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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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zu zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen / geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden / sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit leichtlich ruiniren können.

§. 3.

Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley

welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer / absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht / in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt / als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver gestossen/ welches doch von bekandten und honneten Leuten zu kauffen/ weilen durch Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen.

§. 4.

Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden / wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet.

§. 5.

Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen das

zu zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen / geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden / sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit leichtlich ruiniren können.

§. 3.

Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley

welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer / absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht / in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt / als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver gestossen/ welches doch von bekandten und honnêten Leuten zu kauffen/ weilen durch Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen.

§. 4.

Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden / wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet.

§. 5.

Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen das

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[80/0124] zu zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen / geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden / sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit leichtlich ruiniren können. §. 3. Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer / absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht / in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt / als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver gestossen/ welches doch von bekandten und honnêten Leuten zu kauffen/ weilen durch Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen. §. 4. Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden / wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet. §. 5. Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen das

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/124>, abgerufen am 19.04.2024.