19.04.2024.