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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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die Cassia lignea auch hat. Unterdessen halten ihn alle vor schlechter/ als den gemeinen/ indem sein Geschmack nur in dem inwendigen dünnen Häutgen stecket/ und wann dieses abgeschabet wird/ hat das übrige weder Safft noch Krafft/ weder Geschmack noch Geruch.

§. 7.

Die Prob des Zimmets ist/ wann die Rinde dünne und zart/ auff der Zunge sehr scharff/ doch mit einer anhaltenden Süssigkeit vermischet ist/ einen guten Geruch und hochrothe Farb hat. Die dicke Rinde/ wie auch diejenige/ so weisser und schwartzer Farb ist/ werden verworffen. Der Zimmet an langen Pfeiffen und Röhren wird auch mehr aestimiret/ als der kurtze Zimmet / welchen man Spolett und Frantzöisch Escavisson nennet/ dessen 2. [unleserliches Material] vor I. [unleserliches Material] langen im Verkauffen gegeben werden/ wie Schurtzius cit. loc. bezeuget. Welche eine grosse partie davon einkauffen/ müssen zusehen/ daß keine Rinden/ davon das Oehl schon abgezogen ist / untermenget seyen/ welches schwer zu erkennen/ man koste dann eine Röhre nach der ander; wiewohlen die Betrüger allhier zu remediren wissen/ indem sie mit einer gewissen Beitze solchen Rinden den scharffen Geschmack wieder zu geben wissen: weßwegen am besten/ daß man sich an bekandte auffrichtige Leute halte/ und die verlauffene Landstricher und Bündel-Träger meide. Einige stecken den Zimmet in den Pfeffer/ wo er sich befser halten soll. Die Cassia lignea ist am Geschmack leicht zu unterscheiden/ welcher klebricht und bey weitem nicht sol scharff als der Zimmet ist.

§. 8.

Was den Nutzen und Gebrauch anbelanget/ so erquicket der Zimmet mit seinen flüchtigen aromatischen Theilgens die Lebens-Geister/ und stärcket mit seinen übrigen erwärmenden und mässig-anhaltenden Krafft den Magen/ Mutter und andere Glieder/ und wird derowegen in Obnmachten/ Hertz-klopffen/ Magen-Weh und Bangigkeit/ vornehmlich aber in allen Mutter-Beschwerungen und Schwachheiten der Schwangeren nützlich gebrauchet; wiewohlen vernünfftig in diesen damit umbzugehen/ weilen er zugleich treibet/ und also/ wann man dessen den Schwangern zu viel oder zu offr geben wolte/ eine Blutstürtzung der Mutter oder unglückliche Geburth vor der Zeit zuwegen gebracht würde; wie dann deßwegen der Zimmet/ und was davon gemacht wird/ die Geburth/ Nachgeburth und Schwürungen befördern kan/ und den Gebährenden deßhalben zu verschreiben/ absonderlich/ wann sich Ohnmachten und Schwachbeiten zeigen wollen. So ist auch der Zimmet in den Haupt-Kranckheiten/ als dem Schlag/ Flüssen und dergleichen sehr dienlich/ absonderlich denjenigen/ welche aus dem Magen herrühren.

§. 9.

Zu diesem End brauchet man den Zimmet nicht allein bloß zu Pulver gestossen/ sondern man hat ihn auch dürr mit Zucker überzogen/ welchen einige Canellam de Milano nennen; wie dann auch die Holländer den noch frischen Zimmer in Indien zu condiren und zu überziehen wissen/ dessen sie sich doch mehr zur See gegen den Scharbock/ als hier zu gebrauchen pflegen. So verkauffen auch die Materialisten an einigen Orten das Zimmet-Wasser/ den Syrup/ rothe und weisse Essentz zum Hippocras und dergleichen/ welche sie müssen von Montpelier kommen lassen / obwohlen solche auch bey uns in Teutschland gemacht werden; Gleichwie man auch das Zimmet-Oehl oder

OLEUM CINAMOMI

bey uns wohl destilliren kan/ welches am besten über einem Lampen-Feuer kan getrieben werden / da man ohne das gemeine/ rothe und dicklichte Oehl/ welches zu letzt kommet/ erstlich ein sehr subtiles, durchdringendes und leichtes Oehl überkommen kan/ welches oben auff dem destillirten Wasser schwimmet/ da bergegen das gemeine gleich zu Boden sincket/ wie davon in D. Ettmiilleri Comment. in Schroed. p. 548. weitläufftig zu lesen ist. Weilen aber es hier zu Land selbsten zu destilliren gar zu kostbahr fället/ indem aus einem Pfund Zimmet kaum ein Quintlein Oehls zu bringen/ wie Lemery in seinem Cours de Chymie, und Dielheuer in Beschreibung frembder Materialen pag. 94. außrechneu: Die Holländer hergegen einen gewissen Vortheil hierin wissen sollen/ von welchem Pomet loc. cit. p. 128. sonderlich geschrieben; als kauffen gemeiniglich die Materialisten dieses Oehl von denselbigen mit grösserem Profit; Allein man muß sich wohl fürsehen/ daß man nicht angeführet werde/ indem viele Betrüger dieses Oehl mit dem Spiritu Vini Rectificatiffimo vermählen und vermischen sollen/ daß da man vermeinet eine Untz von dem Oehl zu haben/ nachmahlen kaum die Helfft darunter ist. Der Betrug ist aber also zu entdecken/ daß man das Glase/ worinnen das Oehl kommet/ wohl schüttele und zusche / ob man kleine Bläßlein/ oder Perlen darin in Acht nehme/ welche eine wässerichte [unleserliches Material] ose Feuchtigkeit darinnen bedeuten; oder aber duncke die Spitze von dem Messer hinein und halte es an das Feuer: Brennet das Oehl so balden/ so ist von dem rectificirten Branden-Wein darunter. Ist aber das Oehl pur/ so wird es nicht gleich brennen/ sonndern nur einen Rauch von sich geben. Dieses Oehl ist die rechte Quintessentz von dem Zimmet/ welches man leicht mit etwas Canarien-Zucker zu einem Elaeosaccharo bringen/ und in oben berührten Kranckheiten dienlich brauchen kan.

die Cassia lignea auch hat. Unterdessen halten ihn alle vor schlechter/ als den gemeinen/ indem sein Geschmack nur in dem inwendigen dünnen Häutgen stecket/ und wann dieses abgeschabet wird/ hat das übrige weder Safft noch Krafft/ weder Geschmack noch Geruch.

§. 7.

Die Prob des Zimmets ist/ wann die Rinde dünne und zart/ auff der Zunge sehr scharff/ doch mit einer anhaltenden Süssigkeit vermischet ist/ einen guten Geruch und hochrothe Farb hat. Die dicke Rinde/ wie auch diejenige/ so weisser und schwartzer Farb ist/ werden verworffen. Der Zimmet an langen Pfeiffen und Röhren wird auch mehr aestimiret/ als der kurtze Zimmet / welchen man Spolett und Frantzöisch Escavisson nennet/ dessen 2. [unleserliches Material] vor I. [unleserliches Material] langen im Verkauffen gegeben werden/ wie Schurtzius cit. loc. bezeuget. Welche eine grosse partie davon einkauffen/ müssen zusehen/ daß keine Rinden/ davon das Oehl schon abgezogen ist / untermenget seyen/ welches schwer zu erkennen/ man koste dann eine Röhre nach der ander; wiewohlen die Betrüger allhier zu remediren wissen/ indem sie mit einer gewissen Beitze solchen Rinden den scharffen Geschmack wieder zu geben wissen: weßwegen am besten/ daß man sich an bekandte auffrichtige Leute halte/ und die verlauffene Landstricher und Bündel-Träger meide. Einige stecken den Zimmet in den Pfeffer/ wo er sich befser halten soll. Die Cassia lignea ist am Geschmack leicht zu unterscheiden/ welcher klebricht und bey weitem nicht sol scharff als der Zimmet ist.

§. 8.

Was den Nutzen und Gebrauch anbelanget/ so erquicket der Zimmet mit seinen flüchtigen aromatischen Theilgens die Lebens-Geister/ und stärcket mit seinen übrigen erwärmenden und mässig-anhaltenden Krafft den Magen/ Mutter und andere Glieder/ und wird derowegen in Obnmachten/ Hertz-klopffen/ Magen-Weh und Bangigkeit/ vornehmlich aber in allen Mutter-Beschwerungen und Schwachheiten der Schwangeren nützlich gebrauchet; wiewohlen vernünfftig in diesen damit umbzugehen/ weilen er zugleich treibet/ und also/ wann man dessen den Schwangern zu viel oder zu offr geben wolte/ eine Blutstürtzung der Mutter oder unglückliche Geburth vor der Zeit zuwegen gebracht würde; wie dann deßwegen der Zimmet/ und was davon gemacht wird/ die Geburth/ Nachgeburth und Schwürungen befördern kan/ und den Gebährenden deßhalben zu verschreiben/ absonderlich/ wann sich Ohnmachten und Schwachbeiten zeigen wollen. So ist auch der Zimmet in den Haupt-Kranckheiten/ als dem Schlag/ Flüssen und dergleichen sehr dienlich/ absonderlich denjenigen/ welche aus dem Magen herrühren.

§. 9.

Zu diesem End brauchet man den Zimmet nicht allein bloß zu Pulver gestossen/ sondern man hat ihn auch dürr mit Zucker überzogen/ welchen einige Canellam de Milano nennen; wie dann auch die Holländer den noch frischen Zimmer in Indien zu condiren und zu überziehen wissen/ dessen sie sich doch mehr zur See gegen den Scharbock/ als hier zu gebrauchen pflegen. So verkauffen auch die Materialisten an einigen Orten das Zimmet-Wasser/ den Syrup/ rothe und weisse Essentz zum Hippocras und dergleichen/ welche sie müssen von Montpelier kommen lassen / obwohlen solche auch bey uns in Teutschland gemacht werden; Gleichwie man auch das Zimmet-Oehl oder

OLEUM CINAMOMI

bey uns wohl destilliren kan/ welches am besten über einem Lampen-Feuer kan getrieben werden / da man ohne das gemeine/ rothe und dicklichte Oehl/ welches zu letzt kommet/ erstlich ein sehr subtiles, durchdringendes und leichtes Oehl überkommen kan/ welches oben auff dem destillirten Wasser schwimmet/ da bergegen das gemeine gleich zu Boden sincket/ wie davon in D. Ettmiilleri Comment. in Schroed. p. 548. weitläufftig zu lesen ist. Weilen aber es hier zu Land selbsten zu destilliren gar zu kostbahr fället/ indem aus einem Pfund Zimmet kaum ein Quintlein Oehls zu bringen/ wie Lemery in seinem Cours de Chymie, und Dielheuer in Beschreibung frembder Materialen pag. 94. außrechneu: Die Holländer hergegen einen gewissen Vortheil hierin wissen sollen/ von welchem Pomet loc. cit. p. 128. sonderlich geschrieben; als kauffen gemeiniglich die Materialisten dieses Oehl von denselbigen mit grösserem Profit; Allein man muß sich wohl fürsehen/ daß man nicht angeführet werde/ indem viele Betrüger dieses Oehl mit dem Spiritu Vini Rectificatiffimo vermählen und vermischen sollen/ daß da man vermeinet eine Untz von dem Oehl zu haben/ nachmahlen kaum die Helfft darunter ist. Der Betrug ist aber also zu entdecken/ daß man das Glase/ worinnen das Oehl kommet/ wohl schüttele und zusche / ob man kleine Bläßlein/ oder Perlen darin in Acht nehme/ welche eine wässerichte [unleserliches Material] ose Feuchtigkeit darinnen bedeuten; oder aber duncke die Spitze von dem Messer hinein und halte es an das Feuer: Brennet das Oehl so balden/ so ist von dem rectificirten Branden-Wein darunter. Ist aber das Oehl pur/ so wird es nicht gleich brennen/ sonndern nur einen Rauch von sich geben. Dieses Oehl ist die rechte Quintessentz von dem Zimmet/ welches man leicht mit etwas Canarien-Zucker zu einem Elaeosaccharo bringen/ und in oben berührten Kranckheiten dienlich brauchen kan.

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[252/0298] die Cassia lignea auch hat. Unterdessen halten ihn alle vor schlechter/ als den gemeinen/ indem sein Geschmack nur in dem inwendigen dünnen Häutgen stecket/ und wann dieses abgeschabet wird/ hat das übrige weder Safft noch Krafft/ weder Geschmack noch Geruch. §. 7. Die Prob des Zimmets ist/ wann die Rinde dünne und zart/ auff der Zunge sehr scharff/ doch mit einer anhaltenden Süssigkeit vermischet ist/ einen guten Geruch und hochrothe Farb hat. Die dicke Rinde/ wie auch diejenige/ so weisser und schwartzer Farb ist/ werden verworffen. Der Zimmet an langen Pfeiffen und Röhren wird auch mehr aestimiret/ als der kurtze Zimmet / welchen man Spolett und Frantzöisch Escavisson nennet/ dessen 2. _ vor I. _ langen im Verkauffen gegeben werden/ wie Schurtzius cit. loc. bezeuget. Welche eine grosse partie davon einkauffen/ müssen zusehen/ daß keine Rinden/ davon das Oehl schon abgezogen ist / untermenget seyen/ welches schwer zu erkennen/ man koste dann eine Röhre nach der ander; wiewohlen die Betrüger allhier zu remediren wissen/ indem sie mit einer gewissen Beitze solchen Rinden den scharffen Geschmack wieder zu geben wissen: weßwegen am besten/ daß man sich an bekandte auffrichtige Leute halte/ und die verlauffene Landstricher und Bündel-Träger meide. Einige stecken den Zimmet in den Pfeffer/ wo er sich befser halten soll. Die Cassia lignea ist am Geschmack leicht zu unterscheiden/ welcher klebricht und bey weitem nicht sol scharff als der Zimmet ist. §. 8. Was den Nutzen und Gebrauch anbelanget/ so erquicket der Zimmet mit seinen flüchtigen aromatischen Theilgens die Lebens-Geister/ und stärcket mit seinen übrigen erwärmenden und mässig-anhaltenden Krafft den Magen/ Mutter und andere Glieder/ und wird derowegen in Obnmachten/ Hertz-klopffen/ Magen-Weh und Bangigkeit/ vornehmlich aber in allen Mutter-Beschwerungen und Schwachheiten der Schwangeren nützlich gebrauchet; wiewohlen vernünfftig in diesen damit umbzugehen/ weilen er zugleich treibet/ und also/ wann man dessen den Schwangern zu viel oder zu offr geben wolte/ eine Blutstürtzung der Mutter oder unglückliche Geburth vor der Zeit zuwegen gebracht würde; wie dann deßwegen der Zimmet/ und was davon gemacht wird/ die Geburth/ Nachgeburth und Schwürungen befördern kan/ und den Gebährenden deßhalben zu verschreiben/ absonderlich/ wann sich Ohnmachten und Schwachbeiten zeigen wollen. So ist auch der Zimmet in den Haupt-Kranckheiten/ als dem Schlag/ Flüssen und dergleichen sehr dienlich/ absonderlich denjenigen/ welche aus dem Magen herrühren. §. 9. Zu diesem End brauchet man den Zimmet nicht allein bloß zu Pulver gestossen/ sondern man hat ihn auch dürr mit Zucker überzogen/ welchen einige Canellam de Milano nennen; wie dann auch die Holländer den noch frischen Zimmer in Indien zu condiren und zu überziehen wissen/ dessen sie sich doch mehr zur See gegen den Scharbock/ als hier zu gebrauchen pflegen. So verkauffen auch die Materialisten an einigen Orten das Zimmet-Wasser/ den Syrup/ rothe und weisse Essentz zum Hippocras und dergleichen/ welche sie müssen von Montpelier kommen lassen / obwohlen solche auch bey uns in Teutschland gemacht werden; Gleichwie man auch das Zimmet-Oehl oder OLEUM CINAMOMI bey uns wohl destilliren kan/ welches am besten über einem Lampen-Feuer kan getrieben werden / da man ohne das gemeine/ rothe und dicklichte Oehl/ welches zu letzt kommet/ erstlich ein sehr subtiles, durchdringendes und leichtes Oehl überkommen kan/ welches oben auff dem destillirten Wasser schwimmet/ da bergegen das gemeine gleich zu Boden sincket/ wie davon in D. Ettmiilleri Comment. in Schroed. p. 548. weitläufftig zu lesen ist. Weilen aber es hier zu Land selbsten zu destilliren gar zu kostbahr fället/ indem aus einem Pfund Zimmet kaum ein Quintlein Oehls zu bringen/ wie Lemery in seinem Cours de Chymie, und Dielheuer in Beschreibung frembder Materialen pag. 94. außrechneu: Die Holländer hergegen einen gewissen Vortheil hierin wissen sollen/ von welchem Pomet loc. cit. p. 128. sonderlich geschrieben; als kauffen gemeiniglich die Materialisten dieses Oehl von denselbigen mit grösserem Profit; Allein man muß sich wohl fürsehen/ daß man nicht angeführet werde/ indem viele Betrüger dieses Oehl mit dem Spiritu Vini Rectificatiffimo vermählen und vermischen sollen/ daß da man vermeinet eine Untz von dem Oehl zu haben/ nachmahlen kaum die Helfft darunter ist. Der Betrug ist aber also zu entdecken/ daß man das Glase/ worinnen das Oehl kommet/ wohl schüttele und zusche / ob man kleine Bläßlein/ oder Perlen darin in Acht nehme/ welche eine wässerichte _ ose Feuchtigkeit darinnen bedeuten; oder aber duncke die Spitze von dem Messer hinein und halte es an das Feuer: Brennet das Oehl so balden/ so ist von dem rectificirten Branden-Wein darunter. Ist aber das Oehl pur/ so wird es nicht gleich brennen/ sonndern nur einen Rauch von sich geben. Dieses Oehl ist die rechte Quintessentz von dem Zimmet/ welches man leicht mit etwas Canarien-Zucker zu einem Elaeosaccharo bringen/ und in oben berührten Kranckheiten dienlich brauchen kan.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/298>, abgerufen am 28.03.2024.