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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 2.

Daß Kraut selbsten wächset zwischen den Felsen/ an steinichten Oertern anderthalb Schuh hoch / auß einer Fingers-dicken Wurtzel: kommet/ den Blättern nach/ dem Fenchel etwas gleich / trägt an den Spitzen der Stengel unterschiedene/ und mit weissen Blümcher gezierte Kronen / nach welchen der Saame selbsten/ gleich wie der Kümmel/ zu wachsen pfleget/ wie auß des Pomets Figur zuersehen/ welche doch/ den Blättern nach/ der Botanicorum, absonderlich Paullini Beschreibung nicht gar ähnlich scheinet/ und deßwegen von dem Plukenet verbessert wird.

§. 3.

In seiner Krafft und Tugend hat er eine grosse Gemeinschafft mit dem Kümmel und Angelic Wurtzel/ wie D. Ettmüller in seinen Anmerckungen über Schronderi Pharmacop. pag. 562. lehrer. Hat derowegen eine sehr erwärmende Krafft/ zertreibet die Winde/ stillet die Mutter-Schmertzen/ und treibet den Stein und Harn; weßwegen der Aeltere Helmontius in seinem Tractat von dem Stein/ cap. 1. §. 19. cap. 7. §. 14. wie auch Charleton, ein Englischer Medicus in seinem Buch von dem Steinmachenden Spiritu pag. 177. ein groß Wesen davon machen. Dahero dann auch die Engeländer noch heut zu Tag ein gewisses Bier damit gegen den Stein machen / gleich wie sie dergleichen auß dem Löffelkraut gegen den Schaarbock/ guß der Wurtzel China gegen die Frantzosen/ auß Citronen-Schaalen gegen die Colic sc. zubereiten/ wie oben angeführter Herr Ettmüller weitläufftiger davon zu lesen ist. Der berümbte Dänische Botanicus, Doct. Simon Paulli lobet diesen Saamen auch gegen beygebrachtes Gifft/ und andere gegen den Spinnen-Stich/ welches unter andern die Ursach seyn mag/ weßwegen er von den Alten zum Theriac genommen worden.

§. 4.

Weilen unterdessen der Saame offters sehr alt wird/ ehe er auß Candia durch Italien zu uns übergebracht werde/ so mus man wohl Achtung darauff geben/ daß/ wann man ihn einkauffet / derselbe noch frisch/ kernhafft und kräfftig/ auch von allem Staub und Schaalen wohl gereiniget sey: und wann ja derselbe also nicht zu finden wäre/ kan man auch wohl denjenigen Vogelnest-Saamen/ so in Italien wächset/ an dessen Stelle gebranchen/ wie Schroederus in seiner Pharmacopoea Medico-Chymica zu seiner Zeit gerathen hat.

§. 5.

Diesen und andern Kron-Kräutern kommet die heut zu Tag auch bekandte

VISNAGA

etwas gleich/ welche vom Ammanno in Char. Plantarum Nov. pag. 615. vor eine species Gingidii gehalten wird: hat Blätter wie der Fenchel und einen länglichten gestreifften Saamen/ an langen Stengeln und Spitzen/ welcher auß Türckey gebracht wird/ obwohlen dieses Kraut auch zu Paris in Franckreich im Königlichen Garten und anderstwo gezogen wird. Diese Spitzen werden nur an statt der Zahnstörer gebraucht/ und lassen einen guten Geschmack im Mund: müssen schön groß / gelb und noch gantz seyn/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 188. davon zu sehen ist.

§. 2.

Daß Kraut selbsten wächset zwischen den Felsen/ an steinichten Oertern anderthalb Schuh hoch / auß einer Fingers-dicken Wurtzel: kommet/ den Blättern nach/ dem Fenchel etwas gleich / trägt an den Spitzen der Stengel unterschiedene/ und mit weissen Blümcher gezierte Kronen / nach welchen der Saame selbsten/ gleich wie der Kümmel/ zu wachsen pfleget/ wie auß des Pomets Figur zuersehen/ welche doch/ den Blättern nach/ der Botanicorum, absonderlich Paullini Beschreibung nicht gar ähnlich scheinet/ und deßwegen von dem Plukenet verbessert wird.

§. 3.

In seiner Krafft und Tugend hat er eine grosse Gemeinschafft mit dem Kümmel und Angelic Wurtzel/ wie D. Ettmüller in seinen Anmerckungen über Schrõderi Pharmacop. pag. 562. lehrer. Hat derowegen eine sehr erwärmende Krafft/ zertreibet die Winde/ stillet die Mutter-Schmertzen/ und treibet den Stein und Harn; weßwegen der Aeltere Helmontius in seinem Tractat von dem Stein/ cap. 1. §. 19. cap. 7. §. 14. wie auch Charleton, ein Englischer Medicus in seinem Buch von dem Steinmachenden Spiritu pag. 177. ein groß Wesen davon machen. Dahero dann auch die Engeländer noch heut zu Tag ein gewisses Bier damit gegen den Stein machen / gleich wie sie dergleichen auß dem Löffelkraut gegen den Schaarbock/ guß der Wurtzel China gegen die Frantzosen/ auß Citronen-Schaalen gegen die Colic sc. zubereiten/ wie oben angeführter Herr Ettmüller weitläufftiger davon zu lesen ist. Der berümbte Dänische Botanicus, Doct. Simon Paulli lobet diesen Saamen auch gegen beygebrachtes Gifft/ und andere gegen den Spinnen-Stich/ welches unter andern die Ursach seyn mag/ weßwegen er von den Alten zum Theriac genommen worden.

§. 4.

Weilen unterdessen der Saame offters sehr alt wird/ ehe er auß Candia durch Italien zu uns übergebracht werde/ so mus man wohl Achtung darauff geben/ daß/ wann man ihn einkauffet / derselbe noch frisch/ kernhafft und kräfftig/ auch von allem Staub und Schaalen wohl gereiniget sey: und wann ja derselbe also nicht zu finden wäre/ kan man auch wohl denjenigen Vogelnest-Saamen/ so in Italien wächset/ an dessen Stelle gebranchen/ wie Schroederus in seiner Pharmacopoeâ Medico-Chymicâ zu seiner Zeit gerathen hat.

§. 5.

Diesen und andern Kron-Kräutern kommet die heut zu Tag auch bekandte

VISNAGA

etwas gleich/ welche vom Ammanno in Char. Plantarum Nov. pag. 615. vor eine species Gingidii gehalten wird: hat Blätter wie der Fenchel und einen länglichten gestreifften Saamen/ an langen Stengeln und Spitzen/ welcher auß Türckey gebracht wird/ obwohlen dieses Kraut auch zu Paris in Franckreich im Königlichen Garten und anderstwo gezogen wird. Diese Spitzen werden nur an statt der Zahnstörer gebraucht/ und lassen einen guten Geschmack im Mund: müssen schön groß / gelb und noch gantz seyn/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 188. davon zu sehen ist.

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[112/0158] §. 2. Daß Kraut selbsten wächset zwischen den Felsen/ an steinichten Oertern anderthalb Schuh hoch / auß einer Fingers-dicken Wurtzel: kommet/ den Blättern nach/ dem Fenchel etwas gleich / trägt an den Spitzen der Stengel unterschiedene/ und mit weissen Blümcher gezierte Kronen / nach welchen der Saame selbsten/ gleich wie der Kümmel/ zu wachsen pfleget/ wie auß des Pomets Figur zuersehen/ welche doch/ den Blättern nach/ der Botanicorum, absonderlich Paullini Beschreibung nicht gar ähnlich scheinet/ und deßwegen von dem Plukenet verbessert wird. §. 3. In seiner Krafft und Tugend hat er eine grosse Gemeinschafft mit dem Kümmel und Angelic Wurtzel/ wie D. Ettmüller in seinen Anmerckungen über Schrõderi Pharmacop. pag. 562. lehrer. Hat derowegen eine sehr erwärmende Krafft/ zertreibet die Winde/ stillet die Mutter-Schmertzen/ und treibet den Stein und Harn; weßwegen der Aeltere Helmontius in seinem Tractat von dem Stein/ cap. 1. §. 19. cap. 7. §. 14. wie auch Charleton, ein Englischer Medicus in seinem Buch von dem Steinmachenden Spiritu pag. 177. ein groß Wesen davon machen. Dahero dann auch die Engeländer noch heut zu Tag ein gewisses Bier damit gegen den Stein machen / gleich wie sie dergleichen auß dem Löffelkraut gegen den Schaarbock/ guß der Wurtzel China gegen die Frantzosen/ auß Citronen-Schaalen gegen die Colic sc. zubereiten/ wie oben angeführter Herr Ettmüller weitläufftiger davon zu lesen ist. Der berümbte Dänische Botanicus, Doct. Simon Paulli lobet diesen Saamen auch gegen beygebrachtes Gifft/ und andere gegen den Spinnen-Stich/ welches unter andern die Ursach seyn mag/ weßwegen er von den Alten zum Theriac genommen worden. §. 4. Weilen unterdessen der Saame offters sehr alt wird/ ehe er auß Candia durch Italien zu uns übergebracht werde/ so mus man wohl Achtung darauff geben/ daß/ wann man ihn einkauffet / derselbe noch frisch/ kernhafft und kräfftig/ auch von allem Staub und Schaalen wohl gereiniget sey: und wann ja derselbe also nicht zu finden wäre/ kan man auch wohl denjenigen Vogelnest-Saamen/ so in Italien wächset/ an dessen Stelle gebranchen/ wie Schroederus in seiner Pharmacopoeâ Medico-Chymicâ zu seiner Zeit gerathen hat. §. 5. Diesen und andern Kron-Kräutern kommet die heut zu Tag auch bekandte VISNAGA etwas gleich/ welche vom Ammanno in Char. Plantarum Nov. pag. 615. vor eine species Gingidii gehalten wird: hat Blätter wie der Fenchel und einen länglichten gestreifften Saamen/ an langen Stengeln und Spitzen/ welcher auß Türckey gebracht wird/ obwohlen dieses Kraut auch zu Paris in Franckreich im Königlichen Garten und anderstwo gezogen wird. Diese Spitzen werden nur an statt der Zahnstörer gebraucht/ und lassen einen guten Geschmack im Mund: müssen schön groß / gelb und noch gantz seyn/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 188. davon zu sehen ist.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/158>, abgerufen am 19.04.2024.