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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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vor undencklichen Jahren von den alten Araben/ als Rhase, Avicenna und andern beschieben worden; gleichwie sie heutiges Tag noch bey denenselben und den Türcken in stetem Gebrauch ist/ wie Olearius solches im V. Buch oder Persianischen Reise-Beschreibung pag. 399. weitläufftig beschrieben hat. Sie soll den Magen stärcken und dessen Däuung befördern/ treibet den Urin und vertreibet den Schlaaff/ indem sie alle schleimichte Theilger im Geblüth zertheilet/ die Lebens-Geistern extriciren und beweget/ wie es Willisius in Pharm. Rat. p. 202. außleger. Was aber Bontekoe, in seinem Kort Tractaat van de Kragten en't gebruyk van de Coffi, vor Wesens davon mache/ ist männiglichen bekandt. Indessen muß man der Sach nicht zuviel thun/ weilen auß dem Mißbrauch leichtlich andere Kranckheiten entstehen können/ wie Sim. Paulli in seinem Quadripartito Botan. und Commentario de Usu & Abusu Herb. Thee weitläufftig erwiesen hat: wo merckwürdig ist/ daß nicht allein Willisius c. l. einiges Abnehmen/ Lähmigkeit und dergleichen darvon observiret habe/ sondern es erzehlet auch obbelobter Olearius, daß ein Perser-König/ nahmens Sulthan Mahmud Casuin durch dessen Mißbrauch seine Männliche Krafft verlohren und seiner Gemahlin dadurch Ursach zum Ehebruch gegeben habe/ welche/ als sie gesehen/ daß man einen Hengst zu wallachen niedergeworffen/ solle gesagt haben: daß wäre ohnnöthig/ man solte dem Pferd nur das schändliche Cahvvae-Wasser zu trincken geben/ so würde es dem König bald gleich werden; dahero ein Persianer auff seine Sprache gewisse Verse gemacht/ welche folgendes außdeuten:

Caffe du schwartzes Angesicht/
Daß man dich doch mag leiden!
Wo du hinkompst/ muß man da nicht
Die Lust und Beyschlaff meiden.
§. 5.

Die Art und Manier den Caffe zu trincken ist bekandt. Nemblich die gantze Caffe-Bohnen werden in gewissen durchlöcherten Pfannen gebrennet und wann sie zu Pulver gestossen oder gemahlen sind/ wirfft man etwas davon in siedend-hieß Wasser/ giesset es in Thee-Köpger und nimbt es mit oder ohne Zucker. Warumb sie aber müssen gebrennet werden/ leget der Seel. D. Hermanni in seinem Colleg. de Mat. Med. also auß/ damit nemblich die öhlichten Theilen dadurch herauß gebracht und die schärffere theilger temperirt werden. Einige sollen die Caffe-Bohnen auch kochen und wie Erbsen essen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 205. gedencket. Die Zucker-Becker machen jetziger Zeit auch einen braunen Confect darvon/ den sie Caffee Zucker heissen: wird wie der Tragant-Zucker angemacht und auffgetrieben.

Das III. Capitel

Von der CACAO und CHOCOLATEN.

[Abbildung]

vor undencklichen Jahren von den alten Araben/ als Rhase, Avicenna und andern beschieben worden; gleichwie sie heutiges Tag noch bey denenselben und den Türcken in stetem Gebrauch ist/ wie Olearius solches im V. Buch oder Persianischen Reise-Beschreibung pag. 399. weitläufftig beschrieben hat. Sie soll den Magen stärcken und dessen Däuung befördern/ treibet den Urin und vertreibet den Schlaaff/ indem sie alle schleimichte Theilger im Geblüth zertheilet/ die Lebens-Geistern extriciren und beweget/ wie es Willisius in Pharm. Rat. p. 202. außleger. Was aber Bontekoë, in seinem Kort Tractaat van de Kragten en’t gebruyk van de Coffi, vor Wesens davon mache/ ist männiglichen bekandt. Indessen muß man der Sach nicht zuviel thun/ weilen auß dem Mißbrauch leichtlich andere Kranckheiten entstehen können/ wie Sim. Paulli in seinem Quadripartito Botan. und Commentariô de Usu & Abusu Herb. Thee weitläufftig erwiesen hat: wo merckwürdig ist/ daß nicht allein Willisius c. l. einiges Abnehmen/ Lähmigkeit und dergleichen darvon observiret habe/ sondern es erzehlet auch obbelobter Olearius, daß ein Perser-König/ nahmens Sulthan Mahmud Casuin durch dessen Mißbrauch seine Männliche Krafft verlohren und seiner Gemahlin dadurch Ursach zum Ehebruch gegeben habe/ welche/ als sie gesehen/ daß man einen Hengst zu wallachen niedergeworffen/ solle gesagt haben: daß wäre ohnnöthig/ man solte dem Pferd nur das schändliche Cahvvae-Wasser zu trincken geben/ so würde es dem König bald gleich werden; dahero ein Persianer auff seine Sprache gewisse Verse gemacht/ welche folgendes außdeuten:

Caffe du schwartzes Angesicht/
Daß man dich doch mag leiden!
Wo du hinkompst/ muß man da nicht
Die Lust und Beyschlaff meiden.
§. 5.

Die Art und Manier den Caffe zu trincken ist bekandt. Nemblich die gantze Caffe-Bohnen werden in gewissen durchlöcherten Pfannen gebrennet und wann sie zu Pulver gestossen oder gemahlen sind/ wirfft man etwas davon in siedend-hieß Wasser/ giesset es in Thee-Köpger und nimbt es mit oder ohne Zucker. Warumb sie aber müssen gebrennet werden/ leget der Seel. D. Hermanni in seinem Colleg. de Mat. Med. also auß/ damit nemblich die öhlichten Theilen dadurch herauß gebracht und die schärffere theilger temperirt werden. Einige sollen die Caffe-Bohnen auch kochen und wie Erbsen essen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 205. gedencket. Die Zucker-Becker machen jetziger Zeit auch einen braunen Confect darvon/ den sie Caffee Zucker heissen: wird wie der Tragant-Zucker angemacht und auffgetrieben.

Das III. Capitel

Von der CACAO und CHOCOLATEN.

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[283/0329] vor undencklichen Jahren von den alten Araben/ als Rhase, Avicenna und andern beschieben worden; gleichwie sie heutiges Tag noch bey denenselben und den Türcken in stetem Gebrauch ist/ wie Olearius solches im V. Buch oder Persianischen Reise-Beschreibung pag. 399. weitläufftig beschrieben hat. Sie soll den Magen stärcken und dessen Däuung befördern/ treibet den Urin und vertreibet den Schlaaff/ indem sie alle schleimichte Theilger im Geblüth zertheilet/ die Lebens-Geistern extriciren und beweget/ wie es Willisius in Pharm. Rat. p. 202. außleger. Was aber Bontekoë, in seinem Kort Tractaat van de Kragten en’t gebruyk van de Coffi, vor Wesens davon mache/ ist männiglichen bekandt. Indessen muß man der Sach nicht zuviel thun/ weilen auß dem Mißbrauch leichtlich andere Kranckheiten entstehen können/ wie Sim. Paulli in seinem Quadripartito Botan. und Commentariô de Usu & Abusu Herb. Thee weitläufftig erwiesen hat: wo merckwürdig ist/ daß nicht allein Willisius c. l. einiges Abnehmen/ Lähmigkeit und dergleichen darvon observiret habe/ sondern es erzehlet auch obbelobter Olearius, daß ein Perser-König/ nahmens Sulthan Mahmud Casuin durch dessen Mißbrauch seine Männliche Krafft verlohren und seiner Gemahlin dadurch Ursach zum Ehebruch gegeben habe/ welche/ als sie gesehen/ daß man einen Hengst zu wallachen niedergeworffen/ solle gesagt haben: daß wäre ohnnöthig/ man solte dem Pferd nur das schändliche Cahvvae-Wasser zu trincken geben/ so würde es dem König bald gleich werden; dahero ein Persianer auff seine Sprache gewisse Verse gemacht/ welche folgendes außdeuten: Caffe du schwartzes Angesicht/ Daß man dich doch mag leiden! Wo du hinkompst/ muß man da nicht Die Lust und Beyschlaff meiden. §. 5. Die Art und Manier den Caffe zu trincken ist bekandt. Nemblich die gantze Caffe-Bohnen werden in gewissen durchlöcherten Pfannen gebrennet und wann sie zu Pulver gestossen oder gemahlen sind/ wirfft man etwas davon in siedend-hieß Wasser/ giesset es in Thee-Köpger und nimbt es mit oder ohne Zucker. Warumb sie aber müssen gebrennet werden/ leget der Seel. D. Hermanni in seinem Colleg. de Mat. Med. also auß/ damit nemblich die öhlichten Theilen dadurch herauß gebracht und die schärffere theilger temperirt werden. Einige sollen die Caffe-Bohnen auch kochen und wie Erbsen essen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 205. gedencket. Die Zucker-Becker machen jetziger Zeit auch einen braunen Confect darvon/ den sie Caffee Zucker heissen: wird wie der Tragant-Zucker angemacht und auffgetrieben. Das III. Capitel Von der CACAO und CHOCOLATEN. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/329>, abgerufen am 25.04.2024.