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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden.

§. 3.

Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet. Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist. Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag / daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur / welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten / klärlicher zu sehen ist.

§. 4.

Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649 Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist.

§. 5.

Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben / davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicenna gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat.

§. 6.

Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich sind.

§. 7.

Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden / wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D. Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon sehr umbständlich handelt.

fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden.

§. 3.

Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet. Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist. Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag / daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur / welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten / klärlicher zu sehen ist.

§. 4.

Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649 Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist.

§. 5.

Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben / davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicennâ gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat.

§. 6.

Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich sind.

§. 7.

Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden / wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D. Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon sehr umbständlich handelt.

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        <p>Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als       Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön       poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in       seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu       Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich       sind.</p>
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[325/0371] fettes und wohlgedungtes Erdreich eingeleget werden. §. 3. Ob aber dieses auch in Europa angehe? hat man vor einigen Jahren in dem neu-angerichteten Medicinischen Garten zu Ambsterdam mit gutem Success probiret/ wie Hr. Dumbsdorff/ ein basiger Teutscher Apothecker/ an den jüngern Herrn D. Volckamer nach Nürnberg berichtet. Solches gienge also zu: sie legten eine grosse Cocos-Nuß im Herbst also in die Erde/ daß das öberste grosse Aug oben lage: worauf aus einem der kleineren Augen/ welche unten lagen/ ein Stämlein entsprossen/ welches in zwey Jahren fünff Viertel einer Ehlen hoch gewachsen ist. Hierum kamen die Blätter hervor/ welche drey Vierthel von einer Ehlen lang waren: Und wann solche abfielen/ entstunden davon einige Striemen wie Knöpffe/ welches die Ursach seyn mag / daß der Stamm solche Reifflein und Gelencke hat/ wie alles aus der oben gesetzten Figur / welche in denen Miscellan. German. Cur. Dec. 2. Ann. 7. Obs. 250. pag. 467. enthalten / klärlicher zu sehen ist. §. 4. Der Unterscheid dieser Früchten wird entweder von ihrer Grösse oder eusserlichen Figur genommen. Der Grösse nach sind einige groß/ wie die gemeine: Einige kleiner/ welche auff besonderen Bäumen wachsen und von Tabernaemontano im dritten Buch von den Kräutern pag. 649 Nuculae Indicae oder Indianische Nüsselein genennet werden/ obwohlen sie an sich selbsten so klein nicht sind. Der Figur nach sind die meisten oval-rund; doch findet man zu weilen auch länglichte/ wie alles aus dem obigen Kupffer-Stück zu sehen ist. §. 5. Was den Nutzen und Gebrauch der Cocos-Nüsse anlanget/ so haben dieselbige nicht weniger als der gantze Baum einen überaus grossen Nutzen/ indem sie nicht allein eine gute Nahrung geben / davon sich etliche hundert Million Seelen ernehren und die Schwind-Süchtige sich erhalten sollen: sondern auch den natürlichen Saamen vermehren/ auch ihrer Fett- und Oehligkeit halben dem Stein-Schmertzen wehren können. Weßwegen dann auch aus dem Kern ein zweyfaches Oehl von den Indianern gepresset wird/ eines aus den frischen/ welches gelind laxieret und den harten Leib erweichet: das andere aus den dürren oder etwas gerösteten Kernen/ welches sie nicht allein zu den Lampen brauchen/ sondern es dienet dasselbe auch den Contracten Gliedern und Glieder-Schmertzen/ wie Wormius in Mus. pag. 209. davon meldet. So sollen sie auch aus der obersten Rinde einen dergleichen öhlichten Liquorem pressen/ welcher zu eben dergleichen Nerven-Kranckheiten dienlich ist/ auch die Würme im Leib tödten soll/ wie Tabernaemontanus pag. 649. seines Kräuter-Buchs aus dem Avicennâ gedencket. Man kan auch aus diesen Kernen/ so man sie mit Wasser zerstöset/ eine Emulsion, gleich der Mandel-Milch/ machen/ worinnen die Indianer den Reiß und andere Speisse kochen und delicater machen. Nicht weniger ist das süse Wässerlein in den Kernen sehr nützlich/ indem es nicht allein einen angenehmen Tränck abgibt und sich lang halten lässet/ sondern auch ein vortrefflicher Spiritus und Aquavit davon kan destilliret werden/ welcher des berümbten D. Hermanni Liquor balsamicus ist/ worinnen er allerhand rare Gewächse und Ungezieffer conserviret und zu seiner Zeit zu Leyden in seinem Museo Ceylanico sehen liese/ wie mir solches Herr Doct. Kempffer, so ihm denselben bey seiner Retour aus Ost-Indien mitbrachte/ entdecket hat. §. 6. Aus der harten und holtzichten Schale dieser Nüß machte man allerhand Galanterien/ als Trinck-Geschirr/ Löffel/ Dosen und dergleichen/ absonderlich wann sie eusserlich schön poliret werden; worzu diese Nüsse bey denen Materialisten sehr gesuchet werden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 214. bezeuget. Was davon abgehet/ kan man entweder zu Dinten-Pulver brauchen/ oder zu Kohlen verbrennen/ welche den Gold-Schmieden sehr dienlich sind. §. 7. Ingleichen dienet die eussere bastichte Rinde den Indianern zu den Schiff-Seiler/ welche bey die funfftzig Claffter lang/ fast eines halben Manns-dick sind und nicht so leicht in dem Wasser verfaulen; weßwegen sie auch die Ritze und Löcher an den Schiffen damit außstopffen: Und weilen auch das Holtz von dem Stamme zu dem Schiff- und andern Bau sehr dienlich ist/ auch die Indianer mit den Aesten und Blättern ihre Hütten und Schiffe decken/ Marten-Körbe und andere Sachen davon machen/ so ist fast kein nützlicher Baum/ als dieser/ in der Welt zu finden / wie obbelobter Wormius in seinem schönen Museo pag. 209. wohl raisoniret/ auch oben angeführter Georg Meister (so viele Jahr in Ost-Indien bey dem Justitz-Rath und Medico D. Cleyern, als ein Gärtner/ gedienet hat) solches loc. cit. pag. 49. bestättiget/ welcher davon sehr umbständlich handelt.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/371>, abgerufen am 19.04.2024.