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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XXXVIII. Capitel
Von den Corallen/ Meer-Mooß- und Corallen-Stein

[Abbildung]

§. 1.

DIe Corallen oder CORALLIA sind steinichte harte Zweigen/ von unterschiedlichen Farben / welche im Grund des Meers/ wie kleine Bäumlein/ offt etliche Schuh hoch in die Höhe wachsen. Ob sie aber so groß/ als unsere Kirsch-Bäum und so hoch/ daß die Zincken auß dem Meer hervor stehen/ zu finden seyen? wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 28. auß dem P. Kirchero vorgeben will/ scheinet einem Mährlein/ als der Warheit ähnlicher: kommen sonsten meistentheils auß dem Mittelländischen Meer; doch sollen sie sich auch in Ost-Indien umb Bantam / absonderlich die weisse und schwartze Corallen finden lassen/ worvon im Anhang dieses Buchs / nach den Ost-Indianischen Send-Schreiben/ ein außführlicher Bericht zu lesen ist. Ja es schreibet Balbinus in seiner Historia Bohemiae Lib. 1. cap. 29. pag. 77. daß in Böhmen/ unter dem Hügel Scheberle/ in einem Fluß Corallen zu finden seyen/ welche an der Farb den andern nichts nachgeden: daß also die Corallen nicht allein im Meer/ sondern auch in Flüssen wachsen.

§. 2.

Nun fragt sichs/ ob die Corallen unter die Kräuter zu rechnen? auch ob sie/ wie insgemein dafür gehalten wird/ unter dem Wasser gantz weich seyen/ allein ausser dem Meer hart würden? von welchem Streit D. Hoffmann in seinem Clavi Schraed. p. 158. seqq. weitlä[unleserliches Material]tig handelt / und es mit dem berühmten Boyle zum wenigsten nicht vor unmöglich hält/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen. Allein beydes verneinet auß eigener Erfahrung ein curioser Italianet / nahmens Boccone, welcher auß Sicilien bürtig und der Corallen-Fischerey umb Messina selbsten beygewohnet/ auch in seinen Recherches &amp;amp; Observations-Naturelles Ep. 1. &amp;amp; 2. auffrichtig bezeuget hat/ daß er die Corallen unter dem Wasser so hart/ als ausser demselbigen/ gefunden/ außgenommen oben an den runden Enden/ in welchen ein weisse Feuchtigkeit/ wie Wolffs-Milch/ zu finden. Und ob schon diese Milch (welche einen säuerlichten anhaltenden Geschmack hat/ und wo sie hin fält einen Ansatz von Corallen verursachet) von einigen als Gassendo in vita Peireskij der Corallen-Saamen/ und obgemeldte runde Ende (welche in gewisse Höhle und Cellulas unterschieden) Flores Coralliorum

Das XXXVIII. Capitel
Von den Corallen/ Meer-Mooß- und Corallen-Stein

[Abbildung]

§. 1.

DIe Corallen oder CORALLIA sind steinichte harte Zweigen/ von unterschiedlichen Farben / welche im Grund des Meers/ wie kleine Bäumlein/ offt etliche Schuh hoch in die Höhe wachsen. Ob sie aber so groß/ als unsere Kirsch-Bäum und so hoch/ daß die Zincken auß dem Meer hervor stehen/ zu finden seyen? wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 28. auß dem P. Kirchero vorgeben will/ scheinet einem Mährlein/ als der Warheit ähnlicher: kommen sonsten meistentheils auß dem Mittelländischen Meer; doch sollen sie sich auch in Ost-Indien umb Bantam / absonderlich die weisse und schwartze Corallen finden lassen/ worvon im Anhang dieses Buchs / nach den Ost-Indianischen Send-Schreiben/ ein außführlicher Bericht zu lesen ist. Ja es schreibet Balbinus in seiner Historiâ Bohemiae Lib. 1. cap. 29. pag. 77. daß in Böhmen/ unter dem Hügel Scheberle/ in einem Fluß Corallen zu finden seyen/ welche an der Farb den andern nichts nachgeden: daß also die Corallen nicht allein im Meer/ sondern auch in Flüssen wachsen.

§. 2.

Nun fragt sichs/ ob die Corallen unter die Kräuter zu rechnen? auch ob sie/ wie insgemein dafür gehalten wird/ unter dem Wasser gantz weich seyen/ allein ausser dem Meer hart würden? von welchem Streit D. Hoffmann in seinem Clavi Schraed. p. 158. seqq. weitlä[unleserliches Material]tig handelt / und es mit dem berühmten Boyle zum wenigsten nicht vor unmöglich hält/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen. Allein beydes verneinet auß eigener Erfahrung ein curioser Italianet / nahmens Boccone, welcher auß Sicilien bürtig und der Corallen-Fischerey umb Messina selbsten beygewohnet/ auch in seinen Recherches &amp;amp; Observations-Naturelles Ep. 1. &amp;amp; 2. auffrichtig bezeuget hat/ daß er die Corallen unter dem Wasser so hart/ als ausser demselbigen/ gefunden/ außgenommen oben an den runden Enden/ in welchen ein weisse Feuchtigkeit/ wie Wolffs-Milch/ zu finden. Und ob schon diese Milch (welche einen säuerlichten anhaltenden Geschmack hat/ und wo sie hin fält einen Ansatz von Corallen verursachet) von einigen als Gassendo in vitâ Peireskij der Corallen-Saamen/ und obgemeldte runde Ende (welche in gewisse Höhle und Cellulas unterschieden) Flores Coralliorum

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[104/0148] Das XXXVIII. Capitel Von den Corallen/ Meer-Mooß- und Corallen-Stein [Abbildung] §. 1. DIe Corallen oder CORALLIA sind steinichte harte Zweigen/ von unterschiedlichen Farben / welche im Grund des Meers/ wie kleine Bäumlein/ offt etliche Schuh hoch in die Höhe wachsen. Ob sie aber so groß/ als unsere Kirsch-Bäum und so hoch/ daß die Zincken auß dem Meer hervor stehen/ zu finden seyen? wie Vielheur in Beschreibung frembder Materialien pag. 28. auß dem P. Kirchero vorgeben will/ scheinet einem Mährlein/ als der Warheit ähnlicher: kommen sonsten meistentheils auß dem Mittelländischen Meer; doch sollen sie sich auch in Ost-Indien umb Bantam / absonderlich die weisse und schwartze Corallen finden lassen/ worvon im Anhang dieses Buchs / nach den Ost-Indianischen Send-Schreiben/ ein außführlicher Bericht zu lesen ist. Ja es schreibet Balbinus in seiner Historiâ Bohemiae Lib. 1. cap. 29. pag. 77. daß in Böhmen/ unter dem Hügel Scheberle/ in einem Fluß Corallen zu finden seyen/ welche an der Farb den andern nichts nachgeden: daß also die Corallen nicht allein im Meer/ sondern auch in Flüssen wachsen. §. 2. Nun fragt sichs/ ob die Corallen unter die Kräuter zu rechnen? auch ob sie/ wie insgemein dafür gehalten wird/ unter dem Wasser gantz weich seyen/ allein ausser dem Meer hart würden? von welchem Streit D. Hoffmann in seinem Clavi Schraed. p. 158. seqq. weitlä_ tig handelt / und es mit dem berühmten Boyle zum wenigsten nicht vor unmöglich hält/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen. Allein beydes verneinet auß eigener Erfahrung ein curioser Italianet / nahmens Boccone, welcher auß Sicilien bürtig und der Corallen-Fischerey umb Messina selbsten beygewohnet/ auch in seinen Recherches &amp;amp; Observations-Naturelles Ep. 1. &amp;amp; 2. auffrichtig bezeuget hat/ daß er die Corallen unter dem Wasser so hart/ als ausser demselbigen/ gefunden/ außgenommen oben an den runden Enden/ in welchen ein weisse Feuchtigkeit/ wie Wolffs-Milch/ zu finden. Und ob schon diese Milch (welche einen säuerlichten anhaltenden Geschmack hat/ und wo sie hin fält einen Ansatz von Corallen verursachet) von einigen als Gassendo in vitâ Peireskij der Corallen-Saamen/ und obgemeldte runde Ende (welche in gewisse Höhle und Cellulas unterschieden) Flores Coralliorum

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/148>, abgerufen am 24.04.2024.