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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

ISt etwas unter allen Materialien dessen sich die Herrn Medici und Naturkündiger noch zuweilen befleissigen/ auch darunter vielerley Meynungen führen/ so ist es der Alten Amomum, welches eine Art Saamen und Gewürtz ist/ so zum Theriac mitgenommen wird. Maroneus hat einen gantzen Tractat davon geschrieben/ auß welchem Samuel Dale ein Engeländer XII. Meynungen in seiner Pharmacol. pag. 327. erzehlet. So sind auch die Apothecker hierinnen gantz ungewiß / welche bald den Paradiß-Körnern/ bald den grossen Cardamömlein/ bald den grossen runden Körnern/ so von der Cassia Caryophillata herkommen und Piper de Jamaica und Amomum Plinii heissen/ diesen Nahmen geben; weßwegen dann andere an statt des Amomi veri entweder den Calmus / oder die Nägelein zum Theriac gebrauchet haben/ wie beym Schrödero, Schurtzio, Vielhäuer und andern zu sehen. Hergegen machet Charas, ein Frantzöischer Apothecker/ in seinem Tractat von des Theriacs Ingredientien pag. 180. diese Sach gantz leicht/ und vermeinet mit grösserem Bestand davon judiciren zu können/ indem ihm das rechte Amomum noch an seinen Trauben hangend in seine Apotheck gebracht worden/ welches auch sonsten bey verständigen Materialisten in gantz Franckreich häuffig zu haben sey/ und hält also das Amomum Racemosum vor das rechte Amomum Dioscoridis; worinnen Pomet in seiner Material-Kammer pag. 39. mit ihm eins ist/ auch diese unsere Figuren deßwegen mitgetheilet hat. Dieses Amomum bestehet auß Purpur-Fardichten und bey nah viereckichten Saamen Körnlein/ welches so Accurat zusammen gesetzet sind/ daß sie einige runde Köpfflein formiren/ welche mit einer runden und weißlichten Hülsse umbgeben/ und also einem Trauben-Kern ähnlich sind. Diese Köpfflein und Hülßlien hangen auch/ wie die Trauben/ aneinander an einem Stiel/ worauff sie gleichsam/ wie der Pfeffer/ hart angeleimet sind: werden auß Indien in Holland gebracht/ und von dannen in Europam zertheilet.

§. 2.

Bey dem Einkauff sehe man zu/ daß/ so viel es seyn kan/ das Anomum noch frisch und nicht alt oder verlegen sey/ runde weiß-gelbichte/ schwere und mit Körnern wohl angefüllte Hülssen habe/ auch groben und kernhafften Saamen/ welcher scharff/ aromatisch und den Cardamömlein gleich sey/ in sich halte. Die leichte/ auffgerissene und mit schwartzen Körnern anfüllte Hülssen-Köpff oder Trauben nehme man nicht an.

§. 3.

Diese also erlesene Körner werden zum Theriac gesuchet/ da alsdann die Hülssen auffzumachen / die schwartze runtzelichte Körner wegzuschmeissen/ die schwere/ lebhafftige und gewürtzte außzulesen/ und damit die dünne Häutlein/ wormit sie unterschieden/ wegbleiben möchten / reibet man sie zwischen den Händen und schwinget sie auff einem Papier wohl auß.

§. 4.

Was aber die

Rose von Jericho /

worinnen dieses Gewürtz nach einiger Meynung soll wachsen/ anlanget/ so hat sie diesen Nahmen von einem müsigen und ungelahrten Münch bekommen/ indem/ (wie Bellonius an einem Ort zeiget) sie nicht umb Hiericho, sondern in denen Arabischen Wüsten/ an den Ufern des rothen Meers/ auß dem Sand hervor wächset: wird sonsten in Italien auch Rosa Sancta: Mariae, Rosa, Hierici, inßgemein aber Lateinisch Rosa Hierichuntina genennet.

§. 5.

Sie bestehet auß einem fast Handbreiten Stäudlein/ hat viele sich in einander flechtende und holtzichte Aestlein/ kleine/ länglichte und schmahle Blätter/ träget in der Mitten runde Körner oder Früchten/ und ist inßgemein selbsten rund/ ehe sie sich voneinander thut / welches in warmen Wasser geschiehet.

§. 6.

Von ihren Tugenden hat Joh. Sturmius, Prof. zu Löwen ein eigenes Büchlein/ aber voller Aberglauben/ geschrieben. Der gemeine einfältige Mann glaubet/ daß sie sich in der Christ-Nacht auffthue/ sie möge so dürr sein/ als sie wolle: allein es ist eine Fabel und Mährlein. Thut sie sich auff/ kombt es von des Winters Feuchtigkeit und kan solches auch in den andern Nächten geschehen/ wie Wormius in seinem Museo pag 152. nechst der Erfahrung zeiget. Vid. Dn. Nebelius in Not. ad Amm. Charact. Plant. pag. 546. Die übrige Kräfften werden in einem Zettul/ so die Charlatans und andere Läuffer außstreuen/ also beschrieben:

Krafft und Würckung der Rosen von Jericho.

1. Wann solche Rose in ein glaßvoll Brunnen-Wasser diß zu Ende der gantzen Wurtzel gethan wird/ thut sie sich in Zeit einer 1/2. biß I. Stund außbreiten und eröffnen; und da man sie auß dem Wasser nimbt/ wird sie sich nach wenig Stunden wieder in vorige Form zusammen krümmen. Diesen Effect wird sie täglich

§. 1.

ISt etwas unter allen Materialien dessen sich die Herrn Medici und Naturkündiger noch zuweilen befleissigen/ auch darunter vielerley Meynungen führen/ so ist es der Alten Amomum, welches eine Art Saamen und Gewürtz ist/ so zum Theriac mitgenommen wird. Maroneus hat einen gantzen Tractat davon geschrieben/ auß welchem Samuel Dale ein Engeländer XII. Meynungen in seiner Pharmacol. pag. 327. erzehlet. So sind auch die Apothecker hierinnen gantz ungewiß / welche bald den Paradiß-Körnern/ bald den grossen Cardamömlein/ bald den grossen runden Körnern/ so von der Cassia Caryophillata herkommen und Piper de Jamaica und Amomum Plinii heissen/ diesen Nahmen geben; weßwegen dann andere an statt des Amomi veri entweder den Calmus / oder die Nägelein zum Theriac gebrauchet haben/ wie beym Schrödero, Schurtzio, Vielhäuer und andern zu sehen. Hergegen machet Charas, ein Frantzöischer Apothecker/ in seinem Tractat von des Theriacs Ingredientien pag. 180. diese Sach gantz leicht/ und vermeinet mit grösserem Bestand davon judiciren zu können/ indem ihm das rechte Amomum noch an seinen Trauben hangend in seine Apotheck gebracht worden/ welches auch sonsten bey verständigen Materialisten in gantz Franckreich häuffig zu haben sey/ und hält also das Amomum Racemosum vor das rechte Amomum Dioscoridis; worinnen Pomet in seiner Material-Kammer pag. 39. mit ihm eins ist/ auch diese unsere Figuren deßwegen mitgetheilet hat. Dieses Amomum bestehet auß Purpur-Fardichten und bey nah viereckichten Saamen Körnlein/ welches so Accurat zusammen gesetzet sind/ daß sie einige runde Köpfflein formiren/ welche mit einer runden und weißlichten Hülsse umbgeben/ und also einem Trauben-Kern ähnlich sind. Diese Köpfflein und Hülßlien hangen auch/ wie die Trauben/ aneinander an einem Stiel/ worauff sie gleichsam/ wie der Pfeffer/ hart angeleimet sind: werden auß Indien in Holland gebracht/ und von dannen in Europam zertheilet.

§. 2.

Bey dem Einkauff sehe man zu/ daß/ so viel es seyn kan/ das Anomum noch frisch und nicht alt oder verlegen sey/ runde weiß-gelbichte/ schwere und mit Körnern wohl angefüllte Hülssen habe/ auch groben und kernhafften Saamen/ welcher scharff/ aromatisch und den Cardamömlein gleich sey/ in sich halte. Die leichte/ auffgerissene und mit schwartzen Körnern anfüllte Hülssen-Köpff oder Trauben nehme man nicht an.

§. 3.

Diese also erlesene Körner werden zum Theriac gesuchet/ da alsdann die Hülssen auffzumachen / die schwartze runtzelichte Körner wegzuschmeissen/ die schwere/ lebhafftige und gewürtzte außzulesen/ und damit die dünne Häutlein/ wormit sie unterschieden/ wegbleiben möchten / reibet man sie zwischen den Händen und schwinget sie auff einem Papier wohl auß.

§. 4.

Was aber die

Rose von Jericho /

worinnen dieses Gewürtz nach einiger Meynung soll wachsen/ anlanget/ so hat sie diesen Nahmen von einem müsigen und ungelahrten Münch bekommen/ indem/ (wie Bellonius an einem Ort zeiget) sie nicht umb Hiericho, sondern in denen Arabischen Wüsten/ an den Ufern des rothen Meers/ auß dem Sand hervor wächset: wird sonsten in Italien auch Rosa Sancta: Mariae, Rosa, Hierici, inßgemein aber Lateinisch Rosa Hierichuntina genennet.

§. 5.

Sie bestehet auß einem fast Handbreiten Stäudlein/ hat viele sich in einander flechtende und holtzichte Aestlein/ kleine/ länglichte und schmahle Blätter/ träget in der Mitten runde Körner oder Früchten/ und ist inßgemein selbsten rund/ ehe sie sich voneinander thut / welches in warmen Wasser geschiehet.

§. 6.

Von ihren Tugenden hat Joh. Sturmius, Prof. zu Löwen ein eigenes Büchlein/ aber voller Aberglauben/ geschrieben. Der gemeine einfältige Mann glaubet/ daß sie sich in der Christ-Nacht auffthue/ sie möge so dürr sein/ als sie wolle: allein es ist eine Fabel und Mährlein. Thut sie sich auff/ kombt es von des Winters Feuchtigkeit und kan solches auch in den andern Nächten geschehen/ wie Wormius in seinem Museo pag 152. nechst der Erfahrung zeiget. Vid. Dn. Nebelius in Not. ad Amm. Charact. Plant. pag. 546. Die übrige Kräfften werden in einem Zettul/ so die Charlatans und andere Läuffer außstreuen/ also beschrieben:

Krafft und Würckung der Rosen von Jericho.

1. Wann solche Rose in ein glaßvoll Brunnen-Wasser diß zu Ende der gantzen Wurtzel gethan wird/ thut sie sich in Zeit einer 1/2. biß I. Stund außbreiten und eröffnen; und da man sie auß dem Wasser nimbt/ wird sie sich nach wenig Stunden wieder in vorige Form zusammen krümmen. Diesen Effect wird sie täglich

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[109/0155] §. 1. ISt etwas unter allen Materialien dessen sich die Herrn Medici und Naturkündiger noch zuweilen befleissigen/ auch darunter vielerley Meynungen führen/ so ist es der Alten Amomum, welches eine Art Saamen und Gewürtz ist/ so zum Theriac mitgenommen wird. Maroneus hat einen gantzen Tractat davon geschrieben/ auß welchem Samuel Dale ein Engeländer XII. Meynungen in seiner Pharmacol. pag. 327. erzehlet. So sind auch die Apothecker hierinnen gantz ungewiß / welche bald den Paradiß-Körnern/ bald den grossen Cardamömlein/ bald den grossen runden Körnern/ so von der Cassia Caryophillata herkommen und Piper de Jamaica und Amomum Plinii heissen/ diesen Nahmen geben; weßwegen dann andere an statt des Amomi veri entweder den Calmus / oder die Nägelein zum Theriac gebrauchet haben/ wie beym Schrödero, Schurtzio, Vielhäuer und andern zu sehen. Hergegen machet Charas, ein Frantzöischer Apothecker/ in seinem Tractat von des Theriacs Ingredientien pag. 180. diese Sach gantz leicht/ und vermeinet mit grösserem Bestand davon judiciren zu können/ indem ihm das rechte Amomum noch an seinen Trauben hangend in seine Apotheck gebracht worden/ welches auch sonsten bey verständigen Materialisten in gantz Franckreich häuffig zu haben sey/ und hält also das Amomum Racemosum vor das rechte Amomum Dioscoridis; worinnen Pomet in seiner Material-Kammer pag. 39. mit ihm eins ist/ auch diese unsere Figuren deßwegen mitgetheilet hat. Dieses Amomum bestehet auß Purpur-Fardichten und bey nah viereckichten Saamen Körnlein/ welches so Accurat zusammen gesetzet sind/ daß sie einige runde Köpfflein formiren/ welche mit einer runden und weißlichten Hülsse umbgeben/ und also einem Trauben-Kern ähnlich sind. Diese Köpfflein und Hülßlien hangen auch/ wie die Trauben/ aneinander an einem Stiel/ worauff sie gleichsam/ wie der Pfeffer/ hart angeleimet sind: werden auß Indien in Holland gebracht/ und von dannen in Europam zertheilet. §. 2. Bey dem Einkauff sehe man zu/ daß/ so viel es seyn kan/ das Anomum noch frisch und nicht alt oder verlegen sey/ runde weiß-gelbichte/ schwere und mit Körnern wohl angefüllte Hülssen habe/ auch groben und kernhafften Saamen/ welcher scharff/ aromatisch und den Cardamömlein gleich sey/ in sich halte. Die leichte/ auffgerissene und mit schwartzen Körnern anfüllte Hülssen-Köpff oder Trauben nehme man nicht an. §. 3. Diese also erlesene Körner werden zum Theriac gesuchet/ da alsdann die Hülssen auffzumachen / die schwartze runtzelichte Körner wegzuschmeissen/ die schwere/ lebhafftige und gewürtzte außzulesen/ und damit die dünne Häutlein/ wormit sie unterschieden/ wegbleiben möchten / reibet man sie zwischen den Händen und schwinget sie auff einem Papier wohl auß. §. 4. Was aber die Rose von Jericho / worinnen dieses Gewürtz nach einiger Meynung soll wachsen/ anlanget/ so hat sie diesen Nahmen von einem müsigen und ungelahrten Münch bekommen/ indem/ (wie Bellonius an einem Ort zeiget) sie nicht umb Hiericho, sondern in denen Arabischen Wüsten/ an den Ufern des rothen Meers/ auß dem Sand hervor wächset: wird sonsten in Italien auch Rosa Sancta: Mariae, Rosa, Hierici, inßgemein aber Lateinisch Rosa Hierichuntina genennet. §. 5. Sie bestehet auß einem fast Handbreiten Stäudlein/ hat viele sich in einander flechtende und holtzichte Aestlein/ kleine/ länglichte und schmahle Blätter/ träget in der Mitten runde Körner oder Früchten/ und ist inßgemein selbsten rund/ ehe sie sich voneinander thut / welches in warmen Wasser geschiehet. §. 6. Von ihren Tugenden hat Joh. Sturmius, Prof. zu Löwen ein eigenes Büchlein/ aber voller Aberglauben/ geschrieben. Der gemeine einfältige Mann glaubet/ daß sie sich in der Christ-Nacht auffthue/ sie möge so dürr sein/ als sie wolle: allein es ist eine Fabel und Mährlein. Thut sie sich auff/ kombt es von des Winters Feuchtigkeit und kan solches auch in den andern Nächten geschehen/ wie Wormius in seinem Museo pag 152. nechst der Erfahrung zeiget. Vid. Dn. Nebelius in Not. ad Amm. Charact. Plant. pag. 546. Die übrige Kräfften werden in einem Zettul/ so die Charlatans und andere Läuffer außstreuen/ also beschrieben: Krafft und Würckung der Rosen von Jericho. 1. Wann solche Rose in ein glaßvoll Brunnen-Wasser diß zu Ende der gantzen Wurtzel gethan wird/ thut sie sich in Zeit einer 1/2. biß I. Stund außbreiten und eröffnen; und da man sie auß dem Wasser nimbt/ wird sie sich nach wenig Stunden wieder in vorige Form zusammen krümmen. Diesen Effect wird sie täglich

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/155>, abgerufen am 29.03.2024.