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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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ten will. Sie kommen auch zuweilen etwas unsauber und müssen alsdann von denen Apotheckern mit einem Tuch durch grosse und verdrießliche Mühe gesäubert werden/ absonderlich welche zum Theriac zu erlesen sind/ worvon Pomet und Charas loc. cit. zu sehen. Man muß auch wohl Achtung geben/ daß dem rechten und veritablen Kameelheu nichts von dem falschen Kameelheu oder SCHOENANTHO ADULTERINO, wie öffters geschiehet / untermischet sey/ welches an den langen Fuchs-Schwantz-Blumen/ die es trägt und Ermangelung des recht aromatischen Geschmacks zu erkennen/ wie beyde auß des obbelobten Tabernaemontani Beschreibung und Figur l. c. pag. 586. zu ersehen.

§. 4.

In Ansehung solches aromatischen Geschmacks und Geruchs hat das Schoenanthum eine erwärmende und etwas zusammen ziehende Krafft: Stärcket das Haupt und den Magen: Treibet den Urin und Monathliche Reinigung/ machet einen guten Athem und ist vor diesem den purgierenden Mittelen zu einer correction beygesellet worden/ wie Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 657. in Obacht genommen. Am meisten aber wird es zum Theriac employirt/ worzu man immer die beste und außerlesenste Sorte und wann es möglich ist/ die Blumen selbsten nehmen soll/ wie Charas l. c. darauff dringet. Solten aber dieselbige nicht zu bekommen seyn/ so muß man alsdann die beste Sort von dem Kameelheu selbsten suchen. In Arabien soll solches nicht allein den Kameelen zum Futter dienen/ sondern soll denselben auch untergestreuet werden/ weßwegen es diesen Nahmen bekommen.

§. 5.

Zu eben diesem Gebrauch und Zubereitung des Theriacs werden auch die Blumen von dem Arabischen Stoechas, oder

FLORES STOECHADIS ARABICAE

angewendet/ welche in länglicht-runden/ schuppichten und und oben mit Helm-Blümmelein gezierten Köpfflein bestehen und einen scharffichten/ auch etwas bitteren Geschmack und starcken Geruch haben: kommen heutiges Tags auß der Provintz Languedoc in Franckreich und können derowegen nicht mehr von ein Arabisch Gewächs/ wie vor diesem/ gehalten werden/ wie Pomet in obangeregter Material - Kammer p. 187. bezeuget; doch glauben andere/ daß auch noch heutiges Tags diese Blum zuweilen auß Orient gebracht werde.

§. 6.

Das Kraut dieser Blumen soll in verschiedenen Insulen (welche Stoechades heissen und 2. Tag Reise von Massilien abgelegen sind) in solcher Menge wachsen/ daß die Einwohner solches dörren und die Stuben damit einheitzen können/ wie Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 553. auß anderen Scribenten berichtet: Ist sonst mit Wurtzeln/ Stengeln und Blättern dem Lavendel nicht viel unähnlich: hat eine holtzichte Wurtzel und viele dergleiche Aestlein/ langlichte/ dicke und graue-äschen-farbichte Blättlein/ auch oben am Stengel hat es einen geährten Kolben/ auß vielen kleinen blauen Blümlein zusammen gesetzt/ wie auß der Figur zu ersehen. Es trägt ein klein Säämlein/ wie Melissen/ auß welchem es zwar auch bey uns auffgehet/ aber selten Blumen oder Saamen träget/ wie D. Theod. Tabernaemont davon im andern Buch von den Kräutern pag. 91. geschriehen hat.

§. 7.

Es müssen aber diese Blumen/ absonderlich wann sie zum Theriac gesuchet werden/ noch auß gantzen Aehren und Knöpffen bestehen und ihre blaue Farb noch haben/ welchen sie leicht verlichren; wiewohlen die Frantzöische Apothecker solchem auch zu remediren wissen/ indem sie die zuvor außgetrucknete Blätter in gewisse Bücher legen/ und also die Farb conserviren/ wie Pomet in seiner Material-Histoire pag. 181. berichtet; Weswegen dann auch der Geschmack und Geruch darbey zu examiniren/ welcher zeigen kan/ ob die Blumen frisch oder alt?

§. 8.

Was die Kräfften dieser Blumen anlanget/ so haben sie in Ansehen ihres sehr flüchtigen Saltzes und aromatischen Oehls eine sehr erwärmende und zertheilende Tugend und werden deßwegen in allen Haupt- und Nerven-Kranckheiten sehr gerühmet; weßwegen sie auch von den Alten in viele Hauptstärckende Artzneyen gemischet worden/ welche sonsten gegen den Schlag/ Schwindel / Haupt-Schmertzen und dergleichen sehr gerühmet werden/ als da sind der Syrupus de Stoechade Simplex &amp;amp; Compositus. So sind sie auch vordiesem in den Brust-Schwachheiten / Mutter-Beschwerungen und dergleichen im Gebrauch gewesen/ worvon Ettmüller in Comment. Schroed. pag. 669. zusehen. Einige haben in Acht genommmen/ daß sich die Seyden-Würme gern an dieses Kraut anhängen und dessen Geruch sehr lieben/ wie Charas in der Historie der Theriacalischen Ingredientien pag. 159. bezeuget.

§. 9.

Die bey uns wachsende

STOECHAS CITRINA oder

Rhein-Blumen

sind so bekandt und gemein/ daß ich vor unnöthig achte dieselbige/ sampt deren Tugenden / weitläufftig zu beschreiben/ zumahlen sie auch langsam innerlich/ sondern mehr eusserlich zum streichen oder räuchern gegen die Flüsse gebraucht und deßwegen auch Streich-Blumen genennet werden. Sie sind sonsten gar dauerhaffte Blumen/ welche ihre Farb und Glantz/ wie die perpetuel-Blümlein/ viele Jahr halten und erhalten.

ten will. Sie kommen auch zuweilen etwas unsauber und müssen alsdann von denen Apotheckern mit einem Tuch durch grosse und verdrießliche Mühe gesäubert werden/ absonderlich welche zum Theriac zu erlesen sind/ worvon Pomet und Charas loc. cit. zu sehen. Man muß auch wohl Achtung geben/ daß dem rechten und veritablen Kameelheu nichts von dem falschen Kameelheu oder SCHOENANTHO ADULTERINO, wie öffters geschiehet / untermischet sey/ welches an den langen Fuchs-Schwantz-Blumen/ die es trägt und Ermangelung des recht aromatischen Geschmacks zu erkennen/ wie beyde auß des obbelobten Tabernaemontani Beschreibung und Figur l. c. pag. 586. zu ersehen.

§. 4.

In Ansehung solches aromatischen Geschmacks und Geruchs hat das Schoenanthum eine erwärmende und etwas zusammen ziehende Krafft: Stärcket das Haupt und den Magen: Treibet den Urin und Monathliche Reinigung/ machet einen guten Athem und ist vor diesem den purgierenden Mittelen zu einer correction beygesellet worden/ wie Ettmüllerus in Commentariô Schroed. pag. 657. in Obacht genommen. Am meisten aber wird es zum Theriac employirt/ worzu man immer die beste und außerlesenste Sorte und wann es möglich ist/ die Blumen selbsten nehmen soll/ wie Charas l. c. darauff dringet. Solten aber dieselbige nicht zu bekommen seyn/ so muß man alsdann die beste Sort von dem Kameelheu selbsten suchen. In Arabien soll solches nicht allein den Kameelen zum Futter dienen/ sondern soll denselben auch untergestreuet werden/ weßwegen es diesen Nahmen bekommen.

§. 5.

Zu eben diesem Gebrauch und Zubereitung des Theriacs werden auch die Blumen von dem Arabischen Stoechas, oder

FLORES STOECHADIS ARABICAE

angewendet/ welche in länglicht-runden/ schuppichten und und oben mit Helm-Blümmelein gezierten Köpfflein bestehen und einen scharffichten/ auch etwas bitteren Geschmack und starcken Geruch haben: kommen heutiges Tags auß der Provintz Languedoc in Franckreich und können derowegen nicht mehr von ein Arabisch Gewächs/ wie vor diesem/ gehalten werden/ wie Pomet in obangeregter Material - Kammer p. 187. bezeuget; doch glauben andere/ daß auch noch heutiges Tags diese Blum zuweilen auß Orient gebracht werde.

§. 6.

Das Kraut dieser Blumen soll in verschiedenen Insulen (welche Stoechades heissen und 2. Tag Reise von Massilien abgelegen sind) in solcher Menge wachsen/ daß die Einwohner solches dörren und die Stuben damit einheitzen können/ wie Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 553. auß anderen Scribenten berichtet: Ist sonst mit Wurtzeln/ Stengeln und Blättern dem Lavendel nicht viel unähnlich: hat eine holtzichte Wurtzel und viele dergleiche Aestlein/ langlichte/ dicke und graue-äschen-farbichte Blättlein/ auch oben am Stengel hat es einen geährten Kolben/ auß vielen kleinen blauen Blümlein zusammen gesetzt/ wie auß der Figur zu ersehen. Es trägt ein klein Säämlein/ wie Melissen/ auß welchem es zwar auch bey uns auffgehet/ aber selten Blumen oder Saamen träget/ wie D. Theod. Tabernaemont davon im andern Buch von den Kräutern pag. 91. geschriehen hat.

§. 7.

Es müssen aber diese Blumen/ absonderlich wann sie zum Theriac gesuchet werden/ noch auß gantzen Aehren und Knöpffen bestehen und ihre blaue Farb noch haben/ welchen sie leicht verlichren; wiewohlen die Frantzöische Apothecker solchem auch zu remediren wissen/ indem sie die zuvor außgetrucknete Blätter in gewisse Bücher legen/ und also die Farb conserviren/ wie Pomet in seiner Material-Histoire pag. 181. berichtet; Weswegen dann auch der Geschmack und Geruch darbey zu examiniren/ welcher zeigen kan/ ob die Blumen frisch oder alt?

§. 8.

Was die Kräfften dieser Blumen anlanget/ so haben sie in Ansehen ihres sehr flüchtigen Saltzes und aromatischen Oehls eine sehr erwärmende und zertheilende Tugend und werden deßwegen in allen Haupt- und Nerven-Kranckheiten sehr gerühmet; weßwegen sie auch von den Alten in viele Hauptstärckende Artzneyen gemischet worden/ welche sonsten gegen den Schlag/ Schwindel / Haupt-Schmertzen und dergleichen sehr gerühmet werden/ als da sind der Syrupus de Stoechade Simplex &amp;amp; Compositus. So sind sie auch vordiesem in den Brust-Schwachheiten / Mutter-Beschwerungen und dergleichen im Gebrauch gewesen/ worvon Ettmüller in Comment. Schroed. pag. 669. zusehen. Einige haben in Acht genommmen/ daß sich die Seyden-Würme gern an dieses Kraut anhängen und dessen Geruch sehr lieben/ wie Charas in der Historie der Theriacalischen Ingredientien pag. 159. bezeuget.

§. 9.

Die bey uns wachsende

STOECHAS CITRINA oder

Rhein-Blumen

sind so bekandt und gemein/ daß ich vor unnöthig achte dieselbige/ sampt deren Tugenden / weitläufftig zu beschreiben/ zumahlen sie auch langsam innerlich/ sondern mehr eusserlich zum streichen oder räuchern gegen die Flüsse gebraucht und deßwegen auch Streich-Blumen genennet werden. Sie sind sonsten gar dauerhaffte Blumen/ welche ihre Farb und Glantz/ wie die perpetuel-Blümlein/ viele Jahr halten und erhalten.

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        <p>angewendet/ welche in länglicht-runden/ schuppichten und und oben mit Helm-Blümmelein       gezierten Köpfflein bestehen und einen scharffichten/ auch etwas bitteren Geschmack und       starcken Geruch haben: kommen heutiges Tags auß der Provintz Languedoc in Franckreich und       können derowegen nicht mehr von ein Arabisch Gewächs/ wie vor diesem/ gehalten werden/ wie       Pomet in obangeregter Material - Kammer p. 187. bezeuget; doch glauben andere/ daß auch noch       heutiges Tags diese Blum zuweilen auß Orient gebracht werde.</p>
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[239/0285] ten will. Sie kommen auch zuweilen etwas unsauber und müssen alsdann von denen Apotheckern mit einem Tuch durch grosse und verdrießliche Mühe gesäubert werden/ absonderlich welche zum Theriac zu erlesen sind/ worvon Pomet und Charas loc. cit. zu sehen. Man muß auch wohl Achtung geben/ daß dem rechten und veritablen Kameelheu nichts von dem falschen Kameelheu oder SCHOENANTHO ADULTERINO, wie öffters geschiehet / untermischet sey/ welches an den langen Fuchs-Schwantz-Blumen/ die es trägt und Ermangelung des recht aromatischen Geschmacks zu erkennen/ wie beyde auß des obbelobten Tabernaemontani Beschreibung und Figur l. c. pag. 586. zu ersehen. §. 4. In Ansehung solches aromatischen Geschmacks und Geruchs hat das Schoenanthum eine erwärmende und etwas zusammen ziehende Krafft: Stärcket das Haupt und den Magen: Treibet den Urin und Monathliche Reinigung/ machet einen guten Athem und ist vor diesem den purgierenden Mittelen zu einer correction beygesellet worden/ wie Ettmüllerus in Commentariô Schroed. pag. 657. in Obacht genommen. Am meisten aber wird es zum Theriac employirt/ worzu man immer die beste und außerlesenste Sorte und wann es möglich ist/ die Blumen selbsten nehmen soll/ wie Charas l. c. darauff dringet. Solten aber dieselbige nicht zu bekommen seyn/ so muß man alsdann die beste Sort von dem Kameelheu selbsten suchen. In Arabien soll solches nicht allein den Kameelen zum Futter dienen/ sondern soll denselben auch untergestreuet werden/ weßwegen es diesen Nahmen bekommen. §. 5. Zu eben diesem Gebrauch und Zubereitung des Theriacs werden auch die Blumen von dem Arabischen Stoechas, oder FLORES STOECHADIS ARABICAE angewendet/ welche in länglicht-runden/ schuppichten und und oben mit Helm-Blümmelein gezierten Köpfflein bestehen und einen scharffichten/ auch etwas bitteren Geschmack und starcken Geruch haben: kommen heutiges Tags auß der Provintz Languedoc in Franckreich und können derowegen nicht mehr von ein Arabisch Gewächs/ wie vor diesem/ gehalten werden/ wie Pomet in obangeregter Material - Kammer p. 187. bezeuget; doch glauben andere/ daß auch noch heutiges Tags diese Blum zuweilen auß Orient gebracht werde. §. 6. Das Kraut dieser Blumen soll in verschiedenen Insulen (welche Stoechades heissen und 2. Tag Reise von Massilien abgelegen sind) in solcher Menge wachsen/ daß die Einwohner solches dörren und die Stuben damit einheitzen können/ wie Hoffmannus in Clavi Schroed. p. 553. auß anderen Scribenten berichtet: Ist sonst mit Wurtzeln/ Stengeln und Blättern dem Lavendel nicht viel unähnlich: hat eine holtzichte Wurtzel und viele dergleiche Aestlein/ langlichte/ dicke und graue-äschen-farbichte Blättlein/ auch oben am Stengel hat es einen geährten Kolben/ auß vielen kleinen blauen Blümlein zusammen gesetzt/ wie auß der Figur zu ersehen. Es trägt ein klein Säämlein/ wie Melissen/ auß welchem es zwar auch bey uns auffgehet/ aber selten Blumen oder Saamen träget/ wie D. Theod. Tabernaemont davon im andern Buch von den Kräutern pag. 91. geschriehen hat. §. 7. Es müssen aber diese Blumen/ absonderlich wann sie zum Theriac gesuchet werden/ noch auß gantzen Aehren und Knöpffen bestehen und ihre blaue Farb noch haben/ welchen sie leicht verlichren; wiewohlen die Frantzöische Apothecker solchem auch zu remediren wissen/ indem sie die zuvor außgetrucknete Blätter in gewisse Bücher legen/ und also die Farb conserviren/ wie Pomet in seiner Material-Histoire pag. 181. berichtet; Weswegen dann auch der Geschmack und Geruch darbey zu examiniren/ welcher zeigen kan/ ob die Blumen frisch oder alt? §. 8. Was die Kräfften dieser Blumen anlanget/ so haben sie in Ansehen ihres sehr flüchtigen Saltzes und aromatischen Oehls eine sehr erwärmende und zertheilende Tugend und werden deßwegen in allen Haupt- und Nerven-Kranckheiten sehr gerühmet; weßwegen sie auch von den Alten in viele Hauptstärckende Artzneyen gemischet worden/ welche sonsten gegen den Schlag/ Schwindel / Haupt-Schmertzen und dergleichen sehr gerühmet werden/ als da sind der Syrupus de Stoechade Simplex &amp;amp; Compositus. So sind sie auch vordiesem in den Brust-Schwachheiten / Mutter-Beschwerungen und dergleichen im Gebrauch gewesen/ worvon Ettmüller in Comment. Schroed. pag. 669. zusehen. Einige haben in Acht genommmen/ daß sich die Seyden-Würme gern an dieses Kraut anhängen und dessen Geruch sehr lieben/ wie Charas in der Historie der Theriacalischen Ingredientien pag. 159. bezeuget. §. 9. Die bey uns wachsende STOECHAS CITRINA oder Rhein-Blumen sind so bekandt und gemein/ daß ich vor unnöthig achte dieselbige/ sampt deren Tugenden / weitläufftig zu beschreiben/ zumahlen sie auch langsam innerlich/ sondern mehr eusserlich zum streichen oder räuchern gegen die Flüsse gebraucht und deßwegen auch Streich-Blumen genennet werden. Sie sind sonsten gar dauerhaffte Blumen/ welche ihre Farb und Glantz/ wie die perpetuel-Blümlein/ viele Jahr halten und erhalten.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/285>, abgerufen am 25.04.2024.