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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. I.

CACAO oder (wie es bey denen Americaner heisser) CACAVI ist der Kern einer frembden Frucht / von verschiedener Grösse/ doch gemeiniglich so groß als eine Mandel/ welcher er auch an der Form und eusserlichen Gestalt gantz gleich kommet/ ausser daß die cacao etwas dicker und auffgeblasener/ auch an der eusserlichen Farb etwas röthlicher ist: Hat einen öhlichten und etwas bitteren Geschmack/ aber keinen Geruch/ und wird auß West-Indien/ absonderlich auß Neu-Spanien/ herauß gebracht.

§. 2.

Diese Frucht wächset auff einem Baum/ welcher deßwegen ARBOR CACAVIFERA genennet/ und von Hernandez Lib. 3. Cap. XLVI. Rerum Medicarum Nov. Hisp. pag. 79. am besten beschrieben wird / wo dessen vier unterschiedene Arthen zu sehen sind/ welche auch Wormius in Mus. pag. 191. auß demselben beschrieben hat. Sie kommen an der Grösse und denen Blättern dem Citronen-Baum nicht viel ungleich und tragen eine Frucht wie Melonen/ in welcher diejenige Kerne/ so man Cacao nennet/ wie in einem Granat-Apffel zusammen liegen/ und sollen deren zuweilen über sechtzig in einer Frucht gefunden werden/ wie Pomet in seiner Hist. Gener des Drogues pag. 206. berichter/ welcher deren Figur nach des Herrn Tournefort Original communiciret/ wie solche oben im Anfang dieses Capitels zu sehen ist. Weswegen dann der Seel. Herr Ettmüllerus (dafern es seine eigene Worte sind) hierinnen unrecht daran ist/ wann er die Cacao vor die Cocos Nüsse gehalten/ wie man in dessen Comment. Schroed. pag. 721. ersehen kan.

§. 3.

Nach dem Unterscheid dieser vier Bäumen hat man auch vier Sorten von der Cacao selbsten / deren zwey die grosse und kleine CARAQUEN (weilen sie auß der Provintz Nicaraga kommen) genennet werden: Die dritte und vierdte aber die grosse und kleine Cacao von den Insuln heissen / weilen sie auß den Americanischen Insulen/ absonderlich S. Domingo gebracht werden: unter welchen die allererste und so genandte dicke Caraques, absonderlich zum Chocolat, vor die Beste gehalten werden/ wie obgemeldter Pomet solches am berührten Ort vor andern gemeldet hat. Man bringt sie auch zuweilen zu Kuchen gestossen/ absonderlich die letzte/ welchen aber nicht zu trauen ist.

§. 4.

Es müssen aber die Cacao-Körner noch frisch/ schwer und wichtig/ auch wann es seyn kan / von den grösten Caraquen wann sie vor gut passiren sollen: Außwendig schwartzlich/ inwendig dunckel-roth/ wie gebrandte Mandeln anzusehen; wie dann Hernandez l. c. meldet/ daß/ weilen sie gar zu öhlicht seyen/ vor dem Gebrauch in America geröstet würden. Es mag auch wohl seyn / daß sie also herausser kommen/ wiewohlen solches vor gewiß nicht sagen kann. Sie müssen auch nicht wurmstichicht oder schimlicht seyn/ sondern einen guten Geschmack haben und nicht zerbrochen/ sondern noch gantz seyn.

§. 5.

Ihren Nutzen und Gebrauch betreffend/ so hat man vor diesem in America diesen bey den Wilden so genandten Cacavatl-Saamen an statt der Müntz gebraucht/ gleich wie andere Orientalische Völcker Muscheln/ Blätter und dergleichen an statt des Gelds außgeben. In der Artzney aber ist dieses das Haupt- und Grund-Stück des heut zu Tages so bekandten Chocolats oder Succolates, welches eine Composition auß diesen Körnern und andern Gewürtzen ist/ wie bald hernach soll gesaget werden. An sich selbsten aber ist diese Frucht etwas kalter Natur/ doch aber sehr nahrhafftig/ wie die Mandeln/ so gar/ daß ein gewisser Engeländer/ nahmens Stubbe in einem Tr. von der Chocolate ohngescheuet vorgibt/ daß in einer Untz Cacao mehr Nahrungs-Safft stecke / als in einem gantzen [unleserliches Material]. Ochsen-Fleisch; und ist merckwürdig/ daß wann solche Frucht auß einer Retorte destilliret wird/ ein phlegman davon übergehen soll/ welches wie Fleisch-Suppen schmäcket: nachmahlen aber ein Oehl und [unleserliches Material]. welche wie gebraten Fett riechen sollen/ wie Ettmüllerus solches auß des Le Feure Chymie in seinem Comment. Schroed. p. 721. erinnert hat. Weswegen dann diese Frucht den Schwindsüchtigen sehr dienlich seyn soll/ wann sie entweder allein/ oder mit Türckischem Korn in Wasser gesotten getruncken wird/ und komt also hierin mit unsern Pineln und Pimper-Nüssen überein. Die Americaner geben solchen gegen die Rothe-Ruhr / worzu sie auch das Gummi von dem Baum recommendiren/ dessen Hernandez an obigem Ort gedacht hat. In dem Husten sollen sie sich damit räuchern. Das Oehl/ so davon gepresset wird/ dienet an statt des Schmincke.

§. 6.

Weilen aber/ wie obgemeldtet/ die Cacao-Körner kalter Complexion sind/ so haben die Americaner solche durch allerhand Gewürtz und Zucker zu corrigiren gesuchet/ dahero das bekandte Compositum, welches sie Chocolatl, wir aber CHOCOLATAM oder auch Succolatam nennen / entsprungen. Diese

CHOCOLATA

nun ist einen Mass/ aus Cacao, Zucker und verschiedenen Gewürtzen zubereitet/ dessen Be-

§. I.

CACAO oder (wie es bey denen Americaner heisser) CACAVI ist der Kern einer frembden Frucht / von verschiedener Grösse/ doch gemeiniglich so groß als eine Mandel/ welcher er auch an der Form und eusserlichen Gestalt gantz gleich kommet/ ausser daß die cacao etwas dicker und auffgeblasener/ auch an der eusserlichen Farb etwas röthlicher ist: Hat einen öhlichten und etwas bitteren Geschmack/ aber keinen Geruch/ und wird auß West-Indien/ absonderlich auß Neu-Spanien/ herauß gebracht.

§. 2.

Diese Frucht wächset auff einem Baum/ welcher deßwegen ARBOR CACAVIFERA genennet/ und von Hernandez Lib. 3. Cap. XLVI. Rerum Medicarum Nov. Hisp. pag. 79. am besten beschrieben wird / wo dessen vier unterschiedene Arthen zu sehen sind/ welche auch Wormius in Mus. pag. 191. auß demselben beschrieben hat. Sie kommen an der Grösse und denen Blättern dem Citronen-Baum nicht viel ungleich und tragen eine Frucht wie Melonen/ in welcher diejenige Kerne/ so man Cacao nennet/ wie in einem Granat-Apffel zusammen liegen/ und sollen deren zuweilen über sechtzig in einer Frucht gefunden werden/ wie Pomet in seiner Hist. Gener des Drogues pag. 206. berichter/ welcher deren Figur nach des Herrn Tournefort Original communiciret/ wie solche oben im Anfang dieses Capitels zu sehen ist. Weswegen dann der Seel. Herr Ettmüllerus (dafern es seine eigene Worte sind) hierinnen unrecht daran ist/ wann er die Cacao vor die Cocos Nüsse gehalten/ wie man in dessen Comment. Schroed. pag. 721. ersehen kan.

§. 3.

Nach dem Unterscheid dieser vier Bäumen hat man auch vier Sorten von der Cacao selbsten / deren zwey die grosse und kleine CARAQUEN (weilen sie auß der Provintz Nicaraga kommen) genennet werden: Die dritte und vierdte aber die grosse und kleine Cacao von den Insuln heissen / weilen sie auß den Americanischen Insulen/ absonderlich S. Domingo gebracht werden: unter welchen die allererste und so genandte dicke Caraques, absonderlich zum Chocolat, vor die Beste gehalten werden/ wie obgemeldter Pomet solches am berührten Ort vor andern gemeldet hat. Man bringt sie auch zuweilen zu Kuchen gestossen/ absonderlich die letzte/ welchen aber nicht zu trauen ist.

§. 4.

Es müssen aber die Cacao-Körner noch frisch/ schwer und wichtig/ auch wann es seyn kan / von den grösten Caraquen wann sie vor gut passiren sollen: Außwendig schwartzlich/ inwendig dunckel-roth/ wie gebrandte Mandeln anzusehen; wie dann Hernandez l. c. meldet/ daß/ weilen sie gar zu öhlicht seyen/ vor dem Gebrauch in America geröstet würden. Es mag auch wohl seyn / daß sie also herausser kommen/ wiewohlen solches vor gewiß nicht sagen kann. Sie müssen auch nicht wurmstichicht oder schimlicht seyn/ sondern einen guten Geschmack haben und nicht zerbrochen/ sondern noch gantz seyn.

§. 5.

Ihren Nutzen und Gebrauch betreffend/ so hat man vor diesem in America diesen bey den Wilden so genandten Cacavatl-Saamen an statt der Müntz gebraucht/ gleich wie andere Orientalische Völcker Muscheln/ Blätter und dergleichen an statt des Gelds außgeben. In der Artzney aber ist dieses das Haupt- und Grund-Stück des heut zu Tages so bekandten Chocolats oder Succolates, welches eine Composition auß diesen Körnern und andern Gewürtzen ist/ wie bald hernach soll gesaget werden. An sich selbsten aber ist diese Frucht etwas kalter Natur/ doch aber sehr nahrhafftig/ wie die Mandeln/ so gar/ daß ein gewisser Engeländer/ nahmens Stubbe in einem Tr. von der Chocolate ohngescheuet vorgibt/ daß in einer Untz Cacao mehr Nahrungs-Safft stecke / als in einem gantzen [unleserliches Material]. Ochsen-Fleisch; und ist merckwürdig/ daß wann solche Frucht auß einer Retorte destilliret wird/ ein phlegman davon übergehen soll/ welches wie Fleisch-Suppen schmäcket: nachmahlen aber ein Oehl und [unleserliches Material]. welche wie gebraten Fett riechen sollen/ wie Ettmüllerus solches auß des Le Feure Chymie in seinem Comment. Schroed. p. 721. erinnert hat. Weswegen dann diese Frucht den Schwindsüchtigen sehr dienlich seyn soll/ wann sie entweder allein/ oder mit Türckischem Korn in Wasser gesotten getruncken wird/ und komt also hierin mit unsern Pineln und Pimper-Nüssen überein. Die Americaner geben solchen gegen die Rothe-Ruhr / worzu sie auch das Gummi von dem Baum recommendiren/ dessen Hernandez an obigem Ort gedacht hat. In dem Husten sollen sie sich damit räuchern. Das Oehl/ so davon gepresset wird/ dienet an statt des Schmincke.

§. 6.

Weilen aber/ wie obgemeldtet/ die Cacao-Körner kalter Complexion sind/ so haben die Americaner solche durch allerhand Gewürtz und Zucker zu corrigiren gesuchet/ dahero das bekandte Compositum, welches sie Chocolatl, wir aber CHOCOLATAM oder auch Succolatam nennen / entsprungen. Diese

CHOCOLATA

nun ist einen Mass/ aus Cacao, Zucker und verschiedenen Gewürtzen zubereitet/ dessen Be-

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        <p>Ihren Nutzen und Gebrauch betreffend/ so hat man vor diesem in America diesen bey den Wilden       so genandten Cacavatl-Saamen an statt der Müntz gebraucht/ gleich wie andere Orientalische       Völcker Muscheln/ Blätter und dergleichen an statt des Gelds außgeben. In der Artzney aber ist       dieses das Haupt- und Grund-Stück des heut zu Tages so bekandten Chocolats oder Succolates,       welches eine Composition auß diesen Körnern und andern Gewürtzen ist/ wie bald hernach soll       gesaget werden. An sich selbsten aber ist diese Frucht etwas kalter Natur/ doch aber sehr       nahrhafftig/ wie die Mandeln/ so gar/ daß ein gewisser Engeländer/ nahmens Stubbe in einem       Tr. von der Chocolate ohngescheuet vorgibt/ daß in einer Untz Cacao mehr Nahrungs-Safft stecke      / als in einem gantzen <gap reason="illegible"/>. Ochsen-Fleisch; und ist merckwürdig/ daß wann solche Frucht auß       einer Retorte destilliret wird/ ein phlegman davon übergehen soll/ welches wie Fleisch-Suppen       schmäcket: nachmahlen aber ein Oehl und <gap reason="illegible"/>. welche wie gebraten Fett riechen sollen/ wie       Ettmüllerus solches auß des Le Feure Chymie in seinem Comment. Schroed. p. 721. erinnert hat.       Weswegen dann diese Frucht den Schwindsüchtigen sehr dienlich seyn soll/ wann sie entweder       allein/ oder mit Türckischem Korn in Wasser gesotten getruncken wird/ und komt also hierin       mit unsern Pineln und Pimper-Nüssen überein. Die Americaner geben solchen gegen die Rothe-Ruhr      / worzu sie auch das Gummi von dem Baum recommendiren/ dessen Hernandez an obigem Ort gedacht       hat. In dem Husten sollen sie sich damit räuchern. Das Oehl/ so davon gepresset wird/ dienet       an statt des Schmincke.</p>
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[284/0330] §. I. CACAO oder (wie es bey denen Americaner heisser) CACAVI ist der Kern einer frembden Frucht / von verschiedener Grösse/ doch gemeiniglich so groß als eine Mandel/ welcher er auch an der Form und eusserlichen Gestalt gantz gleich kommet/ ausser daß die cacao etwas dicker und auffgeblasener/ auch an der eusserlichen Farb etwas röthlicher ist: Hat einen öhlichten und etwas bitteren Geschmack/ aber keinen Geruch/ und wird auß West-Indien/ absonderlich auß Neu-Spanien/ herauß gebracht. §. 2. Diese Frucht wächset auff einem Baum/ welcher deßwegen ARBOR CACAVIFERA genennet/ und von Hernandez Lib. 3. Cap. XLVI. Rerum Medicarum Nov. Hisp. pag. 79. am besten beschrieben wird / wo dessen vier unterschiedene Arthen zu sehen sind/ welche auch Wormius in Mus. pag. 191. auß demselben beschrieben hat. Sie kommen an der Grösse und denen Blättern dem Citronen-Baum nicht viel ungleich und tragen eine Frucht wie Melonen/ in welcher diejenige Kerne/ so man Cacao nennet/ wie in einem Granat-Apffel zusammen liegen/ und sollen deren zuweilen über sechtzig in einer Frucht gefunden werden/ wie Pomet in seiner Hist. Gener des Drogues pag. 206. berichter/ welcher deren Figur nach des Herrn Tournefort Original communiciret/ wie solche oben im Anfang dieses Capitels zu sehen ist. Weswegen dann der Seel. Herr Ettmüllerus (dafern es seine eigene Worte sind) hierinnen unrecht daran ist/ wann er die Cacao vor die Cocos Nüsse gehalten/ wie man in dessen Comment. Schroed. pag. 721. ersehen kan. §. 3. Nach dem Unterscheid dieser vier Bäumen hat man auch vier Sorten von der Cacao selbsten / deren zwey die grosse und kleine CARAQUEN (weilen sie auß der Provintz Nicaraga kommen) genennet werden: Die dritte und vierdte aber die grosse und kleine Cacao von den Insuln heissen / weilen sie auß den Americanischen Insulen/ absonderlich S. Domingo gebracht werden: unter welchen die allererste und so genandte dicke Caraques, absonderlich zum Chocolat, vor die Beste gehalten werden/ wie obgemeldter Pomet solches am berührten Ort vor andern gemeldet hat. Man bringt sie auch zuweilen zu Kuchen gestossen/ absonderlich die letzte/ welchen aber nicht zu trauen ist. §. 4. Es müssen aber die Cacao-Körner noch frisch/ schwer und wichtig/ auch wann es seyn kan / von den grösten Caraquen wann sie vor gut passiren sollen: Außwendig schwartzlich/ inwendig dunckel-roth/ wie gebrandte Mandeln anzusehen; wie dann Hernandez l. c. meldet/ daß/ weilen sie gar zu öhlicht seyen/ vor dem Gebrauch in America geröstet würden. Es mag auch wohl seyn / daß sie also herausser kommen/ wiewohlen solches vor gewiß nicht sagen kann. Sie müssen auch nicht wurmstichicht oder schimlicht seyn/ sondern einen guten Geschmack haben und nicht zerbrochen/ sondern noch gantz seyn. §. 5. Ihren Nutzen und Gebrauch betreffend/ so hat man vor diesem in America diesen bey den Wilden so genandten Cacavatl-Saamen an statt der Müntz gebraucht/ gleich wie andere Orientalische Völcker Muscheln/ Blätter und dergleichen an statt des Gelds außgeben. In der Artzney aber ist dieses das Haupt- und Grund-Stück des heut zu Tages so bekandten Chocolats oder Succolates, welches eine Composition auß diesen Körnern und andern Gewürtzen ist/ wie bald hernach soll gesaget werden. An sich selbsten aber ist diese Frucht etwas kalter Natur/ doch aber sehr nahrhafftig/ wie die Mandeln/ so gar/ daß ein gewisser Engeländer/ nahmens Stubbe in einem Tr. von der Chocolate ohngescheuet vorgibt/ daß in einer Untz Cacao mehr Nahrungs-Safft stecke / als in einem gantzen _ . Ochsen-Fleisch; und ist merckwürdig/ daß wann solche Frucht auß einer Retorte destilliret wird/ ein phlegman davon übergehen soll/ welches wie Fleisch-Suppen schmäcket: nachmahlen aber ein Oehl und _ . welche wie gebraten Fett riechen sollen/ wie Ettmüllerus solches auß des Le Feure Chymie in seinem Comment. Schroed. p. 721. erinnert hat. Weswegen dann diese Frucht den Schwindsüchtigen sehr dienlich seyn soll/ wann sie entweder allein/ oder mit Türckischem Korn in Wasser gesotten getruncken wird/ und komt also hierin mit unsern Pineln und Pimper-Nüssen überein. Die Americaner geben solchen gegen die Rothe-Ruhr / worzu sie auch das Gummi von dem Baum recommendiren/ dessen Hernandez an obigem Ort gedacht hat. In dem Husten sollen sie sich damit räuchern. Das Oehl/ so davon gepresset wird/ dienet an statt des Schmincke. §. 6. Weilen aber/ wie obgemeldtet/ die Cacao-Körner kalter Complexion sind/ so haben die Americaner solche durch allerhand Gewürtz und Zucker zu corrigiren gesuchet/ dahero das bekandte Compositum, welches sie Chocolatl, wir aber CHOCOLATAM oder auch Succolatam nennen / entsprungen. Diese CHOCOLATA nun ist einen Mass/ aus Cacao, Zucker und verschiedenen Gewürtzen zubereitet/ dessen Be-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/330>, abgerufen am 25.04.2024.