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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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kan/ dergleichen an keinen Bohnen zu finden ist.

§. 3.

Die beste sind/ welche schön groß/ frisch und wohl außgewachsen scheinen/ auch inwendig einen schönen weissen Kern/ wie eine Mandel haben. Die kleine/ eingeschrumbte und verruntzelte taugen nichts.

§. 4.

Was die Kräfften und Qualitäten dieser Früchten anbelanget/ so sind sie einer sehr erhitzenden und gleichsam brennenden Natur/ so gar/ daß die frische und noch grüne Anacardien vor gifftig gehalten werden. Die gedörrete aber sind so scharff und ätzend nicht mehr/ und weilen sie ein sehr flüchtiges Saltz und Oehl in sich haben/ ermundern sie die Lebens-Geister und dienen gegen viele Haupt-Kranckheiten der Alten/ nemblich den Schlag/ Lahmigkeit der Glieder/ schwaches Gedächtnus und dergleichen/ worgegen unsere Vorfahren die bekandte CONFECTIONEM ANACAR[unleserliches Material] DINAM offters verschrieben/ welche heut zu Tag/ wegen der vielen und scharffen Gewürtzen/ so darzu kommen/ zu hitzig und derowegen nicht sonderlich gebräuchlich ist. Den Safft/ welcher zwischen beyden Schalen lieget/ sollen die Indianer den Cattun zu färben brauchen/ welcher so hinein dringet/ daß er sich gantz und gar nicht wieder außwaschen lässet. So hat mich auch Herr D. Kempffer, als er vor einigen Jahren aus Ost-Indien gekommen / versichern wollen/ daß die Schnesen und Japonenser ihren schönen Firnus daraus machten/ nicht aber/ wie andere vorgeben/ aus dem Gummi Laccae. In Malavar brauchen sie solchen zum ätzen / und wann man nur ein Tröpfflein davon in einen holen Zahn fallen lässet/ soll es denselben zermalmen und außfallen machen/ wie Wormius in Mus. pag. 182. berichtet. Christophorus a Costa meldet/ daß etliche der Indianer die Frucht forn an die Messer - Spitze zu stecken und an ein brennendes Licht zu halten pflegen/ darauff der Safft so wunderlich soll blatzen und krachen / auch seltzame Feuer - Funcken/ von unterschiedenen Farben/ von sich werffen/ daß es wie ein Blitz anzusehen wäre: worbey sie die Einfältigen bereden sollen/ ob erschienen ihnen darinnen die Geister und offenbahrten ihnen viele Heimlichkeiten. Letzlich hat man in den Apothecken auch das so genandte MEL ANACARDINUM oder Anacardien - Honig/ welcher nichts anderst/ als der obgemeldte Safft ist/ so mit Wasser daraus gekochet und gebracht wird: ist vor diesem gleicher Weiß in obbemeldten Haupt - Kranckheiten gebrauchet worden: Heut zu Tag aber wird er/ wie auch das OLEUM ANACARDII langsam verschrieben/ wovon beyderseits Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 512. kan gelesen werden.

§. 5.

Die Occidentalische Anacardien werden von den Indianern

CAJOUS

und ACAJOU, von den Holländer aber CASUBEN oder KAETTSHU (wie Georg Meister schreibet) genennet/ und bestehen aus länglichten Sorten und aus Asch-farbichten Körnern/ so groß wie eine Welsche - Bohn und wie ein Nieren anzusehen: haben/ wie die vorige/ zwey Schalen und zwischen denselben ein röthlichtes/ beissend- und ätzendes Oehl/ inwendig aber einen schönen und Schneeweissen Kern/ wie süsse Mandeln schmäckend: kommen aus Brasilien und andern Americanischen Orten/ wiewohlen sie auch in Ost - Indien zu finden/ und von Georg Meistern im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 95. beschrieben/ und schön abgerissen sind.

§. 6.

Der Baum/ woran diese Körner wachsen/ ist etwa sechs Schu hoch/ aber sehr breit und schatticht: hat ein sehr hartes Holtz/ gelb-grüne Blätter und kleine Rosen-farbichte Blümelein / wie Träublein zusammen gesetzet. Nach diesen trägt er eine roth - gelbe Frucht/ wie eine Pomerantze oder Abricot, worauff oben diese Körner oder Cajous sitzen/ wie in obgesetzter Figur zu sehen/ dergleichen auch im Horto Malabarico Tom. 3. zu finden/ allwo dieser Baum Kapamara genennet wird.

§. 7.

Es müssen aber diese Cajous dick/ vollkommen/ frisch und außwendig wie Oliven anzusehen seyn. Wann die inwendige Mandel - Kerne schön weiß außsehen/ so ist es ein Zeichen/ daß sie recht zeitig und gut seyen.

§. 8.

Den Nutzen und Gebrauch dieser Früchten anbelangendt/ so sollen die Americaner die gelbe Frucht selbsten von einander schneiden und mit Zucker/ wie wir die Citronen/ geniessen: und weilen solche sehr guten Geschmacks sind/ refraichiren und das Hertz stärcken/ so sollen die Brasilianer wegen dieses Baums offt Kriege führen/ wie solches Wormius pag. 192. Mus. aus den Indianischen Scribenten anführet. Die harte Kerne oder Cajous, so oben sitzen/ werden gebraten und sollen wie Castanien schmäcken. Man schreibet ihnen ein Magenstärckende Qualität zu/ und sollen den Eckel und das Brechen desselben stillen/ wie Rajus in Hist. Plantar. pag. 1649. meldet. Derjenige Safft oder Oehl hergegen/ welches zwischen beyden

kan/ dergleichen an keinen Bohnen zu finden ist.

§. 3.

Die beste sind/ welche schön groß/ frisch und wohl außgewachsen scheinen/ auch inwendig einen schönen weissen Kern/ wie eine Mandel haben. Die kleine/ eingeschrumbte und verruntzelte taugen nichts.

§. 4.

Was die Kräfften und Qualitäten dieser Früchten anbelanget/ so sind sie einer sehr erhitzenden und gleichsam brennenden Natur/ so gar/ daß die frische und noch grüne Anacardien vor gifftig gehalten werden. Die gedörrete aber sind so scharff und ätzend nicht mehr/ und weilen sie ein sehr flüchtiges Saltz und Oehl in sich haben/ ermundern sie die Lebens-Geister und dienen gegen viele Haupt-Kranckheiten der Alten/ nemblich den Schlag/ Lahmigkeit der Glieder/ schwaches Gedächtnus und dergleichen/ worgegen unsere Vorfahren die bekandte CONFECTIONEM ANACAR[unleserliches Material] DINAM offters verschrieben/ welche heut zu Tag/ wegen der vielen und scharffen Gewürtzen/ so darzu kommen/ zu hitzig und derowegen nicht sonderlich gebräuchlich ist. Den Safft/ welcher zwischen beyden Schalen lieget/ sollen die Indianer den Cattun zu färben brauchen/ welcher so hinein dringet/ daß er sich gantz und gar nicht wieder außwaschen lässet. So hat mich auch Herr D. Kempffer, als er vor einigen Jahren aus Ost-Indien gekommen / versichern wollen/ daß die Schnesen und Japonenser ihren schönen Firnus daraus machten/ nicht aber/ wie andere vorgeben/ aus dem Gummi Laccae. In Malavar brauchen sie solchen zum ätzen / und wann man nur ein Tröpfflein davon in einen holen Zahn fallen lässet/ soll es denselben zermalmen und außfallen machen/ wie Wormius in Mus. pag. 182. berichtet. Christophorus à Costa meldet/ daß etliche der Indianer die Frucht forn an die Messer - Spitze zu stecken und an ein brennendes Licht zu halten pflegen/ darauff der Safft so wunderlich soll blatzen und krachen / auch seltzame Feuer - Funcken/ von unterschiedenen Farben/ von sich werffen/ daß es wie ein Blitz anzusehen wäre: worbey sie die Einfältigen bereden sollen/ ob erschienen ihnen darinnen die Geister und offenbahrten ihnen viele Heimlichkeiten. Letzlich hat man in den Apothecken auch das so genandte MEL ANACARDINUM oder Anacardien - Honig/ welcher nichts anderst/ als der obgemeldte Safft ist/ so mit Wasser daraus gekochet und gebracht wird: ist vor diesem gleicher Weiß in obbemeldten Haupt - Kranckheiten gebrauchet worden: Heut zu Tag aber wird er/ wie auch das OLEUM ANACARDII langsam verschrieben/ wovon beyderseits Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 512. kan gelesen werden.

§. 5.

Die Occidentalische Anacardien werden von den Indianern

CAJOUS

und ACAJOU, von den Holländer aber CASUBEN oder KAETTSHU (wie Georg Meister schreibet) genennet/ und bestehen aus länglichten Sorten und aus Asch-farbichten Körnern/ so groß wie eine Welsche - Bohn und wie ein Nieren anzusehen: haben/ wie die vorige/ zwey Schalen und zwischen denselben ein röthlichtes/ beissend- und ätzendes Oehl/ inwendig aber einen schönen und Schneeweissen Kern/ wie süsse Mandeln schmäckend: kommen aus Brasilien und andern Americanischen Orten/ wiewohlen sie auch in Ost - Indien zu finden/ und von Georg Meistern im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 95. beschrieben/ und schön abgerissen sind.

§. 6.

Der Baum/ woran diese Körner wachsen/ ist etwa sechs Schu hoch/ aber sehr breit und schatticht: hat ein sehr hartes Holtz/ gelb-grüne Blätter und kleine Rosen-farbichte Blümelein / wie Träublein zusammen gesetzet. Nach diesen trägt er eine roth - gelbe Frucht/ wie eine Pomerantze oder Abricot, worauff oben diese Körner oder Cajous sitzen/ wie in obgesetzter Figur zu sehen/ dergleichen auch im Horto Malabarico Tom. 3. zu finden/ allwo dieser Baum Kapamara genennet wird.

§. 7.

Es müssen aber diese Cajous dick/ vollkommen/ frisch und außwendig wie Oliven anzusehen seyn. Wann die inwendige Mandel - Kerne schön weiß außsehen/ so ist es ein Zeichen/ daß sie recht zeitig und gut seyen.

§. 8.

Den Nutzen und Gebrauch dieser Früchten anbelangendt/ so sollen die Americaner die gelbe Frucht selbsten von einander schneiden und mit Zucker/ wie wir die Citronen/ geniessen: und weilen solche sehr guten Geschmacks sind/ refraichiren und das Hertz stärcken/ so sollen die Brasilianer wegen dieses Baums offt Kriege führen/ wie solches Wormius pag. 192. Mus. aus den Indianischen Scribenten anführet. Die harte Kerne oder Cajous, so oben sitzen/ werden gebraten und sollen wie Castanien schmäcken. Man schreibet ihnen ein Magenstärckende Qualität zu/ und sollen den Eckel und das Brechen desselben stillen/ wie Rajus in Hist. Plantar. pag. 1649. meldet. Derjenige Safft oder Oehl hergegen/ welches zwischen beyden

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[302/0348] kan/ dergleichen an keinen Bohnen zu finden ist. §. 3. Die beste sind/ welche schön groß/ frisch und wohl außgewachsen scheinen/ auch inwendig einen schönen weissen Kern/ wie eine Mandel haben. Die kleine/ eingeschrumbte und verruntzelte taugen nichts. §. 4. Was die Kräfften und Qualitäten dieser Früchten anbelanget/ so sind sie einer sehr erhitzenden und gleichsam brennenden Natur/ so gar/ daß die frische und noch grüne Anacardien vor gifftig gehalten werden. Die gedörrete aber sind so scharff und ätzend nicht mehr/ und weilen sie ein sehr flüchtiges Saltz und Oehl in sich haben/ ermundern sie die Lebens-Geister und dienen gegen viele Haupt-Kranckheiten der Alten/ nemblich den Schlag/ Lahmigkeit der Glieder/ schwaches Gedächtnus und dergleichen/ worgegen unsere Vorfahren die bekandte CONFECTIONEM ANACAR_ DINAM offters verschrieben/ welche heut zu Tag/ wegen der vielen und scharffen Gewürtzen/ so darzu kommen/ zu hitzig und derowegen nicht sonderlich gebräuchlich ist. Den Safft/ welcher zwischen beyden Schalen lieget/ sollen die Indianer den Cattun zu färben brauchen/ welcher so hinein dringet/ daß er sich gantz und gar nicht wieder außwaschen lässet. So hat mich auch Herr D. Kempffer, als er vor einigen Jahren aus Ost-Indien gekommen / versichern wollen/ daß die Schnesen und Japonenser ihren schönen Firnus daraus machten/ nicht aber/ wie andere vorgeben/ aus dem Gummi Laccae. In Malavar brauchen sie solchen zum ätzen / und wann man nur ein Tröpfflein davon in einen holen Zahn fallen lässet/ soll es denselben zermalmen und außfallen machen/ wie Wormius in Mus. pag. 182. berichtet. Christophorus à Costa meldet/ daß etliche der Indianer die Frucht forn an die Messer - Spitze zu stecken und an ein brennendes Licht zu halten pflegen/ darauff der Safft so wunderlich soll blatzen und krachen / auch seltzame Feuer - Funcken/ von unterschiedenen Farben/ von sich werffen/ daß es wie ein Blitz anzusehen wäre: worbey sie die Einfältigen bereden sollen/ ob erschienen ihnen darinnen die Geister und offenbahrten ihnen viele Heimlichkeiten. Letzlich hat man in den Apothecken auch das so genandte MEL ANACARDINUM oder Anacardien - Honig/ welcher nichts anderst/ als der obgemeldte Safft ist/ so mit Wasser daraus gekochet und gebracht wird: ist vor diesem gleicher Weiß in obbemeldten Haupt - Kranckheiten gebrauchet worden: Heut zu Tag aber wird er/ wie auch das OLEUM ANACARDII langsam verschrieben/ wovon beyderseits Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 512. kan gelesen werden. §. 5. Die Occidentalische Anacardien werden von den Indianern CAJOUS und ACAJOU, von den Holländer aber CASUBEN oder KAETTSHU (wie Georg Meister schreibet) genennet/ und bestehen aus länglichten Sorten und aus Asch-farbichten Körnern/ so groß wie eine Welsche - Bohn und wie ein Nieren anzusehen: haben/ wie die vorige/ zwey Schalen und zwischen denselben ein röthlichtes/ beissend- und ätzendes Oehl/ inwendig aber einen schönen und Schneeweissen Kern/ wie süsse Mandeln schmäckend: kommen aus Brasilien und andern Americanischen Orten/ wiewohlen sie auch in Ost - Indien zu finden/ und von Georg Meistern im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 95. beschrieben/ und schön abgerissen sind. §. 6. Der Baum/ woran diese Körner wachsen/ ist etwa sechs Schu hoch/ aber sehr breit und schatticht: hat ein sehr hartes Holtz/ gelb-grüne Blätter und kleine Rosen-farbichte Blümelein / wie Träublein zusammen gesetzet. Nach diesen trägt er eine roth - gelbe Frucht/ wie eine Pomerantze oder Abricot, worauff oben diese Körner oder Cajous sitzen/ wie in obgesetzter Figur zu sehen/ dergleichen auch im Horto Malabarico Tom. 3. zu finden/ allwo dieser Baum Kapamara genennet wird. §. 7. Es müssen aber diese Cajous dick/ vollkommen/ frisch und außwendig wie Oliven anzusehen seyn. Wann die inwendige Mandel - Kerne schön weiß außsehen/ so ist es ein Zeichen/ daß sie recht zeitig und gut seyen. §. 8. Den Nutzen und Gebrauch dieser Früchten anbelangendt/ so sollen die Americaner die gelbe Frucht selbsten von einander schneiden und mit Zucker/ wie wir die Citronen/ geniessen: und weilen solche sehr guten Geschmacks sind/ refraichiren und das Hertz stärcken/ so sollen die Brasilianer wegen dieses Baums offt Kriege führen/ wie solches Wormius pag. 192. Mus. aus den Indianischen Scribenten anführet. Die harte Kerne oder Cajous, so oben sitzen/ werden gebraten und sollen wie Castanien schmäcken. Man schreibet ihnen ein Magenstärckende Qualität zu/ und sollen den Eckel und das Brechen desselben stillen/ wie Rajus in Hist. Plantar. pag. 1649. meldet. Derjenige Safft oder Oehl hergegen/ welches zwischen beyden

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/348>, abgerufen am 23.04.2024.