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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

DAs so genandte Filtz-Kraut oder CUSCUTA bestehet aus dünnen und langen Fäserlein/ welche sich umb andere Kräuter schlingen und verwickeln/ von welchen es auch immer anderst genennet wird/ als Epistoeba, wann es auff der Stoebe, Epipolion, wann es auff dem Polio wächset/ wie Simon Paulli in seinem Quadripartito Botanico pag. 281. weiter zeiget; worbey doch zumercken / daß/ wann die Cuscuta schlechterdings und ohne Beynahme von den Medicis verschrieben wird / solche dasjenige Filtz-Kraut verstanden haben wollen/ welches entweder auff den Nesseln-Hopffen oder Flachs zu finden ist/ von welchen es auch Flachs-Seiden genennet wird.

§. 2.

Ob nun gleich diese Fäserlein nur eine Außwachsung von andern Kräutern sind/ auch davon ihre Nahrung haben; so vermehret sich doch dieses Gewächs nicht desto weniger auch durch seinen eigenen Saamen/ welcher sehr klein/ wie Magsaame ist/ und in kleinen runden Schöttlein wächst: trägt keine Blätter/ sondern kleine Fleisch-farbichte Blümlein/ welche gliedweiß längst den Fäserlein hervorkommen/ wie Mons. Tournefort solches in des Pomets Histoire des Drogues pag. 181. mit mehrerem beschrieben hat.

§. 3.

Dieses Filtz- oder Miltz-Kraut wird von den Kräuter-Verständigen in das grössere und kleinere (CUSCUTAM MAJOREM &amp;amp; MINOREM) getheilet/ nachdem es entweder an grossen oder kleinern Kräutern zu finden ist/ und hält man deswegen die gemeine Cassutham vor die grössere / und den Epithymum oder Thym-Seide vor die kleinere Art.

§. 4.

Insgemein aber sind diese Gewächse Nitrosischer Art/ weswegen sie auch eine eröffnende / aufflösende und reinigende Krafft haben/ wie Ettmüllerus in Colleg. Schroederiano pag. 558. aus dem Hoffmanno wohl angemercket hat; und weilen sie nicht allein den Tartarischen Wust und Schleim in denen Gedärmen und Eingeweid/ wie auch Leber/ Miltz und Gegröß gelind durch den Stuhlgang abführen/ sondern auch den Grieß und Sand aus den Nieren und Harngängen treiben; so werden sie von den Aertzten sehr fleissig in denen Laxier-Püschlein und Kräuter-Weinen mit andern verschrieben/ und gegen die schwartze und gemeine Gelbsucht absonderlich gerühmet / gegen welche Crato fast kein besseres Mittel gefunden hat/ wie in seinem 110. Brieff bezeuget wird. Andere brauchen die Cuscutam in der anfangenden Wassersucht/ langwierigen Fiebern und dergleichen. Einige machen auch einen Syrupum davon/ welcher aber nicht so gebräuchlich/ als der Syrupus de Epithymo oder Safft von der Thym-Seiden/ welche auch eine species der Cuscutae ist.

§. 5.

Was nun absonderlich diejenige Cuscutam, welche auff dem Thymian wächset/ anlanget/ so wird dieselbige davon die Thym-Seide und

EPITHYMUM

genennet/ und bestehet aus sehr dünnen und braunen haarichten Zäserlein/ eines sehr guten aromatischen Geruchs/ und wird aus den warmen Ländern/ als Candien und Italien überbracht / indem es bey unserm Thymian nicht wohl zu finden ist.

§. 6.

Denen Materialisten sind dessen zweyerley Sorten bekandt/ nemblich das Cretische und Venedische Epithymum. Jenes/ nemblich das Cretische hat viel kleiner- und dünnere Fäserlein / welche braun von couleur und eines sehr guten Geruchs sind: Dieses/ nemblich das Venedische ist zwar etwas länger und starcker an den Fäserlein/ aber bey weitem so aromatisch nicht/ als das Cretische. Beyde aber sollen noch frisch/ wohlriechend und nicht zermalmet seyn/ wann sie vor gut passiren wollen/ wie Pomet in obangeführter Stell vor audern erinnert.

§. 7.

Seinen Kräfften nach wird es unter die Laxierend- und gelind purgierende Artzneyen/ welche den harten und sauren Schleim/ so sich in denen Eingeweid und Gegröß-Aederlein offt anleget / gelind abwischen und außführen/ gerechnet; und wird deswegen mit den Senet-Blättern und dergleichen gegen die windige Melancholey/ Scharbock/ Schwindel und andere Haupt-Kranckheiten / welche per consensum aus dem Magen entstehen/ nicht ohne Nutzen verschrieben. Allwo doch wohl in acht zu nehmen/ daß dieses zartes und flüchtiges Kräutlein nicht gekochet/ sondern über Nacht nur infundiret und eingeweichet werde/ dann sonsten zu besorgen/ daß die beste Krafft durch das kochen verrauche/ wie Forestus im dritten Buch seiner Curen/ Observ. 32. angemercket. Weilen auch dieses Mittel wegen seiner hitzigen und aromatischen Stärcke/ Durst und Hitz erwecken könte/ so gibt Fernelius anbey den Rath/ daß man es nicht allein/ sondern mit kleinen Rosinen oder Violen-Safft vermischen und ein-

§. 1.

DAs so genandte Filtz-Kraut oder CUSCUTA bestehet aus dünnen und langen Fäserlein/ welche sich umb andere Kräuter schlingen und verwickeln/ von welchen es auch immer anderst genennet wird/ als Epistoeba, wann es auff der Stoebe, Epipolion, wann es auff dem Polio wächset/ wie Simon Paulli in seinem Quadripartito Botanico pag. 281. weiter zeiget; worbey doch zumercken / daß/ wann die Cuscuta schlechterdings und ohne Beynahme von den Medicis verschrieben wird / solche dasjenige Filtz-Kraut verstanden haben wollen/ welches entweder auff den Nesseln-Hopffen oder Flachs zu finden ist/ von welchen es auch Flachs-Seiden genennet wird.

§. 2.

Ob nun gleich diese Fäserlein nur eine Außwachsung von andern Kräutern sind/ auch davon ihre Nahrung haben; so vermehret sich doch dieses Gewächs nicht desto weniger auch durch seinen eigenen Saamen/ welcher sehr klein/ wie Magsaame ist/ und in kleinen runden Schöttlein wächst: trägt keine Blätter/ sondern kleine Fleisch-farbichte Blümlein/ welche gliedweiß längst den Fäserlein hervorkommen/ wie Mons. Tournefort solches in des Pomets Histoire des Drogues pag. 181. mit mehrerem beschrieben hat.

§. 3.

Dieses Filtz- oder Miltz-Kraut wird von den Kräuter-Verständigen in das grössere und kleinere (CUSCUTAM MAJOREM &amp;amp; MINOREM) getheilet/ nachdem es entweder an grossen oder kleinern Kräutern zu finden ist/ und hält man deswegen die gemeine Cassutham vor die grössere / und den Epithymum oder Thym-Seide vor die kleinere Art.

§. 4.

Insgemein aber sind diese Gewächse Nitrosischer Art/ weswegen sie auch eine eröffnende / aufflösende und reinigende Krafft haben/ wie Ettmüllerus in Colleg. Schroederiano pag. 558. aus dem Hoffmanno wohl angemercket hat; und weilen sie nicht allein den Tartarischen Wust und Schleim in denen Gedärmen und Eingeweid/ wie auch Leber/ Miltz und Gegröß gelind durch den Stuhlgang abführen/ sondern auch den Grieß und Sand aus den Nieren und Harngängen treiben; so werden sie von den Aertzten sehr fleissig in denen Laxier-Püschlein und Kräuter-Weinen mit andern verschrieben/ und gegen die schwartze und gemeine Gelbsucht absonderlich gerühmet / gegen welche Crato fast kein besseres Mittel gefunden hat/ wie in seinem 110. Brieff bezeuget wird. Andere brauchen die Cuscutam in der anfangenden Wassersucht/ langwierigen Fiebern und dergleichen. Einige machen auch einen Syrupum davon/ welcher aber nicht so gebräuchlich/ als der Syrupus de Epithymo oder Safft von der Thym-Seiden/ welche auch eine species der Cuscutae ist.

§. 5.

Was nun absonderlich diejenige Cuscutam, welche auff dem Thymian wächset/ anlanget/ so wird dieselbige davon die Thym-Seide und

EPITHYMUM

genennet/ und bestehet aus sehr dünnen und braunen haarichten Zäserlein/ eines sehr guten aromatischen Geruchs/ und wird aus den warmen Ländern/ als Candien und Italien überbracht / indem es bey unserm Thymian nicht wohl zu finden ist.

§. 6.

Denen Materialisten sind dessen zweyerley Sorten bekandt/ nemblich das Cretische und Venedische Epithymum. Jenes/ nemblich das Cretische hat viel kleiner- und dünnere Fäserlein / welche braun von couleur und eines sehr guten Geruchs sind: Dieses/ nemblich das Venedische ist zwar etwas länger und starcker an den Fäserlein/ aber bey weitem so aromatisch nicht/ als das Cretische. Beyde aber sollen noch frisch/ wohlriechend und nicht zermalmet seyn/ wann sie vor gut passiren wollen/ wie Pomet in obangeführter Stell vor audern erinnert.

§. 7.

Seinen Kräfften nach wird es unter die Laxierend- und gelind purgierende Artzneyen/ welche den harten und sauren Schleim/ so sich in denen Eingeweid und Gegröß-Aederlein offt anleget / gelind abwischen und außführen/ gerechnet; und wird deswegen mit den Senet-Blättern und dergleichen gegen die windige Melancholey/ Scharbock/ Schwindel und andere Haupt-Kranckheiten / welche per consensum aus dem Magen entstehen/ nicht ohne Nutzen verschrieben. Allwo doch wohl in acht zu nehmen/ daß dieses zartes und flüchtiges Kräutlein nicht gekochet/ sondern über Nacht nur infundiret und eingeweichet werde/ dann sonsten zu besorgen/ daß die beste Krafft durch das kochen verrauche/ wie Forestus im dritten Buch seiner Curen/ Observ. 32. angemercket. Weilen auch dieses Mittel wegen seiner hitzigen und aromatischen Stärcke/ Durst und Hitz erwecken könte/ so gibt Fernelius anbey den Rath/ daß man es nicht allein/ sondern mit kleinen Rosinen oder Violen-Safft vermischen und ein-

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        <p>genennet/ und bestehet aus sehr dünnen und braunen haarichten Zäserlein/ eines sehr guten       aromatischen Geruchs/ und wird aus den warmen Ländern/ als Candien und Italien überbracht /       indem es bey unserm Thymian nicht wohl zu finden ist.</p>
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[218/0264] §. 1. DAs so genandte Filtz-Kraut oder CUSCUTA bestehet aus dünnen und langen Fäserlein/ welche sich umb andere Kräuter schlingen und verwickeln/ von welchen es auch immer anderst genennet wird/ als Epistoeba, wann es auff der Stoebe, Epipolion, wann es auff dem Polio wächset/ wie Simon Paulli in seinem Quadripartito Botanico pag. 281. weiter zeiget; worbey doch zumercken / daß/ wann die Cuscuta schlechterdings und ohne Beynahme von den Medicis verschrieben wird / solche dasjenige Filtz-Kraut verstanden haben wollen/ welches entweder auff den Nesseln-Hopffen oder Flachs zu finden ist/ von welchen es auch Flachs-Seiden genennet wird. §. 2. Ob nun gleich diese Fäserlein nur eine Außwachsung von andern Kräutern sind/ auch davon ihre Nahrung haben; so vermehret sich doch dieses Gewächs nicht desto weniger auch durch seinen eigenen Saamen/ welcher sehr klein/ wie Magsaame ist/ und in kleinen runden Schöttlein wächst: trägt keine Blätter/ sondern kleine Fleisch-farbichte Blümlein/ welche gliedweiß längst den Fäserlein hervorkommen/ wie Mons. Tournefort solches in des Pomets Histoire des Drogues pag. 181. mit mehrerem beschrieben hat. §. 3. Dieses Filtz- oder Miltz-Kraut wird von den Kräuter-Verständigen in das grössere und kleinere (CUSCUTAM MAJOREM &amp;amp; MINOREM) getheilet/ nachdem es entweder an grossen oder kleinern Kräutern zu finden ist/ und hält man deswegen die gemeine Cassutham vor die grössere / und den Epithymum oder Thym-Seide vor die kleinere Art. §. 4. Insgemein aber sind diese Gewächse Nitrosischer Art/ weswegen sie auch eine eröffnende / aufflösende und reinigende Krafft haben/ wie Ettmüllerus in Colleg. Schroederiano pag. 558. aus dem Hoffmanno wohl angemercket hat; und weilen sie nicht allein den Tartarischen Wust und Schleim in denen Gedärmen und Eingeweid/ wie auch Leber/ Miltz und Gegröß gelind durch den Stuhlgang abführen/ sondern auch den Grieß und Sand aus den Nieren und Harngängen treiben; so werden sie von den Aertzten sehr fleissig in denen Laxier-Püschlein und Kräuter-Weinen mit andern verschrieben/ und gegen die schwartze und gemeine Gelbsucht absonderlich gerühmet / gegen welche Crato fast kein besseres Mittel gefunden hat/ wie in seinem 110. Brieff bezeuget wird. Andere brauchen die Cuscutam in der anfangenden Wassersucht/ langwierigen Fiebern und dergleichen. Einige machen auch einen Syrupum davon/ welcher aber nicht so gebräuchlich/ als der Syrupus de Epithymo oder Safft von der Thym-Seiden/ welche auch eine species der Cuscutae ist. §. 5. Was nun absonderlich diejenige Cuscutam, welche auff dem Thymian wächset/ anlanget/ so wird dieselbige davon die Thym-Seide und EPITHYMUM genennet/ und bestehet aus sehr dünnen und braunen haarichten Zäserlein/ eines sehr guten aromatischen Geruchs/ und wird aus den warmen Ländern/ als Candien und Italien überbracht / indem es bey unserm Thymian nicht wohl zu finden ist. §. 6. Denen Materialisten sind dessen zweyerley Sorten bekandt/ nemblich das Cretische und Venedische Epithymum. Jenes/ nemblich das Cretische hat viel kleiner- und dünnere Fäserlein / welche braun von couleur und eines sehr guten Geruchs sind: Dieses/ nemblich das Venedische ist zwar etwas länger und starcker an den Fäserlein/ aber bey weitem so aromatisch nicht/ als das Cretische. Beyde aber sollen noch frisch/ wohlriechend und nicht zermalmet seyn/ wann sie vor gut passiren wollen/ wie Pomet in obangeführter Stell vor audern erinnert. §. 7. Seinen Kräfften nach wird es unter die Laxierend- und gelind purgierende Artzneyen/ welche den harten und sauren Schleim/ so sich in denen Eingeweid und Gegröß-Aederlein offt anleget / gelind abwischen und außführen/ gerechnet; und wird deswegen mit den Senet-Blättern und dergleichen gegen die windige Melancholey/ Scharbock/ Schwindel und andere Haupt-Kranckheiten / welche per consensum aus dem Magen entstehen/ nicht ohne Nutzen verschrieben. Allwo doch wohl in acht zu nehmen/ daß dieses zartes und flüchtiges Kräutlein nicht gekochet/ sondern über Nacht nur infundiret und eingeweichet werde/ dann sonsten zu besorgen/ daß die beste Krafft durch das kochen verrauche/ wie Forestus im dritten Buch seiner Curen/ Observ. 32. angemercket. Weilen auch dieses Mittel wegen seiner hitzigen und aromatischen Stärcke/ Durst und Hitz erwecken könte/ so gibt Fernelius anbey den Rath/ daß man es nicht allein/ sondern mit kleinen Rosinen oder Violen-Safft vermischen und ein-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/264>, abgerufen am 28.03.2024.