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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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bahr/ daß dieses Thier nur in dem Nilo zu finden/ wie an gehörigem Ort soll erwiesen werden: da hergegen die Meerballen fast in allen Meer-Wassern zu finden sind; weßwegen einige glauben/ daß sie auß dem Schilff/ Haaren und dergleichen durch die stetige Wallung und Zusammenschlagung der Wellen also/ wie der Huthmacher Filtz mit Händen und Füsen/ zusammen gestossen und zu solchen runden Ballen formiret würden. Allein es hat diese Meynung auch ihre Schwürigkeit/ indem erstlich die Materi an den Ballen immer einerly ist/ auch die runde Form so schlechter dings von der ungleichen Bewegung des Meers nicht wohl kan hergeleitet werden Derohalben Herr D. Faber, berümbter Würtenbergischer Medicus und ein Mittglied der Academae Natur. Curios. endlich am glaubhasffsten zu sein vermeinet/ daß sie in dem Magen eines gewissen Fisches oder anderen Thiers im Meer gezeuget würden/ welches erwa den Schilff oder andere Kräuter also klein kaue / woraus dann nachmahlen diese Ballen/ gleich der Hirsch- oder Gemsen-Kugel in dem Magen coaguliret/ und von dem Magenschleim zusammen geleimet würden: indem er durch genaue Untersuchung dieser Ballen gefunden/ daß sie alle auß dergleichen Fibris oder Zasseln/ so von einem Rohr oder Schilff herrühren mögen/ zusammen gestossen und inwendig Sand/ kleine Muscheln und dergleichen (welche zugleich verschlucket würden) in sich hielten/ wie er solches in einem besonderen Tractätlein de Pilae Marinae Anatome gar schön und curieus beschrieben hat / welches im Anhang der Miscellan. Acad. Nat. Cur. Dec. II. Ann. X. pag. 197. seqq. zu sehen ist.

§. 3.

Ob nun schon/ wie oben gemeldet/ die Meerballen nicht einerlen Figur oder Gestalt haben / indem einige gantz rund/ andere erwas platt/ und zusammen gedruckt: andere auch länglicht seyn; so hat doch solcher Unterscheid nicht viel zubedeuten/ wann sie im übrigen nur schön leicht und trucken seyn.

§. 4.

Den Gebrauch dieser Ballen betreffend/ so werden sie jetziger Zeit nicht sonderlich aestimiret und fast gar nicht verordnet; doch wird ihnen eine erwärmende Krafft im Appendice ad Schroederum pag. 28. von andern aber eine außtrucknende Tugend zu geschrieben/ dahero sie gegen die Kröpffe und andere Kranckheiten der Kaut dienen sollen. Galenus leget ihnen eine Krafft die Haare zubefestigen zu/ und bezeuget l. c. cap. 2. de Compos. Med. daß er einen Baumschneidler wisse/ welcher von einem Baum gefallen und fast alle Knochen zerbrochen / dennoch aber hiermit curiret worden sey; welches mit eben diesen Worten wormius in mus. Pag. 139. von sich selbsten redet.

§. 5.

Damit aber der Unterscheid unter den Meerballen und den Meer-Schwämmen desto mehr gesehen werde/ so ist männiglichen bekandt/ daß die

SPONGIAE MARINAE

oder

Bad-Schwämme

auß weichen/ löcherichten und leichten Stücken bestehen/ welche entweder gelb/ oder weißlich sind und keinen sonderlichen Geschmack oder Geruch haben: wachsen also an den Felsen in dem Mittel-Ländischen und auch andern Meeren und kommen von Venedig.

§. 6.

Man findet deren verschiedene Sorten bey denen Materialisten/ nemblich gar-groß/ mittelgroß / mittel/ mittel klein/ klein/ gar-klein/ wie sie Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 100. unterschieden hat. Andere/ als Pomet theilen sie in feine und gemeine. Jene müssen schön gelb/ leicht/ zart und mittel-mässig groß seyn/ kleine und hart zusammen gesessene Löchlein und wenige Stein in sich haben/ besihe dessen Histoire de Drogues pag. 165. und Marxii Material-Kammer pag. 193. Von diesen letzteren brauchet man die grosse zum baden und wäschen; die kleine Stücklein aber werden calciniret und zu Pulver verbrennet.

§. 7.

Die Feine werden auch in der Artzney und Barbier-Kunst gebraucher/ aber nur eusserlich / indem sie in dem Magen nicht können auffgelöset werden/ sondern nur auffschwellen und entweder über oder unter sich wieder außgestossen werden/ weßwegen sie von Samuele Dale in Part. II. Mat. Med. pag. 109. zu den gifftigen Sachen gezehlet worden sind. Eusserlich aber stillen sie das Blut/ und machen die Barbierer auch ihre Meissel oder turundas davon/ wormit sie die enge Wunden erweitern; weßwegen man auch den zu Stücken geschnittenen/ und in weissem Wachs eingeweichten Schwamm bey einigen Materialisten praeparirt haben kan. So hat man auch die calcinirte Schwämme in den Apothecken/ welche unter die Zahn-Pulver können genommen werden; worvon Achigenis Fragmenta de Usu Spongiae mit mehrerem zu lesen sind.

§. 8.

Von dem LAPIDE SPONGIAE oder dem Stein/ welcher sich in den Schwämmen findet/ ist anderwerts schon zur Genüge gehandelt worden/ dessen man sich allhier wieder bedienen kan.

bahr/ daß dieses Thier nur in dem Nilo zu finden/ wie an gehörigem Ort soll erwiesen werden: da hergegen die Meerballen fast in allen Meer-Wassern zu finden sind; weßwegen einige glauben/ daß sie auß dem Schilff/ Haaren und dergleichen durch die stetige Wallung und Zusammenschlagung der Wellen also/ wie der Huthmacher Filtz mit Händen und Füsen/ zusammen gestossen und zu solchen runden Ballen formiret würden. Allein es hat diese Meynung auch ihre Schwürigkeit/ indem erstlich die Materi an den Ballen immer einerly ist/ auch die runde Form so schlechter dings von der ungleichen Bewegung des Meers nicht wohl kan hergeleitet werden Derohalben Herr D. Faber, berümbter Würtenbergischer Medicus und ein Mittglied der Academae Natur. Curios. endlich am glaubhasffsten zu sein vermeinet/ daß sie in dem Magen eines gewissen Fisches oder anderen Thiers im Meer gezeuget würden/ welches erwa den Schilff oder andere Kräuter also klein kaue / woraus dann nachmahlen diese Ballen/ gleich der Hirsch- oder Gemsen-Kugel in dem Magen coaguliret/ und von dem Magenschleim zusammen geleimet würden: indem er durch genaue Untersuchung dieser Ballen gefunden/ daß sie alle auß dergleichen Fibris oder Zasseln/ so von einem Rohr oder Schilff herrühren mögen/ zusammen gestossen und inwendig Sand/ kleine Muscheln und dergleichen (welche zugleich verschlucket würden) in sich hielten/ wie er solches in einem besonderen Tractätlein de Pilae Marinae Anatome gar schön und curieus beschrieben hat / welches im Anhang der Miscellan. Acad. Nat. Cur. Dec. II. Ann. X. pag. 197. seqq. zu sehen ist.

§. 3.

Ob nun schon/ wie oben gemeldet/ die Meerballen nicht einerlen Figur oder Gestalt haben / indem einige gantz rund/ andere erwas platt/ und zusammen gedruckt: andere auch länglicht seyn; so hat doch solcher Unterscheid nicht viel zubedeuten/ wann sie im übrigen nur schön leicht und trucken seyn.

§. 4.

Den Gebrauch dieser Ballen betreffend/ so werden sie jetziger Zeit nicht sonderlich aestimiret und fast gar nicht verordnet; doch wird ihnen eine erwärmende Krafft im Appendice ad Schroederum pag. 28. von andern aber eine außtrucknende Tugend zu geschrieben/ dahero sie gegen die Kröpffe und andere Kranckheiten der Kaut dienen sollen. Galenus leget ihnen eine Krafft die Haare zubefestigen zu/ und bezeuget l. c. cap. 2. de Compos. Med. daß er einen Baumschneidler wisse/ welcher von einem Baum gefallen und fast alle Knochen zerbrochen / dennoch aber hiermit curiret worden sey; welches mit eben diesen Worten wormius in mus. Pag. 139. von sich selbsten redet.

§. 5.

Damit aber der Unterscheid unter den Meerballen und den Meer-Schwämmen desto mehr gesehen werde/ so ist männiglichen bekandt/ daß die

SPONGIAE MARINAE

oder

Bad-Schwämme

auß weichen/ löcherichten und leichten Stücken bestehen/ welche entweder gelb/ oder weißlich sind und keinen sonderlichen Geschmack oder Geruch haben: wachsen also an den Felsen in dem Mittel-Ländischen und auch andern Meeren und kommen von Venedig.

§. 6.

Man findet deren verschiedene Sorten bey denen Materialisten/ nemblich gar-groß/ mittelgroß / mittel/ mittel klein/ klein/ gar-klein/ wie sie Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 100. unterschieden hat. Andere/ als Pomet theilen sie in feine und gemeine. Jene müssen schön gelb/ leicht/ zart und mittel-mässig groß seyn/ kleine und hart zusammen gesessene Löchlein und wenige Stein in sich haben/ besihe dessen Histoire de Drogues pag. 165. und Marxii Material-Kammer pag. 193. Von diesen letzteren brauchet man die grosse zum baden und wäschen; die kleine Stücklein aber werden calciniret und zu Pulver verbrennet.

§. 7.

Die Feine werden auch in der Artzney und Barbier-Kunst gebraucher/ aber nur eusserlich / indem sie in dem Magen nicht können auffgelöset werden/ sondern nur auffschwellen und entweder über oder unter sich wieder außgestossen werden/ weßwegen sie von Samuele Dale in Part. II. Mat. Med. pag. 109. zu den gifftigen Sachen gezehlet worden sind. Eusserlich aber stillen sie das Blut/ und machen die Barbierer auch ihre Meissel oder turundas davon/ wormit sie die enge Wunden erweitern; weßwegen man auch den zu Stücken geschnittenen/ und in weissem Wachs eingeweichten Schwamm bey einigen Materialisten praeparirt haben kan. So hat man auch die calcinirte Schwämme in den Apothecken/ welche unter die Zahn-Pulver können genommen werden; worvon Achigenis Fragmenta de Usu Spongiae mit mehrerem zu lesen sind.

§. 8.

Von dem LAPIDE SPONGIAE oder dem Stein/ welcher sich in den Schwämmen findet/ ist anderwerts schon zur Genüge gehandelt worden/ dessen man sich allhier wieder bedienen kan.

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[103/0147] bahr/ daß dieses Thier nur in dem Nilo zu finden/ wie an gehörigem Ort soll erwiesen werden: da hergegen die Meerballen fast in allen Meer-Wassern zu finden sind; weßwegen einige glauben/ daß sie auß dem Schilff/ Haaren und dergleichen durch die stetige Wallung und Zusammenschlagung der Wellen also/ wie der Huthmacher Filtz mit Händen und Füsen/ zusammen gestossen und zu solchen runden Ballen formiret würden. Allein es hat diese Meynung auch ihre Schwürigkeit/ indem erstlich die Materi an den Ballen immer einerly ist/ auch die runde Form so schlechter dings von der ungleichen Bewegung des Meers nicht wohl kan hergeleitet werden Derohalben Herr D. Faber, berümbter Würtenbergischer Medicus und ein Mittglied der Academae Natur. Curios. endlich am glaubhasffsten zu sein vermeinet/ daß sie in dem Magen eines gewissen Fisches oder anderen Thiers im Meer gezeuget würden/ welches erwa den Schilff oder andere Kräuter also klein kaue / woraus dann nachmahlen diese Ballen/ gleich der Hirsch- oder Gemsen-Kugel in dem Magen coaguliret/ und von dem Magenschleim zusammen geleimet würden: indem er durch genaue Untersuchung dieser Ballen gefunden/ daß sie alle auß dergleichen Fibris oder Zasseln/ so von einem Rohr oder Schilff herrühren mögen/ zusammen gestossen und inwendig Sand/ kleine Muscheln und dergleichen (welche zugleich verschlucket würden) in sich hielten/ wie er solches in einem besonderen Tractätlein de Pilae Marinae Anatome gar schön und curieus beschrieben hat / welches im Anhang der Miscellan. Acad. Nat. Cur. Dec. II. Ann. X. pag. 197. seqq. zu sehen ist. §. 3. Ob nun schon/ wie oben gemeldet/ die Meerballen nicht einerlen Figur oder Gestalt haben / indem einige gantz rund/ andere erwas platt/ und zusammen gedruckt: andere auch länglicht seyn; so hat doch solcher Unterscheid nicht viel zubedeuten/ wann sie im übrigen nur schön leicht und trucken seyn. §. 4. Den Gebrauch dieser Ballen betreffend/ so werden sie jetziger Zeit nicht sonderlich aestimiret und fast gar nicht verordnet; doch wird ihnen eine erwärmende Krafft im Appendice ad Schroederum pag. 28. von andern aber eine außtrucknende Tugend zu geschrieben/ dahero sie gegen die Kröpffe und andere Kranckheiten der Kaut dienen sollen. Galenus leget ihnen eine Krafft die Haare zubefestigen zu/ und bezeuget l. c. cap. 2. de Compos. Med. daß er einen Baumschneidler wisse/ welcher von einem Baum gefallen und fast alle Knochen zerbrochen / dennoch aber hiermit curiret worden sey; welches mit eben diesen Worten wormius in mus. Pag. 139. von sich selbsten redet. §. 5. Damit aber der Unterscheid unter den Meerballen und den Meer-Schwämmen desto mehr gesehen werde/ so ist männiglichen bekandt/ daß die SPONGIAE MARINAE oder Bad-Schwämme auß weichen/ löcherichten und leichten Stücken bestehen/ welche entweder gelb/ oder weißlich sind und keinen sonderlichen Geschmack oder Geruch haben: wachsen also an den Felsen in dem Mittel-Ländischen und auch andern Meeren und kommen von Venedig. §. 6. Man findet deren verschiedene Sorten bey denen Materialisten/ nemblich gar-groß/ mittelgroß / mittel/ mittel klein/ klein/ gar-klein/ wie sie Schurtzius in seiner Material-Kammer pag. 100. unterschieden hat. Andere/ als Pomet theilen sie in feine und gemeine. Jene müssen schön gelb/ leicht/ zart und mittel-mässig groß seyn/ kleine und hart zusammen gesessene Löchlein und wenige Stein in sich haben/ besihe dessen Histoire de Drogues pag. 165. und Marxii Material-Kammer pag. 193. Von diesen letzteren brauchet man die grosse zum baden und wäschen; die kleine Stücklein aber werden calciniret und zu Pulver verbrennet. §. 7. Die Feine werden auch in der Artzney und Barbier-Kunst gebraucher/ aber nur eusserlich / indem sie in dem Magen nicht können auffgelöset werden/ sondern nur auffschwellen und entweder über oder unter sich wieder außgestossen werden/ weßwegen sie von Samuele Dale in Part. II. Mat. Med. pag. 109. zu den gifftigen Sachen gezehlet worden sind. Eusserlich aber stillen sie das Blut/ und machen die Barbierer auch ihre Meissel oder turundas davon/ wormit sie die enge Wunden erweitern; weßwegen man auch den zu Stücken geschnittenen/ und in weissem Wachs eingeweichten Schwamm bey einigen Materialisten praeparirt haben kan. So hat man auch die calcinirte Schwämme in den Apothecken/ welche unter die Zahn-Pulver können genommen werden; worvon Achigenis Fragmenta de Usu Spongiae mit mehrerem zu lesen sind. §. 8. Von dem LAPIDE SPONGIAE oder dem Stein/ welcher sich in den Schwämmen findet/ ist anderwerts schon zur Genüge gehandelt worden/ dessen man sich allhier wieder bedienen kan.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/147>, abgerufen am 29.03.2024.