Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 1.

DIe JALAPPA/ GIALAPA oder JALAPIUM ist eine länglichte/ dicke und hartzichte Wurtzel / welche in runden Scheiben zerschnitten zu uns gebracht wird: ist der Mechoacanna nicht sehr ungleich/ doch schwartzer und schwerer/ hat einen scharffichten und widrigen Geschmack: wird auß Weft-Indien/ absonderlich aus der Insul Madera/ wo sie häuffig wächset/ in Europam geführet/ und sehr fleisig zur Artzney gebrauchet.

§. 2.

Von dem Kraut dieser Wurtzel sind biß auff den heutigen Tag noch verschiedene Meynungen. Anfangs/ als sie bekandt worden/ (welches noch so gar lang nicht ist) meinete man/ es wäre eine frembde Art der Bryonien oder Zaunrüben/ zumahlen sie offters auch Mechoacanna Nigra genennet und also vor eine Species der Mechoacannae gehalten wird/ welche sonsten auch vor die Americanische Bryonien will gehalten werden. Andere halten sie vor eine Art Nachtschatten / welche der Frantzöische Botanicus, Mons. Tournefort Solanum Mexicanum, magno flore, semine ruzoso, jalapium existimatum nennet/ welche mit der Mirabili Peruviana oder Peruvianischen Wunderblum übereinkommet/ davon Ettmüllerus in Com. in Schrond. p. 748. diese Wurtzel auch herleitet. Plukenet, ein Engelländer/ nennet es Convolvulum Americanum, sub Jalapae nomine receptum und setzet den Abriß davon in Tab. XXV. N 1. welche einige Gleichheit mit des Hernandez Figur/ so er in seinem Buch p. 164. Mechoacannam Foeminam nennet/ zu haben und also die beste scheinet. Pomet aber hat einen andern Abriß/ welcher gleichsam auß beyden bestehet / aber doch auch der Flori admirabili gleich kommet/ deren Wurtzel wann sie bey uns gezogen wird / auch purgiret/ doch nicht so starck/ wie die Jalappa Americana, vid. Ettum. c. l.

§. 3.

Die Güte dieser Wurtzel kan man unter andern daran erkennen/ wann sie sich an glüenden Kohlen oder an einem Licht gleich anzünden lässet/ und hat man immer die gröbste Stücker/ so mit den Händen nicht leicht zerbrochen/ doch aber mit dem Hammer bald zermalmet werden / außwendig schwartz-grau/ inwendig aber gläntzend und resinos anzusehen/ eines scharffen und widrigen Geschmacks/ zu erkiesen; man mus auch zu sehen/ daß keine andere Wurtzelen/ als die Bryonia und dergleichen untermenget seyen. Man kauffe sie aber immer in gantzen Stücken/ nicht zu Pulver gestossen/ welche gemeiniglich alt und verlegen ist.

§. 4.

Der Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem fast keine Purgirung gemacht wird/ da die Jalappa nicht den Meister spiele. Sie purgiret das Gewässer/ doch zugleich auch die Gall/ Schleim und andere böse humores, wie dessen Nutzen fast durch alle Kranckheiten D. Paullini ohnlängst in einem besondern Buch de Jalappa weitläufftig beschrieben hat. Indessen mus man sich mit der Dosi nach dem Alter/ sowohl der Person/ als der Wurtzel/ richten. Der Person nach giebt man den Kindern so viel Gran/ so viel Jahr sie alt sind/ Erwachsenen aber 20. Gran/ wann die Wurtzel frisch und resinos: Ist sie schon alt/ kan man ein halb Quint und mehr geben/ dann mit der Zeit die resina darin auch enerviret wird. Eusserlich ziehet sie das Gewässer auß der Nase/ davon Paullini c. l.

§. 4.

Man kan sie auff vielerley Manier gebrauchen: Gemeiniglich aber wird sie nur zn Pulver gestosen/ welches desto besser und mit wenigen Schmertzen operiret/ je subtiler es ist; doch stärcket man es gemeiniglich mit seiuer eigenen RESINA oder MAGISTERIO JALAPPAE, welche mit dem Spiritu Vini rectif. daraus gezogen und entweder mit Wasser praecipitiret oder per abstractionem Spiritus Vini zubereitet wird: mus schön weißgelb und gläntzend seyn: sihet es wie Colophonium auß/ so taugt es nicht und hat viel vom Extract bey sich/ welches von dem übrigen noch kan außgezogen werden. Ein Pfund Jalappae gibt [unleserliches Material]. biß [unleserliches Material]. resinae/ wie Vielheuer in seiner Beschreib. frembder Materialien p. 115. solches außgerechnet hat. Von dieser Resina kan man 10. Gran in Spiritu Vini oder Spir. Carmin. aufflösen/ so hat man eine angenehme Purgirung/ besonders wann es süß gemacht wird/ dergleichen vor delicate Jungfern und andere zu Breßlau/ Halle/ Leipzig sc. sehr gebräuchlich seyn soll/ wie D. Major in Obs. Anat. de Calcul. Sperling. schreibet; doch mus man nicht so gleich eine Suppe darauff nehmen oder trincken/ sonsten praecipitirt sich es wieder im Leib und machet Grimmen. Boyle macht mit Tragant kleine Pillen daraus/ so auch leicht zu nehmen sind: vid. ejus Tr. de Utilit. Philos. Experiment. Viele verschreiben sie auch in den Mixturen/ aber ohne Effect, es komme dann ein Spiritius darzu; wie dann die Wurtzel selbst in denen Infusis oder Laxir-Wein nicht wohl verschrieben wird/ indem sie Resinos und nur mit einem Spiritu kan auffgelöset werden/ wie den Chymicis bekandt ist.

§. 1.

DIe JALAPPA/ GIALAPA oder JALAPIUM ist eine länglichte/ dicke und hartzichte Wurtzel / welche in runden Scheiben zerschnitten zu uns gebracht wird: ist der Mechoacanna nicht sehr ungleich/ doch schwartzer und schwerer/ hat einen scharffichten und widrigen Geschmack: wird auß Weft-Indien/ absonderlich aus der Insul Madera/ wo sie häuffig wächset/ in Europam geführet/ und sehr fleisig zur Artzney gebrauchet.

§. 2.

Von dem Kraut dieser Wurtzel sind biß auff den heutigen Tag noch verschiedene Meynungen. Anfangs/ als sie bekandt worden/ (welches noch so gar lang nicht ist) meinete man/ es wäre eine frembde Art der Bryonien oder Zaunrüben/ zumahlen sie offters auch Mechoacanna Nigra genennet und also vor eine Species der Mechoacannae gehalten wird/ welche sonsten auch vor die Americanische Bryonien will gehalten werden. Andere halten sie vor eine Art Nachtschatten / welche der Frantzöische Botanicus, Mons. Tournefort Solanum Mexicanum, magno flore, semine ruzoso, jalapium existimatum nennet/ welche mit der Mirabili Peruviana oder Peruvianischen Wunderblum übereinkommet/ davon Ettmüllerus in Com. in Schrõd. p. 748. diese Wurtzel auch herleitet. Plukenet, ein Engelländer/ nennet es Convolvulum Americanum, sub Jalapae nomine receptum und setzet den Abriß davon in Tab. XXV. N 1. welche einige Gleichheit mit des Hernandez Figur/ so er in seinem Buch p. 164. Mechoacannam Foeminam nennet/ zu haben und also die beste scheinet. Pomet aber hat einen andern Abriß/ welcher gleichsam auß beyden bestehet / aber doch auch der Flori admirabili gleich kommet/ deren Wurtzel wann sie bey uns gezogen wird / auch purgiret/ doch nicht so starck/ wie die Jalappa Americana, vid. Ettum. c. l.

§. 3.

Die Güte dieser Wurtzel kan man unter andern daran erkennen/ wann sie sich an glüenden Kohlen oder an einem Licht gleich anzünden lässet/ und hat man immer die gröbste Stücker/ so mit den Händen nicht leicht zerbrochen/ doch aber mit dem Hammer bald zermalmet werden / außwendig schwartz-grau/ inwendig aber gläntzend und resinos anzusehen/ eines scharffen und widrigen Geschmacks/ zu erkiesen; man mus auch zu sehen/ daß keine andere Wurtzelen/ als die Bryonia und dergleichen untermenget seyen. Man kauffe sie aber immer in gantzen Stücken/ nicht zu Pulver gestossen/ welche gemeiniglich alt und verlegen ist.

§. 4.

Der Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem fast keine Purgirung gemacht wird/ da die Jalappa nicht den Meister spiele. Sie purgiret das Gewässer/ doch zugleich auch die Gall/ Schleim und andere böse humores, wie dessen Nutzen fast durch alle Kranckheiten D. Paullini ohnlängst in einem besondern Buch de Jalappa weitläufftig beschrieben hat. Indessen mus man sich mit der Dosi nach dem Alter/ sowohl der Person/ als der Wurtzel/ richten. Der Person nach giebt man den Kindern so viel Gran/ so viel Jahr sie alt sind/ Erwachsenen aber 20. Gran/ wann die Wurtzel frisch und resinos: Ist sie schon alt/ kan man ein halb Quint und mehr geben/ dann mit der Zeit die resina darin auch enerviret wird. Eusserlich ziehet sie das Gewässer auß der Nase/ davon Paullini c. l.

§. 4.

Man kan sie auff vielerley Manier gebrauchen: Gemeiniglich aber wird sie nur zn Pulver gestosen/ welches desto besser und mit wenigen Schmertzen operiret/ je subtiler es ist; doch stärcket man es gemeiniglich mit seiuer eigenen RESINA oder MAGISTERIO JALAPPAE, welche mit dem Spiritu Vini rectif. daraus gezogen und entweder mit Wasser praecipitiret oder per abstractionem Spiritus Vini zubereitet wird: mus schön weißgelb und gläntzend seyn: sihet es wie Colophonium auß/ so taugt es nicht und hat viel vom Extract bey sich/ welches von dem übrigen noch kan außgezogen werden. Ein Pfund Jalappae gibt [unleserliches Material]. biß [unleserliches Material]. resinae/ wie Vielheuer in seiner Beschreib. frembder Materialien p. 115. solches außgerechnet hat. Von dieser Resina kan man 10. Gran in Spiritu Vini oder Spir. Carmin. aufflösen/ so hat man eine angenehme Purgirung/ besonders wann es süß gemacht wird/ dergleichen vor delicate Jungfern und andere zu Breßlau/ Halle/ Leipzig sc. sehr gebräuchlich seyn soll/ wie D. Major in Obs. Anat. de Calcul. Sperling. schreibet; doch mus man nicht so gleich eine Suppe darauff nehmen oder trincken/ sonsten praecipitirt sich es wieder im Leib und machet Grimmen. Boyle macht mit Tragant kleine Pillen daraus/ so auch leicht zu nehmen sind: vid. ejus Tr. de Utilit. Philos. Experiment. Viele verschreiben sie auch in den Mixturen/ aber ohne Effect, es komme dann ein Spiritius darzu; wie dann die Wurtzel selbst in denen Infusis oder Laxir-Wein nicht wohl verschrieben wird/ indem sie Resinos und nur mit einem Spiritu kan auffgelöset werden/ wie den Chymicis bekandt ist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0201" n="155"/>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DIe JALAPPA/ GIALAPA oder JALAPIUM ist eine länglichte/ dicke und hartzichte Wurtzel /       welche in runden Scheiben zerschnitten zu uns gebracht wird: ist der Mechoacanna nicht sehr       ungleich/ doch schwartzer und schwerer/ hat einen scharffichten und widrigen Geschmack: wird       auß Weft-Indien/ absonderlich aus der Insul Madera/ wo sie häuffig wächset/ in Europam       geführet/ und sehr fleisig zur Artzney gebrauchet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Von dem Kraut dieser Wurtzel sind biß auff den heutigen Tag noch verschiedene Meynungen.       Anfangs/ als sie bekandt worden/ (welches noch so gar lang nicht ist) meinete man/ es wäre       eine frembde Art der Bryonien oder Zaunrüben/ zumahlen sie offters auch Mechoacanna Nigra       genennet und also vor eine Species der Mechoacannae gehalten wird/ welche sonsten auch vor die       Americanische Bryonien will gehalten werden. Andere halten sie vor eine Art Nachtschatten /       welche der Frantzöische Botanicus, Mons. Tournefort Solanum Mexicanum, magno flore, semine       ruzoso, jalapium existimatum nennet/ welche mit der Mirabili Peruviana oder Peruvianischen       Wunderblum übereinkommet/ davon Ettmüllerus in Com. in Schro&#x0303;d. p. 748. diese Wurtzel       auch herleitet. Plukenet, ein Engelländer/ nennet es Convolvulum Americanum, sub Jalapae       nomine receptum und setzet den Abriß davon in Tab. XXV. N 1. welche einige Gleichheit mit des       Hernandez Figur/ so er in seinem Buch p. 164. Mechoacannam Foeminam nennet/ zu haben und also       die beste scheinet. Pomet aber hat einen andern Abriß/ welcher gleichsam auß beyden bestehet /       aber doch auch der Flori admirabili gleich kommet/ deren Wurtzel wann sie bey uns gezogen wird      / auch purgiret/ doch nicht so starck/ wie die Jalappa Americana, vid. Ettum. c. l.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Die Güte dieser Wurtzel kan man unter andern daran erkennen/ wann sie sich an glüenden       Kohlen oder an einem Licht gleich anzünden lässet/ und hat man immer die gröbste Stücker/ so       mit den Händen nicht leicht zerbrochen/ doch aber mit dem Hammer bald zermalmet werden /       außwendig schwartz-grau/ inwendig aber gläntzend und resinos anzusehen/ eines scharffen und       widrigen Geschmacks/ zu erkiesen; man mus auch zu sehen/ daß keine andere Wurtzelen/ als die       Bryonia und dergleichen untermenget seyen. Man kauffe sie aber immer in gantzen Stücken/ nicht       zu Pulver gestossen/ welche gemeiniglich alt und verlegen ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Der Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem fast keine Purgirung gemacht       wird/ da die Jalappa nicht den Meister spiele. Sie purgiret das Gewässer/ doch zugleich auch       die Gall/ Schleim und andere böse humores, wie dessen Nutzen fast durch alle Kranckheiten D.       Paullini ohnlängst in einem besondern Buch de Jalappa weitläufftig beschrieben hat. Indessen       mus man sich mit der Dosi nach dem Alter/ sowohl der Person/ als der Wurtzel/ richten. Der       Person nach giebt man den Kindern so viel Gran/ so viel Jahr sie alt sind/ Erwachsenen aber       20. Gran/ wann die Wurtzel frisch und resinos: Ist sie schon alt/ kan man ein halb Quint und       mehr geben/ dann mit der Zeit die resina darin auch enerviret wird. Eusserlich ziehet sie das       Gewässer auß der Nase/ davon Paullini c. l.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Man kan sie auff vielerley Manier gebrauchen: Gemeiniglich aber wird sie nur zn Pulver       gestosen/ welches desto besser und mit wenigen Schmertzen operiret/ je subtiler es ist; doch       stärcket man es gemeiniglich mit seiuer eigenen RESINA oder MAGISTERIO JALAPPAE, welche mit dem       Spiritu Vini rectif. daraus gezogen und entweder mit Wasser praecipitiret oder per       abstractionem Spiritus Vini zubereitet wird: mus schön weißgelb und gläntzend seyn: sihet es       wie Colophonium auß/ so taugt es nicht und hat viel vom Extract bey sich/ welches von dem       übrigen noch kan außgezogen werden. Ein Pfund Jalappae gibt <gap reason="illegible"/>. biß <gap reason="illegible"/>. resinae/ wie       Vielheuer in seiner Beschreib. frembder Materialien p. 115. solches außgerechnet hat. Von       dieser Resina kan man 10. Gran in Spiritu Vini oder Spir. Carmin. aufflösen/ so hat man eine       angenehme Purgirung/ besonders wann es süß gemacht wird/ dergleichen vor delicate Jungfern       und andere zu Breßlau/ Halle/ Leipzig sc. sehr gebräuchlich seyn soll/ wie D. Major in Obs.       Anat. de Calcul. Sperling. schreibet; doch mus man nicht so gleich eine Suppe darauff nehmen       oder trincken/ sonsten praecipitirt sich es wieder im Leib und machet Grimmen. Boyle macht mit       Tragant kleine Pillen daraus/ so auch leicht zu nehmen sind: vid. ejus Tr. de Utilit. Philos.       Experiment. Viele verschreiben sie auch in den Mixturen/ aber ohne Effect, es komme dann ein       Spiritius darzu; wie dann die Wurtzel selbst in denen Infusis oder Laxir-Wein nicht wohl       verschrieben wird/ indem sie Resinos und nur mit einem Spiritu kan auffgelöset werden/ wie       den Chymicis bekandt ist.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0201] §. 1. DIe JALAPPA/ GIALAPA oder JALAPIUM ist eine länglichte/ dicke und hartzichte Wurtzel / welche in runden Scheiben zerschnitten zu uns gebracht wird: ist der Mechoacanna nicht sehr ungleich/ doch schwartzer und schwerer/ hat einen scharffichten und widrigen Geschmack: wird auß Weft-Indien/ absonderlich aus der Insul Madera/ wo sie häuffig wächset/ in Europam geführet/ und sehr fleisig zur Artzney gebrauchet. §. 2. Von dem Kraut dieser Wurtzel sind biß auff den heutigen Tag noch verschiedene Meynungen. Anfangs/ als sie bekandt worden/ (welches noch so gar lang nicht ist) meinete man/ es wäre eine frembde Art der Bryonien oder Zaunrüben/ zumahlen sie offters auch Mechoacanna Nigra genennet und also vor eine Species der Mechoacannae gehalten wird/ welche sonsten auch vor die Americanische Bryonien will gehalten werden. Andere halten sie vor eine Art Nachtschatten / welche der Frantzöische Botanicus, Mons. Tournefort Solanum Mexicanum, magno flore, semine ruzoso, jalapium existimatum nennet/ welche mit der Mirabili Peruviana oder Peruvianischen Wunderblum übereinkommet/ davon Ettmüllerus in Com. in Schrõd. p. 748. diese Wurtzel auch herleitet. Plukenet, ein Engelländer/ nennet es Convolvulum Americanum, sub Jalapae nomine receptum und setzet den Abriß davon in Tab. XXV. N 1. welche einige Gleichheit mit des Hernandez Figur/ so er in seinem Buch p. 164. Mechoacannam Foeminam nennet/ zu haben und also die beste scheinet. Pomet aber hat einen andern Abriß/ welcher gleichsam auß beyden bestehet / aber doch auch der Flori admirabili gleich kommet/ deren Wurtzel wann sie bey uns gezogen wird / auch purgiret/ doch nicht so starck/ wie die Jalappa Americana, vid. Ettum. c. l. §. 3. Die Güte dieser Wurtzel kan man unter andern daran erkennen/ wann sie sich an glüenden Kohlen oder an einem Licht gleich anzünden lässet/ und hat man immer die gröbste Stücker/ so mit den Händen nicht leicht zerbrochen/ doch aber mit dem Hammer bald zermalmet werden / außwendig schwartz-grau/ inwendig aber gläntzend und resinos anzusehen/ eines scharffen und widrigen Geschmacks/ zu erkiesen; man mus auch zu sehen/ daß keine andere Wurtzelen/ als die Bryonia und dergleichen untermenget seyen. Man kauffe sie aber immer in gantzen Stücken/ nicht zu Pulver gestossen/ welche gemeiniglich alt und verlegen ist. §. 4. Der Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem fast keine Purgirung gemacht wird/ da die Jalappa nicht den Meister spiele. Sie purgiret das Gewässer/ doch zugleich auch die Gall/ Schleim und andere böse humores, wie dessen Nutzen fast durch alle Kranckheiten D. Paullini ohnlängst in einem besondern Buch de Jalappa weitläufftig beschrieben hat. Indessen mus man sich mit der Dosi nach dem Alter/ sowohl der Person/ als der Wurtzel/ richten. Der Person nach giebt man den Kindern so viel Gran/ so viel Jahr sie alt sind/ Erwachsenen aber 20. Gran/ wann die Wurtzel frisch und resinos: Ist sie schon alt/ kan man ein halb Quint und mehr geben/ dann mit der Zeit die resina darin auch enerviret wird. Eusserlich ziehet sie das Gewässer auß der Nase/ davon Paullini c. l. §. 4. Man kan sie auff vielerley Manier gebrauchen: Gemeiniglich aber wird sie nur zn Pulver gestosen/ welches desto besser und mit wenigen Schmertzen operiret/ je subtiler es ist; doch stärcket man es gemeiniglich mit seiuer eigenen RESINA oder MAGISTERIO JALAPPAE, welche mit dem Spiritu Vini rectif. daraus gezogen und entweder mit Wasser praecipitiret oder per abstractionem Spiritus Vini zubereitet wird: mus schön weißgelb und gläntzend seyn: sihet es wie Colophonium auß/ so taugt es nicht und hat viel vom Extract bey sich/ welches von dem übrigen noch kan außgezogen werden. Ein Pfund Jalappae gibt _ . biß _ . resinae/ wie Vielheuer in seiner Beschreib. frembder Materialien p. 115. solches außgerechnet hat. Von dieser Resina kan man 10. Gran in Spiritu Vini oder Spir. Carmin. aufflösen/ so hat man eine angenehme Purgirung/ besonders wann es süß gemacht wird/ dergleichen vor delicate Jungfern und andere zu Breßlau/ Halle/ Leipzig sc. sehr gebräuchlich seyn soll/ wie D. Major in Obs. Anat. de Calcul. Sperling. schreibet; doch mus man nicht so gleich eine Suppe darauff nehmen oder trincken/ sonsten praecipitirt sich es wieder im Leib und machet Grimmen. Boyle macht mit Tragant kleine Pillen daraus/ so auch leicht zu nehmen sind: vid. ejus Tr. de Utilit. Philos. Experiment. Viele verschreiben sie auch in den Mixturen/ aber ohne Effect, es komme dann ein Spiritius darzu; wie dann die Wurtzel selbst in denen Infusis oder Laxir-Wein nicht wohl verschrieben wird/ indem sie Resinos und nur mit einem Spiritu kan auffgelöset werden/ wie den Chymicis bekandt ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/201
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/201>, abgerufen am 19.04.2024.