Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

dere verkauffet wird. Noch klärlicher aber wird der Pfeffer/ nach Unterscheid der Länder/ woher er kommet/ von dem Frantzöischen Materialisten Mons. Pomet in seiner Historie Generale des Drogues Part. I. Lib. 7. pag. 139. also sortiret / daß der erste und schöneste der Malabarische: der zweyte von Jamby und der dritte von Bilipatham herrühre: welcher letztere/ ob er schon gantz dürr/ mager und klein-körnericht ist / von den Türcken doch am höchsten aestimiret/ und weilen er nicht zu hitzig/ am meisten gesuchet wird; weswegen dessen von den Holländern sehr wenig heraus gebracht wird/ so die Türcken gern bey ihrem Wahn und Glauben lassen/ und hergegen mehr nach dem grob- und schwerkörnerichten Pfeffer trachten/ welchen sie von den Wilden gemeiniglich gegen andere Waaren/ als Quecksilber/ Zinnober/ Opium und dergleichen außtauschen; weswegen sie auch dieses Gewürtz viel wohlfeiler/ als die Engeländer/ geben können/ weilen diese baar Geld geben/ da die Holländer an ihren eigenen Waaren hergegen offt Cento pro Cento gewinnen können / welche ihn in grosser Menge heraus führen/ und fast an statt des Ballast in den Schiffen gebrauchen/ wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 114. schreibet.

§. 4.

Die Prob des Pfeffers betreffend/ so muß solcher fein grob an Körnern/ schwer in der Hand / braunlicht/ glatt und nicht zu runtzelicht seyn/ auch viel weisse Körner in sich halten / welche sich/ wie die andere all/ nicht leicht zerreiben lassen/ sondern gantz bleiben. Man muß auch zu sehen/ daß die gröste und beste Pfeffer-Körner nicht heraus gesuchet und außgelesen seyn/ aus welchen einige vortheilhaffte Materialisten und Apothecker den weissen Pfeffer machen; welches darmit zuentdecken/ daß man die Körner in Wasser werffe und in obacht nehme/ ob sie zu Grund gehen oder oben schwimmen: Sintemahl derjenige/ welcher schon in warmen Wasser gewesen und also der weisse darvon gemacht worden/ nur oben schwimmet auch sich leichtlich in der Hand zerreiben lässet. Wo aber viel Staub unter ist/ hält man nicht vor Kauff-Manns-Gut. Weilen auch die gemeine Würtz-Krämer und Schachtel-Träger den Pfeffer meistens gemahlen und gestosen herumb tragen/ zuvor aber mit denen so genandten Paradieß-Körnern vermischen/ oder wohl gar geröst Brod oder andere Sachen darunter thun/ so muß ein kluger Hauß-Vatter ihnen nicht so schlechter dings trauen/ sondern den Pfeffer/ wie auch andere Gewürtze/ lieber gantz/ als zerstosen kauffen.

§. 5.

Die Krafft und Tugendt des Pfeffers bestehet in einem sehr erwärmenden/ zertheilenden und außtruckenden flüchtigen Saltz und feurigem Oehl/ wormit es den erkalteten Magen erwärmen und allen Schleim darin verzehren kan; weswegen man den Pfeffer nicht allein zu allen kalten und zähen Speissen thut/ sondern auch in der Artzney fleissig gebraucht/ indem einige Körner nur gröblich zerbissen und also gantz verschlungen den schwachen Magen stärcken/ guten Appetit machen und die Winde auch zertheilen könne. Die gemeine Leut brauchen ihn fleissig gegen das Fieber/ indem sie sieben/ biß zehen Körner gröblich zerstosen in einem Löffel voll Branden-Wein vor dem Anstoß einnehmen und darauff schwitzen; welches aber nicht allemahl sicher ist und nur bey starcken und kalten Complexionen gut thut. Sicherer ist es/ daß man das Oleum Piperis oder destillirte Oehl darvon gegen den allzugrossen Frost des Fiebers in die Hertz-Grube oder Rück-Grad reibe. In den Apothecken hat man die Species von dem Pfeffer / diatrion Pipereon genandt/ welche zu denen Haupt- und Magen-Morsellen/ Magen-Pulvern / Tresenet und dergleichen kommen.

§. 6.

Ob aber aus besagtem schwartzen Pfeffer der so genandte weisse Pfeffer oder

PIPER ALBUM

allein durch künstliche Beitzung und Einweiung geschälet und verfertiget werde? oder ob derselbe auch natürlich also wachse? davon sind die Natur-Kündiger und Materialisten noch nicht einerley Meynung. Viele halten es mit der ersten Meynung/ indem nicht allein Erasmus Francisci in seinem Ost-Indianischen Lust-Garten pag. 399. sondern auch die Englische Societät in Londen in ihren Actis Vol. 1. pag. 879. wie auch der Scribent des Horti Malabarici Tom. 7. Tab. 12. pag. 23. versichert/ daß der weisse Pfeffer von dem schwartzen herrühre/ welchen Ettmüllerus, Charas, Marxius, Schurzius und andere auch beypflichten/ so gar/ daß bemeldter Charas die alte Vorfahren und andere/ so da glauben/ das der weisse Pfeffer also wachse/ in seiner Histori der Theriacs-Ingredientien pag. 146. mit verschiedenen Gründen zu widerlegen suchet. Andere hergegen/ als Gerard, Parkinsonius und andere so sich auff die Erkändnus der frembden Kräuter absonderlich geleget/ unterstützen das Gegentheil und beschreiben eine besondere Winde / welche den weiß-grauen Pfeffer trage/ und in dem Kupffer-Blat oben von Pometo unter Augen gestellet wird; welches auch weder der berümbte und hierinnen sehr erfahrne. Doct. Hermanni in seinen Mss. Noch auch Dale in seiner Pharmacologia pag. 446. gäntzlich zu verneinen sich getrauet haben/ anbey aber dieses versicherende/ daß kein natürlicher weisser Pfeffer aus Indien in Europam komme/ son-

dere verkauffet wird. Noch klärlicher aber wird der Pfeffer/ nach Unterscheid der Länder/ woher er kommet/ von dem Frantzöischen Materialisten Mons. Pomet in seiner Historie Generale des Drogues Part. I. Lib. 7. pag. 139. also sortiret / daß der erste und schöneste der Malabarische: der zweyte von Jamby und der dritte von Bilipatham herrühre: welcher letztere/ ob er schon gantz dürr/ mager und klein-körnericht ist / von den Türcken doch am höchsten aestimiret/ und weilen er nicht zu hitzig/ am meisten gesuchet wird; weswegen dessen von den Holländern sehr wenig heraus gebracht wird/ so die Türcken gern bey ihrem Wahn und Glauben lassen/ und hergegen mehr nach dem grob- und schwerkörnerichten Pfeffer trachten/ welchen sie von den Wilden gemeiniglich gegen andere Waaren/ als Quecksilber/ Zinnober/ Opium und dergleichen außtauschen; weswegen sie auch dieses Gewürtz viel wohlfeiler/ als die Engeländer/ geben können/ weilen diese baar Geld geben/ da die Holländer an ihren eigenen Waaren hergegen offt Cento pro Cento gewinnen können / welche ihn in grosser Menge heraus führen/ und fast an statt des Ballast in den Schiffen gebrauchen/ wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 114. schreibet.

§. 4.

Die Prob des Pfeffers betreffend/ so muß solcher fein grob an Körnern/ schwer in der Hand / braunlicht/ glatt und nicht zu runtzelicht seyn/ auch viel weisse Körner in sich halten / welche sich/ wie die andere all/ nicht leicht zerreiben lassen/ sondern gantz bleiben. Man muß auch zu sehen/ daß die gröste und beste Pfeffer-Körner nicht heraus gesuchet und außgelesen seyn/ aus welchen einige vortheilhaffte Materialisten und Apothecker den weissen Pfeffer machen; welches darmit zuentdecken/ daß man die Körner in Wasser werffe und in obacht nehme/ ob sie zu Grund gehen oder oben schwimmen: Sintemahl derjenige/ welcher schon in warmen Wasser gewesen und also der weisse darvon gemacht worden/ nur oben schwimmet auch sich leichtlich in der Hand zerreiben lässet. Wo aber viel Staub unter ist/ hält man nicht vor Kauff-Manns-Gut. Weilen auch die gemeine Würtz-Krämer und Schachtel-Träger den Pfeffer meistens gemahlen und gestosen herumb tragen/ zuvor aber mit denen so genandten Paradieß-Körnern vermischen/ oder wohl gar geröst Brod oder andere Sachen darunter thun/ so muß ein kluger Hauß-Vatter ihnen nicht so schlechter dings trauen/ sondern den Pfeffer/ wie auch andere Gewürtze/ lieber gantz/ als zerstosen kauffen.

§. 5.

Die Krafft und Tugendt des Pfeffers bestehet in einem sehr erwärmenden/ zertheilenden und außtruckenden flüchtigen Saltz und feurigem Oehl/ wormit es den erkalteten Magen erwärmen und allen Schleim darin verzehren kan; weswegen man den Pfeffer nicht allein zu allen kalten und zähen Speissen thut/ sondern auch in der Artzney fleissig gebraucht/ indem einige Körner nur gröblich zerbissen und also gantz verschlungen den schwachen Magen stärcken/ guten Appetit machen und die Winde auch zertheilen könne. Die gemeine Leut brauchen ihn fleissig gegen das Fieber/ indem sie sieben/ biß zehen Körner gröblich zerstosen in einem Löffel voll Branden-Wein vor dem Anstoß einnehmen und darauff schwitzen; welches aber nicht allemahl sicher ist und nur bey starcken und kalten Complexionen gut thut. Sicherer ist es/ daß man das Oleum Piperis oder destillirte Oehl darvon gegen den allzugrossen Frost des Fiebers in die Hertz-Grube oder Rück-Grad reibe. In den Apothecken hat man die Species von dem Pfeffer / diatrion Pipereon genandt/ welche zu denen Haupt- und Magen-Morsellen/ Magen-Pulvern / Tresenet und dergleichen kommen.

§. 6.

Ob aber aus besagtem schwartzen Pfeffer der so genandte weisse Pfeffer oder

PIPER ALBUM

allein durch künstliche Beitzung und Einweiung geschälet und verfertiget werde? oder ob derselbe auch natürlich also wachse? davon sind die Natur-Kündiger und Materialisten noch nicht einerley Meynung. Viele halten es mit der ersten Meynung/ indem nicht allein Erasmus Francisci in seinem Ost-Indianischen Lust-Garten pag. 399. sondern auch die Englische Societät in Londen in ihren Actis Vol. 1. pag. 879. wie auch der Scribent des Horti Malabarici Tom. 7. Tab. 12. pag. 23. versichert/ daß der weisse Pfeffer von dem schwartzen herrühre/ welchen Ettmüllerus, Charas, Marxius, Schurzius und andere auch beypflichten/ so gar/ daß bemeldter Charas die alte Vorfahren und andere/ so da glauben/ das der weisse Pfeffer also wachse/ in seiner Histori der Theriacs-Ingredientien pag. 146. mit verschiedenen Gründen zu widerlegen suchet. Andere hergegen/ als Gerard, Parkinsonius und andere so sich auff die Erkändnus der frembden Kräuter absonderlich geleget/ unterstützen das Gegentheil und beschreiben eine besondere Winde / welche den weiß-grauen Pfeffer trage/ und in dem Kupffer-Blat oben von Pometo unter Augen gestellet wird; welches auch weder der berümbte und hierinnen sehr erfahrne. Doct. Hermanni in seinen Mss. Noch auch Dale in seiner Pharmacologia pag. 446. gäntzlich zu verneinen sich getrauet haben/ anbey aber dieses versicherende/ daß kein natürlicher weisser Pfeffer aus Indien in Europam komme/ son-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0344" n="298"/>
dere verkauffet wird. Noch klärlicher aber wird der       Pfeffer/ nach Unterscheid der Länder/ woher er kommet/ von dem Frantzöischen Materialisten       Mons. Pomet in seiner Historie Generale des Drogues Part. I. Lib. 7. pag. 139. also sortiret /       daß der erste und schöneste der Malabarische: der zweyte von Jamby und der dritte von       Bilipatham herrühre: welcher letztere/ ob er schon gantz dürr/ mager und klein-körnericht ist      / von den Türcken doch am höchsten aestimiret/ und weilen er nicht zu hitzig/ am meisten       gesuchet wird; weswegen dessen von den Holländern sehr wenig heraus gebracht wird/ so die       Türcken gern bey ihrem Wahn und Glauben lassen/ und hergegen mehr nach dem grob- und       schwerkörnerichten Pfeffer trachten/ welchen sie von den Wilden gemeiniglich gegen andere       Waaren/ als Quecksilber/ Zinnober/ Opium und dergleichen außtauschen; weswegen sie auch       dieses Gewürtz viel wohlfeiler/ als die Engeländer/ geben können/ weilen diese baar Geld       geben/ da die Holländer an ihren eigenen Waaren hergegen offt Cento pro Cento gewinnen können      / welche ihn in grosser Menge heraus führen/ und fast an statt des Ballast in den Schiffen       gebrauchen/ wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 114. schreibet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Die Prob des Pfeffers betreffend/ so muß solcher fein grob an Körnern/ schwer in der Hand /       braunlicht/ glatt und nicht zu runtzelicht seyn/ auch viel weisse Körner in sich halten /       welche sich/ wie die andere all/ nicht leicht zerreiben lassen/ sondern gantz bleiben. Man       muß auch zu sehen/ daß die gröste und beste Pfeffer-Körner nicht heraus gesuchet und       außgelesen seyn/ aus welchen einige vortheilhaffte Materialisten und Apothecker den weissen       Pfeffer machen; welches darmit zuentdecken/ daß man die Körner in Wasser werffe und in obacht       nehme/ ob sie zu Grund gehen oder oben schwimmen: Sintemahl derjenige/ welcher schon in       warmen Wasser gewesen und also der weisse darvon gemacht worden/ nur oben schwimmet auch sich       leichtlich in der Hand zerreiben lässet. Wo aber viel Staub unter ist/ hält man nicht vor       Kauff-Manns-Gut. Weilen auch die gemeine Würtz-Krämer und Schachtel-Träger den Pfeffer meistens       gemahlen und gestosen herumb tragen/ zuvor aber mit denen so genandten Paradieß-Körnern       vermischen/ oder wohl gar geröst Brod oder andere Sachen darunter thun/ so muß ein kluger       Hauß-Vatter ihnen nicht so schlechter dings trauen/ sondern den Pfeffer/ wie auch andere       Gewürtze/ lieber gantz/ als zerstosen kauffen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Die Krafft und Tugendt des Pfeffers bestehet in einem sehr erwärmenden/ zertheilenden und       außtruckenden flüchtigen Saltz und feurigem Oehl/ wormit es den erkalteten Magen erwärmen und       allen Schleim darin verzehren kan; weswegen man den Pfeffer nicht allein zu allen kalten und       zähen Speissen thut/ sondern auch in der Artzney fleissig gebraucht/ indem einige Körner nur       gröblich zerbissen und also gantz verschlungen den schwachen Magen stärcken/ guten Appetit       machen und die Winde auch zertheilen könne. Die gemeine Leut brauchen ihn fleissig gegen das       Fieber/ indem sie sieben/ biß zehen Körner gröblich zerstosen in einem Löffel voll       Branden-Wein vor dem Anstoß einnehmen und darauff schwitzen; welches aber nicht allemahl sicher       ist und nur bey starcken und kalten Complexionen gut thut. Sicherer ist es/ daß man das Oleum       Piperis oder destillirte Oehl darvon gegen den allzugrossen Frost des Fiebers in die       Hertz-Grube oder Rück-Grad reibe. In den Apothecken hat man die Species von dem Pfeffer /       diatrion Pipereon genandt/ welche zu denen Haupt- und Magen-Morsellen/ Magen-Pulvern /       Tresenet und dergleichen kommen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Ob aber aus besagtem schwartzen Pfeffer der so genandte weisse Pfeffer oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">PIPER ALBUM</hi> </p>
        <p>allein durch künstliche Beitzung und Einweiung geschälet und verfertiget werde? oder ob       derselbe auch natürlich also wachse? davon sind die Natur-Kündiger und Materialisten noch nicht       einerley Meynung. Viele halten es mit der ersten Meynung/ indem nicht allein Erasmus Francisci       in seinem Ost-Indianischen Lust-Garten pag. 399. sondern auch die Englische Societät in Londen       in ihren Actis Vol. 1. pag. 879. wie auch der Scribent des Horti Malabarici Tom. 7. Tab. 12.       pag. 23. versichert/ daß der weisse Pfeffer von dem schwartzen herrühre/ welchen Ettmüllerus,       Charas, Marxius, Schurzius und andere auch beypflichten/ so gar/ daß bemeldter Charas die       alte Vorfahren und andere/ so da glauben/ das der weisse Pfeffer also wachse/ in seiner       Histori der Theriacs-Ingredientien pag. 146. mit verschiedenen Gründen zu widerlegen suchet.       Andere hergegen/ als Gerard, Parkinsonius und andere so sich auff die Erkändnus der frembden       Kräuter absonderlich geleget/ unterstützen das Gegentheil und beschreiben eine besondere Winde      / welche den weiß-grauen Pfeffer trage/ und in dem Kupffer-Blat oben von Pometo unter Augen       gestellet wird; welches auch weder der berümbte und hierinnen sehr erfahrne. Doct. Hermanni in       seinen Mss. Noch auch Dale in seiner Pharmacologia pag. 446. gäntzlich zu verneinen sich       getrauet haben/ anbey aber dieses versicherende/ daß kein natürlicher weisser Pfeffer aus       Indien in Europam komme/ son-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0344] dere verkauffet wird. Noch klärlicher aber wird der Pfeffer/ nach Unterscheid der Länder/ woher er kommet/ von dem Frantzöischen Materialisten Mons. Pomet in seiner Historie Generale des Drogues Part. I. Lib. 7. pag. 139. also sortiret / daß der erste und schöneste der Malabarische: der zweyte von Jamby und der dritte von Bilipatham herrühre: welcher letztere/ ob er schon gantz dürr/ mager und klein-körnericht ist / von den Türcken doch am höchsten aestimiret/ und weilen er nicht zu hitzig/ am meisten gesuchet wird; weswegen dessen von den Holländern sehr wenig heraus gebracht wird/ so die Türcken gern bey ihrem Wahn und Glauben lassen/ und hergegen mehr nach dem grob- und schwerkörnerichten Pfeffer trachten/ welchen sie von den Wilden gemeiniglich gegen andere Waaren/ als Quecksilber/ Zinnober/ Opium und dergleichen außtauschen; weswegen sie auch dieses Gewürtz viel wohlfeiler/ als die Engeländer/ geben können/ weilen diese baar Geld geben/ da die Holländer an ihren eigenen Waaren hergegen offt Cento pro Cento gewinnen können / welche ihn in grosser Menge heraus führen/ und fast an statt des Ballast in den Schiffen gebrauchen/ wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 114. schreibet. §. 4. Die Prob des Pfeffers betreffend/ so muß solcher fein grob an Körnern/ schwer in der Hand / braunlicht/ glatt und nicht zu runtzelicht seyn/ auch viel weisse Körner in sich halten / welche sich/ wie die andere all/ nicht leicht zerreiben lassen/ sondern gantz bleiben. Man muß auch zu sehen/ daß die gröste und beste Pfeffer-Körner nicht heraus gesuchet und außgelesen seyn/ aus welchen einige vortheilhaffte Materialisten und Apothecker den weissen Pfeffer machen; welches darmit zuentdecken/ daß man die Körner in Wasser werffe und in obacht nehme/ ob sie zu Grund gehen oder oben schwimmen: Sintemahl derjenige/ welcher schon in warmen Wasser gewesen und also der weisse darvon gemacht worden/ nur oben schwimmet auch sich leichtlich in der Hand zerreiben lässet. Wo aber viel Staub unter ist/ hält man nicht vor Kauff-Manns-Gut. Weilen auch die gemeine Würtz-Krämer und Schachtel-Träger den Pfeffer meistens gemahlen und gestosen herumb tragen/ zuvor aber mit denen so genandten Paradieß-Körnern vermischen/ oder wohl gar geröst Brod oder andere Sachen darunter thun/ so muß ein kluger Hauß-Vatter ihnen nicht so schlechter dings trauen/ sondern den Pfeffer/ wie auch andere Gewürtze/ lieber gantz/ als zerstosen kauffen. §. 5. Die Krafft und Tugendt des Pfeffers bestehet in einem sehr erwärmenden/ zertheilenden und außtruckenden flüchtigen Saltz und feurigem Oehl/ wormit es den erkalteten Magen erwärmen und allen Schleim darin verzehren kan; weswegen man den Pfeffer nicht allein zu allen kalten und zähen Speissen thut/ sondern auch in der Artzney fleissig gebraucht/ indem einige Körner nur gröblich zerbissen und also gantz verschlungen den schwachen Magen stärcken/ guten Appetit machen und die Winde auch zertheilen könne. Die gemeine Leut brauchen ihn fleissig gegen das Fieber/ indem sie sieben/ biß zehen Körner gröblich zerstosen in einem Löffel voll Branden-Wein vor dem Anstoß einnehmen und darauff schwitzen; welches aber nicht allemahl sicher ist und nur bey starcken und kalten Complexionen gut thut. Sicherer ist es/ daß man das Oleum Piperis oder destillirte Oehl darvon gegen den allzugrossen Frost des Fiebers in die Hertz-Grube oder Rück-Grad reibe. In den Apothecken hat man die Species von dem Pfeffer / diatrion Pipereon genandt/ welche zu denen Haupt- und Magen-Morsellen/ Magen-Pulvern / Tresenet und dergleichen kommen. §. 6. Ob aber aus besagtem schwartzen Pfeffer der so genandte weisse Pfeffer oder PIPER ALBUM allein durch künstliche Beitzung und Einweiung geschälet und verfertiget werde? oder ob derselbe auch natürlich also wachse? davon sind die Natur-Kündiger und Materialisten noch nicht einerley Meynung. Viele halten es mit der ersten Meynung/ indem nicht allein Erasmus Francisci in seinem Ost-Indianischen Lust-Garten pag. 399. sondern auch die Englische Societät in Londen in ihren Actis Vol. 1. pag. 879. wie auch der Scribent des Horti Malabarici Tom. 7. Tab. 12. pag. 23. versichert/ daß der weisse Pfeffer von dem schwartzen herrühre/ welchen Ettmüllerus, Charas, Marxius, Schurzius und andere auch beypflichten/ so gar/ daß bemeldter Charas die alte Vorfahren und andere/ so da glauben/ das der weisse Pfeffer also wachse/ in seiner Histori der Theriacs-Ingredientien pag. 146. mit verschiedenen Gründen zu widerlegen suchet. Andere hergegen/ als Gerard, Parkinsonius und andere so sich auff die Erkändnus der frembden Kräuter absonderlich geleget/ unterstützen das Gegentheil und beschreiben eine besondere Winde / welche den weiß-grauen Pfeffer trage/ und in dem Kupffer-Blat oben von Pometo unter Augen gestellet wird; welches auch weder der berümbte und hierinnen sehr erfahrne. Doct. Hermanni in seinen Mss. Noch auch Dale in seiner Pharmacologia pag. 446. gäntzlich zu verneinen sich getrauet haben/ anbey aber dieses versicherende/ daß kein natürlicher weisser Pfeffer aus Indien in Europam komme/ son-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/344
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/344>, abgerufen am 24.04.2024.