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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 1.

DAs Mastix-Holtz/ oder Lignum Lentiscinum, bestehet in den Apothecken auß gnodichten Aestlein/ eines Fingers dick/ welche inwendig weiß/ außwendig aber mit einer Asch-Farbichten Schale bedecket sind/ haben einen hartzichten Geruch und adstring. Geschmack: Muß frisch angeschaffet werden/ dann es bald wurmstichicht wird/ wie wohlen es schwer und hart ist/ und weil es offters mit dem Visco Corylino verfälschet wird/ muß man es daran erkennen/ daß die Aestger vom Mastix-Baum viel gröber und dicker sind/ als die Mispel/ vid. Pomet. Hist. Simpl. p. III.

§. 2.

Der Baum dieses Holtzes wird Lentiscus oder Mastix-Baum genennet/ wächset in verschiedenen Orientalischen Ländern/ als AEgypten/ Indien sc. wird aber doch am sorgfältigsten in der Insul Scio, oder Chio, gepflantzet und erzogen/ auch in solchem Werth gehalten/ daß derjenige / so einen solchen noch guten und nicht verdorbenen Baum abhauen solte/ sobalden die Hand verlieren müste/ indem der Einwohner Reichthumb hierin bestehet/ daß sie den Mastix davon samblen und in die Welt schicken/ welcher Handel ihnen jährlich bey die 20000. Gold-Gülden außtragen soll/ wie Eichovius in seinen Reiß-Beschreibungen pag. 95. berichtet; weßwegen dann auch im letztern Türcken-Krieg/ da die Venetianer diese Insul einnahmen/ die Türcken nicht ruheten/ biß sie dieselbige wieder gewonnen hatten. Im übrigen wächset der Baum so gar hoch nicht/ hat Blätter wie Myrthen Blätter/ blühet im Mertz und April/ trägt darnach schwartze Beerlein/ auß welchen die Italiäner (so ihn auch ziehen) ein Oehl/ gleich auß den Lorbeern / pressen.

§. 3.

Das Holtz wird zuweilen in Träncken gegen die Bauch-Flüsse/ Rothe Ruhr und absonderlich gegen den so genandten Leber-Fluß (wornach leicht ein Wasser sucht erfolget gebrauchet; an dessen statt/ weilen es rar und theur ist/ D. Ettmüller das Quitten-Baum Holtz in seinem Com. ad Schroed. pag. 593. recommendiret/ welches auch in den Blut-Stürtzungen und weisem Fluß der Mutter gut thue. In Engeland und Franckreich machet man Zahn-Stecher aus diesem Holtz/ weilen es sehr hart und fest ist/ so gar/ daß die Türcken auch ihre Lantzen-Stiele davon machen sollen.

§. 4.

Je seltener aber das Mastix-Holtz in der Artzney gebrauchet wird/ je öffrer wird dessen Gummi oder

MASTIX

verschrieben/ welches ein schön durchsichtiges/ gelb-weises und gleichsam in runde Tropffen zusammen geronnenes Gummi ist/ eines hartzichten und adstringirenden Geschmacks und guten Geruchs: kommet meistens auß der Insul Scio, wiewohlen auch viel auß Ost-Indien von den Holländern und Portugiesen gebracht wird.

§. 5.

Dieses Gummi tropffet von sich selbsten bey grosser Hitze auß den dicken Aesten und dem Stamm selbsten/ wie bey uns der Vogel-Leim auß den Kirschen Bäumen dringet. Doch sollen die Einwohner auch des Jahrs 12. mahl den Stamm ritzen/ und das herabfliessende Gummi in einem / unter dem Baum mit Fleiß gemachten/ Grüblein samblen/ wie auß der Figur zu sehen; Und weilen nebst dem besten Mastix/ welcher schön weiß/ hell/ klar/ trucken und nur Tropffen-weiß abtropffet/ auch dasjenige/ was hangen bleibt/ oder in eine reine Stätte fält / untereinander gemischet/ und also in Sorten zu uns gebracht wird/ so wird dieser bey den Materialisten MASTIX IN SORTIS, die außerlesene schöne Körner aber MASTIX ELECTA oder in granis genennet. Die Morgenländer sortiren ihn gemeiniglich selbsten/ thun den Schlechten unten in die Fäßger/ die Mittel-Gattung/ in die Mitte/ und den Besten oben darauff/ verkauffen aber keine Sort allein/ sondern es muß eines mit dem andern gehen. Vid. Pometi Hist. Gen. Simpl Lib. 3. 6. 8. p. 112.

§. 6.

Der beste Mastix muß voll von schönen/ lautern/ gläntzenden und klingenden Körnern seyn / welche schön groß sind/ doch leicht zerrieben werden können: Muß wenig Rinden und Unreines / kein Pulver/ Staub/ auch kein Holtz oder schwartz darunter haben und überall wohl riechen. Je weisser/ je besser. Wiewohlen Marxius, Schurtzius und andere Materialisten auch eines rothen Mastichis gedencken/ welcher dem andern den Körner nach gleich/ aber roth seyn soll/ welcher doch hiesiger Orten gantz unbekandt ist.

§. 7.

Was den Nutzen und Gebrauch dieses Gummi anlanget/ so trucknet es und zeucht mittelmäsig zusammen; weßwegen es innerlich den welcken Magen stärcket und dessen Tonum durch seine zusammenziehende Krafft befestiget/ auch in allem Erbrechen/ Bauch- und andern Flüssen / besonders bey den Kindern/ gebraucht wird/ man schlucke nun die Körner zu ij. biß iv. gantz ein/ oder nehme selbige zu Pulver gestossen/ gilt gleich. Man kocht sie auch in Wasser oder Wein und trinckt die Brühe da-

§. 1.

DAs Mastix-Holtz/ oder Lignum Lentiscinum, bestehet in den Apothecken auß gnodichten Aestlein/ eines Fingers dick/ welche inwendig weiß/ außwendig aber mit einer Asch-Farbichten Schale bedecket sind/ haben einen hartzichten Geruch und adstring. Geschmack: Muß frisch angeschaffet werden/ dann es bald wurmstichicht wird/ wie wohlen es schwer und hart ist/ und weil es offters mit dem Visco Corylino verfälschet wird/ muß man es daran erkennen/ daß die Aestger vom Mastix-Baum viel gröber und dicker sind/ als die Mispel/ vid. Pomet. Hist. Simpl. p. III.

§. 2.

Der Baum dieses Holtzes wird Lentiscus oder Mastix-Baum genennet/ wächset in verschiedenen Orientalischen Ländern/ als AEgypten/ Indien sc. wird aber doch am sorgfältigsten in der Insul Scio, oder Chio, gepflantzet und erzogen/ auch in solchem Werth gehalten/ daß derjenige / so einen solchen noch guten und nicht verdorbenen Baum abhauen solte/ sobalden die Hand verlieren müste/ indem der Einwohner Reichthumb hierin bestehet/ daß sie den Mastix davon samblen und in die Welt schicken/ welcher Handel ihnen jährlich bey die 20000. Gold-Gülden außtragen soll/ wie Eichovius in seinen Reiß-Beschreibungen pag. 95. berichtet; weßwegen dann auch im letztern Türcken-Krieg/ da die Venetianer diese Insul einnahmen/ die Türcken nicht ruheten/ biß sie dieselbige wieder gewonnen hatten. Im übrigen wächset der Baum so gar hoch nicht/ hat Blätter wie Myrthen Blätter/ blühet im Mertz und April/ trägt darnach schwartze Beerlein/ auß welchen die Italiäner (so ihn auch ziehen) ein Oehl/ gleich auß den Lorbeern / pressen.

§. 3.

Das Holtz wird zuweilen in Träncken gegen die Bauch-Flüsse/ Rothe Ruhr und absonderlich gegen den so genandten Leber-Fluß (wornach leicht ein Wasser sucht erfolget gebrauchet; an dessen statt/ weilen es rar und theur ist/ D. Ettmüller das Quitten-Baum Holtz in seinem Com. ad Schroed. pag. 593. recommendiret/ welches auch in den Blut-Stürtzungen und weisem Fluß der Mutter gut thue. In Engeland und Franckreich machet man Zahn-Stecher aus diesem Holtz/ weilen es sehr hart und fest ist/ so gar/ daß die Türcken auch ihre Lantzen-Stiele davon machen sollen.

§. 4.

Je seltener aber das Mastix-Holtz in der Artzney gebrauchet wird/ je öffrer wird dessen Gummi oder

MASTIX

verschrieben/ welches ein schön durchsichtiges/ gelb-weises und gleichsam in runde Tropffen zusammen geronnenes Gummi ist/ eines hartzichten und adstringirenden Geschmacks und guten Geruchs: kommet meistens auß der Insul Scio, wiewohlen auch viel auß Ost-Indien von den Holländern und Portugiesen gebracht wird.

§. 5.

Dieses Gummi tropffet von sich selbsten bey grosser Hitze auß den dicken Aesten und dem Stamm selbsten/ wie bey uns der Vogel-Leim auß den Kirschen Bäumen dringet. Doch sollen die Einwohner auch des Jahrs 12. mahl den Stamm ritzen/ und das herabfliessende Gummi in einem / unter dem Baum mit Fleiß gemachten/ Grüblein samblen/ wie auß der Figur zu sehen; Und weilen nebst dem besten Mastix/ welcher schön weiß/ hell/ klar/ trucken und nur Tropffen-weiß abtropffet/ auch dasjenige/ was hangen bleibt/ oder in eine reine Stätte fält / untereinander gemischet/ und also in Sorten zu uns gebracht wird/ so wird dieser bey den Materialisten MASTIX IN SORTIS, die außerlesene schöne Körner aber MASTIX ELECTA oder in granis genennet. Die Morgenländer sortiren ihn gemeiniglich selbsten/ thun den Schlechten unten in die Fäßger/ die Mittel-Gattung/ in die Mitte/ und den Besten oben darauff/ verkauffen aber keine Sort allein/ sondern es muß eines mit dem andern gehen. Vid. Pometi Hist. Gen. Simpl Lib. 3. 6. 8. p. 112.

§. 6.

Der beste Mastix muß voll von schönen/ lautern/ gläntzenden und klingenden Körnern seyn / welche schön groß sind/ doch leicht zerrieben werden können: Muß wenig Rinden und Unreines / kein Pulver/ Staub/ auch kein Holtz oder schwartz darunter haben und überall wohl riechen. Je weisser/ je besser. Wiewohlen Marxius, Schurtzius und andere Materialisten auch eines rothen Mastichis gedencken/ welcher dem andern den Körner nach gleich/ aber roth seyn soll/ welcher doch hiesiger Orten gantz unbekandt ist.

§. 7.

Was den Nutzen und Gebrauch dieses Gummi anlanget/ so trucknet es und zeucht mittelmäsig zusammen; weßwegen es innerlich den welcken Magen stärcket und dessen Tonum durch seine zusammenziehende Krafft befestiget/ auch in allem Erbrechen/ Bauch- und andern Flüssen / besonders bey den Kindern/ gebraucht wird/ man schlucke nun die Körner zu ij. biß iv. gantz ein/ oder nehme selbige zu Pulver gestossen/ gilt gleich. Man kocht sie auch in Wasser oder Wein und trinckt die Brühe da-

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        <p>verschrieben/ welches ein schön durchsichtiges/ gelb-weises und gleichsam in runde Tropffen       zusammen geronnenes Gummi ist/ eines hartzichten und adstringirenden Geschmacks und guten       Geruchs: kommet meistens auß der Insul Scio, wiewohlen auch viel auß Ost-Indien von den       Holländern und Portugiesen gebracht wird.</p>
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[269/0315] §. 1. DAs Mastix-Holtz/ oder Lignum Lentiscinum, bestehet in den Apothecken auß gnodichten Aestlein/ eines Fingers dick/ welche inwendig weiß/ außwendig aber mit einer Asch-Farbichten Schale bedecket sind/ haben einen hartzichten Geruch und adstring. Geschmack: Muß frisch angeschaffet werden/ dann es bald wurmstichicht wird/ wie wohlen es schwer und hart ist/ und weil es offters mit dem Visco Corylino verfälschet wird/ muß man es daran erkennen/ daß die Aestger vom Mastix-Baum viel gröber und dicker sind/ als die Mispel/ vid. Pomet. Hist. Simpl. p. III. §. 2. Der Baum dieses Holtzes wird Lentiscus oder Mastix-Baum genennet/ wächset in verschiedenen Orientalischen Ländern/ als AEgypten/ Indien sc. wird aber doch am sorgfältigsten in der Insul Scio, oder Chio, gepflantzet und erzogen/ auch in solchem Werth gehalten/ daß derjenige / so einen solchen noch guten und nicht verdorbenen Baum abhauen solte/ sobalden die Hand verlieren müste/ indem der Einwohner Reichthumb hierin bestehet/ daß sie den Mastix davon samblen und in die Welt schicken/ welcher Handel ihnen jährlich bey die 20000. Gold-Gülden außtragen soll/ wie Eichovius in seinen Reiß-Beschreibungen pag. 95. berichtet; weßwegen dann auch im letztern Türcken-Krieg/ da die Venetianer diese Insul einnahmen/ die Türcken nicht ruheten/ biß sie dieselbige wieder gewonnen hatten. Im übrigen wächset der Baum so gar hoch nicht/ hat Blätter wie Myrthen Blätter/ blühet im Mertz und April/ trägt darnach schwartze Beerlein/ auß welchen die Italiäner (so ihn auch ziehen) ein Oehl/ gleich auß den Lorbeern / pressen. §. 3. Das Holtz wird zuweilen in Träncken gegen die Bauch-Flüsse/ Rothe Ruhr und absonderlich gegen den so genandten Leber-Fluß (wornach leicht ein Wasser sucht erfolget gebrauchet; an dessen statt/ weilen es rar und theur ist/ D. Ettmüller das Quitten-Baum Holtz in seinem Com. ad Schroed. pag. 593. recommendiret/ welches auch in den Blut-Stürtzungen und weisem Fluß der Mutter gut thue. In Engeland und Franckreich machet man Zahn-Stecher aus diesem Holtz/ weilen es sehr hart und fest ist/ so gar/ daß die Türcken auch ihre Lantzen-Stiele davon machen sollen. §. 4. Je seltener aber das Mastix-Holtz in der Artzney gebrauchet wird/ je öffrer wird dessen Gummi oder MASTIX verschrieben/ welches ein schön durchsichtiges/ gelb-weises und gleichsam in runde Tropffen zusammen geronnenes Gummi ist/ eines hartzichten und adstringirenden Geschmacks und guten Geruchs: kommet meistens auß der Insul Scio, wiewohlen auch viel auß Ost-Indien von den Holländern und Portugiesen gebracht wird. §. 5. Dieses Gummi tropffet von sich selbsten bey grosser Hitze auß den dicken Aesten und dem Stamm selbsten/ wie bey uns der Vogel-Leim auß den Kirschen Bäumen dringet. Doch sollen die Einwohner auch des Jahrs 12. mahl den Stamm ritzen/ und das herabfliessende Gummi in einem / unter dem Baum mit Fleiß gemachten/ Grüblein samblen/ wie auß der Figur zu sehen; Und weilen nebst dem besten Mastix/ welcher schön weiß/ hell/ klar/ trucken und nur Tropffen-weiß abtropffet/ auch dasjenige/ was hangen bleibt/ oder in eine reine Stätte fält / untereinander gemischet/ und also in Sorten zu uns gebracht wird/ so wird dieser bey den Materialisten MASTIX IN SORTIS, die außerlesene schöne Körner aber MASTIX ELECTA oder in granis genennet. Die Morgenländer sortiren ihn gemeiniglich selbsten/ thun den Schlechten unten in die Fäßger/ die Mittel-Gattung/ in die Mitte/ und den Besten oben darauff/ verkauffen aber keine Sort allein/ sondern es muß eines mit dem andern gehen. Vid. Pometi Hist. Gen. Simpl Lib. 3. 6. 8. p. 112. §. 6. Der beste Mastix muß voll von schönen/ lautern/ gläntzenden und klingenden Körnern seyn / welche schön groß sind/ doch leicht zerrieben werden können: Muß wenig Rinden und Unreines / kein Pulver/ Staub/ auch kein Holtz oder schwartz darunter haben und überall wohl riechen. Je weisser/ je besser. Wiewohlen Marxius, Schurtzius und andere Materialisten auch eines rothen Mastichis gedencken/ welcher dem andern den Körner nach gleich/ aber roth seyn soll/ welcher doch hiesiger Orten gantz unbekandt ist. §. 7. Was den Nutzen und Gebrauch dieses Gummi anlanget/ so trucknet es und zeucht mittelmäsig zusammen; weßwegen es innerlich den welcken Magen stärcket und dessen Tonum durch seine zusammenziehende Krafft befestiget/ auch in allem Erbrechen/ Bauch- und andern Flüssen / besonders bey den Kindern/ gebraucht wird/ man schlucke nun die Körner zu ij. biß iv. gantz ein/ oder nehme selbige zu Pulver gestossen/ gilt gleich. Man kocht sie auch in Wasser oder Wein und trinckt die Brühe da-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/315>, abgerufen am 29.03.2024.