Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 1.

ALldieweilen obige drey Kräuter mit unter den Theriac kommen/ auch aus Frembdten Landen gebracht werden/ so müssen sich die Materialisten vor andern auch damit versehen. Von allen aber braucht man nur das Kraut oder Blätter: und ob man gleich von dem gemeinen Diptam auch die Wurtzeln in den Apothecken findet/ so braucht man doch dieselbige von dem

Cretischen Dictam

oder

DICTAMNO CRETICO

gar nicht/ sondern es bestehet dieser in den Officinen as dicken/ weissen und gleichsam gantz wollichten Blättern/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken Geruchs.

§. 2.

Dieses Kraut wächset häuffig in Candia oder Creta, (davon es seinen Nahmen hat) zwey oder drey Schuh hoch/ hat runde und auff beyden Seiten wollichte Blätter und schöne wohlriechende purpur-farbe Blümelein/ wie Hopffen zusammen gefüget/ mit schwartzen Stengeln: wird in Teutschland gar nicht/ in Italien aber/ absonderlich im Horto Medico zu Padua nur zuweilen gefunden; und muß derowegen aus obgemeldter Insul Candien gebracht werden.

§. 3.

Man muß aber zu sehen/ daß diese Blätter noch frisch/ breit und wollicht/ auch eines guten Geschmacks seyen und zugleich noch mit der Blüt kommen; woran man sich vorsehen soll/ daß sie nicht mit dem falschen Cretischen Diptam verfälschet seyen/ welcher dem rechten an den Blättern ziemlich gleich ist/ aber eine andere Blüte und weisse Stengelu hat/ da der rechte hergegen an schwartzen Stielen wächset/ mit welchen er doch nicht vermenget seyn soll / absonderlich bey dispensation des Theriacs, wo die beste simplicia erfordert werden.

§. 4.

Seine Qualitäten sind erwärmend und wird derowegen von dem berümbten Casp. Hoffmanno de med. offic. p. 269. zu dreyen Stücken hauptsächlich gerühmet/ daß er nemlich 1. alle Dorne und Stacheln auß dem Leibe ziehe/ oder vielmehr treibe/ 2. die Geburth gewaltig befördere und 3. dem Gifft widerstehe/ weswegen Er auch unter dem Theriac genommen worden. So Er aber nicht zuhaben wäre/ so substituiret ihm Sim. Paulli in Quad. Bot. pag. 286. den gemeinen Poley: die Pharmaec. Augustana aber das Scordium oder Lachen Knoblauch.

§. 3.

Gleich Tugenden rühmet man von dem Berg-Poley oder

POLIO MONATANO,

dessen öberste Blätter/ samt der Blüte/ in den Apothecken zu finden/ worvon jene klein / dicke und zerkerbt/ auch oben und unten mit einer gelben Wolle umbgeben sind: Diese aber Goldgelbe und an kleinen Sternlein zusehen sind; beyde eines etwas scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken Geruchs: Wird von Montpelier gebracht.

§. 6.

Dieses Kräutlein wächset häuffig in der Provintz Languedoc in Franckreich/ und zwar auff hohen Bergen/ ohngefehr eines Schuhes hoch: Blühet im Sommer/ darinnen es auch gesamlet und in kleinen Schachteln/ mit einer andern Art/ welche auff der Ebene/ längst den Wegen/ im Sand und andern truckenen Dertern wächset/ heraußgebracht wird/ worvon doch das rechte bald zu unterscheiden/ indem jenes viel kleinere Blatter hat/ auch nicht so wollicht/ au dem Geschmack aber viel bitterer und gantz weiß ist/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Material. Rammer Part. 1. Lib. V. c. 2. pag. 140. zeiget.

§. 7.

Man muß gleichfals nur das frische und mit der Blüte noch versehene Polium Montanum choisiren / welches einen bitteren und beynahe widrigen Geschmack hat; und weilen es hauptsächlich zum Theriac verlanget wird/ so muß man es bey dessen dispensation wohl von den Stengeln saubern und von den obgedachten weissen Blättern (als welche an der Krafft viel schwächer seyn) absondern.

§. 8.

An den Kräfften und Qualitäten ist es ein volatilisches/ durchdringend- und erwärmendes Kräutlein/ welches den Urin und die Monat-Reinigungen gewaltig treibt/ auch sonsten allen Mutter-Leber und Miltz Verschleimungen gut thun soll. Man rühmt es auch gegen die Gelb- und Wassersucht. Ja die Alten haben es auch gegen die Schwere Noth sehr herauß gestrichen/ so gar / daß Apulejus de Virtut. Herb. c. 7. pag. 182. auch dessen eusserlichen Gebrauch solche Krafft zuschreibet. Doch ist unter den Critischeu Grieblern noch ein grosse dispute, welches das rechte Polium Theophrasti und Galeni seye/ von welchem Streit. Salmasius in Exercit. ad Solin. Polyhist. pag. 1067. gelesen werden kan. Weilen unterdessen solches auch gegen vergifftete Thiere-Biß gelobt wird/ so ist es vor diesem auch zum Theriac gekommen.

§. 9.

Nicht weniger sind die Botanici und Kräuter-Verständige bekümmert/ eigentlich zu wissen / welche das

§. 1.

ALldieweilen obige drey Kräuter mit unter den Theriac kommen/ auch aus Frembdten Landen gebracht werden/ so müssen sich die Materialisten vor andern auch damit versehen. Von allen aber braucht man nur das Kraut oder Blätter: und ob man gleich von dem gemeinen Diptam auch die Wurtzeln in den Apothecken findet/ so braucht man doch dieselbige von dem

Cretischen Dictam

oder

DICTAMNO CRETICO

gar nicht/ sondern es bestehet dieser in den Officinen as dicken/ weissen und gleichsam gantz wollichten Blättern/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken Geruchs.

§. 2.

Dieses Kraut wächset häuffig in Candiâ oder Cretâ, (davon es seinen Nahmen hat) zwey oder drey Schuh hoch/ hat runde und auff beyden Seiten wollichte Blätter und schöne wohlriechende purpur-farbe Blümelein/ wie Hopffen zusammen gefüget/ mit schwartzen Stengeln: wird in Teutschland gar nicht/ in Italien aber/ absonderlich im Horto Medicô zu Padua nur zuweilen gefunden; und muß derowegen aus obgemeldter Insul Candien gebracht werden.

§. 3.

Man muß aber zu sehen/ daß diese Blätter noch frisch/ breit und wollicht/ auch eines guten Geschmacks seyen und zugleich noch mit der Blüt kommen; woran man sich vorsehen soll/ daß sie nicht mit dem falschen Cretischen Diptam verfälschet seyen/ welcher dem rechten an den Blättern ziemlich gleich ist/ aber eine andere Blüte und weisse Stengelu hat/ da der rechte hergegen an schwartzen Stielen wächset/ mit welchen er doch nicht vermenget seyn soll / absonderlich bey dispensation des Theriacs, wo die beste simplicia erfordert werden.

§. 4.

Seine Qualitäten sind erwärmend und wird derowegen von dem berümbten Casp. Hoffmanno de med. offic. p. 269. zu dreyen Stücken hauptsächlich gerühmet/ daß er nemlich 1. alle Dorne und Stacheln auß dem Leibe ziehe/ oder vielmehr treibe/ 2. die Geburth gewaltig befördere und 3. dem Gifft widerstehe/ weswegen Er auch unter dem Theriac genommen worden. So Er aber nicht zuhaben wäre/ so substituiret ihm Sim. Paulli in Quad. Bot. pag. 286. den gemeinen Poley: die Pharmaec. Augustana aber das Scordium oder Lachen Knoblauch.

§. 3.

Gleich Tugenden rühmet man von dem Berg-Poley oder

POLIO MONATANO,

dessen öberste Blätter/ samt der Blüte/ in den Apothecken zu finden/ worvon jene klein / dicke und zerkerbt/ auch oben und unten mit einer gelben Wolle umbgeben sind: Diese aber Goldgelbe und an kleinen Sternlein zusehen sind; beyde eines etwas scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken Geruchs: Wird von Montpelier gebracht.

§. 6.

Dieses Kräutlein wächset häuffig in der Provintz Languedoc in Franckreich/ und zwar auff hohen Bergen/ ohngefehr eines Schuhes hoch: Blühet im Sommer/ darinnen es auch gesamlet und in kleinen Schachteln/ mit einer andern Art/ welche auff der Ebene/ längst den Wegen/ im Sand und andern truckenen Dertern wächset/ heraußgebracht wird/ worvon doch das rechte bald zu unterscheiden/ indem jenes viel kleinere Blatter hat/ auch nicht so wollicht/ au dem Geschmack aber viel bitterer und gantz weiß ist/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Material. Rammer Part. 1. Lib. V. c. 2. pag. 140. zeiget.

§. 7.

Man muß gleichfals nur das frische und mit der Blüte noch versehene Polium Montanum choisiren / welches einen bitteren und beynahe widrigen Geschmack hat; und weilen es hauptsächlich zum Theriac verlanget wird/ so muß man es bey dessen dispensation wohl von den Stengeln saubern und von den obgedachten weissen Blättern (als welche an der Krafft viel schwächer seyn) absondern.

§. 8.

An den Kräfften und Qualitäten ist es ein volatilisches/ durchdringend- und erwärmendes Kräutlein/ welches den Urin und die Monat-Reinigungen gewaltig treibt/ auch sonsten allen Mutter-Leber und Miltz Verschleimungen gut thun soll. Man rühmt es auch gegen die Gelb- und Wassersucht. Ja die Alten haben es auch gegen die Schwere Noth sehr herauß gestrichen/ so gar / daß Apulejus de Virtut. Herb. c. 7. pag. 182. auch dessen eusserlichen Gebrauch solche Krafft zuschreibet. Doch ist unter den Critischeu Grieblern noch ein grosse dispute, welches das rechte Polium Theophrasti und Galeni seye/ von welchem Streit. Salmasius in Exercit. ad Solin. Polyhist. pag. 1067. gelesen werden kan. Weilen unterdessen solches auch gegen vergifftete Thiere-Biß gelobt wird/ so ist es vor diesem auch zum Theriac gekommen.

§. 9.

Nicht weniger sind die Botanici und Kräuter-Verständige bekümmert/ eigentlich zu wissen / welche das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0260" n="214"/>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>ALldieweilen obige drey Kräuter mit unter den Theriac kommen/ auch aus Frembdten Landen       gebracht werden/ so müssen sich die Materialisten vor andern auch damit versehen. Von allen       aber braucht man nur das Kraut oder Blätter: und ob man gleich von dem gemeinen Diptam auch die       Wurtzeln in den Apothecken findet/ so braucht man doch dieselbige von dem</p>
        <p> <hi rendition="#b">Cretischen Dictam</hi> </p>
        <p>oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">DICTAMNO CRETICO</hi> </p>
        <p>gar nicht/ sondern es bestehet dieser in den Officinen as dicken/ weissen und gleichsam       gantz wollichten Blättern/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken       Geruchs.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Dieses Kraut wächset häuffig in Candiâ oder Cretâ, (davon es seinen Nahmen hat) zwey oder       drey Schuh hoch/ hat runde und auff beyden Seiten wollichte Blätter und schöne wohlriechende       purpur-farbe Blümelein/ wie Hopffen zusammen gefüget/ mit schwartzen Stengeln: wird in       Teutschland gar nicht/ in Italien aber/ absonderlich im Horto Medicô zu Padua nur zuweilen       gefunden; und muß derowegen aus obgemeldter Insul Candien gebracht werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Man muß aber zu sehen/ daß diese Blätter noch frisch/ breit und wollicht/ auch eines guten       Geschmacks seyen und zugleich noch mit der Blüt kommen; woran man sich vorsehen soll/ daß sie       nicht mit dem falschen Cretischen Diptam verfälschet seyen/ welcher dem rechten an den       Blättern ziemlich gleich ist/ aber eine andere Blüte und weisse Stengelu hat/ da der rechte       hergegen an schwartzen Stielen wächset/ mit welchen er doch nicht vermenget seyn soll /       absonderlich bey dispensation des Theriacs, wo die beste simplicia erfordert werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Seine Qualitäten sind erwärmend und wird derowegen von dem berümbten Casp. Hoffmanno de med.       offic. p. 269. zu dreyen Stücken hauptsächlich gerühmet/ daß er nemlich 1. alle Dorne und       Stacheln auß dem Leibe ziehe/ oder vielmehr treibe/ 2. die Geburth gewaltig befördere und 3.       dem Gifft widerstehe/ weswegen Er auch unter dem Theriac genommen worden. So Er aber nicht       zuhaben wäre/ so substituiret ihm Sim. Paulli in Quad. Bot. pag. 286. den gemeinen Poley: die       Pharmaec. Augustana aber das Scordium oder Lachen Knoblauch.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Gleich Tugenden rühmet man von dem Berg-Poley oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">POLIO MONATANO,</hi> </p>
        <p>dessen öberste Blätter/ samt der Blüte/ in den Apothecken zu finden/ worvon jene klein /       dicke und zerkerbt/ auch oben und unten mit einer gelben Wolle umbgeben sind: Diese aber       Goldgelbe und an kleinen Sternlein zusehen sind; beyde eines etwas scharffen und aromatischen       Geschmacks und starcken Geruchs: Wird von Montpelier gebracht.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Dieses Kräutlein wächset häuffig in der Provintz Languedoc in Franckreich/ und zwar auff       hohen Bergen/ ohngefehr eines Schuhes hoch: Blühet im Sommer/ darinnen es auch gesamlet und       in kleinen Schachteln/ mit einer andern Art/ welche auff der Ebene/ längst den Wegen/ im       Sand und andern truckenen Dertern wächset/ heraußgebracht wird/ worvon doch das rechte bald       zu unterscheiden/ indem jenes viel kleinere Blatter hat/ auch nicht so wollicht/ au dem       Geschmack aber viel bitterer und gantz weiß ist/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Material.       Rammer Part. 1. Lib. V. c. 2. pag. 140. zeiget.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 7.</head>
        <p>Man muß gleichfals nur das frische und mit der Blüte noch versehene Polium Montanum choisiren      / welches einen bitteren und beynahe widrigen Geschmack hat; und weilen es hauptsächlich zum       Theriac verlanget wird/ so muß man es bey dessen dispensation wohl von den Stengeln saubern       und von den obgedachten weissen Blättern (als welche an der Krafft viel schwächer seyn)       absondern.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 8.</head>
        <p>An den Kräfften und Qualitäten ist es ein volatilisches/ durchdringend- und erwärmendes       Kräutlein/ welches den Urin und die Monat-Reinigungen gewaltig treibt/ auch sonsten allen       Mutter-Leber und Miltz Verschleimungen gut thun soll. Man rühmt es auch gegen die Gelb- und       Wassersucht. Ja die Alten haben es auch gegen die Schwere Noth sehr herauß gestrichen/ so gar      / daß Apulejus de Virtut. Herb. c. 7. pag. 182. auch dessen eusserlichen Gebrauch solche Krafft       zuschreibet. Doch ist unter den Critischeu Grieblern noch ein grosse dispute, welches das       rechte Polium Theophrasti und Galeni seye/ von welchem Streit. Salmasius in Exercit. ad Solin.       Polyhist. pag. 1067. gelesen werden kan. Weilen unterdessen solches auch gegen vergifftete       Thiere-Biß gelobt wird/ so ist es vor diesem auch zum Theriac gekommen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 9.</head>
        <p>Nicht weniger sind die Botanici und Kräuter-Verständige bekümmert/ eigentlich zu wissen /       welche das</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0260] §. 1. ALldieweilen obige drey Kräuter mit unter den Theriac kommen/ auch aus Frembdten Landen gebracht werden/ so müssen sich die Materialisten vor andern auch damit versehen. Von allen aber braucht man nur das Kraut oder Blätter: und ob man gleich von dem gemeinen Diptam auch die Wurtzeln in den Apothecken findet/ so braucht man doch dieselbige von dem Cretischen Dictam oder DICTAMNO CRETICO gar nicht/ sondern es bestehet dieser in den Officinen as dicken/ weissen und gleichsam gantz wollichten Blättern/ eines scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken Geruchs. §. 2. Dieses Kraut wächset häuffig in Candiâ oder Cretâ, (davon es seinen Nahmen hat) zwey oder drey Schuh hoch/ hat runde und auff beyden Seiten wollichte Blätter und schöne wohlriechende purpur-farbe Blümelein/ wie Hopffen zusammen gefüget/ mit schwartzen Stengeln: wird in Teutschland gar nicht/ in Italien aber/ absonderlich im Horto Medicô zu Padua nur zuweilen gefunden; und muß derowegen aus obgemeldter Insul Candien gebracht werden. §. 3. Man muß aber zu sehen/ daß diese Blätter noch frisch/ breit und wollicht/ auch eines guten Geschmacks seyen und zugleich noch mit der Blüt kommen; woran man sich vorsehen soll/ daß sie nicht mit dem falschen Cretischen Diptam verfälschet seyen/ welcher dem rechten an den Blättern ziemlich gleich ist/ aber eine andere Blüte und weisse Stengelu hat/ da der rechte hergegen an schwartzen Stielen wächset/ mit welchen er doch nicht vermenget seyn soll / absonderlich bey dispensation des Theriacs, wo die beste simplicia erfordert werden. §. 4. Seine Qualitäten sind erwärmend und wird derowegen von dem berümbten Casp. Hoffmanno de med. offic. p. 269. zu dreyen Stücken hauptsächlich gerühmet/ daß er nemlich 1. alle Dorne und Stacheln auß dem Leibe ziehe/ oder vielmehr treibe/ 2. die Geburth gewaltig befördere und 3. dem Gifft widerstehe/ weswegen Er auch unter dem Theriac genommen worden. So Er aber nicht zuhaben wäre/ so substituiret ihm Sim. Paulli in Quad. Bot. pag. 286. den gemeinen Poley: die Pharmaec. Augustana aber das Scordium oder Lachen Knoblauch. §. 3. Gleich Tugenden rühmet man von dem Berg-Poley oder POLIO MONATANO, dessen öberste Blätter/ samt der Blüte/ in den Apothecken zu finden/ worvon jene klein / dicke und zerkerbt/ auch oben und unten mit einer gelben Wolle umbgeben sind: Diese aber Goldgelbe und an kleinen Sternlein zusehen sind; beyde eines etwas scharffen und aromatischen Geschmacks und starcken Geruchs: Wird von Montpelier gebracht. §. 6. Dieses Kräutlein wächset häuffig in der Provintz Languedoc in Franckreich/ und zwar auff hohen Bergen/ ohngefehr eines Schuhes hoch: Blühet im Sommer/ darinnen es auch gesamlet und in kleinen Schachteln/ mit einer andern Art/ welche auff der Ebene/ längst den Wegen/ im Sand und andern truckenen Dertern wächset/ heraußgebracht wird/ worvon doch das rechte bald zu unterscheiden/ indem jenes viel kleinere Blatter hat/ auch nicht so wollicht/ au dem Geschmack aber viel bitterer und gantz weiß ist/ wie Pomet in seiner Frantzöischen Material. Rammer Part. 1. Lib. V. c. 2. pag. 140. zeiget. §. 7. Man muß gleichfals nur das frische und mit der Blüte noch versehene Polium Montanum choisiren / welches einen bitteren und beynahe widrigen Geschmack hat; und weilen es hauptsächlich zum Theriac verlanget wird/ so muß man es bey dessen dispensation wohl von den Stengeln saubern und von den obgedachten weissen Blättern (als welche an der Krafft viel schwächer seyn) absondern. §. 8. An den Kräfften und Qualitäten ist es ein volatilisches/ durchdringend- und erwärmendes Kräutlein/ welches den Urin und die Monat-Reinigungen gewaltig treibt/ auch sonsten allen Mutter-Leber und Miltz Verschleimungen gut thun soll. Man rühmt es auch gegen die Gelb- und Wassersucht. Ja die Alten haben es auch gegen die Schwere Noth sehr herauß gestrichen/ so gar / daß Apulejus de Virtut. Herb. c. 7. pag. 182. auch dessen eusserlichen Gebrauch solche Krafft zuschreibet. Doch ist unter den Critischeu Grieblern noch ein grosse dispute, welches das rechte Polium Theophrasti und Galeni seye/ von welchem Streit. Salmasius in Exercit. ad Solin. Polyhist. pag. 1067. gelesen werden kan. Weilen unterdessen solches auch gegen vergifftete Thiere-Biß gelobt wird/ so ist es vor diesem auch zum Theriac gekommen. §. 9. Nicht weniger sind die Botanici und Kräuter-Verständige bekümmert/ eigentlich zu wissen / welche das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/260
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/260>, abgerufen am 25.04.2024.