Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XVI. Capitel

Von den Zucker-Röhren.

[Abbildung]

§. 1.

DAs Zucker-Rohr oder CALAMUS SACCHARIFERUS ist ein dickes und in viele Geleiche außgetheiltes Schilff oder Rohr/ von sieben/ biß acht/ Schuh lang und gemeiniglich zwey Daumen dick / außwendig grünlich-gelb/ und inwendig weiß und voll süsses Marcks/ gleich dem Hollunder Marck anzusehen: kommet aus Ost- und West-Indien/ absonderlich aus Brasilien und den Antillen-Insuln / wo es zwar auch wild auffwächset/ doch mehr von den Einwohnern gepflantzet und des Saffts oder Zuckers wegen gezogen wird; und obgleich Doct. Olaus Borrichius in den Actis Hafniensibus Vol. 1. pag. 119. auch eines Meer-Grases oder Algae Sacchariferae gedencket/ welches das Ißländische Meer in Norden zuweilen außwerffe/ und dessen Saffts sich die Einwohner an statt des Zuckers bedienen/ so weis man doch noch von keinem Zucker/ so davon gemacht oder heraus gebracht werde.

§. 2.

Was die Pflantzung anbelanget/ so wird vor allen dingen ein gutes/ feistes und feuchtes Land darzu erfordert/ welches/ so es wohl gebauet/ in kleine Hügelein gefälget und eingetheilet wird/ darzwischen die Zucker-Röhre reihen-weis geleget und alsdann mit Erden bedecket werden. Bald hierauff schiessen aus einem jedweden Knopff und Geleich neue Röhren hervor/ mit langen/ grünen und schneidenden Blättern versehen/ welche alle drey Monathen zum theil müssen abgeschnitten und wie der Tabac gegeitzet werden/ damit sie den Rohren den Safft und Nahrung nicht entziehen; welches so offt zu widerholen/ biß das Rohr etwas groß worden und zur Zeitigung kommet/ welche aus dessen gelben Farb außwendig zuerkennen/ und gemeiniglich nach 8. biß 12. Monathen geschiehet/ wie solches alles der berumbte Engelländer/ Joh. Rajus in seiner Historia Plantarum Tom. 2. Lib. 22. pag. 1278. seqq. wie auch Mallet im fünfften Theil seiner Welt-Beschreibung pag. 175. aus andern Indianischen Scribenten weitläufftig erzehlen.

§. 3.

Diese also erwachsene Zucker-Röhre sind gemeiniglich ein-biß zwey Daumen-dick; dieje-

Das XVI. Capitel

Von den Zucker-Röhren.

[Abbildung]

§. 1.

DAs Zucker-Rohr oder CALAMUS SACCHARIFERUS ist ein dickes und in viele Geleiche außgetheiltes Schilff oder Rohr/ von sieben/ biß acht/ Schuh lang und gemeiniglich zwey Daumen dick / außwendig grünlich-gelb/ und inwendig weiß und voll süsses Marcks/ gleich dem Hollunder Marck anzusehen: kommet aus Ost- und West-Indien/ absonderlich aus Brasilien und den Antillen-Insuln / wo es zwar auch wild auffwächset/ doch mehr von den Einwohnern gepflantzet und des Saffts oder Zuckers wegen gezogen wird; und obgleich Doct. Olaus Borrichius in den Actis Hafniensibus Vol. 1. pag. 119. auch eines Meer-Grases oder Algae Sacchariferae gedencket/ welches das Ißländische Meer in Norden zuweilen außwerffe/ und dessen Saffts sich die Einwohner an statt des Zuckers bedienen/ so weis man doch noch von keinem Zucker/ so davon gemacht oder heraus gebracht werde.

§. 2.

Was die Pflantzung anbelanget/ so wird vor allen dingen ein gutes/ feistes und feuchtes Land darzu erfordert/ welches/ so es wohl gebauet/ in kleine Hügelein gefälget und eingetheilet wird/ darzwischen die Zucker-Röhre reihen-weis geleget und alsdann mit Erden bedecket werden. Bald hierauff schiessen aus einem jedweden Knopff und Geleich neue Röhren hervor/ mit langen/ grünen und schneidenden Blättern versehen/ welche alle drey Monathen zum theil müssen abgeschnitten und wie der Tabac gegeitzet werden/ damit sie den Rohren den Safft und Nahrung nicht entziehen; welches so offt zu widerholen/ biß das Rohr etwas groß worden und zur Zeitigung kommet/ welche aus dessen gelben Farb außwendig zuerkennen/ und gemeiniglich nach 8. biß 12. Monathen geschiehet/ wie solches alles der berumbte Engelländer/ Joh. Rajus in seiner Historiâ Plantarum Tom. 2. Lib. 22. pag. 1278. seqq. wie auch Mallet im fünfften Theil seiner Welt-Beschreibung pag. 175. aus andern Indianischen Scribenten weitläufftig erzehlen.

§. 3.

Diese also erwachsene Zucker-Röhre sind gemeiniglich ein-biß zwey Daumen-dick; dieje-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0286" n="240"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XVI. Capitel</head>
        <p> <hi rendition="#b">Von den Zucker-Röhren.</hi> </p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DAs Zucker-Rohr oder CALAMUS SACCHARIFERUS ist ein dickes und in viele Geleiche außgetheiltes       Schilff oder Rohr/ von sieben/ biß acht/ Schuh lang und gemeiniglich zwey Daumen dick /       außwendig grünlich-gelb/ und inwendig weiß und voll süsses Marcks/ gleich dem Hollunder Marck       anzusehen: kommet aus Ost- und West-Indien/ absonderlich aus Brasilien und den Antillen-Insuln      / wo es zwar auch wild auffwächset/ doch mehr von den Einwohnern gepflantzet und des Saffts       oder Zuckers wegen gezogen wird; und obgleich Doct. Olaus Borrichius in den Actis Hafniensibus       Vol. 1. pag. 119. auch eines Meer-Grases oder Algae Sacchariferae gedencket/ welches das       Ißländische Meer in Norden zuweilen außwerffe/ und dessen Saffts sich die Einwohner an statt       des Zuckers bedienen/ so weis man doch noch von keinem Zucker/ so davon gemacht oder heraus       gebracht werde.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Was die Pflantzung anbelanget/ so wird vor allen dingen ein gutes/ feistes und feuchtes       Land darzu erfordert/ welches/ so es wohl gebauet/ in kleine Hügelein gefälget und       eingetheilet wird/ darzwischen die Zucker-Röhre reihen-weis geleget und alsdann mit Erden       bedecket werden. Bald hierauff schiessen aus einem jedweden Knopff und Geleich neue Röhren       hervor/ mit langen/ grünen und schneidenden Blättern versehen/ welche alle drey Monathen zum       theil müssen abgeschnitten und wie der Tabac gegeitzet werden/ damit sie den Rohren den Safft       und Nahrung nicht entziehen; welches so offt zu widerholen/ biß das Rohr etwas groß worden und       zur Zeitigung kommet/ welche aus dessen gelben Farb außwendig zuerkennen/ und gemeiniglich       nach 8. biß 12. Monathen geschiehet/ wie solches alles der berumbte Engelländer/ Joh. Rajus       in seiner Historiâ Plantarum Tom. 2. Lib. 22. pag. 1278. seqq. wie auch Mallet im fünfften       Theil seiner Welt-Beschreibung pag. 175. aus andern Indianischen Scribenten weitläufftig       erzehlen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Diese also erwachsene Zucker-Röhre sind gemeiniglich ein-biß zwey Daumen-dick; dieje-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0286] Das XVI. Capitel Von den Zucker-Röhren. [Abbildung] §. 1. DAs Zucker-Rohr oder CALAMUS SACCHARIFERUS ist ein dickes und in viele Geleiche außgetheiltes Schilff oder Rohr/ von sieben/ biß acht/ Schuh lang und gemeiniglich zwey Daumen dick / außwendig grünlich-gelb/ und inwendig weiß und voll süsses Marcks/ gleich dem Hollunder Marck anzusehen: kommet aus Ost- und West-Indien/ absonderlich aus Brasilien und den Antillen-Insuln / wo es zwar auch wild auffwächset/ doch mehr von den Einwohnern gepflantzet und des Saffts oder Zuckers wegen gezogen wird; und obgleich Doct. Olaus Borrichius in den Actis Hafniensibus Vol. 1. pag. 119. auch eines Meer-Grases oder Algae Sacchariferae gedencket/ welches das Ißländische Meer in Norden zuweilen außwerffe/ und dessen Saffts sich die Einwohner an statt des Zuckers bedienen/ so weis man doch noch von keinem Zucker/ so davon gemacht oder heraus gebracht werde. §. 2. Was die Pflantzung anbelanget/ so wird vor allen dingen ein gutes/ feistes und feuchtes Land darzu erfordert/ welches/ so es wohl gebauet/ in kleine Hügelein gefälget und eingetheilet wird/ darzwischen die Zucker-Röhre reihen-weis geleget und alsdann mit Erden bedecket werden. Bald hierauff schiessen aus einem jedweden Knopff und Geleich neue Röhren hervor/ mit langen/ grünen und schneidenden Blättern versehen/ welche alle drey Monathen zum theil müssen abgeschnitten und wie der Tabac gegeitzet werden/ damit sie den Rohren den Safft und Nahrung nicht entziehen; welches so offt zu widerholen/ biß das Rohr etwas groß worden und zur Zeitigung kommet/ welche aus dessen gelben Farb außwendig zuerkennen/ und gemeiniglich nach 8. biß 12. Monathen geschiehet/ wie solches alles der berumbte Engelländer/ Joh. Rajus in seiner Historiâ Plantarum Tom. 2. Lib. 22. pag. 1278. seqq. wie auch Mallet im fünfften Theil seiner Welt-Beschreibung pag. 175. aus andern Indianischen Scribenten weitläufftig erzehlen. §. 3. Diese also erwachsene Zucker-Röhre sind gemeiniglich ein-biß zwey Daumen-dick; dieje-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/286
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/286>, abgerufen am 25.04.2024.